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Ludwig, Otto: Zwischen Himmel und Erde. Frankfurt (Main), 1856.

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nehmigt. So war es bestimmt: er blieb. Er durfte
für die geliebte Heimath schaffen und anwenden, was
er in der Fremde gelernt. Wer den ganzen Apollonius
Nettenmair mit einem Blicke überschauen wollte, mußte
jetzt in sein Stübchen hereinseh'n. Das Hauptziel
aller seiner Wünsche war erreicht. Er war voll Freude.
Aber er sprang nicht auf, rannte nicht in der Stube
umher, er ließ nichts fallen, er verlegte nichts, er
suchte nicht im Koffer oder auf dem Stuhle, was er
in den Händen hielt. Die Freude verwirrte ihn nicht,
sie machte ihn klarer, ja, sie machte ihn eigensinniger.
Er übersah darum kein Federchen, nicht ein Stäubchen
auf den Kleidern, die er auspackte; er strich nicht ein¬
mal weniger, als er gewohnt war, darüber hin; nur
an der Art, wie er das that, sah man, was in ihm
vorging. Es war zugleich ein Liebkosen der Dinge.
Die Freude über ein neugewonnenes Gut verdunkelte
ihm keinen Augenblick lang, was er schon besaß. Alles
war ihm noch einmal geschenkt, und das Verhältniß
zu jedem seiner Besitzstücke zeigte das Gepräge einer
liebenden und doch rücksichtsvollen Achtung. Wenn er
an das Lob des Bauherrn dachte, war seine Freude
darüber im einsamen Stübchen mit demselben bescheiden
abweisenden Erröthen gepaart, womit er es in Ge¬
genwart von Andern aufgenommen. Für ihn gab es
kein Allein und kein vor den Leuten.

nehmigt. So war es beſtimmt: er blieb. Er durfte
für die geliebte Heimath ſchaffen und anwenden, was
er in der Fremde gelernt. Wer den ganzen Apollonius
Nettenmair mit einem Blicke überſchauen wollte, mußte
jetzt in ſein Stübchen hereinſeh'n. Das Hauptziel
aller ſeiner Wünſche war erreicht. Er war voll Freude.
Aber er ſprang nicht auf, rannte nicht in der Stube
umher, er ließ nichts fallen, er verlegte nichts, er
ſuchte nicht im Koffer oder auf dem Stuhle, was er
in den Händen hielt. Die Freude verwirrte ihn nicht,
ſie machte ihn klarer, ja, ſie machte ihn eigenſinniger.
Er überſah darum kein Federchen, nicht ein Stäubchen
auf den Kleidern, die er auspackte; er ſtrich nicht ein¬
mal weniger, als er gewohnt war, darüber hin; nur
an der Art, wie er das that, ſah man, was in ihm
vorging. Es war zugleich ein Liebkoſen der Dinge.
Die Freude über ein neugewonnenes Gut verdunkelte
ihm keinen Augenblick lang, was er ſchon beſaß. Alles
war ihm noch einmal geſchenkt, und das Verhältniß
zu jedem ſeiner Beſitzſtücke zeigte das Gepräge einer
liebenden und doch rückſichtsvollen Achtung. Wenn er
an das Lob des Bauherrn dachte, war ſeine Freude
darüber im einſamen Stübchen mit demſelben beſcheiden
abweiſenden Erröthen gepaart, womit er es in Ge¬
genwart von Andern aufgenommen. Für ihn gab es
kein Allein und kein vor den Leuten.

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[66/0075] nehmigt. So war es beſtimmt: er blieb. Er durfte für die geliebte Heimath ſchaffen und anwenden, was er in der Fremde gelernt. Wer den ganzen Apollonius Nettenmair mit einem Blicke überſchauen wollte, mußte jetzt in ſein Stübchen hereinſeh'n. Das Hauptziel aller ſeiner Wünſche war erreicht. Er war voll Freude. Aber er ſprang nicht auf, rannte nicht in der Stube umher, er ließ nichts fallen, er verlegte nichts, er ſuchte nicht im Koffer oder auf dem Stuhle, was er in den Händen hielt. Die Freude verwirrte ihn nicht, ſie machte ihn klarer, ja, ſie machte ihn eigenſinniger. Er überſah darum kein Federchen, nicht ein Stäubchen auf den Kleidern, die er auspackte; er ſtrich nicht ein¬ mal weniger, als er gewohnt war, darüber hin; nur an der Art, wie er das that, ſah man, was in ihm vorging. Es war zugleich ein Liebkoſen der Dinge. Die Freude über ein neugewonnenes Gut verdunkelte ihm keinen Augenblick lang, was er ſchon beſaß. Alles war ihm noch einmal geſchenkt, und das Verhältniß zu jedem ſeiner Beſitzſtücke zeigte das Gepräge einer liebenden und doch rückſichtsvollen Achtung. Wenn er an das Lob des Bauherrn dachte, war ſeine Freude darüber im einſamen Stübchen mit demſelben beſcheiden abweiſenden Erröthen gepaart, womit er es in Ge¬ genwart von Andern aufgenommen. Für ihn gab es kein Allein und kein vor den Leuten.

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Zitationshilfe: Ludwig, Otto: Zwischen Himmel und Erde. Frankfurt (Main), 1856, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_himmel_1856/75>, abgerufen am 25.11.2024.