nach dem Verhältniß Apollonius zu der Tochter des Vetters und lachte dann wieder über den Bruder Spa߬ vogel, in dem man den alten Träumer gar nicht wieder¬ erkenne.
Nach Tisch kamen die Kinder wieder herein und mit ihnen mehr Leben und Gemüthlichkeit. Während Apol¬ lonius vor den alten Verhältnissen noch als vor neuen und fremden stand, hatte das neue zu den Kleinen schon die ganze Vertraulichkeit eines alten gewonnen. Den ganzen Nachmittag beschäftigte den Bruder und, wie es schien, auch die Schwägerin nur der Ball. Der Bruder vergaß immer mehr, was ihm unbehaglich sein mochte, über dem Eindruck, den er als Hauptperson bei dem Feste auf den Ankömmling machen würde, und benutzte die Zeit bis zum Beginne desselben, ihm durch Erzählungen und hingeworfene Winke von Ehre und Aufmerksamkeit, die ihm bei solchen Gelegenheiten von den angesehensten Bürgern erwiesen werde, einen Vor¬ geschmack zu geben. Er wurde zusehends heiterer und schritt immer stolzer in der Stube hin und her. Das Knarren seiner wohlgewichsten Stiefeln sagte einstwei¬ len, eh's die Ballgäste thaten: Ei, da ist er ja! da ist er ja! und wenn er dazwischen mit beiden Händen in den Hosentaschen mit Geld klapperte, klang's aus allen Saalecken: Nun wird's famos! Nun wird's famos! Und dahin zwischen den Bewillkommnenden -- aber schon ging er nicht mehr, er schwebte, er schwamm auf
nach dem Verhältniß Apollonius zu der Tochter des Vetters und lachte dann wieder über den Bruder Spa߬ vogel, in dem man den alten Träumer gar nicht wieder¬ erkenne.
Nach Tiſch kamen die Kinder wieder herein und mit ihnen mehr Leben und Gemüthlichkeit. Während Apol¬ lonius vor den alten Verhältniſſen noch als vor neuen und fremden ſtand, hatte das neue zu den Kleinen ſchon die ganze Vertraulichkeit eines alten gewonnen. Den ganzen Nachmittag beſchäftigte den Bruder und, wie es ſchien, auch die Schwägerin nur der Ball. Der Bruder vergaß immer mehr, was ihm unbehaglich ſein mochte, über dem Eindruck, den er als Hauptperſon bei dem Feſte auf den Ankömmling machen würde, und benutzte die Zeit bis zum Beginne desſelben, ihm durch Erzählungen und hingeworfene Winke von Ehre und Aufmerkſamkeit, die ihm bei ſolchen Gelegenheiten von den angeſehenſten Bürgern erwieſen werde, einen Vor¬ geſchmack zu geben. Er wurde zuſehends heiterer und ſchritt immer ſtolzer in der Stube hin und her. Das Knarren ſeiner wohlgewichſten Stiefeln ſagte einſtwei¬ len, eh's die Ballgäſte thaten: Ei, da iſt er ja! da iſt er ja! und wenn er dazwiſchen mit beiden Händen in den Hoſentaſchen mit Geld klapperte, klang's aus allen Saalecken: Nun wird's famos! Nun wird's famos! Und dahin zwiſchen den Bewillkommnenden — aber ſchon ging er nicht mehr, er ſchwebte, er ſchwamm auf
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nach dem Verhältniß Apollonius zu der Tochter des
Vetters und lachte dann wieder über den Bruder Spa߬
vogel, in dem man den alten Träumer gar nicht wieder¬
erkenne.
Nach Tiſch kamen die Kinder wieder herein und mit
ihnen mehr Leben und Gemüthlichkeit. Während Apol¬
lonius vor den alten Verhältniſſen noch als vor neuen
und fremden ſtand, hatte das neue zu den Kleinen ſchon
die ganze Vertraulichkeit eines alten gewonnen. Den
ganzen Nachmittag beſchäftigte den Bruder und, wie
es ſchien, auch die Schwägerin nur der Ball. Der
Bruder vergaß immer mehr, was ihm unbehaglich ſein
mochte, über dem Eindruck, den er als Hauptperſon bei
dem Feſte auf den Ankömmling machen würde, und
benutzte die Zeit bis zum Beginne desſelben, ihm durch
Erzählungen und hingeworfene Winke von Ehre und
Aufmerkſamkeit, die ihm bei ſolchen Gelegenheiten von
den angeſehenſten Bürgern erwieſen werde, einen Vor¬
geſchmack zu geben. Er wurde zuſehends heiterer und
ſchritt immer ſtolzer in der Stube hin und her. Das
Knarren ſeiner wohlgewichſten Stiefeln ſagte einſtwei¬
len, eh's die Ballgäſte thaten: Ei, da iſt er ja! da iſt
er ja! und wenn er dazwiſchen mit beiden Händen in
den Hoſentaſchen mit Geld klapperte, klang's aus allen
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Und dahin zwiſchen den Bewillkommnenden — aber
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Ludwig, Otto: Zwischen Himmel und Erde. Frankfurt (Main), 1856, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_himmel_1856/61>, abgerufen am 24.11.2024.
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