Der Bruder unterbrach ihn; er lachte laut in seiner alten Weise, so daß man, sprach Appollonius auch weiter, ihn nicht mehr verstanden hätte. Schon gut! Schon gut! Noch einmal, es ist prächtig, daß du uns besuchst und vierzehn Tage wenigstens wirst du fest gehalten, magst du wollen oder nicht. Kehr' dich nicht an die, setzte er leiser hinzu und zeigte mit der Rechten durch die Thüre, die er eben mit der Linken öffnete.
Die junge Frau stand mit dem Rücken gegen die Thür an einem Schrank, in welchem sie kramte. Ver¬ legen und nicht eben freundlich wandte sie sich, und nur nach dem Manne. Noch sah der Schwager nichts als einen Theil ihrer rechten Wange und eine bren¬ nende Röthe darauf. Was man sonst an ihrem Be¬ nehmen auszusetzen fände, es zeigte sich darin eine unverkennbare Ehrlichkeit, ein Unvermögen, sich anders zu geben, als sie war. Sie stand da, als mache sie sich gefaßt, eine Beleidigung hören zu müssen. Der Ankömmling ging auf sie zu und ergriff ihre Hand, die sie ihm erst schien entziehen zu wollen und dann regunglos in der seinen liegen ließ. Er freute sich, seine werthe Schwägerin zu begrüßen. Er bat ihr ab, daß er durch sein Kommen sie erzürne, und hoffte, durch redliches Bemüh'n den unverkennbaren Widerwillen zu besiegen, den sie gegen ihn trage. In so schonende und artige Wendung er Bitte und Hoffnung kleidete, er sprach beide blos in Gedanken aus. Daß Alles so
Der Bruder unterbrach ihn; er lachte laut in ſeiner alten Weiſe, ſo daß man, ſprach Appollonius auch weiter, ihn nicht mehr verſtanden hätte. Schon gut! Schon gut! Noch einmal, es iſt prächtig, daß du uns beſuchſt und vierzehn Tage wenigſtens wirſt du feſt gehalten, magſt du wollen oder nicht. Kehr' dich nicht an die, ſetzte er leiſer hinzu und zeigte mit der Rechten durch die Thüre, die er eben mit der Linken öffnete.
Die junge Frau ſtand mit dem Rücken gegen die Thür an einem Schrank, in welchem ſie kramte. Ver¬ legen und nicht eben freundlich wandte ſie ſich, und nur nach dem Manne. Noch ſah der Schwager nichts als einen Theil ihrer rechten Wange und eine bren¬ nende Röthe darauf. Was man ſonſt an ihrem Be¬ nehmen auszuſetzen fände, es zeigte ſich darin eine unverkennbare Ehrlichkeit, ein Unvermögen, ſich anders zu geben, als ſie war. Sie ſtand da, als mache ſie ſich gefaßt, eine Beleidigung hören zu müſſen. Der Ankömmling ging auf ſie zu und ergriff ihre Hand, die ſie ihm erſt ſchien entziehen zu wollen und dann regunglos in der ſeinen liegen ließ. Er freute ſich, ſeine werthe Schwägerin zu begrüßen. Er bat ihr ab, daß er durch ſein Kommen ſie erzürne, und hoffte, durch redliches Bemüh'n den unverkennbaren Widerwillen zu beſiegen, den ſie gegen ihn trage. In ſo ſchonende und artige Wendung er Bitte und Hoffnung kleidete, er ſprach beide blos in Gedanken aus. Daß Alles ſo
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[45/0054]
Der Bruder unterbrach ihn; er lachte laut in ſeiner
alten Weiſe, ſo daß man, ſprach Appollonius auch
weiter, ihn nicht mehr verſtanden hätte. Schon gut!
Schon gut! Noch einmal, es iſt prächtig, daß du uns
beſuchſt und vierzehn Tage wenigſtens wirſt du feſt
gehalten, magſt du wollen oder nicht. Kehr' dich nicht
an die, ſetzte er leiſer hinzu und zeigte mit der Rechten
durch die Thüre, die er eben mit der Linken öffnete.
Die junge Frau ſtand mit dem Rücken gegen die
Thür an einem Schrank, in welchem ſie kramte. Ver¬
legen und nicht eben freundlich wandte ſie ſich, und
nur nach dem Manne. Noch ſah der Schwager nichts
als einen Theil ihrer rechten Wange und eine bren¬
nende Röthe darauf. Was man ſonſt an ihrem Be¬
nehmen auszuſetzen fände, es zeigte ſich darin eine
unverkennbare Ehrlichkeit, ein Unvermögen, ſich anders
zu geben, als ſie war. Sie ſtand da, als mache ſie
ſich gefaßt, eine Beleidigung hören zu müſſen. Der
Ankömmling ging auf ſie zu und ergriff ihre Hand,
die ſie ihm erſt ſchien entziehen zu wollen und dann
regunglos in der ſeinen liegen ließ. Er freute ſich,
ſeine werthe Schwägerin zu begrüßen. Er bat ihr ab,
daß er durch ſein Kommen ſie erzürne, und hoffte, durch
redliches Bemüh'n den unverkennbaren Widerwillen zu
beſiegen, den ſie gegen ihn trage. In ſo ſchonende
und artige Wendung er Bitte und Hoffnung kleidete,
er ſprach beide blos in Gedanken aus. Daß Alles ſo
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Ludwig, Otto: Zwischen Himmel und Erde. Frankfurt (Main), 1856, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_himmel_1856/54>, abgerufen am 25.11.2024.
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