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Ludwig, Otto: Zwischen Himmel und Erde. Frankfurt (Main), 1856.

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Wesen immer mehr; bald konnte der Vetter die schwie¬
rigste Arbeitsaufgabe in des Jünglings Hände legen
und dieser vollendete jede ohne die Hülfe fremden Ra¬
thes zu solcher Zufriedenheit des Vetters, daß dieser
sich gestehen mußte, er selbst würde die Sache nicht
umsichtiger begonnen, nicht energischer betrieben, nicht
schneller und glücklicher beendet haben. Bald konnte
der Jüngling sich ein Urtheil bilden über die Art, wie
sie daheim die Geschäfte geführt hatten. Mußte er sich
sagen, daß sie nicht die zweckmäßigste gewesen, ja daß
Manches, was der alte Herr angeordnet hatte, verkehrt
genannt werden mußte, dann warf er sich wohl seinen
unkindlichen Sinn bitter vor, strengte sich an, das Thun
des Vaters bei sich zu rechtfertigen und zwang sich,
war ihm das unmöglich gewesen, zu dem Gedanken,
der alte Herr habe seine guten Gründe gehabt und er
selbst sei nur zu beschränkt, um sie zu errathen.

Es kamen Briefe vom Bruder. Im ersten schrieb
dieser, er sei nun so weit über das Mädchen klar, daß
ihre Härte gegen unsern Helden von einer andern Nei¬
gung des Mädchens herrühre, deren Gegenstand zu
nennen sie nicht zu bewegen sei. Aus dem nächsten,
der kaum von dem Mädchen sprach, las Apollonius
ein Mitleid mit ihm heraus, dessen Grund er nicht zu
finden wußte. Der dritte gab diesen Grund nur zu
deutlich an. Der Bruder selbst war der Gegenstand
der verschwiegenen Neigung des Mädchens gewesen.

Weſen immer mehr; bald konnte der Vetter die ſchwie¬
rigſte Arbeitsaufgabe in des Jünglings Hände legen
und dieſer vollendete jede ohne die Hülfe fremden Ra¬
thes zu ſolcher Zufriedenheit des Vetters, daß dieſer
ſich geſtehen mußte, er ſelbſt würde die Sache nicht
umſichtiger begonnen, nicht energiſcher betrieben, nicht
ſchneller und glücklicher beendet haben. Bald konnte
der Jüngling ſich ein Urtheil bilden über die Art, wie
ſie daheim die Geſchäfte geführt hatten. Mußte er ſich
ſagen, daß ſie nicht die zweckmäßigſte geweſen, ja daß
Manches, was der alte Herr angeordnet hatte, verkehrt
genannt werden mußte, dann warf er ſich wohl ſeinen
unkindlichen Sinn bitter vor, ſtrengte ſich an, das Thun
des Vaters bei ſich zu rechtfertigen und zwang ſich,
war ihm das unmöglich geweſen, zu dem Gedanken,
der alte Herr habe ſeine guten Gründe gehabt und er
ſelbſt ſei nur zu beſchränkt, um ſie zu errathen.

Es kamen Briefe vom Bruder. Im erſten ſchrieb
dieſer, er ſei nun ſo weit über das Mädchen klar, daß
ihre Härte gegen unſern Helden von einer andern Nei¬
gung des Mädchens herrühre, deren Gegenſtand zu
nennen ſie nicht zu bewegen ſei. Aus dem nächſten,
der kaum von dem Mädchen ſprach, las Apollonius
ein Mitleid mit ihm heraus, deſſen Grund er nicht zu
finden wußte. Der dritte gab dieſen Grund nur zu
deutlich an. Der Bruder ſelbſt war der Gegenſtand
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[27/0036] Weſen immer mehr; bald konnte der Vetter die ſchwie¬ rigſte Arbeitsaufgabe in des Jünglings Hände legen und dieſer vollendete jede ohne die Hülfe fremden Ra¬ thes zu ſolcher Zufriedenheit des Vetters, daß dieſer ſich geſtehen mußte, er ſelbſt würde die Sache nicht umſichtiger begonnen, nicht energiſcher betrieben, nicht ſchneller und glücklicher beendet haben. Bald konnte der Jüngling ſich ein Urtheil bilden über die Art, wie ſie daheim die Geſchäfte geführt hatten. Mußte er ſich ſagen, daß ſie nicht die zweckmäßigſte geweſen, ja daß Manches, was der alte Herr angeordnet hatte, verkehrt genannt werden mußte, dann warf er ſich wohl ſeinen unkindlichen Sinn bitter vor, ſtrengte ſich an, das Thun des Vaters bei ſich zu rechtfertigen und zwang ſich, war ihm das unmöglich geweſen, zu dem Gedanken, der alte Herr habe ſeine guten Gründe gehabt und er ſelbſt ſei nur zu beſchränkt, um ſie zu errathen. Es kamen Briefe vom Bruder. Im erſten ſchrieb dieſer, er ſei nun ſo weit über das Mädchen klar, daß ihre Härte gegen unſern Helden von einer andern Nei¬ gung des Mädchens herrühre, deren Gegenſtand zu nennen ſie nicht zu bewegen ſei. Aus dem nächſten, der kaum von dem Mädchen ſprach, las Apollonius ein Mitleid mit ihm heraus, deſſen Grund er nicht zu finden wußte. Der dritte gab dieſen Grund nur zu deutlich an. Der Bruder ſelbſt war der Gegenſtand der verſchwiegenen Neigung des Mädchens geweſen.

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Zitationshilfe: Ludwig, Otto: Zwischen Himmel und Erde. Frankfurt (Main), 1856, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_himmel_1856/36>, abgerufen am 23.11.2024.