wo anders leben könne, als in seiner Vaterstadt, dem es immer wie ein Mährchen vorgekommen war, daß es noch andere Städte gäbe und Menschen drin wohnten, der sich das Leben und Thun und Treiben dieser Menschen nicht als ein wirkliches, wie die Bewohner seiner Hei¬ math es führten, sondern als eine Art Schattenspiel vorgestellt hatte, das nur für den Betrachter existirte, nicht für die Schatten selbst. Der Bruder, der den alten Herrn zu behandeln wußte, brachte, wie zufällig, das Gespräch auf den Vetter in Köln, wußte die An¬ deutungen, die Herr Nettenmair in seiner diploma¬ tischen Weise gab, als vorbereitende Winke aufzufassen, faßte andere, die unsern Helden betrafen, damit zusam¬ men. Nach öfterem Gespräche schien er's für den aus¬ gesprochenen Willen des alten Herrn zu nehmen, daß Apollonius nach Köln zu dem Vetter müsse. Da¬ durch war dem alten Herrn der Gedanke gegeben, über dem er nun, da er für den seinen galt, nach seiner Weise brütete. Es war wenig Arbeit vorhanden und auch für die nächste Zeit keine Aussicht auf eine be¬ deutende Vermehrung derselben. Zwei Hände waren zu entbehren und blieben die im Geschäft, so waren die Kräfte desselben zu einem halben Müssiggang ver¬ dammt. Der alte Herr konnte nichts weniger leiden, als was er leiern nannte. Es fehlte nur an einem Widerstande von Seiten unsers Helden. Dieser wußte nichts von des Bruders Plane. Der Bruder hatte ihn
wo anders leben könne, als in ſeiner Vaterſtadt, dem es immer wie ein Mährchen vorgekommen war, daß es noch andere Städte gäbe und Menſchen drin wohnten, der ſich das Leben und Thun und Treiben dieſer Menſchen nicht als ein wirkliches, wie die Bewohner ſeiner Hei¬ math es führten, ſondern als eine Art Schattenſpiel vorgeſtellt hatte, das nur für den Betrachter exiſtirte, nicht für die Schatten ſelbſt. Der Bruder, der den alten Herrn zu behandeln wußte, brachte, wie zufällig, das Geſpräch auf den Vetter in Köln, wußte die An¬ deutungen, die Herr Nettenmair in ſeiner diploma¬ tiſchen Weiſe gab, als vorbereitende Winke aufzufaſſen, faßte andere, die unſern Helden betrafen, damit zuſam¬ men. Nach öfterem Geſpräche ſchien er's für den aus¬ geſprochenen Willen des alten Herrn zu nehmen, daß Apollonius nach Köln zu dem Vetter müſſe. Da¬ durch war dem alten Herrn der Gedanke gegeben, über dem er nun, da er für den ſeinen galt, nach ſeiner Weiſe brütete. Es war wenig Arbeit vorhanden und auch für die nächſte Zeit keine Ausſicht auf eine be¬ deutende Vermehrung derſelben. Zwei Hände waren zu entbehren und blieben die im Geſchäft, ſo waren die Kräfte deſſelben zu einem halben Müſſiggang ver¬ dammt. Der alte Herr konnte nichts weniger leiden, als was er leiern nannte. Es fehlte nur an einem Widerſtande von Seiten unſers Helden. Dieſer wußte nichts von des Bruders Plane. Der Bruder hatte ihn
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wo anders leben könne, als in ſeiner Vaterſtadt, dem
es immer wie ein Mährchen vorgekommen war, daß
es noch andere Städte gäbe und Menſchen drin wohnten,
der ſich das Leben und Thun und Treiben dieſer Menſchen
nicht als ein wirkliches, wie die Bewohner ſeiner Hei¬
math es führten, ſondern als eine Art Schattenſpiel
vorgeſtellt hatte, das nur für den Betrachter exiſtirte,
nicht für die Schatten ſelbſt. Der Bruder, der den
alten Herrn zu behandeln wußte, brachte, wie zufällig,
das Geſpräch auf den Vetter in Köln, wußte die An¬
deutungen, die Herr Nettenmair in ſeiner diploma¬
tiſchen Weiſe gab, als vorbereitende Winke aufzufaſſen,
faßte andere, die unſern Helden betrafen, damit zuſam¬
men. Nach öfterem Geſpräche ſchien er's für den aus¬
geſprochenen Willen des alten Herrn zu nehmen, daß
Apollonius nach Köln zu dem Vetter müſſe. Da¬
durch war dem alten Herrn der Gedanke gegeben, über
dem er nun, da er für den ſeinen galt, nach ſeiner
Weiſe brütete. Es war wenig Arbeit vorhanden und
auch für die nächſte Zeit keine Ausſicht auf eine be¬
deutende Vermehrung derſelben. Zwei Hände waren
zu entbehren und blieben die im Geſchäft, ſo waren
die Kräfte deſſelben zu einem halben Müſſiggang ver¬
dammt. Der alte Herr konnte nichts weniger leiden,
als was er leiern nannte. Es fehlte nur an einem
Widerſtande von Seiten unſers Helden. Dieſer wußte
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Ludwig, Otto: Zwischen Himmel und Erde. Frankfurt (Main), 1856, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_himmel_1856/31>, abgerufen am 24.11.2024.
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