außer Apollonius nur die Dohlen, die dort wohnten. Der Bauherr hatte sogleich, nachdem er die Geschichte erfahren, seinen Liebling aufgesucht und brachte diese auf den Thurmboden, wo er den Erschöpften sitzend fand, schon völlig fertig mit. So fiel es Niemand ein, diesen zu fragen. Man erzählte ihm, anstatt ihn erzählen zu lassen. Es hatte ihn bei seinem Schmerz in der Seele des Vaters gefreut, daß Niemand den wahren Sachverhalt ahnte; die Schande des Bruders und damit des ganzen Hauses konnte Niemand helfen und den Vater tödten. Er schwieg daher über das, worum man ihn nicht fragte. Der alte Herr errieth, der verlorene Sohn hatte den Tod absichtlich gesucht. Er fand, es war so gut. Alles, was er vernahm, bewies ihm, der Unglückliche wollte die Ehre seines Hauses schonen. Dennoch ängstete ihn die Möglichkeit, es möchten noch Umstände bekannt wer¬ den, die den allgemeinen Irrthum berichtigen könnten. Natürlich aber ließ er sich weder seine Meinung, noch seine Furcht absehn. Er zeigte sie selbst Apollonius nicht, der, im Glauben, der alte Herr theile die Ueber¬ zeugung der ganzen Stadt, ihm nun auch verschwieg, wovon er fürchten mußte, es würde den Vater un¬ nöthig erschrecken und beängstigen. So blieb die erste Meinung unwiderlegt, die Gerichte fanden keinen An¬ laß, untersuchend einzuschreiten, und die Gefahr, die der Ehre der Familie gedroht, ging glücklich vorüber.
außer Apollonius nur die Dohlen, die dort wohnten. Der Bauherr hatte ſogleich, nachdem er die Geſchichte erfahren, ſeinen Liebling aufgeſucht und brachte dieſe auf den Thurmboden, wo er den Erſchöpften ſitzend fand, ſchon völlig fertig mit. So fiel es Niemand ein, dieſen zu fragen. Man erzählte ihm, anſtatt ihn erzählen zu laſſen. Es hatte ihn bei ſeinem Schmerz in der Seele des Vaters gefreut, daß Niemand den wahren Sachverhalt ahnte; die Schande des Bruders und damit des ganzen Hauſes konnte Niemand helfen und den Vater tödten. Er ſchwieg daher über das, worum man ihn nicht fragte. Der alte Herr errieth, der verlorene Sohn hatte den Tod abſichtlich geſucht. Er fand, es war ſo gut. Alles, was er vernahm, bewies ihm, der Unglückliche wollte die Ehre ſeines Hauſes ſchonen. Dennoch ängſtete ihn die Möglichkeit, es möchten noch Umſtände bekannt wer¬ den, die den allgemeinen Irrthum berichtigen könnten. Natürlich aber ließ er ſich weder ſeine Meinung, noch ſeine Furcht abſehn. Er zeigte ſie ſelbſt Apollonius nicht, der, im Glauben, der alte Herr theile die Ueber¬ zeugung der ganzen Stadt, ihm nun auch verſchwieg, wovon er fürchten mußte, es würde den Vater un¬ nöthig erſchrecken und beängſtigen. So blieb die erſte Meinung unwiderlegt, die Gerichte fanden keinen An¬ laß, unterſuchend einzuſchreiten, und die Gefahr, die der Ehre der Familie gedroht, ging glücklich vorüber.
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außer Apollonius nur die Dohlen, die dort wohnten.
Der Bauherr hatte ſogleich, nachdem er die Geſchichte
erfahren, ſeinen Liebling aufgeſucht und brachte dieſe
auf den Thurmboden, wo er den Erſchöpften ſitzend
fand, ſchon völlig fertig mit. So fiel es Niemand
ein, dieſen zu fragen. Man erzählte ihm, anſtatt ihn
erzählen zu laſſen. Es hatte ihn bei ſeinem Schmerz
in der Seele des Vaters gefreut, daß Niemand
den wahren Sachverhalt ahnte; die Schande des
Bruders und damit des ganzen Hauſes konnte Niemand
helfen und den Vater tödten. Er ſchwieg daher über
das, worum man ihn nicht fragte. Der alte Herr
errieth, der verlorene Sohn hatte den Tod abſichtlich
geſucht. Er fand, es war ſo gut. Alles, was er
vernahm, bewies ihm, der Unglückliche wollte die Ehre
ſeines Hauſes ſchonen. Dennoch ängſtete ihn die
Möglichkeit, es möchten noch Umſtände bekannt wer¬
den, die den allgemeinen Irrthum berichtigen könnten.
Natürlich aber ließ er ſich weder ſeine Meinung, noch
ſeine Furcht abſehn. Er zeigte ſie ſelbſt Apollonius
nicht, der, im Glauben, der alte Herr theile die Ueber¬
zeugung der ganzen Stadt, ihm nun auch verſchwieg,
wovon er fürchten mußte, es würde den Vater un¬
nöthig erſchrecken und beängſtigen. So blieb die erſte
Meinung unwiderlegt, die Gerichte fanden keinen An¬
laß, unterſuchend einzuſchreiten, und die Gefahr, die
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Ludwig, Otto: Zwischen Himmel und Erde. Frankfurt (Main), 1856, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_himmel_1856/270>, abgerufen am 27.11.2024.
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