ger aus. Und nun war es eine wilde Freude, was ihn den Gang zwischen Haus und Schuppen hin und hertrieb. Seine Arme bewegten sich so heftig als vor¬ hin, aber es waren nicht Gitterstäbe, mit denen er rang. Unterdeß war der Mond aufgegangen. Das Haus mit den grünen Laden lag so friedlich in seinem Schimmer da. Kein Vorübergehender hätte ihm die Unruh' angesehn, die es hinter seinen Wänden barg; keiner den Gedanken geahnt, den drinn die Hölle fertig braute in einem verlorenen Gefäß.
Apollonius hatte ein Sopha in seinem Zimmer. Er war müde vom Wachen und von dem Kampfe, den die gefährliche Nähe des geliebten Weibes und das Wissen um des Bruders Betrug und empörenden Un¬ dank in ihm entzündet. Neben diesem war erst noch ein anderer Kampf aufgeglommen. Der Vater schien nicht an die böse Absicht des Bruders zu glauben. Vor dem Gedanken, den Arm der Obrigkeit zu seinem Schutze aufzurufen, schauderte er zurück. Die Schmach für die Familie, wenn des Bruders That bekannt wurde, mußte den Vater tödten. Und vielleicht war auch des Bruders Seele noch zu retten, wenn es ge¬ lang, ihn zu überzeugen, daß er geirrt. Aber wie? Wenn er -- ihn versicherte, ihm schwur, daß er in der
ger aus. Und nun war es eine wilde Freude, was ihn den Gang zwiſchen Haus und Schuppen hin und hertrieb. Seine Arme bewegten ſich ſo heftig als vor¬ hin, aber es waren nicht Gitterſtäbe, mit denen er rang. Unterdeß war der Mond aufgegangen. Das Haus mit den grünen Laden lag ſo friedlich in ſeinem Schimmer da. Kein Vorübergehender hätte ihm die Unruh' angeſehn, die es hinter ſeinen Wänden barg; keiner den Gedanken geahnt, den drinn die Hölle fertig braute in einem verlorenen Gefäß.
Apollonius hatte ein Sopha in ſeinem Zimmer. Er war müde vom Wachen und von dem Kampfe, den die gefährliche Nähe des geliebten Weibes und das Wiſſen um des Bruders Betrug und empörenden Un¬ dank in ihm entzündet. Neben dieſem war erſt noch ein anderer Kampf aufgeglommen. Der Vater ſchien nicht an die böſe Abſicht des Bruders zu glauben. Vor dem Gedanken, den Arm der Obrigkeit zu ſeinem Schutze aufzurufen, ſchauderte er zurück. Die Schmach für die Familie, wenn des Bruders That bekannt wurde, mußte den Vater tödten. Und vielleicht war auch des Bruders Seele noch zu retten, wenn es ge¬ lang, ihn zu überzeugen, daß er geirrt. Aber wie? Wenn er — ihn verſicherte, ihm ſchwur, daß er in der
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0260"n="251"/>
ger aus. Und nun war es eine wilde Freude, was<lb/>
ihn den Gang zwiſchen Haus und Schuppen hin und<lb/>
hertrieb. Seine Arme bewegten ſich ſo heftig als vor¬<lb/>
hin, aber es waren nicht Gitterſtäbe, mit denen er<lb/>
rang. Unterdeß war der Mond aufgegangen. Das<lb/>
Haus mit den grünen Laden lag ſo friedlich in ſeinem<lb/>
Schimmer da. Kein Vorübergehender hätte ihm die<lb/>
Unruh' angeſehn, die es hinter ſeinen Wänden barg;<lb/>
keiner den Gedanken geahnt, den drinn die Hölle fertig<lb/>
braute in einem verlorenen Gefäß.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Apollonius hatte ein Sopha in ſeinem Zimmer.<lb/>
Er war müde vom Wachen und von dem Kampfe, den<lb/>
die gefährliche Nähe des geliebten Weibes und das<lb/>
Wiſſen um des Bruders Betrug und empörenden Un¬<lb/>
dank in ihm entzündet. Neben dieſem war erſt noch<lb/>
ein anderer Kampf aufgeglommen. Der Vater ſchien<lb/>
nicht an die böſe Abſicht des Bruders zu glauben.<lb/>
Vor dem Gedanken, den Arm der Obrigkeit zu ſeinem<lb/>
Schutze aufzurufen, ſchauderte er zurück. Die Schmach<lb/>
für die Familie, wenn des Bruders That bekannt<lb/>
wurde, mußte den Vater tödten. Und vielleicht war<lb/>
auch des Bruders Seele noch zu retten, wenn es ge¬<lb/>
lang, ihn zu überzeugen, daß er geirrt. Aber wie?<lb/>
Wenn er — ihn verſicherte, ihm ſchwur, daß er in der<lb/></p></div></body></text></TEI>
[251/0260]
ger aus. Und nun war es eine wilde Freude, was
ihn den Gang zwiſchen Haus und Schuppen hin und
hertrieb. Seine Arme bewegten ſich ſo heftig als vor¬
hin, aber es waren nicht Gitterſtäbe, mit denen er
rang. Unterdeß war der Mond aufgegangen. Das
Haus mit den grünen Laden lag ſo friedlich in ſeinem
Schimmer da. Kein Vorübergehender hätte ihm die
Unruh' angeſehn, die es hinter ſeinen Wänden barg;
keiner den Gedanken geahnt, den drinn die Hölle fertig
braute in einem verlorenen Gefäß.
Apollonius hatte ein Sopha in ſeinem Zimmer.
Er war müde vom Wachen und von dem Kampfe, den
die gefährliche Nähe des geliebten Weibes und das
Wiſſen um des Bruders Betrug und empörenden Un¬
dank in ihm entzündet. Neben dieſem war erſt noch
ein anderer Kampf aufgeglommen. Der Vater ſchien
nicht an die böſe Abſicht des Bruders zu glauben.
Vor dem Gedanken, den Arm der Obrigkeit zu ſeinem
Schutze aufzurufen, ſchauderte er zurück. Die Schmach
für die Familie, wenn des Bruders That bekannt
wurde, mußte den Vater tödten. Und vielleicht war
auch des Bruders Seele noch zu retten, wenn es ge¬
lang, ihn zu überzeugen, daß er geirrt. Aber wie?
Wenn er — ihn verſicherte, ihm ſchwur, daß er in der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Ludwig, Otto: Zwischen Himmel und Erde. Frankfurt (Main), 1856, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_himmel_1856/260>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.