man zu reden meinte. Sie hatte gemeint, Apollonius wolle sie beleidigen, und nun sagt das Kind: du hast ihn beleidigt. Sie blickte auf und sah Apollonius vom Schuppen her nach dem Hause kommen. In demselben Augenblick stand ein anderer Mann zwischen ihr und dem Vorübergehenden, als wär er aus der Erde gewachsen. Es war Fritz Nettenmair. Sie hatte ihn nicht nahen gehört.
Er kam in seltsamer Hast von einer gleichgülti¬ gen Frage auf den "ledernen" Ball. Er erzählte, was die Leute darüber meinten, wie Jedermann sich beleidigt fühle von der Beschimpfung, daß Apollo¬ nius sie damals nicht aufgezogen, nicht einmal zum ersten Tanze. Eigen war's, wie sie jetzt daran erin¬ nert wurde, empfand sie es stärker, als je. Aber nicht zürnend, nur wie mit wehmüthigem Schmerze. Sie sagte das nicht. Es war nicht nöthig. Fritz Nettenmair war wie ein Mensch im magnetischen Schlaf. Er brauchte sie nicht anzusehn; mit geschlos¬ senen Augen, von einem Baumblatt, einer Zaunlatte, von einer weißen Wand las er ab, was sein Weib fühlte. Wir werden ihn bald los werden, denk' ich, fuhr er fort, als hätt' er nicht an der Stallwand gelesen. Es ist kein Platz für zwei Haushälte hier. Und die Anne ist weiten Raum gewöhnt.
So hieß das Mädchen, mit der Apollonius am "Ledernen" tanzen, die er heimbegleiten mußte. Sie
man zu reden meinte. Sie hatte gemeint, Apollonius wolle ſie beleidigen, und nun ſagt das Kind: du haſt ihn beleidigt. Sie blickte auf und ſah Apollonius vom Schuppen her nach dem Hauſe kommen. In demſelben Augenblick ſtand ein anderer Mann zwiſchen ihr und dem Vorübergehenden, als wär er aus der Erde gewachſen. Es war Fritz Nettenmair. Sie hatte ihn nicht nahen gehört.
Er kam in ſeltſamer Haſt von einer gleichgülti¬ gen Frage auf den „ledernen“ Ball. Er erzählte, was die Leute darüber meinten, wie Jedermann ſich beleidigt fühle von der Beſchimpfung, daß Apollo¬ nius ſie damals nicht aufgezogen, nicht einmal zum erſten Tanze. Eigen war's, wie ſie jetzt daran erin¬ nert wurde, empfand ſie es ſtärker, als je. Aber nicht zürnend, nur wie mit wehmüthigem Schmerze. Sie ſagte das nicht. Es war nicht nöthig. Fritz Nettenmair war wie ein Menſch im magnetiſchen Schlaf. Er brauchte ſie nicht anzuſehn; mit geſchloſ¬ ſenen Augen, von einem Baumblatt, einer Zaunlatte, von einer weißen Wand las er ab, was ſein Weib fühlte. Wir werden ihn bald los werden, denk' ich, fuhr er fort, als hätt' er nicht an der Stallwand geleſen. Es iſt kein Platz für zwei Haushälte hier. Und die Anne iſt weiten Raum gewöhnt.
So hieß das Mädchen, mit der Apollonius am „Ledernen“ tanzen, die er heimbegleiten mußte. Sie
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man zu reden meinte. Sie hatte gemeint, Apollonius
wolle ſie beleidigen, und nun ſagt das Kind: du haſt
ihn beleidigt. Sie blickte auf und ſah Apollonius vom
Schuppen her nach dem Hauſe kommen. In demſelben
Augenblick ſtand ein anderer Mann zwiſchen ihr und
dem Vorübergehenden, als wär er aus der Erde
gewachſen. Es war Fritz Nettenmair. Sie hatte ihn
nicht nahen gehört.
Er kam in ſeltſamer Haſt von einer gleichgülti¬
gen Frage auf den „ledernen“ Ball. Er erzählte,
was die Leute darüber meinten, wie Jedermann ſich
beleidigt fühle von der Beſchimpfung, daß Apollo¬
nius ſie damals nicht aufgezogen, nicht einmal zum
erſten Tanze. Eigen war's, wie ſie jetzt daran erin¬
nert wurde, empfand ſie es ſtärker, als je. Aber
nicht zürnend, nur wie mit wehmüthigem Schmerze.
Sie ſagte das nicht. Es war nicht nöthig. Fritz
Nettenmair war wie ein Menſch im magnetiſchen
Schlaf. Er brauchte ſie nicht anzuſehn; mit geſchloſ¬
ſenen Augen, von einem Baumblatt, einer Zaunlatte,
von einer weißen Wand las er ab, was ſein Weib
fühlte. Wir werden ihn bald los werden, denk' ich,
fuhr er fort, als hätt' er nicht an der Stallwand
geleſen. Es iſt kein Platz für zwei Haushälte hier.
Und die Anne iſt weiten Raum gewöhnt.
So hieß das Mädchen, mit der Apollonius am
„Ledernen“ tanzen, die er heimbegleiten mußte. Sie
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Ludwig, Otto: Zwischen Himmel und Erde. Frankfurt (Main), 1856, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_himmel_1856/100>, abgerufen am 22.11.2024.
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