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Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853.

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Der Erbförster.
Wilkens. (selbstzufrieden).
Hm, ja. Wo der Bauer nicht muß, da regt er nicht
Hand und nicht Fuß. Da hat Er schon recht; das ist
so die Bauernmoral. Und ich sag' Ihm, die Bauern-
moral ist nicht dumm. Hätt' Er die Bauernmoral be-
folgt, so hätt' Er seine Schuldigkeit gethan und nicht für
den Heller mehr und hätte das Seine an sich gewandt
und an Frau und Kinder, und nicht an fremdes Gut; so
könnt's Ihm nun auch egal sein, was draus wird. -- Weß
Brot ich esse, deß Lied ich singe. Er wird nicht bezahlt,
daß Er Herr, sondern daß Er Diener sein soll. Wenn
also Sein Herr sagt: es soll durchforstet werden --
Förster.
So muß ich dafür dasein, daß es nicht geschieht.
Der redliche Mann geht vor den Diener.
Wilkens.
Hm! Da wären wir ja glücklich wieder beim An-
fang.
(Wendet sich.)
Försterin.
Er will doch nicht gehen? Er ist noch mein einziger
Trost, der Herr Vetter. Er wird sich ja noch besinnen.
Auf den Herrn Vetter gibt er noch das Meiste.
Wilkens.
Das merk' ich.
Försterin.
Die Verlobung! -- Die Marie! -- Und daß auch
Der Erbförſter.
Wilkens. (ſelbſtzufrieden).
Hm, ja. Wo der Bauer nicht muß, da regt er nicht
Hand und nicht Fuß. Da hat Er ſchon recht; das iſt
ſo die Bauernmoral. Und ich ſag’ Ihm, die Bauern-
moral iſt nicht dumm. Hätt’ Er die Bauernmoral be-
folgt, ſo hätt’ Er ſeine Schuldigkeit gethan und nicht für
den Heller mehr und hätte das Seine an ſich gewandt
und an Frau und Kinder, und nicht an fremdes Gut; ſo
könnt’s Ihm nun auch egal ſein, was draus wird. — Weß
Brot ich eſſe, deß Lied ich ſinge. Er wird nicht bezahlt,
daß Er Herr, ſondern daß Er Diener ſein ſoll. Wenn
alſo Sein Herr ſagt: es ſoll durchforſtet werden —
Förſter.
So muß ich dafür daſein, daß es nicht geſchieht.
Der redliche Mann geht vor den Diener.
Wilkens.
Hm! Da wären wir ja glücklich wieder beim An-
fang.
(Wendet ſich.)
Förſterin.
Er will doch nicht gehen? Er iſt noch mein einziger
Troſt, der Herr Vetter. Er wird ſich ja noch beſinnen.
Auf den Herrn Vetter gibt er noch das Meiſte.
Wilkens.
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Förſterin.
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[42/0056] Der Erbförſter. Wilkens. (ſelbſtzufrieden). Hm, ja. Wo der Bauer nicht muß, da regt er nicht Hand und nicht Fuß. Da hat Er ſchon recht; das iſt ſo die Bauernmoral. Und ich ſag’ Ihm, die Bauern- moral iſt nicht dumm. Hätt’ Er die Bauernmoral be- folgt, ſo hätt’ Er ſeine Schuldigkeit gethan und nicht für den Heller mehr und hätte das Seine an ſich gewandt und an Frau und Kinder, und nicht an fremdes Gut; ſo könnt’s Ihm nun auch egal ſein, was draus wird. — Weß Brot ich eſſe, deß Lied ich ſinge. Er wird nicht bezahlt, daß Er Herr, ſondern daß Er Diener ſein ſoll. Wenn alſo Sein Herr ſagt: es ſoll durchforſtet werden — Förſter. So muß ich dafür daſein, daß es nicht geſchieht. Der redliche Mann geht vor den Diener. Wilkens. Hm! Da wären wir ja glücklich wieder beim An- fang. (Wendet ſich.) Förſterin. Er will doch nicht gehen? Er iſt noch mein einziger Troſt, der Herr Vetter. Er wird ſich ja noch beſinnen. Auf den Herrn Vetter gibt er noch das Meiſte. Wilkens. Das merk’ ich. Förſterin. Die Verlobung! — Die Marie! — Und daß auch

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Zitationshilfe: Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853/56>, abgerufen am 28.11.2024.