Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853.Der Erbförster. gedient? Himmelelement, Herr! Wenn ich thäte, waser will -- dann wär' ich absetzenswerth. Durchforsten! Und der Berg liegt gegen Nord und Nordwest offen wie ein Buch -- Wilkens. Hm! Aber von Seinen Bäumen ist dahier auch gar nicht die Rede. Förster. Daß der Wind sich hineinlegt und Alles zusammen- knickt? Element! Dummes Zeug. Es ist gar nicht sein Ernst. Wenn er sich nur erst besinnt. -- Wilkens. Drum und so sagt' ich Ja. Bis es zum Hauen kommt, kann einer sich noch hundertmal besinnen. Und das sieht Er doch, daß es dem Herrn Stein hier nicht ab- solut um's Hauen ist? Sondern nur, daß er sein An- seh'n behaupten will. Wenn er Herr ist, so muß er doch Recht behalten. Förster. Aber er hat unrecht und zu einem Unrecht sag' ich nicht Ja. Vierzig Jahr hab' ich das Meine nichts ge- achtet um das, was mir anvertraut war, hab' ich -- Wilkens. Hm, und so dächt' ich, wenn Er's vierzig Jahr mit seinen Bäumen treu gemeint hat, so könnt' Er das nun auch einmal mit Frau und Kindern und mit sich selbst. Der Erbförſter. gedient? Himmelelement, Herr! Wenn ich thäte, waser will — dann wär’ ich abſetzenswerth. Durchforſten! Und der Berg liegt gegen Nord und Nordweſt offen wie ein Buch — Wilkens. Hm! Aber von Seinen Bäumen iſt dahier auch gar nicht die Rede. Förſter. Daß der Wind ſich hineinlegt und Alles zuſammen- knickt? Element! Dummes Zeug. Es iſt gar nicht ſein Ernſt. Wenn er ſich nur erſt beſinnt. — Wilkens. Drum und ſo ſagt’ ich Ja. Bis es zum Hauen kommt, kann einer ſich noch hundertmal beſinnen. Und das ſieht Er doch, daß es dem Herrn Stein hier nicht ab- ſolut um’s Hauen iſt? Sondern nur, daß er ſein An- ſeh’n behaupten will. Wenn er Herr iſt, ſo muß er doch Recht behalten. Förſter. Aber er hat unrecht und zu einem Unrecht ſag’ ich nicht Ja. Vierzig Jahr hab’ ich das Meine nichts ge- achtet um das, was mir anvertraut war, hab’ ich — Wilkens. Hm, und ſo dächt’ ich, wenn Er’s vierzig Jahr mit ſeinen Bäumen treu gemeint hat, ſo könnt’ Er das nun auch einmal mit Frau und Kindern und mit ſich ſelbſt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#CHR"> <p><pb facs="#f0054" n="40"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Der Erbförſter</hi>.</fw><lb/> gedient? Himmelelement, Herr! Wenn ich thäte, was<lb/> er will — dann wär’ ich abſetzenswerth. Durchforſten!<lb/> Und der Berg liegt gegen Nord und Nordweſt offen wie<lb/> ein Buch —</p> </sp><lb/> <sp who="#WILK"> <speaker> <hi rendition="#b">Wilkens.</hi> </speaker><lb/> <p>Hm! Aber von Seinen Bäumen iſt dahier auch gar<lb/> nicht die Rede.</p> </sp><lb/> <sp who="#CHR"> <speaker> <hi rendition="#b">Förſter.</hi> </speaker><lb/> <p>Daß der Wind ſich hineinlegt und Alles zuſammen-<lb/> knickt? Element! Dummes Zeug. Es iſt gar nicht ſein<lb/> Ernſt. Wenn er ſich nur erſt beſinnt. —</p> </sp><lb/> <sp who="#WILK"> <speaker> <hi rendition="#b">Wilkens.</hi> </speaker><lb/> <p>Drum und ſo ſagt’ ich Ja. Bis es zum Hauen<lb/> kommt, kann einer ſich noch hundertmal beſinnen. Und<lb/> das ſieht Er doch, daß es dem Herrn Stein hier nicht ab-<lb/> ſolut um’s Hauen iſt? Sondern nur, daß er ſein An-<lb/> ſeh’n behaupten will. Wenn er Herr iſt, ſo muß er doch<lb/> Recht behalten.</p> </sp><lb/> <sp who="#CHR"> <speaker> <hi rendition="#b">Förſter.</hi> </speaker><lb/> <p>Aber er hat unrecht und zu einem Unrecht ſag’ ich<lb/> nicht Ja. Vierzig Jahr hab’ ich das Meine nichts ge-<lb/> achtet um das, was mir anvertraut war, hab’ ich —</p> </sp><lb/> <sp who="#WILK"> <speaker> <hi rendition="#b">Wilkens.</hi> </speaker><lb/> <p>Hm, und ſo dächt’ ich, wenn Er’s vierzig Jahr mit<lb/> ſeinen Bäumen treu gemeint hat, ſo könnt’ Er das nun<lb/> auch einmal mit Frau und Kindern und mit ſich ſelbſt.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [40/0054]
Der Erbförſter.
gedient? Himmelelement, Herr! Wenn ich thäte, was
er will — dann wär’ ich abſetzenswerth. Durchforſten!
Und der Berg liegt gegen Nord und Nordweſt offen wie
ein Buch —
Wilkens.
Hm! Aber von Seinen Bäumen iſt dahier auch gar
nicht die Rede.
Förſter.
Daß der Wind ſich hineinlegt und Alles zuſammen-
knickt? Element! Dummes Zeug. Es iſt gar nicht ſein
Ernſt. Wenn er ſich nur erſt beſinnt. —
Wilkens.
Drum und ſo ſagt’ ich Ja. Bis es zum Hauen
kommt, kann einer ſich noch hundertmal beſinnen. Und
das ſieht Er doch, daß es dem Herrn Stein hier nicht ab-
ſolut um’s Hauen iſt? Sondern nur, daß er ſein An-
ſeh’n behaupten will. Wenn er Herr iſt, ſo muß er doch
Recht behalten.
Förſter.
Aber er hat unrecht und zu einem Unrecht ſag’ ich
nicht Ja. Vierzig Jahr hab’ ich das Meine nichts ge-
achtet um das, was mir anvertraut war, hab’ ich —
Wilkens.
Hm, und ſo dächt’ ich, wenn Er’s vierzig Jahr mit
ſeinen Bäumen treu gemeint hat, ſo könnt’ Er das nun
auch einmal mit Frau und Kindern und mit ſich ſelbſt.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |