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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Thunfisch
nufacturen, die man daselbst in al-
len großen und kleinen Städten und
Flecken antrifft, die insgesamt
voller Tuch- und Zeugmacher, in-
gleichen Strumpfwirker sitzen, wel-
ches man zum Theile der dasigen
vielen Wolle und dem zu dem blau-
en Tuchfärben sehr benöthigten
Waid zuschreiben kann. Unter den
Strumpfwirkern sind die zu Apolda
vorzüglich bekannt, als deren Arbeit
wegen ihres guten Rufs weit u. breit
verführet wird. Desgleichen thut
sich Erfurt in feinem wollenen
Garngespinnste
hervor. Zu Kö-
nigssee werden viele gebrannte
Wasser
und Arztneyen verfertiget,
und weit und breit verführet. We-
gen der (5) Handlung sind vor an-
dern die beyden Reichsstädte Mühl-
hausen
und Nordhausen, nebst
Erfurt, Langensalze etc. von denen
besondere Artikel handeln, merk-
würdig. Siehe auch die Artikel,
Stollberg, Sangerhausen, Arn-
stadt, Frankenhausen, Gotha
etc.

Thunfisch, oder Thaunfisch, lat.
Thunus, oder Thymnus, franz. Thon,
oder Ton, ein großer, dicker, und
dickbauchigter Seefisch, an Gestalt
dem Lachse nicht ungleich. Er hat
eine dünne Haut; große und dicht
an einander geschlossene Schuppen,
daß er ganz glatt zu seyn scheint;
einen dunkeln Rücken und blaue
Seiten; eine spitzige Schnauze, und
scharfe Zähne; und wiegt oft bis
120 Pfunde. Er hält sich vornehm-
lich in dem atlantischen Meere auf,
aus welchem er gegen das Ende
des Sommers, oder zu Anfange
des Herbstes, nämlich im Septem-
ber und October, in großer Men-
ge in das mittelländische Meer tritt,
und an den spanischen, französi-
schen und italienischen Ufern, durch
das Weiße, bis in das schwarze
Meer seinen Zug hält. Zu dieser
Zeit wird er im mittelländischen
Meere, und insonderheit an den
[Spaltenumbruch]

Thunfisch
Küsten von Spanien bey Cadix und
von Provence, vornehmlich bey St.
Tropez und Nizza, in Menge ge-
fangen,
und damit ein ungemein
großer Handel, sowol in Frank-
reich, als nach auswärtigen Lan-
den getrieben. Die Netze, deren
sich die Fischer zu diesem Fange be-
dienen, sind von Schilf, oder Bin-
sen gemacht, so ordentlich von dem
Seiler gesponnen wird. Sie haben,
so zu sagen, verschiedene Fächer,
oder Abtheilungen, und werden von
den Fischern Mandragues genennet.
So bald der erste Thunfisch in das
Netz gegangen ist: so kann man
sich sichere Rechnung machen, daß
der Fang gut seyn werde, weil die-
ser Fisch allemal in Gesellschaft
schwimmt, und immer einer nach
dem andern in das Netz geht, bis
solches voll ist. Alsdann wird sol-
ches von den Fischern entweder in
ihre Fahrzeuge, oder ans Land ge-
zogen, wo die in demselben befind-
liche Thunfische gleich abstehen.
Alsdann werden solche ausgenom-
men,
und in große Stücken geschnit-
ten, welche sodann ferner auf gros-
sen eisernen Rosten geröstet, und in
Baumöl gebraten werden, worauf
man solche mit Salz, Pfeffer,
Würznägeln, und einigen Lorbeer-
blättern würzet, und sie mit frischem
Baumöl, und etwas Weineßig in
kleine Fäßchen einpacket. Der al-
so zugerichtete und marinirte Thun-
fisch wird von den Franzosen Tho-
nine
genennet. Man unterscheidet
aber solchen in 2 Gattungen, von
denen die eine ohne Gräten, die an-
dere aber mit den Gräten eingemacht
ist. Die erste Gattung kömmt ins-
gemein in kleinen von weißem Holze
gemachten, unten weiten und oben
engen Fäßchen; da hingegen die
Fäßchen, in welchen der gemeine
Thunfisch mit Gräten kömmt, rund
sind. Der Gebrauch des Thunfi-
sches ist bekannt. Er ist feist, gut

zu

[Spaltenumbruch]

Thunfiſch
nufacturen, die man daſelbſt in al-
len großen und kleinen Staͤdten und
Flecken antrifft, die insgeſamt
voller Tuch- und Zeugmacher, in-
gleichen Strumpfwirker ſitzen, wel-
ches man zum Theile der daſigen
vielen Wolle und dem zu dem blau-
en Tuchfaͤrben ſehr benoͤthigten
Waid zuſchreiben kann. Unter den
Strumpfwirkern ſind die zu Apolda
vorzuͤglich bekannt, als deren Arbeit
wegen ihres guten Rufs weit u. breit
verfuͤhret wird. Desgleichen thut
ſich Erfurt in feinem wollenen
Garngeſpinnſte
hervor. Zu Koͤ-
nigsſee werden viele gebrannte
Waſſer
und Arztneyen verfertiget,
und weit und breit verfuͤhret. We-
gen der (5) Handlung ſind vor an-
dern die beyden Reichsſtaͤdte Muͤhl-
hauſen
und Nordhauſen, nebſt
Erfurt, Langenſalze ꝛc. von denen
beſondere Artikel handeln, merk-
wuͤrdig. Siehe auch die Artikel,
Stollberg, Sangerhauſen, Arn-
ſtadt, Frankenhauſen, Gotha
ꝛc.

Thunfiſch, oder Thaunfiſch, lat.
Thunus, oder Thymnus, franz. Thon,
oder Ton, ein großer, dicker, und
dickbauchigter Seefiſch, an Geſtalt
dem Lachſe nicht ungleich. Er hat
eine duͤnne Haut; große und dicht
an einander geſchloſſene Schuppen,
daß er ganz glatt zu ſeyn ſcheint;
einen dunkeln Ruͤcken und blaue
Seiten; eine ſpitzige Schnauze, und
ſcharfe Zaͤhne; und wiegt oft bis
120 Pfunde. Er haͤlt ſich vornehm-
lich in dem atlantiſchen Meere auf,
aus welchem er gegen das Ende
des Sommers, oder zu Anfange
des Herbſtes, naͤmlich im Septem-
ber und October, in großer Men-
ge in das mittellaͤndiſche Meer tritt,
und an den ſpaniſchen, franzoͤſi-
ſchen und italieniſchen Ufern, durch
das Weiße, bis in das ſchwarze
Meer ſeinen Zug haͤlt. Zu dieſer
Zeit wird er im mittellaͤndiſchen
Meere, und inſonderheit an den
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Thunfiſch
Kuͤſten von Spanien bey Cadix und
von Provence, vornehmlich bey St.
Tropez und Nizza, in Menge ge-
fangen,
und damit ein ungemein
großer Handel, ſowol in Frank-
reich, als nach auswaͤrtigen Lan-
den getrieben. Die Netze, deren
ſich die Fiſcher zu dieſem Fange be-
dienen, ſind von Schilf, oder Bin-
ſen gemacht, ſo ordentlich von dem
Seiler geſponnen wird. Sie haben,
ſo zu ſagen, verſchiedene Faͤcher,
oder Abtheilungen, und werden von
den Fiſchern Mandragues genennet.
So bald der erſte Thunfiſch in das
Netz gegangen iſt: ſo kann man
ſich ſichere Rechnung machen, daß
der Fang gut ſeyn werde, weil die-
ſer Fiſch allemal in Geſellſchaft
ſchwimmt, und immer einer nach
dem andern in das Netz geht, bis
ſolches voll iſt. Alsdann wird ſol-
ches von den Fiſchern entweder in
ihre Fahrzeuge, oder ans Land ge-
zogen, wo die in demſelben befind-
liche Thunfiſche gleich abſtehen.
Alsdann werden ſolche ausgenom-
men,
und in große Stuͤcken geſchnit-
ten, welche ſodann ferner auf groſ-
ſen eiſernen Roſten geroͤſtet, und in
Baumoͤl gebraten werden, worauf
man ſolche mit Salz, Pfeffer,
Wuͤrznaͤgeln, und einigen Lorbeer-
blaͤttern wuͤrzet, und ſie mit friſchem
Baumoͤl, und etwas Weineßig in
kleine Faͤßchen einpacket. Der al-
ſo zugerichtete und marinirte Thun-
fiſch wird von den Franzoſen Tho-
nine
genennet. Man unterſcheidet
aber ſolchen in 2 Gattungen, von
denen die eine ohne Graͤten, die an-
dere aber mit den Graͤten eingemacht
iſt. Die erſte Gattung koͤmmt ins-
gemein in kleinen von weißem Holze
gemachten, unten weiten und oben
engen Faͤßchen; da hingegen die
Faͤßchen, in welchen der gemeine
Thunfiſch mit Graͤten koͤmmt, rund
ſind. Der Gebrauch des Thunfi-
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[[82]/0088] Thunfiſch Thunfiſch nufacturen, die man daſelbſt in al- len großen und kleinen Staͤdten und Flecken antrifft, die insgeſamt voller Tuch- und Zeugmacher, in- gleichen Strumpfwirker ſitzen, wel- ches man zum Theile der daſigen vielen Wolle und dem zu dem blau- en Tuchfaͤrben ſehr benoͤthigten Waid zuſchreiben kann. Unter den Strumpfwirkern ſind die zu Apolda vorzuͤglich bekannt, als deren Arbeit wegen ihres guten Rufs weit u. breit verfuͤhret wird. Desgleichen thut ſich Erfurt in feinem wollenen Garngeſpinnſte hervor. Zu Koͤ- nigsſee werden viele gebrannte Waſſer und Arztneyen verfertiget, und weit und breit verfuͤhret. We- gen der (5) Handlung ſind vor an- dern die beyden Reichsſtaͤdte Muͤhl- hauſen und Nordhauſen, nebſt Erfurt, Langenſalze ꝛc. von denen beſondere Artikel handeln, merk- wuͤrdig. Siehe auch die Artikel, Stollberg, Sangerhauſen, Arn- ſtadt, Frankenhauſen, Gotha ꝛc. Thunfiſch, oder Thaunfiſch, lat. Thunus, oder Thymnus, franz. Thon, oder Ton, ein großer, dicker, und dickbauchigter Seefiſch, an Geſtalt dem Lachſe nicht ungleich. Er hat eine duͤnne Haut; große und dicht an einander geſchloſſene Schuppen, daß er ganz glatt zu ſeyn ſcheint; einen dunkeln Ruͤcken und blaue Seiten; eine ſpitzige Schnauze, und ſcharfe Zaͤhne; und wiegt oft bis 120 Pfunde. Er haͤlt ſich vornehm- lich in dem atlantiſchen Meere auf, aus welchem er gegen das Ende des Sommers, oder zu Anfange des Herbſtes, naͤmlich im Septem- ber und October, in großer Men- ge in das mittellaͤndiſche Meer tritt, und an den ſpaniſchen, franzoͤſi- ſchen und italieniſchen Ufern, durch das Weiße, bis in das ſchwarze Meer ſeinen Zug haͤlt. Zu dieſer Zeit wird er im mittellaͤndiſchen Meere, und inſonderheit an den Kuͤſten von Spanien bey Cadix und von Provence, vornehmlich bey St. Tropez und Nizza, in Menge ge- fangen, und damit ein ungemein großer Handel, ſowol in Frank- reich, als nach auswaͤrtigen Lan- den getrieben. Die Netze, deren ſich die Fiſcher zu dieſem Fange be- dienen, ſind von Schilf, oder Bin- ſen gemacht, ſo ordentlich von dem Seiler geſponnen wird. Sie haben, ſo zu ſagen, verſchiedene Faͤcher, oder Abtheilungen, und werden von den Fiſchern Mandragues genennet. So bald der erſte Thunfiſch in das Netz gegangen iſt: ſo kann man ſich ſichere Rechnung machen, daß der Fang gut ſeyn werde, weil die- ſer Fiſch allemal in Geſellſchaft ſchwimmt, und immer einer nach dem andern in das Netz geht, bis ſolches voll iſt. Alsdann wird ſol- ches von den Fiſchern entweder in ihre Fahrzeuge, oder ans Land ge- zogen, wo die in demſelben befind- liche Thunfiſche gleich abſtehen. Alsdann werden ſolche ausgenom- men, und in große Stuͤcken geſchnit- ten, welche ſodann ferner auf groſ- ſen eiſernen Roſten geroͤſtet, und in Baumoͤl gebraten werden, worauf man ſolche mit Salz, Pfeffer, Wuͤrznaͤgeln, und einigen Lorbeer- blaͤttern wuͤrzet, und ſie mit friſchem Baumoͤl, und etwas Weineßig in kleine Faͤßchen einpacket. Der al- ſo zugerichtete und marinirte Thun- fiſch wird von den Franzoſen Tho- nine genennet. Man unterſcheidet aber ſolchen in 2 Gattungen, von denen die eine ohne Graͤten, die an- dere aber mit den Graͤten eingemacht iſt. Die erſte Gattung koͤmmt ins- gemein in kleinen von weißem Holze gemachten, unten weiten und oben engen Faͤßchen; da hingegen die Faͤßchen, in welchen der gemeine Thunfiſch mit Graͤten koͤmmt, rund ſind. Der Gebrauch des Thunfi- ſches iſt bekannt. Er iſt feiſt, gut zu

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [82]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/88>, abgerufen am 29.11.2024.