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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Thara
auch wieder abgerechnet werden,
wofern alles in der Billigkeit beste-
hen soll. Hierbey aber ist nicht zu
läugnen, daß bey solcher Ungewiß-
heit im Thariren bey dem Handel,
bald vor den Käufer, bald vor den
Verkäufer ein großer Nachtheil ent-
stehen könne. Dieses aber ist wahr,
und erhellet aus dem obigen ersten
Exempel zur Gnüge, daß die Tha-
ra von oder in hundert allemal am
vortheilhaftesten für den Käufer sey,
wie im Gegentheil die Thara auf
hundert jedesmal dem Verkäufer
am besten favorisiret. Wenn dem-
nach in Ansehung der abzurechnen-
den Thara, auf pro Cent bisher
kein fester Styl gesetzt werden kön-
nen: so läßt man die diesfalls jeden
Orts bey den Handelsleuten satt-
sam authorisirte und verjährte Ge-
wohnheit billig so lange ungekränkt,
bis eine durchgehends gleiche oder
einerley Rechnungsart, es sey nach
der Thara auf oder von hundert, so-
wol bey erster Einpackung, als
nachmaliger Verhandlung der
Waaren beliebt worden. Daß übri-
gens gut Gewicht gewöhnlich von
dem Brutto abgezogen werde, und
alsdenn erst die Thara abgehe, ist
bereits im Artikel: Gewicht, an-
gemerket.

Tharamester, siehe Keurmee-
ster.

Thee, franz. The, lat. Thea,
sind die Blätter eines Strauchs,
oder kleinen Baumes, welcher in
Japan, ganz China, Tunquin
und bis in das Königreich Siam,
gezogen wird. Jn Ansehung des (1)
Namens merken wir zuförderst,
daß der Name Thee derjenige sey,
welchen die Chineser sowol dem
Strauche, der diese Blätter trägt,
als den Blättern selbst geben. Die
Japaner nennen solche Tchia, wel-
chen auch die Holländer in ihrer
Aussprache und Schreibart folgen, in-
dem sie Tsjaa sprechen und schreiben.
[Spaltenumbruch]

Thee
Der (2) Theestrauch erwächst zu
der Höhe eines Mannes, auch wol
noch höher, nachdem man ihn zie-
het. Es lassen ihn aber weder die
Japaner noch Chineser gerne so
hoch und noch viel weniger zu der
Höhe eines Baums wachsen; son-
dern erhalten ihn lieber in der Ge-
stalt eines niedrigen Strauchs: wie
ihn denn die Chineser nicht leicht
höher, als unsere Johannsbersträu-
che; und die Japaner nicht einmal
so hoch wachsen lassen. Die Blät-
ter
sind zart; forne zugespitzt; am
Rande eingekerbt; und dunkelgrün;
nicht einerley Größe, sondern die an
den untersten Zweigen sind die größ-
ten, und fallen immer kleiner, je
höher sie sitzen. Und diese Blätter
sind eben dasjenige, was von dem
Theestrauche in die Handlung
kömmt; doch sind die Reiser dessel-
ben allererst im dritten Jahre nach
seiner Pflanzung im Stande, gute
Blätter zu einer ersten Thee Erndte
zu geben. Die Blüten desselben
haben fast die Gestalt einer Rose,
und bestehen aus sechs runden, hoh-
len, gleichen und ziemlich großen
Blättern; einem kleinen, glatten,
und ebenfalls in sechs runde Lappen
(Lobes) zertheilten Kelche, welcher
die Blume, und nachdem solche
vergangen ist, auch die Frucht hält;
einer großen Menge von Staubfä-
den, deren Anzahl sich ungefähr auf
200 erstreckt; und einem runden
dreywinklichten Stempel (Pistile),
aus welchem die Frucht wird. Die-
se Frucht ist eine fleischigte Capsel,
die bey ihrer Reifung trocken wird,
und in 3 Fächer getheilet ist, deren
jedes einen ziemlich großen, auf der
einen Seite runden, auf der andern
Seite aber eckigten Kern beschließt,
welcher ein Fleisch wie eine Hasel-
nuß hat. Der Theestrauch wächst
nicht wild, sondern wird in verschie-
denen Provinzen von China und Ja-
pan ordentlich gebauet, und sind

des-

[Spaltenumbruch]

Thara
auch wieder abgerechnet werden,
wofern alles in der Billigkeit beſte-
hen ſoll. Hierbey aber iſt nicht zu
laͤugnen, daß bey ſolcher Ungewiß-
heit im Thariren bey dem Handel,
bald vor den Kaͤufer, bald vor den
Verkaͤufer ein großer Nachtheil ent-
ſtehen koͤnne. Dieſes aber iſt wahr,
und erhellet aus dem obigen erſten
Exempel zur Gnuͤge, daß die Tha-
ra von oder in hundert allemal am
vortheilhafteſten fuͤr den Kaͤufer ſey,
wie im Gegentheil die Thara auf
hundert jedesmal dem Verkaͤufer
am beſten favoriſiret. Wenn dem-
nach in Anſehung der abzurechnen-
den Thara, auf pro Cent bisher
kein feſter Styl geſetzt werden koͤn-
nen: ſo laͤßt man die diesfalls jeden
Orts bey den Handelsleuten ſatt-
ſam authoriſirte und verjaͤhrte Ge-
wohnheit billig ſo lange ungekraͤnkt,
bis eine durchgehends gleiche oder
einerley Rechnungsart, es ſey nach
der Thara auf oder von hundert, ſo-
wol bey erſter Einpackung, als
nachmaliger Verhandlung der
Waaren beliebt worden. Daß uͤbri-
gens gut Gewicht gewoͤhnlich von
dem Brutto abgezogen werde, und
alsdenn erſt die Thara abgehe, iſt
bereits im Artikel: Gewicht, an-
gemerket.

Tharameſter, ſiehe Keurmee-
ſter.

Thee, franz. Thé, lat. Thea,
ſind die Blaͤtter eines Strauchs,
oder kleinen Baumes, welcher in
Japan, ganz China, Tunquin
und bis in das Koͤnigreich Siam,
gezogen wird. Jn Anſehung des (1)
Namens merken wir zufoͤrderſt,
daß der Name Thee derjenige ſey,
welchen die Chineſer ſowol dem
Strauche, der dieſe Blaͤtter traͤgt,
als den Blaͤttern ſelbſt geben. Die
Japaner nennen ſolche Tchia, wel-
chen auch die Hollaͤnder in ihrer
Ausſprache und Schreibart folgen, in-
dem ſie Tsjaa ſprechen und ſchreiben.
[Spaltenumbruch]

Thee
Der (2) Theeſtrauch erwaͤchſt zu
der Hoͤhe eines Mannes, auch wol
noch hoͤher, nachdem man ihn zie-
het. Es laſſen ihn aber weder die
Japaner noch Chineſer gerne ſo
hoch und noch viel weniger zu der
Hoͤhe eines Baums wachſen; ſon-
dern erhalten ihn lieber in der Ge-
ſtalt eines niedrigen Strauchs: wie
ihn denn die Chineſer nicht leicht
hoͤher, als unſere Johannsberſtraͤu-
che; und die Japaner nicht einmal
ſo hoch wachſen laſſen. Die Blaͤt-
ter
ſind zart; forne zugeſpitzt; am
Rande eingekerbt; und dunkelgruͤn;
nicht einerley Groͤße, ſondern die an
den unterſten Zweigen ſind die groͤß-
ten, und fallen immer kleiner, je
hoͤher ſie ſitzen. Und dieſe Blaͤtter
ſind eben dasjenige, was von dem
Theeſtrauche in die Handlung
koͤmmt; doch ſind die Reiſer deſſel-
ben allererſt im dritten Jahre nach
ſeiner Pflanzung im Stande, gute
Blaͤtter zu einer erſten Thee Erndte
zu geben. Die Bluͤten deſſelben
haben faſt die Geſtalt einer Roſe,
und beſtehen aus ſechs runden, hoh-
len, gleichen und ziemlich großen
Blaͤttern; einem kleinen, glatten,
und ebenfalls in ſechs runde Lappen
(Lobes) zertheilten Kelche, welcher
die Blume, und nachdem ſolche
vergangen iſt, auch die Frucht haͤlt;
einer großen Menge von Staubfaͤ-
den, deren Anzahl ſich ungefaͤhr auf
200 erſtreckt; und einem runden
dreywinklichten Stempel (Piſtile),
aus welchem die Frucht wird. Die-
ſe Frucht iſt eine fleiſchigte Capſel,
die bey ihrer Reifung trocken wird,
und in 3 Faͤcher getheilet iſt, deren
jedes einen ziemlich großen, auf der
einen Seite runden, auf der andern
Seite aber eckigten Kern beſchließt,
welcher ein Fleiſch wie eine Haſel-
nuß hat. Der Theeſtrauch waͤchſt
nicht wild, ſondern wird in verſchie-
denen Provinzen von China und Ja-
pan ordentlich gebauet, und ſind

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[[64]/0070] Thara Thee auch wieder abgerechnet werden, wofern alles in der Billigkeit beſte- hen ſoll. Hierbey aber iſt nicht zu laͤugnen, daß bey ſolcher Ungewiß- heit im Thariren bey dem Handel, bald vor den Kaͤufer, bald vor den Verkaͤufer ein großer Nachtheil ent- ſtehen koͤnne. Dieſes aber iſt wahr, und erhellet aus dem obigen erſten Exempel zur Gnuͤge, daß die Tha- ra von oder in hundert allemal am vortheilhafteſten fuͤr den Kaͤufer ſey, wie im Gegentheil die Thara auf hundert jedesmal dem Verkaͤufer am beſten favoriſiret. Wenn dem- nach in Anſehung der abzurechnen- den Thara, auf pro Cent bisher kein feſter Styl geſetzt werden koͤn- nen: ſo laͤßt man die diesfalls jeden Orts bey den Handelsleuten ſatt- ſam authoriſirte und verjaͤhrte Ge- wohnheit billig ſo lange ungekraͤnkt, bis eine durchgehends gleiche oder einerley Rechnungsart, es ſey nach der Thara auf oder von hundert, ſo- wol bey erſter Einpackung, als nachmaliger Verhandlung der Waaren beliebt worden. Daß uͤbri- gens gut Gewicht gewoͤhnlich von dem Brutto abgezogen werde, und alsdenn erſt die Thara abgehe, iſt bereits im Artikel: Gewicht, an- gemerket. Tharameſter, ſiehe Keurmee- ſter. Thee, franz. Thé, lat. Thea, ſind die Blaͤtter eines Strauchs, oder kleinen Baumes, welcher in Japan, ganz China, Tunquin und bis in das Koͤnigreich Siam, gezogen wird. Jn Anſehung des (1) Namens merken wir zufoͤrderſt, daß der Name Thee derjenige ſey, welchen die Chineſer ſowol dem Strauche, der dieſe Blaͤtter traͤgt, als den Blaͤttern ſelbſt geben. Die Japaner nennen ſolche Tchia, wel- chen auch die Hollaͤnder in ihrer Ausſprache und Schreibart folgen, in- dem ſie Tsjaa ſprechen und ſchreiben. Der (2) Theeſtrauch erwaͤchſt zu der Hoͤhe eines Mannes, auch wol noch hoͤher, nachdem man ihn zie- het. Es laſſen ihn aber weder die Japaner noch Chineſer gerne ſo hoch und noch viel weniger zu der Hoͤhe eines Baums wachſen; ſon- dern erhalten ihn lieber in der Ge- ſtalt eines niedrigen Strauchs: wie ihn denn die Chineſer nicht leicht hoͤher, als unſere Johannsberſtraͤu- che; und die Japaner nicht einmal ſo hoch wachſen laſſen. Die Blaͤt- ter ſind zart; forne zugeſpitzt; am Rande eingekerbt; und dunkelgruͤn; nicht einerley Groͤße, ſondern die an den unterſten Zweigen ſind die groͤß- ten, und fallen immer kleiner, je hoͤher ſie ſitzen. Und dieſe Blaͤtter ſind eben dasjenige, was von dem Theeſtrauche in die Handlung koͤmmt; doch ſind die Reiſer deſſel- ben allererſt im dritten Jahre nach ſeiner Pflanzung im Stande, gute Blaͤtter zu einer erſten Thee Erndte zu geben. Die Bluͤten deſſelben haben faſt die Geſtalt einer Roſe, und beſtehen aus ſechs runden, hoh- len, gleichen und ziemlich großen Blaͤttern; einem kleinen, glatten, und ebenfalls in ſechs runde Lappen (Lobes) zertheilten Kelche, welcher die Blume, und nachdem ſolche vergangen iſt, auch die Frucht haͤlt; einer großen Menge von Staubfaͤ- den, deren Anzahl ſich ungefaͤhr auf 200 erſtreckt; und einem runden dreywinklichten Stempel (Piſtile), aus welchem die Frucht wird. Die- ſe Frucht iſt eine fleiſchigte Capſel, die bey ihrer Reifung trocken wird, und in 3 Faͤcher getheilet iſt, deren jedes einen ziemlich großen, auf der einen Seite runden, auf der andern Seite aber eckigten Kern beſchließt, welcher ein Fleiſch wie eine Haſel- nuß hat. Der Theeſtrauch waͤchſt nicht wild, ſondern wird in verſchie- denen Provinzen von China und Ja- pan ordentlich gebauet, und ſind des-

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [64]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/70>, abgerufen am 02.05.2024.