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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Thara
brachten Gewohnheit nach, so fest
eingeführet ist, daß, wenn nicht
durch eigenen Willen des Käufers
und Verkäufers unter ihnen davon
abgegangen wird, solcher beständig
nnd ohne Widerspruch bleibt. Was
aber eine jede Handelsstadt auf die-
se oder jene Waare für Thara zu
geben gewohnt ist; solches haben
wir in den besondern Artikeln derje-
nigen Waaren, so dem Thara un-
terworfen sind, so viel wir davon
wissen, bereits angezeiget. Von
der Berechnung des Thara, so auf
pro Cent gegeben wird, ist zu wis-
sen, daß unter den Rechenmeistern
ein großer Streit entstanden ist, wie
solches geschehen sollte. Dann ei-
nige wollen, daß solches pro Cen-
tum allemal nach Art einer Rabatt-
rechnung, und also nach der Thara,
auf 100 müsse berechnet werden,
z. E. wenn 10 pro Cent Thara
von einer Waare gegeben würde,
müsse man also die Regel ansetzen:

110 Pf. -- 10 Pfund -- 770 Fac.
70 Pf.

Andere aber wollen kurzum nur
die Thara von 100, oder in 100 gel-
ten lassen, und wenn z. E. 10 pro
Cent Thara gegeben würde, solle
und müsse man zur Regel ansetzen:

100 Pfund -- 10 Pfund -- 770
Pf. Fac. 77 Pf.

Diesen unnöthigen Streit beyzu-
legen, giebt Valentin Heins in sei-
ner arithmetischen Schatzkammer
p. 236 folgende Nachricht: Man
kann zwar gar leicht berechnen, wie
viel Thara der Verkäufer entweder
auf oder von 100 eigentlich geben
könne, wenn man nämlich gar ge-
wiß weiß, was sowol die annoch
einzupackenden Waaren, als auch die
Fässer, Bote, oder Oxhöfte, Ki-
sten, etc. darin die Waaren eingepa-
cket werden sollen, besonders wä-
gen; aber hieraus fließt gar nicht,
daß man auch gewiß sagen könne, ob
die Thara bey solchen Waaren, die
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Thara
schon eingepackt und zu verhandeln
sind, entweder nach der so genann-
ten Thara, auf oder von 100 be-
rechnet werden müsse. Die Ursache
davon ist, daß man ja nicht weiß,
ob der erste Einpacker die Thara
nach auf oder von hundert gemacht
habe, wie es ihm denn frey gestan-
den, sich sowol der einen, als an-
dern Rechnungsart zu bedienen.
Denn, wenn z. E. eine Waare netto
600 Pfunde; der Umschlag aber
oder das Gefäße 40 Pfunde wiegt:
so kann man dreyerley Thara nach
Belieben machen. Als rechnet man
auf 600 Pfunde netto, sind 40
Pfunde Thara zu schlagen, wie viel
sind auf 100 Pfunde netto zu legen:
so kommen zum Facit 6 2/3 Pfunde,
und diese 6 2/3 Pfunde Thara müssen
hier zu 100 Pfunden Netto hinzu ge-
than, und deswegen, weil 100 Pfun-
de Netto und 6 2/3 Pfunde Thara zu-
sammen kommen, nach Art der Ra-
battregel wieder abgerechnet werden,
also: 106 2/3 Pf. -- 6 2/3 Pf. -- 640 Pf.
Fac. 40 Pf. Thara. Rechnet man
aber, von oder in 640 Pfund Brutto
sind 40 Pfund Thara zu kürzen, wie
viel müssen von 100 Pfunden Brutto
gekürzet werden: so entstehen zum
Facit 61/4 Pfund, und weil diese 61/4
Pfund Thara nur in den 100 Pfund
Brutto stecken müssen, solche auch
daraus berechnet, und dennoch hier
nur nach gemeiner Rechnungsart ver-
fahren worden also: 100 Pf. -- 61/4
Pf. -- 640 Pf. Fac. 40 Pf. Thara,
wie oben: woraus denn erhellet,
daß gestalten Sachen nach, sowol
die eine, als die andere Tharaberech-
nung paßiren und billig erkannt
werden könne, und daß, da man
hier einen Weg von beyden erwäh-
len und gewiß gehen will, man vor-
her wissen muß, wie die Thara bey
dem Einpacken der Waare gemacht
und calculirt sey. Denn wie diesel-
be auf oder in 100 Pfund Netto be-
rechnet worden, eben so muß sie

auch

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Thara
brachten Gewohnheit nach, ſo feſt
eingefuͤhret iſt, daß, wenn nicht
durch eigenen Willen des Kaͤufers
und Verkaͤufers unter ihnen davon
abgegangen wird, ſolcher beſtaͤndig
nnd ohne Widerſpruch bleibt. Was
aber eine jede Handelsſtadt auf die-
ſe oder jene Waare fuͤr Thara zu
geben gewohnt iſt; ſolches haben
wir in den beſondern Artikeln derje-
nigen Waaren, ſo dem Thara un-
terworfen ſind, ſo viel wir davon
wiſſen, bereits angezeiget. Von
der Berechnung des Thara, ſo auf
pro Cent gegeben wird, iſt zu wiſ-
ſen, daß unter den Rechenmeiſtern
ein großer Streit entſtanden iſt, wie
ſolches geſchehen ſollte. Dann ei-
nige wollen, daß ſolches pro Cen-
tum allemal nach Art einer Rabatt-
rechnung, und alſo nach der Thara,
auf 100 muͤſſe berechnet werden,
z. E. wenn 10 pro Cent Thara
von einer Waare gegeben wuͤrde,
muͤſſe man alſo die Regel anſetzen:

110 Pf. — 10 Pfund — 770 Fac.
70 Pf.

Andere aber wollen kurzum nur
die Thara von 100, oder in 100 gel-
ten laſſen, und wenn z. E. 10 pro
Cent Thara gegeben wuͤrde, ſolle
und muͤſſe man zur Regel anſetzen:

100 Pfund — 10 Pfund — 770
Pf. Fac. 77 Pf.

Dieſen unnoͤthigen Streit beyzu-
legen, giebt Valentin Heins in ſei-
ner arithmetiſchen Schatzkammer
p. 236 folgende Nachricht: Man
kann zwar gar leicht berechnen, wie
viel Thara der Verkaͤufer entweder
auf oder von 100 eigentlich geben
koͤnne, wenn man naͤmlich gar ge-
wiß weiß, was ſowol die annoch
einzupackenden Waaren, als auch die
Faͤſſer, Bote, oder Oxhoͤfte, Ki-
ſten, ꝛc. darin die Waaren eingepa-
cket werden ſollen, beſonders waͤ-
gen; aber hieraus fließt gar nicht,
daß man auch gewiß ſagen koͤnne, ob
die Thara bey ſolchen Waaren, die
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Thara
ſchon eingepackt und zu verhandeln
ſind, entweder nach der ſo genann-
ten Thara, auf oder von 100 be-
rechnet werden muͤſſe. Die Urſache
davon iſt, daß man ja nicht weiß,
ob der erſte Einpacker die Thara
nach auf oder von hundert gemacht
habe, wie es ihm denn frey geſtan-
den, ſich ſowol der einen, als an-
dern Rechnungsart zu bedienen.
Denn, wenn z. E. eine Waare netto
600 Pfunde; der Umſchlag aber
oder das Gefaͤße 40 Pfunde wiegt:
ſo kann man dreyerley Thara nach
Belieben machen. Als rechnet man
auf 600 Pfunde netto, ſind 40
Pfunde Thara zu ſchlagen, wie viel
ſind auf 100 Pfunde netto zu legen:
ſo kommen zum Facit 6⅔ Pfunde,
und dieſe 6⅔ Pfunde Thara muͤſſen
hier zu 100 Pfunden Netto hinzu ge-
than, und deswegen, weil 100 Pfun-
de Netto und 6⅔ Pfunde Thara zu-
ſammen kommen, nach Art der Ra-
battregel wieder abgerechnet werden,
alſo: 106⅔ Pf. — 6⅔ Pf. — 640 Pf.
Fac. 40 Pf. Thara. Rechnet man
aber, von oder in 640 Pfund Brutto
ſind 40 Pfund Thara zu kuͤrzen, wie
viel muͤſſen von 100 Pfunden Brutto
gekuͤrzet werden: ſo entſtehen zum
Facit 6¼ Pfund, und weil dieſe 6¼
Pfund Thara nur in den 100 Pfund
Brutto ſtecken muͤſſen, ſolche auch
daraus berechnet, und dennoch hier
nur nach gemeiner Rechnungsart ver-
fahren worden alſo: 100 Pf. — 6¼
Pf. — 640 Pf. Fac. 40 Pf. Thara,
wie oben: woraus denn erhellet,
daß geſtalten Sachen nach, ſowol
die eine, als die andere Tharaberech-
nung paßiren und billig erkannt
werden koͤnne, und daß, da man
hier einen Weg von beyden erwaͤh-
len und gewiß gehen will, man vor-
her wiſſen muß, wie die Thara bey
dem Einpacken der Waare gemacht
und calculirt ſey. Denn wie dieſel-
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rechnet worden, eben ſo muß ſie

auch
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[[63]/0069] Thara Thara brachten Gewohnheit nach, ſo feſt eingefuͤhret iſt, daß, wenn nicht durch eigenen Willen des Kaͤufers und Verkaͤufers unter ihnen davon abgegangen wird, ſolcher beſtaͤndig nnd ohne Widerſpruch bleibt. Was aber eine jede Handelsſtadt auf die- ſe oder jene Waare fuͤr Thara zu geben gewohnt iſt; ſolches haben wir in den beſondern Artikeln derje- nigen Waaren, ſo dem Thara un- terworfen ſind, ſo viel wir davon wiſſen, bereits angezeiget. Von der Berechnung des Thara, ſo auf pro Cent gegeben wird, iſt zu wiſ- ſen, daß unter den Rechenmeiſtern ein großer Streit entſtanden iſt, wie ſolches geſchehen ſollte. Dann ei- nige wollen, daß ſolches pro Cen- tum allemal nach Art einer Rabatt- rechnung, und alſo nach der Thara, auf 100 muͤſſe berechnet werden, z. E. wenn 10 pro Cent Thara von einer Waare gegeben wuͤrde, muͤſſe man alſo die Regel anſetzen: 110 Pf. — 10 Pfund — 770 Fac. 70 Pf. Andere aber wollen kurzum nur die Thara von 100, oder in 100 gel- ten laſſen, und wenn z. E. 10 pro Cent Thara gegeben wuͤrde, ſolle und muͤſſe man zur Regel anſetzen: 100 Pfund — 10 Pfund — 770 Pf. Fac. 77 Pf. Dieſen unnoͤthigen Streit beyzu- legen, giebt Valentin Heins in ſei- ner arithmetiſchen Schatzkammer p. 236 folgende Nachricht: Man kann zwar gar leicht berechnen, wie viel Thara der Verkaͤufer entweder auf oder von 100 eigentlich geben koͤnne, wenn man naͤmlich gar ge- wiß weiß, was ſowol die annoch einzupackenden Waaren, als auch die Faͤſſer, Bote, oder Oxhoͤfte, Ki- ſten, ꝛc. darin die Waaren eingepa- cket werden ſollen, beſonders waͤ- gen; aber hieraus fließt gar nicht, daß man auch gewiß ſagen koͤnne, ob die Thara bey ſolchen Waaren, die ſchon eingepackt und zu verhandeln ſind, entweder nach der ſo genann- ten Thara, auf oder von 100 be- rechnet werden muͤſſe. Die Urſache davon iſt, daß man ja nicht weiß, ob der erſte Einpacker die Thara nach auf oder von hundert gemacht habe, wie es ihm denn frey geſtan- den, ſich ſowol der einen, als an- dern Rechnungsart zu bedienen. Denn, wenn z. E. eine Waare netto 600 Pfunde; der Umſchlag aber oder das Gefaͤße 40 Pfunde wiegt: ſo kann man dreyerley Thara nach Belieben machen. Als rechnet man auf 600 Pfunde netto, ſind 40 Pfunde Thara zu ſchlagen, wie viel ſind auf 100 Pfunde netto zu legen: ſo kommen zum Facit 6⅔ Pfunde, und dieſe 6⅔ Pfunde Thara muͤſſen hier zu 100 Pfunden Netto hinzu ge- than, und deswegen, weil 100 Pfun- de Netto und 6⅔ Pfunde Thara zu- ſammen kommen, nach Art der Ra- battregel wieder abgerechnet werden, alſo: 106⅔ Pf. — 6⅔ Pf. — 640 Pf. Fac. 40 Pf. Thara. Rechnet man aber, von oder in 640 Pfund Brutto ſind 40 Pfund Thara zu kuͤrzen, wie viel muͤſſen von 100 Pfunden Brutto gekuͤrzet werden: ſo entſtehen zum Facit 6¼ Pfund, und weil dieſe 6¼ Pfund Thara nur in den 100 Pfund Brutto ſtecken muͤſſen, ſolche auch daraus berechnet, und dennoch hier nur nach gemeiner Rechnungsart ver- fahren worden alſo: 100 Pf. — 6¼ Pf. — 640 Pf. Fac. 40 Pf. Thara, wie oben: woraus denn erhellet, daß geſtalten Sachen nach, ſowol die eine, als die andere Tharaberech- nung paßiren und billig erkannt werden koͤnne, und daß, da man hier einen Weg von beyden erwaͤh- len und gewiß gehen will, man vor- her wiſſen muß, wie die Thara bey dem Einpacken der Waare gemacht und calculirt ſey. Denn wie dieſel- be auf oder in 100 Pfund Netto be- rechnet worden, eben ſo muß ſie auch

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [63]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/69>, abgerufen am 02.05.2024.