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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Terpenthinöl
in diesen Ländern Terpenthin gebe,
können wir nicht mit Gewißheit
behaupten, weil solches von ei-
nigen geläugnet, von andern aber
bejahet wird, wiewohl Lobel versi-
chert, daß aus denen bey Mont-
pellier in dem Holze von Valena
ziemlich häufig stehenden Terpen-
thinbäumen, wenn solche gerissen
werden, Terpenthin heraus fließe.
Auch in Holland wird dieser Baum
in den Gärten gezogen, welches eben-
falls bey uns geschieht. Von dem so-
genannten indianischen Terpenthin
baume,
siehe den Artikel Pistazie.

Terpenthinöl, oder Terpen-
thingeist,
und, wie einige solches
nennen, Terpenthinessenz, latein.
Oleum, oder Spiritus, und Essentia
Terebinthinae
,
franz. Huile, oder
Esprit, und Essence de Terebinthi-
ne
,
ein Oel, welches nicht allein
auf den Apotheken, sondern auch viel-
fältig an den Orten, wo Terpenthin
gemacht wird, daraus bereitet, und
dann verkauft wird. Das engli-
sche
Terpenthinöl hält man für das
allerbeste. Es wird dergleichen
auch viel aus Thüringen und dem
Schwarzwalde gebracht; welches
aber insgemein nicht sonderlich zu
gebrauchen ist, weil es größtentheils
bloß aus dem von Tannzapfen ge-
kochten gemeinen Terpenthin abge-
zogen ist. Die Kennzeichen der Gü-
te dieses Terpenthinöls sind, daß
es weiß, klar, und helle, wie Was-
ser; und von einem starken und
durchdringenden Geruche sey. Es
bedienen sich dessen nicht allein die
Aerzte und Wundärzte bey verschie-
denen Zufällen der Menschen, wo
es sowohl äußerlich als innerlich ge-
brauchet wird; sondern auch die
Roßärzte, Hufschmiede und andere
Viehärzte ingleichen die Feuerwer-
ker und die Maler, welche letztere
solches sowol zur Zurichtung ihrer
Oelfarben, als auch zu Verferti-
gung verschiedener Firnisse gebrau-
[Spaltenumbruch]

Terra Firma
chen. Ein Kaufmann, der mit die-
sem Oele im Ganzen handeln will,
hat wohl zu merken, daß es 1) sehr
zehret; und daß es 2) ungemein
leicht brennet, und, wenn es einmal
in Brand gerathen ist, fast nicht
zu löschen steht, weswegen man
sich sehr vorsehen muß, daß man
ihm nicht mit dem Lichte zu nahe
komme.

Terra Firma, Neu-Castilien, das
goldene Castilien, lat. Castella
aurea
,
franz. Castille neuve, oder
Castille d' or, eine große Landschaft
in Südamerica, und zwar die weite-
ste gegen Mitternacht, welche gegen
Mitternacht u. Morgen an das Nord-
meer, gegen Mittag an das Ama-
zonenland und Peru, und gegen
Abend an das Südmeer und die
Meerenge von Panama, wodurch
sie an Nordamerica gehänget wird,
gränzet. Die vornehmsten Pro-
vinzen
sind Panama, Popayan,
Carthagena, Uraba, St Martha,
Rio de la Hacha, Venezuela, Co-
mana, Paria, Neuandalusien und
Neugranada. Die größten Flüsse
darinnen sind San Juan oder Rio
grande del Darien, Rio Caucha
oder Rio grande de Madalena, Rio
de Paria oder Orinoque. Die Spa-
nier haben folgende Gouverne-
ments
darinnen: Neuandalusien,
Venezuola, Rio de la Hacha,
St. Martha, Carthagena, Terra
firma in besonderm Verstande, Po-
payan, das neue Königreich Gra-
nada und Paria. Die Oerter an
der See sind nicht so gesund, wegen
ihrer Feuchtigkeit, als diejenigen,
welche besser im Lande liegen. Et-
liche Gegenden sind darinnen so
fruchtbar, daß man des Jahres
zweymal einerndten kann. Die
Bäume tragen herrliche Früchte,
und geben vortrefflichen Balsam,
wenn die Einwohner zur rechten
Zeit in den Stamm hinein schnei-

den.
D 3

[Spaltenumbruch]

Terpenthinoͤl
in dieſen Laͤndern Terpenthin gebe,
koͤnnen wir nicht mit Gewißheit
behaupten, weil ſolches von ei-
nigen gelaͤugnet, von andern aber
bejahet wird, wiewohl Lobel verſi-
chert, daß aus denen bey Mont-
pellier in dem Holze von Valena
ziemlich haͤufig ſtehenden Terpen-
thinbaͤumen, wenn ſolche geriſſen
werden, Terpenthin heraus fließe.
Auch in Holland wird dieſer Baum
in den Gaͤrten gezogen, welches eben-
falls bey uns geſchieht. Von dem ſo-
genannten indianiſchen Terpenthin
baume,
ſiehe den Artikel Piſtazie.

Terpenthinoͤl, oder Terpen-
thingeiſt,
und, wie einige ſolches
nennen, Terpenthineſſenz, latein.
Oleum, oder Spiritus, und Eſſentia
Terebinthinae
,
franz. Huile, oder
Eſprit, und Eſſence de Terebinthi-
ne
,
ein Oel, welches nicht allein
auf den Apotheken, ſondern auch viel-
faͤltig an den Orten, wo Terpenthin
gemacht wird, daraus bereitet, und
dann verkauft wird. Das engli-
ſche
Terpenthinoͤl haͤlt man fuͤr das
allerbeſte. Es wird dergleichen
auch viel aus Thuͤringen und dem
Schwarzwalde gebracht; welches
aber insgemein nicht ſonderlich zu
gebrauchen iſt, weil es groͤßtentheils
bloß aus dem von Tannzapfen ge-
kochten gemeinen Terpenthin abge-
zogen iſt. Die Kennzeichen der Guͤ-
te dieſes Terpenthinoͤls ſind, daß
es weiß, klar, und helle, wie Waſ-
ſer; und von einem ſtarken und
durchdringenden Geruche ſey. Es
bedienen ſich deſſen nicht allein die
Aerzte und Wundaͤrzte bey verſchie-
denen Zufaͤllen der Menſchen, wo
es ſowohl aͤußerlich als innerlich ge-
brauchet wird; ſondern auch die
Roßaͤrzte, Hufſchmiede und andere
Viehaͤrzte ingleichen die Feuerwer-
ker und die Maler, welche letztere
ſolches ſowol zur Zurichtung ihrer
Oelfarben, als auch zu Verferti-
gung verſchiedener Firniſſe gebrau-
[Spaltenumbruch]

Terra Firma
chen. Ein Kaufmann, der mit die-
ſem Oele im Ganzen handeln will,
hat wohl zu merken, daß es 1) ſehr
zehret; und daß es 2) ungemein
leicht brennet, und, wenn es einmal
in Brand gerathen iſt, faſt nicht
zu loͤſchen ſteht, weswegen man
ſich ſehr vorſehen muß, daß man
ihm nicht mit dem Lichte zu nahe
komme.

Terra Firma, Neu-Caſtilien, das
goldene Caſtilien, lat. Caſtella
aurea
,
franz. Caſtille neuve, oder
Caſtille d’ or, eine große Landſchaft
in Suͤdamerica, und zwar die weite-
ſte gegen Mitternacht, welche gegen
Mitternacht u. Morgen an das Nord-
meer, gegen Mittag an das Ama-
zonenland und Peru, und gegen
Abend an das Suͤdmeer und die
Meerenge von Panama, wodurch
ſie an Nordamerica gehaͤnget wird,
graͤnzet. Die vornehmſten Pro-
vinzen
ſind Panama, Popayan,
Carthagena, Uraba, St Martha,
Rio de la Hacha, Venezuela, Co-
mana, Paria, Neuandaluſien und
Neugranada. Die groͤßten Fluͤſſe
darinnen ſind San Juan oder Rio
grande del Darien, Rio Caucha
oder Rio grande de Madalena, Rio
de Paria oder Orinoque. Die Spa-
nier haben folgende Gouverne-
ments
darinnen: Neuandaluſien,
Venezuola, Rio de la Hacha,
St. Martha, Carthagena, Terra
firma in beſonderm Verſtande, Po-
payan, das neue Koͤnigreich Gra-
nada und Paria. Die Oerter an
der See ſind nicht ſo geſund, wegen
ihrer Feuchtigkeit, als diejenigen,
welche beſſer im Lande liegen. Et-
liche Gegenden ſind darinnen ſo
fruchtbar, daß man des Jahres
zweymal einerndten kann. Die
Baͤume tragen herrliche Fruͤchte,
und geben vortrefflichen Balſam,
wenn die Einwohner zur rechten
Zeit in den Stamm hinein ſchnei-

den.
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[[53]/0059] Terpenthinoͤl Terra Firma in dieſen Laͤndern Terpenthin gebe, koͤnnen wir nicht mit Gewißheit behaupten, weil ſolches von ei- nigen gelaͤugnet, von andern aber bejahet wird, wiewohl Lobel verſi- chert, daß aus denen bey Mont- pellier in dem Holze von Valena ziemlich haͤufig ſtehenden Terpen- thinbaͤumen, wenn ſolche geriſſen werden, Terpenthin heraus fließe. Auch in Holland wird dieſer Baum in den Gaͤrten gezogen, welches eben- falls bey uns geſchieht. Von dem ſo- genannten indianiſchen Terpenthin baume, ſiehe den Artikel Piſtazie. Terpenthinoͤl, oder Terpen- thingeiſt, und, wie einige ſolches nennen, Terpenthineſſenz, latein. Oleum, oder Spiritus, und Eſſentia Terebinthinae, franz. Huile, oder Eſprit, und Eſſence de Terebinthi- ne, ein Oel, welches nicht allein auf den Apotheken, ſondern auch viel- faͤltig an den Orten, wo Terpenthin gemacht wird, daraus bereitet, und dann verkauft wird. Das engli- ſche Terpenthinoͤl haͤlt man fuͤr das allerbeſte. Es wird dergleichen auch viel aus Thuͤringen und dem Schwarzwalde gebracht; welches aber insgemein nicht ſonderlich zu gebrauchen iſt, weil es groͤßtentheils bloß aus dem von Tannzapfen ge- kochten gemeinen Terpenthin abge- zogen iſt. Die Kennzeichen der Guͤ- te dieſes Terpenthinoͤls ſind, daß es weiß, klar, und helle, wie Waſ- ſer; und von einem ſtarken und durchdringenden Geruche ſey. Es bedienen ſich deſſen nicht allein die Aerzte und Wundaͤrzte bey verſchie- denen Zufaͤllen der Menſchen, wo es ſowohl aͤußerlich als innerlich ge- brauchet wird; ſondern auch die Roßaͤrzte, Hufſchmiede und andere Viehaͤrzte ingleichen die Feuerwer- ker und die Maler, welche letztere ſolches ſowol zur Zurichtung ihrer Oelfarben, als auch zu Verferti- gung verſchiedener Firniſſe gebrau- chen. Ein Kaufmann, der mit die- ſem Oele im Ganzen handeln will, hat wohl zu merken, daß es 1) ſehr zehret; und daß es 2) ungemein leicht brennet, und, wenn es einmal in Brand gerathen iſt, faſt nicht zu loͤſchen ſteht, weswegen man ſich ſehr vorſehen muß, daß man ihm nicht mit dem Lichte zu nahe komme. Terra Firma, Neu-Caſtilien, das goldene Caſtilien, lat. Caſtella aurea, franz. Caſtille neuve, oder Caſtille d’ or, eine große Landſchaft in Suͤdamerica, und zwar die weite- ſte gegen Mitternacht, welche gegen Mitternacht u. Morgen an das Nord- meer, gegen Mittag an das Ama- zonenland und Peru, und gegen Abend an das Suͤdmeer und die Meerenge von Panama, wodurch ſie an Nordamerica gehaͤnget wird, graͤnzet. Die vornehmſten Pro- vinzen ſind Panama, Popayan, Carthagena, Uraba, St Martha, Rio de la Hacha, Venezuela, Co- mana, Paria, Neuandaluſien und Neugranada. Die groͤßten Fluͤſſe darinnen ſind San Juan oder Rio grande del Darien, Rio Caucha oder Rio grande de Madalena, Rio de Paria oder Orinoque. Die Spa- nier haben folgende Gouverne- ments darinnen: Neuandaluſien, Venezuola, Rio de la Hacha, St. Martha, Carthagena, Terra firma in beſonderm Verſtande, Po- payan, das neue Koͤnigreich Gra- nada und Paria. Die Oerter an der See ſind nicht ſo geſund, wegen ihrer Feuchtigkeit, als diejenigen, welche beſſer im Lande liegen. Et- liche Gegenden ſind darinnen ſo fruchtbar, daß man des Jahres zweymal einerndten kann. Die Baͤume tragen herrliche Fruͤchte, und geben vortrefflichen Balſam, wenn die Einwohner zur rechten Zeit in den Stamm hinein ſchnei- den. D 3

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [53]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/59>, abgerufen am 18.12.2024.