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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Zucker
meisten europäischen Raffinereyen,
in welchen der aus Ost-und West-
indien gekommene Zucker raffiniret,
oder auf das neue gereiniget, und
zu andern Sorten zubereitet wird;
sind in Frankreich, England, Hol-
land und Deutschland, auch wohl
in Portugal. Deutschland kann
Hamburg, Bremen, Lübeck, Stet-
tin, Berlin, Danzig etc. nennen.
Jedoch wird der Zucker, den man
in Deutschland sieht, meistens in
Amsterdam und Hamburg raffiniret.
Amsterdam kann sich rühmen, daß
es die meisten Zuckerraffinereyen
habe, als deren über 60 sind.
Hingegen kann Hamburg sich rüh-
men, daß in ihr das Zuckerraffini-
ren zu einer solchen Vollkommenheit
gestiegen, dergleichen schwerlich an
einem andern Orte anzutreffen. Und
zwar so ist der Hamburger raffinirte
Zucker viel compacter oder härter,
als der amsterdamer; und weißer
als der italienische; weswegen er
auch vor andern den Vorzug hat;
denn je härter und weißer der Zu-
cker, je besser ist er. Die (d) Ar-
beit selbst,
des Zuckerraffinirens
besteht in folgendem: Man macht
eine Lauge von ungelöschtem Kalke
und Wasser an, und gießt solche mit
Eyweiß auf den Zucker, rühret als-
denn selbigen ohne Unterlaß in ste-
tem Sieden so lange um, bis er
den zurückgebliebenen Schaum völ-
lig auswirft. Damit aber die auf-
gegossene Lauge wieder davon kom-
me; seiget man den also gesottenen
Zucker durch ein Tuch; und läßt
ihn auf das neue so lange sieden,
bis gedachte Lauge ganz verzehrt und
eingefotten ist. Dann schüttet man
den Zucker von neuem in erdene
Formen, bestreicht das breite Theil,
wie beym Sieden, mit Thon etc.
und bringt ihn also zu seiner Voll-
kommenheit. Aus dieser bisher be-
schriebenen gedoppelten Bereitung
des Zuckers, nämlich dem Sieden
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Zucker
und dem Raffiniren, ist klar, daß
man allen Zucker (III) eintheilen
könne in (1) rohen, dergleichen der
Moscovade ist; und in (2) raffinir-
ten
oder geläuterten, dergleichen die
übrigen Sorten sind. Es erhalten
aber die verschiedenen (IV) Sorten
oder Gattungen des Zuckers ihre
Namen theils von dem Orte, wo sie
wachsen, und woher sie gebracht
werden; theils von der Güte und
Ausarbeitung; und theils endlich
von der Gestalt. Folgende Sor-
ten führen ihre Namen von dem
(1) Orte, wo sie wachsen, und wo-
her sie gebracht werden; a) Made-
razucker,
flämisch und brabantisch
Madery-Suyker, lat. Saccharum
Maderiense,
welcher von der Jnsel
Madera kömmt, so auf dem atlan-
tischen Meere an den Küsten von
Africa liegt, und den Portugiesen
zugehöret. Er wird von daher aus
Portugall zu uns gebracht, und ist
fast unter allen Sorten des Zuckers
der beste und feinste, so, daß er
noch den Canarienzucker übertrifft;
daher man ihn auch am meisten zur
Arztney und zu Confituren gebrau-
chen soll. Jedoch wird er selten zu
uns gebracht. b) Canarienzucker,
flämisch und brabantisch Canarie-
suyker,
lat. Saccharum Cana-
riense,
so seinen Namen von den
Canarieninseln führet, woher er an-
fänglich gebracht worden, und wel-
che im atlantischen Meere, Africa
gegen Abend, liegen, und den Spa-
niern gehören. Er ist nach dem
Maderazucker der beste, und findet
man dessen bey den Materialisten
und Specereyhändlern drey Sorten,
davon die eine immer besser als die
andere, und heißen a) ordinär fein
oder gemeiner Canarienzucker;
b) fein fein Canarienzucker; und
c) fein fein fein Canarienzucker
oder Candisbrodt. Uebrigens ist
nicht zu zweifeln, daß man nicht
auch andern Zucker also zubereiten

könne.

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Zucker
meiſten europaͤiſchen Raffinereyen,
in welchen der aus Oſt-und Weſt-
indien gekommene Zucker raffiniret,
oder auf das neue gereiniget, und
zu andern Sorten zubereitet wird;
ſind in Frankreich, England, Hol-
land und Deutſchland, auch wohl
in Portugal. Deutſchland kann
Hamburg, Bremen, Luͤbeck, Stet-
tin, Berlin, Danzig ꝛc. nennen.
Jedoch wird der Zucker, den man
in Deutſchland ſieht, meiſtens in
Amſterdam und Hamburg raffiniret.
Amſterdam kann ſich ruͤhmen, daß
es die meiſten Zuckerraffinereyen
habe, als deren uͤber 60 ſind.
Hingegen kann Hamburg ſich ruͤh-
men, daß in ihr das Zuckerraffini-
ren zu einer ſolchen Vollkommenheit
geſtiegen, dergleichen ſchwerlich an
einem andern Orte anzutreffen. Und
zwar ſo iſt der Hamburger raffinirte
Zucker viel compacter oder haͤrter,
als der amſterdamer; und weißer
als der italieniſche; weswegen er
auch vor andern den Vorzug hat;
denn je haͤrter und weißer der Zu-
cker, je beſſer iſt er. Die (d) Ar-
beit ſelbſt,
des Zuckerraffinirens
beſteht in folgendem: Man macht
eine Lauge von ungeloͤſchtem Kalke
und Waſſer an, und gießt ſolche mit
Eyweiß auf den Zucker, ruͤhret als-
denn ſelbigen ohne Unterlaß in ſte-
tem Sieden ſo lange um, bis er
den zuruͤckgebliebenen Schaum voͤl-
lig auswirft. Damit aber die auf-
gegoſſene Lauge wieder davon kom-
me; ſeiget man den alſo geſottenen
Zucker durch ein Tuch; und laͤßt
ihn auf das neue ſo lange ſieden,
bis gedachte Lauge ganz verzehrt und
eingefotten iſt. Dann ſchuͤttet man
den Zucker von neuem in erdene
Formen, beſtreicht das breite Theil,
wie beym Sieden, mit Thon ꝛc.
und bringt ihn alſo zu ſeiner Voll-
kommenheit. Aus dieſer bisher be-
ſchriebenen gedoppelten Bereitung
des Zuckers, naͤmlich dem Sieden
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Zucker
und dem Raffiniren, iſt klar, daß
man allen Zucker (III) eintheilen
koͤnne in (1) rohen, dergleichen der
Moſcovade iſt; und in (2) raffinir-
ten
oder gelaͤuterten, dergleichen die
uͤbrigen Sorten ſind. Es erhalten
aber die verſchiedenen (IV) Sorten
oder Gattungen des Zuckers ihre
Namen theils von dem Orte, wo ſie
wachſen, und woher ſie gebracht
werden; theils von der Guͤte und
Ausarbeitung; und theils endlich
von der Geſtalt. Folgende Sor-
ten fuͤhren ihre Namen von dem
(1) Orte, wo ſie wachſen, und wo-
her ſie gebracht werden; a) Made-
razucker,
flaͤmiſch und brabantiſch
Madery-Suyker, lat. Saccharum
Maderienſe,
welcher von der Jnſel
Madera koͤmmt, ſo auf dem atlan-
tiſchen Meere an den Kuͤſten von
Africa liegt, und den Portugieſen
zugehoͤret. Er wird von daher aus
Portugall zu uns gebracht, und iſt
faſt unter allen Sorten des Zuckers
der beſte und feinſte, ſo, daß er
noch den Canarienzucker uͤbertrifft;
daher man ihn auch am meiſten zur
Arztney und zu Confituren gebrau-
chen ſoll. Jedoch wird er ſelten zu
uns gebracht. b) Canarienzucker,
flaͤmiſch und brabantiſch Canarie-
ſuyker,
lat. Saccharum Cana-
rienſe,
ſo ſeinen Namen von den
Canarieninſeln fuͤhret, woher er an-
faͤnglich gebracht worden, und wel-
che im atlantiſchen Meere, Africa
gegen Abend, liegen, und den Spa-
niern gehoͤren. Er iſt nach dem
Maderazucker der beſte, und findet
man deſſen bey den Materialiſten
und Specereyhaͤndlern drey Sorten,
davon die eine immer beſſer als die
andere, und heißen a) ordinaͤr fein
oder gemeiner Canarienzucker;
b) fein fein Canarienzucker; und
c) fein fein fein Canarienzucker
oder Candisbrodt. Uebrigens iſt
nicht zu zweifeln, daß man nicht
auch andern Zucker alſo zubereiten

koͤnne.
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[[564]/0570] Zucker Zucker meiſten europaͤiſchen Raffinereyen, in welchen der aus Oſt-und Weſt- indien gekommene Zucker raffiniret, oder auf das neue gereiniget, und zu andern Sorten zubereitet wird; ſind in Frankreich, England, Hol- land und Deutſchland, auch wohl in Portugal. Deutſchland kann Hamburg, Bremen, Luͤbeck, Stet- tin, Berlin, Danzig ꝛc. nennen. Jedoch wird der Zucker, den man in Deutſchland ſieht, meiſtens in Amſterdam und Hamburg raffiniret. Amſterdam kann ſich ruͤhmen, daß es die meiſten Zuckerraffinereyen habe, als deren uͤber 60 ſind. Hingegen kann Hamburg ſich ruͤh- men, daß in ihr das Zuckerraffini- ren zu einer ſolchen Vollkommenheit geſtiegen, dergleichen ſchwerlich an einem andern Orte anzutreffen. Und zwar ſo iſt der Hamburger raffinirte Zucker viel compacter oder haͤrter, als der amſterdamer; und weißer als der italieniſche; weswegen er auch vor andern den Vorzug hat; denn je haͤrter und weißer der Zu- cker, je beſſer iſt er. Die (d) Ar- beit ſelbſt, des Zuckerraffinirens beſteht in folgendem: Man macht eine Lauge von ungeloͤſchtem Kalke und Waſſer an, und gießt ſolche mit Eyweiß auf den Zucker, ruͤhret als- denn ſelbigen ohne Unterlaß in ſte- tem Sieden ſo lange um, bis er den zuruͤckgebliebenen Schaum voͤl- lig auswirft. Damit aber die auf- gegoſſene Lauge wieder davon kom- me; ſeiget man den alſo geſottenen Zucker durch ein Tuch; und laͤßt ihn auf das neue ſo lange ſieden, bis gedachte Lauge ganz verzehrt und eingefotten iſt. Dann ſchuͤttet man den Zucker von neuem in erdene Formen, beſtreicht das breite Theil, wie beym Sieden, mit Thon ꝛc. und bringt ihn alſo zu ſeiner Voll- kommenheit. Aus dieſer bisher be- ſchriebenen gedoppelten Bereitung des Zuckers, naͤmlich dem Sieden und dem Raffiniren, iſt klar, daß man allen Zucker (III) eintheilen koͤnne in (1) rohen, dergleichen der Moſcovade iſt; und in (2) raffinir- ten oder gelaͤuterten, dergleichen die uͤbrigen Sorten ſind. Es erhalten aber die verſchiedenen (IV) Sorten oder Gattungen des Zuckers ihre Namen theils von dem Orte, wo ſie wachſen, und woher ſie gebracht werden; theils von der Guͤte und Ausarbeitung; und theils endlich von der Geſtalt. Folgende Sor- ten fuͤhren ihre Namen von dem (1) Orte, wo ſie wachſen, und wo- her ſie gebracht werden; a) Made- razucker, flaͤmiſch und brabantiſch Madery-Suyker, lat. Saccharum Maderienſe, welcher von der Jnſel Madera koͤmmt, ſo auf dem atlan- tiſchen Meere an den Kuͤſten von Africa liegt, und den Portugieſen zugehoͤret. Er wird von daher aus Portugall zu uns gebracht, und iſt faſt unter allen Sorten des Zuckers der beſte und feinſte, ſo, daß er noch den Canarienzucker uͤbertrifft; daher man ihn auch am meiſten zur Arztney und zu Confituren gebrau- chen ſoll. Jedoch wird er ſelten zu uns gebracht. b) Canarienzucker, flaͤmiſch und brabantiſch Canarie- ſuyker, lat. Saccharum Cana- rienſe, ſo ſeinen Namen von den Canarieninſeln fuͤhret, woher er an- faͤnglich gebracht worden, und wel- che im atlantiſchen Meere, Africa gegen Abend, liegen, und den Spa- niern gehoͤren. Er iſt nach dem Maderazucker der beſte, und findet man deſſen bey den Materialiſten und Specereyhaͤndlern drey Sorten, davon die eine immer beſſer als die andere, und heißen a) ordinaͤr fein oder gemeiner Canarienzucker; b) fein fein Canarienzucker; und c) fein fein fein Canarienzucker oder Candisbrodt. Uebrigens iſt nicht zu zweifeln, daß man nicht auch andern Zucker alſo zubereiten koͤnne.

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [564]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/570>, abgerufen am 20.05.2024.