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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Terpenthin
get sey, wie derjenige ist, der obge-
dachter maßen bloß aus den Tann-
zapfen gekocht worden. Außer die-
sen bisher beschriebenen vier Gat-
tungen des Terpenthins findet man
noch andere. Also gedenket Käm-
pfer eines (e) persischen Terpenthins,
der bey den morgenländischen Völ-
kern sehr stark gebrauchet wird, und
von dem chiischen oder cyprischen in
nichts unterschieden ist. Er wird
auf den Bergen und in den Wüsten
von Schamachia in Medien, von
Schiras in Persien, und in den Land-
schaften Buristan und Larens, und
vornehmlich auf den nahe bey dem
eine Tagereise von Sjiraso gelegenen
berühmten Dorfe Majin befindli-
chen Berge, auf welchem viel Ter-
penthin- oder wilde Pistazienbäume
wachsen, gesammlet, und rinnet
aus den Bäumen theils von selbst,
theils nachdem er vorher gerissen
oder gelochet worden, heraus. Die
Einwohner lassen solchen, nachdem
sie ihn gesammlet haben, ein wenig
bey einem gelinden Feuer heiß wer-
den, schütten ihn aber in andere
Gefäße aus, ehe er zu kochen an-
fängt. Wenn er völlig kalt gewor-
den ist; so hat er die Farbe und die
Consistenz des weißen Pechs. Dieser
Terpenthin wird, wie Kämpfer sagt,
von den orientalifchen Völkern bloß
als ein Käumittel gebrauchet. Jn-
sonderheit haben die diesseit dem
Jndus wohnenden Völker, und vor-
nehmlich deren Weiber, solchen be-
ständig im Munde, und es kostet
ihnen viel Mühe, dessen zu entbeh-
ren, wenn sie sich einmal daran ge-
wöhnet haben. Man findet solchen
überall in den Gewölbern, und bey
den türkischen, persischen und ara-
bischen Parfumeurs, unter dem
türkischen Namen Sakkis, und
unter dem persischen Namen Kon-
deruun.
Die in dem Gebirge
Benna in Persien wohnenden Ein-
wohner aber ziehen ihren Terpen-
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Terpenthin
thin aus den daselbst wachsenden
Terpenthinbäumen auf eine andere
Art heraus, nämlich also, daß sie
das Holz anzünden, um das darinn
steckende Harz heraus zu bekommen.
Dieser Terpenthin ist hart, zer-
brechlich, glänzend, und von einer
dunkeln und braunrothen Farbe,
und wird wegen seiner lebhaften
Farbe von den Malern gebraucht.
Man findet solchen bey den Kauf-
leuten unter dem Namen Sijah-
Benna,
das ist, schwarze Farbe
von dem Gebirge Benna; oder auch
unter dem Namen Rengi Sulach,
das ist Farbe von Sulach. Unter
die Gattungen des Terpenthins,
wird auch von einigen (f) dasjeni-
ge weiche Harz gerechnet, das man
aus den Cedernbäumen bekömmt,
siehe Ceder. Jn Ansehung des
(2) Handels, der mit dem Ter-
penthin getrieben wird, wollen wir
außerdem, was schon bey jeder Gat-
tung angemerket worden, noch ins-
besondere bey dem Terpenthinhan-
del zu Amsterdam in etwas stehen
bleiben, als woselbst man viererley
Gattungen von Terpenthin findet,
nämlich a) venedischen Terpenthin,
b) Terpenthin von Bourdeaux,
c) Terpenthin von Bayonne, und
d) Terpenthin von Boston. Alle
diese Gattungen werden daselbst im
Ganzen centnerweise bey 100 Pfun-
den verkauft, und geben nach dem
Unterscheide ihrer Güte verschiede-
nes Thara, und auch verschiedenen
Abzug. Der venedische Terpenthin
gilt insgemein 26 bis 30 Gulden der
Centner, und giebt 20 pro Cent
Thara; für gut Gewicht werden 3
pro Cent, und für baare Bezahlung
1 pro Cent gekürzet. Der Terpen-
thin von Bourdeaux wird insge-
mein mit 15 bis 16 Schilling flä-
misch der Centner bezahlet. Er ist
in Fässern, und giebt von jedem
Fasse 90 Pfunde Thara. Für gut
Gewicht werden 2 pro Cent, und

für
D 2

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Terpenthin
get ſey, wie derjenige iſt, der obge-
dachter maßen bloß aus den Tann-
zapfen gekocht worden. Außer die-
ſen bisher beſchriebenen vier Gat-
tungen des Terpenthins findet man
noch andere. Alſo gedenket Kaͤm-
pfer eines (e) perſiſchen Terpenthins,
der bey den morgenlaͤndiſchen Voͤl-
kern ſehr ſtark gebrauchet wird, und
von dem chiiſchen oder cypriſchen in
nichts unterſchieden iſt. Er wird
auf den Bergen und in den Wuͤſten
von Schamachia in Medien, von
Schiras in Perſien, und in den Land-
ſchaften Buriſtan und Larens, und
vornehmlich auf den nahe bey dem
eine Tagereiſe von Sjiraſo gelegenen
beruͤhmten Dorfe Majin befindli-
chen Berge, auf welchem viel Ter-
penthin- oder wilde Piſtazienbaͤume
wachſen, geſammlet, und rinnet
aus den Baͤumen theils von ſelbſt,
theils nachdem er vorher geriſſen
oder gelochet worden, heraus. Die
Einwohner laſſen ſolchen, nachdem
ſie ihn geſammlet haben, ein wenig
bey einem gelinden Feuer heiß wer-
den, ſchuͤtten ihn aber in andere
Gefaͤße aus, ehe er zu kochen an-
faͤngt. Wenn er voͤllig kalt gewor-
den iſt; ſo hat er die Farbe und die
Conſiſtenz des weißen Pechs. Dieſer
Terpenthin wird, wie Kaͤmpfer ſagt,
von den orientalifchen Voͤlkern bloß
als ein Kaͤumittel gebrauchet. Jn-
ſonderheit haben die dieſſeit dem
Jndus wohnenden Voͤlker, und vor-
nehmlich deren Weiber, ſolchen be-
ſtaͤndig im Munde, und es koſtet
ihnen viel Muͤhe, deſſen zu entbeh-
ren, wenn ſie ſich einmal daran ge-
woͤhnet haben. Man findet ſolchen
uͤberall in den Gewoͤlbern, und bey
den tuͤrkiſchen, perſiſchen und ara-
biſchen Parfumeurs, unter dem
tuͤrkiſchen Namen Sakkis, und
unter dem perſiſchen Namen Kon-
deruun.
Die in dem Gebirge
Benna in Perſien wohnenden Ein-
wohner aber ziehen ihren Terpen-
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Terpenthin
thin aus den daſelbſt wachſenden
Terpenthinbaͤumen auf eine andere
Art heraus, naͤmlich alſo, daß ſie
das Holz anzuͤnden, um das darinn
ſteckende Harz heraus zu bekommen.
Dieſer Terpenthin iſt hart, zer-
brechlich, glaͤnzend, und von einer
dunkeln und braunrothen Farbe,
und wird wegen ſeiner lebhaften
Farbe von den Malern gebraucht.
Man findet ſolchen bey den Kauf-
leuten unter dem Namen Sijah-
Benna,
das iſt, ſchwarze Farbe
von dem Gebirge Benna; oder auch
unter dem Namen Rengi Sulach,
das iſt Farbe von Sulach. Unter
die Gattungen des Terpenthins,
wird auch von einigen (f) dasjeni-
ge weiche Harz gerechnet, das man
aus den Cedernbaͤumen bekoͤmmt,
ſiehe Ceder. Jn Anſehung des
(2) Handels, der mit dem Ter-
penthin getrieben wird, wollen wir
außerdem, was ſchon bey jeder Gat-
tung angemerket worden, noch ins-
beſondere bey dem Terpenthinhan-
del zu Amſterdam in etwas ſtehen
bleiben, als woſelbſt man viererley
Gattungen von Terpenthin findet,
naͤmlich a) venediſchen Terpenthin,
b) Terpenthin von Bourdeaux,
c) Terpenthin von Bayonne, und
d) Terpenthin von Boſton. Alle
dieſe Gattungen werden daſelbſt im
Ganzen centnerweiſe bey 100 Pfun-
den verkauft, und geben nach dem
Unterſcheide ihrer Guͤte verſchiede-
nes Thara, und auch verſchiedenen
Abzug. Der venediſche Terpenthin
gilt insgemein 26 bis 30 Gulden der
Centner, und giebt 20 pro Cent
Thara; fuͤr gut Gewicht werden 3
pro Cent, und fuͤr baare Bezahlung
1 pro Cent gekuͤrzet. Der Terpen-
thin von Bourdeaux wird insge-
mein mit 15 bis 16 Schilling flaͤ-
miſch der Centner bezahlet. Er iſt
in Faͤſſern, und giebt von jedem
Faſſe 90 Pfunde Thara. Fuͤr gut
Gewicht werden 2 pro Cent, und

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[[51]/0057] Terpenthin Terpenthin get ſey, wie derjenige iſt, der obge- dachter maßen bloß aus den Tann- zapfen gekocht worden. Außer die- ſen bisher beſchriebenen vier Gat- tungen des Terpenthins findet man noch andere. Alſo gedenket Kaͤm- pfer eines (e) perſiſchen Terpenthins, der bey den morgenlaͤndiſchen Voͤl- kern ſehr ſtark gebrauchet wird, und von dem chiiſchen oder cypriſchen in nichts unterſchieden iſt. Er wird auf den Bergen und in den Wuͤſten von Schamachia in Medien, von Schiras in Perſien, und in den Land- ſchaften Buriſtan und Larens, und vornehmlich auf den nahe bey dem eine Tagereiſe von Sjiraſo gelegenen beruͤhmten Dorfe Majin befindli- chen Berge, auf welchem viel Ter- penthin- oder wilde Piſtazienbaͤume wachſen, geſammlet, und rinnet aus den Baͤumen theils von ſelbſt, theils nachdem er vorher geriſſen oder gelochet worden, heraus. Die Einwohner laſſen ſolchen, nachdem ſie ihn geſammlet haben, ein wenig bey einem gelinden Feuer heiß wer- den, ſchuͤtten ihn aber in andere Gefaͤße aus, ehe er zu kochen an- faͤngt. Wenn er voͤllig kalt gewor- den iſt; ſo hat er die Farbe und die Conſiſtenz des weißen Pechs. Dieſer Terpenthin wird, wie Kaͤmpfer ſagt, von den orientalifchen Voͤlkern bloß als ein Kaͤumittel gebrauchet. Jn- ſonderheit haben die dieſſeit dem Jndus wohnenden Voͤlker, und vor- nehmlich deren Weiber, ſolchen be- ſtaͤndig im Munde, und es koſtet ihnen viel Muͤhe, deſſen zu entbeh- ren, wenn ſie ſich einmal daran ge- woͤhnet haben. Man findet ſolchen uͤberall in den Gewoͤlbern, und bey den tuͤrkiſchen, perſiſchen und ara- biſchen Parfumeurs, unter dem tuͤrkiſchen Namen Sakkis, und unter dem perſiſchen Namen Kon- deruun. Die in dem Gebirge Benna in Perſien wohnenden Ein- wohner aber ziehen ihren Terpen- thin aus den daſelbſt wachſenden Terpenthinbaͤumen auf eine andere Art heraus, naͤmlich alſo, daß ſie das Holz anzuͤnden, um das darinn ſteckende Harz heraus zu bekommen. Dieſer Terpenthin iſt hart, zer- brechlich, glaͤnzend, und von einer dunkeln und braunrothen Farbe, und wird wegen ſeiner lebhaften Farbe von den Malern gebraucht. Man findet ſolchen bey den Kauf- leuten unter dem Namen Sijah- Benna, das iſt, ſchwarze Farbe von dem Gebirge Benna; oder auch unter dem Namen Rengi Sulach, das iſt Farbe von Sulach. Unter die Gattungen des Terpenthins, wird auch von einigen (f) dasjeni- ge weiche Harz gerechnet, das man aus den Cedernbaͤumen bekoͤmmt, ſiehe Ceder. Jn Anſehung des (2) Handels, der mit dem Ter- penthin getrieben wird, wollen wir außerdem, was ſchon bey jeder Gat- tung angemerket worden, noch ins- beſondere bey dem Terpenthinhan- del zu Amſterdam in etwas ſtehen bleiben, als woſelbſt man viererley Gattungen von Terpenthin findet, naͤmlich a) venediſchen Terpenthin, b) Terpenthin von Bourdeaux, c) Terpenthin von Bayonne, und d) Terpenthin von Boſton. Alle dieſe Gattungen werden daſelbſt im Ganzen centnerweiſe bey 100 Pfun- den verkauft, und geben nach dem Unterſcheide ihrer Guͤte verſchiede- nes Thara, und auch verſchiedenen Abzug. Der venediſche Terpenthin gilt insgemein 26 bis 30 Gulden der Centner, und giebt 20 pro Cent Thara; fuͤr gut Gewicht werden 3 pro Cent, und fuͤr baare Bezahlung 1 pro Cent gekuͤrzet. Der Terpen- thin von Bourdeaux wird insge- mein mit 15 bis 16 Schilling flaͤ- miſch der Centner bezahlet. Er iſt in Faͤſſern, und giebt von jedem Faſſe 90 Pfunde Thara. Fuͤr gut Gewicht werden 2 pro Cent, und fuͤr D 2

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [51]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/57>, abgerufen am 18.12.2024.