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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Zimmerwerft
ten Balken und Breter von Eichen-
und Füren- oder Tannenholze zu
liefern und herbey zu schaffen haben.
Hierbey ist nun wohl zu merken,
daß man solches Holz nach fleißig
genommenem Augenmaaße, so viel
möglich, fein gerade und lang aus-
suche; daß man den Stamm visi-
tire, ob er nicht hohl sey, welches
durch einen Schlag mit der Axt an
denselben, wenn solcher einen hel-
len Klang von sich giebt, gar leicht
zu hören, und zu erfahren ist; in-
gleichen ob er nicht schnell gehend,
schwammicht, faulfleckigt, eisklüf-
tig, und wenn es ein fichtener
Stamm ist, ob er nicht rothsei-
tig, mithin bey solcher Bewandt-
niß zum Bauen untüchtig sey. Sie-
he Holz.

Zimmerwerft, siehe Schiff.

Zimmt, oder Zimmet, Zimmt-
rinde, Cimmamey, Kaneel,
oder
Caneel, lat. Cinnamomum oder
Canella, franz. Canelle, eine in Eu-
ropa genugsam bekannte und häu-
fig abgehende Gewürz- oder Spece-
reywaare, so die Rinde von einem
Baume ist, der an verschiedenen
Orten von Ostindien, vornehmlich
aber und am besten auf der Jnsel
Zeilon, wächst, wo er von den Ein-
wohnern Corunda oder Coronda
genennet wird. Dieser (I) Baum
wächst nicht sehr hoch, etwann in
der Höhe und Gestalt eines Pomme-
ranzenbaums; hat ein weißes, gar
nicht riechendes, und so weiches
Holz, als der Tannenbaum; und
wird von den Einwohnern zu aller-
ley Gebrauche angewendet, und
nicht mehr als andere Bäume ge-
schonet. Er trägt weiße wohlrie-
chende Blüten; und dann eine
Frucht wie Lorbeern, welche erst
grün, und hernach schwarz ist. Es
giebt 9 bis 10 Gattungen von
Zimmtbäumen, die sich äußerlich
durch nichts, als durch ihre Blät-
ter von einander unterscheiden, die
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Zimmt
zwar alle auf der untersten Seite
drey starke und erhabene Rippen
haben, so der Länge nach in densel-
ben gehen, aber darinn von einan-
der unterschieden sind, daß einige
groß, andere klein; einige breit,
andere schmal; einige dick, andere
dünne; einige spitzig und andere
eyrund und stumpf sind. Die erste
von diesen Gattungen nennen die
Einwohner der Jnsel Zeilon (1) Ras-
se-
oder Rosse-Coronde, das ist,
scharf beißenden (piquant) und süs-
sen Zimmt.
Diese Gattung hat
Blätter von mittelmäßiger Größe,
die dick und stumpf sind. Man ver-
gleichet sie übel, wenn man sagt,
daß sie mit den Lorbeerblättern eini-
ge Aehnlichkeit haben. Denn die
Blätter des Lorbeerbaums sind
schmäler, dünner, spitziger, und
haben in ihren Rippen ein ganz an-
deres Gewebe. Dieses ist eigent-
lich der Baum, dessen man sich be-
dienet, um den wahren und besten
Zimmet davon zu nehmen. Jtziger
Zeit wird er nur auf der Jnsel Zei-
lon, und auch da nur in einem
Raume von 24 Meilen längst dem
Meere gefunden. Aber dieser kleine
Raum bringt solchen in solcher
Menge hervor, daß, nach dem
Fuße der itzigen Consumtion von
Zimmt, solcher hinreichend seyn
würde, vier solche Welten, wie die
unsrige sind, damit zu versorgen.
Einige von denen, welche die Be-
schreibung dieser Jnsel geliefert ha-
ben, haben behauptet, daß, wenn
man die Rinde von dem Zimmt-
baume abgenommen hat, solche in
vier oder fünf Jahren wieder wach-
se. Allein dieses ist ganz und gar
falsch. Denn man kennet keinen
Baum in der Welt, der, wenn
man ihm seine Rinde völlig abgezo-
gen hat, leben könne: aber wenn
ein Baum abgehauen ist; so kann
seine Wurzel wohl neue Schößlinge
wieder treiben, und eben dieses ge-

schieht

[Spaltenumbruch]

Zimmerwerft
ten Balken und Breter von Eichen-
und Fuͤren- oder Tannenholze zu
liefern und herbey zu ſchaffen haben.
Hierbey iſt nun wohl zu merken,
daß man ſolches Holz nach fleißig
genommenem Augenmaaße, ſo viel
moͤglich, fein gerade und lang aus-
ſuche; daß man den Stamm viſi-
tire, ob er nicht hohl ſey, welches
durch einen Schlag mit der Axt an
denſelben, wenn ſolcher einen hel-
len Klang von ſich giebt, gar leicht
zu hoͤren, und zu erfahren iſt; in-
gleichen ob er nicht ſchnell gehend,
ſchwammicht, faulfleckigt, eiskluͤf-
tig, und wenn es ein fichtener
Stamm iſt, ob er nicht rothſei-
tig, mithin bey ſolcher Bewandt-
niß zum Bauen untuͤchtig ſey. Sie-
he Holz.

Zimmerwerft, ſiehe Schiff.

Zimmt, oder Zimmet, Zimmt-
rinde, Cimmamey, Kaneel,
oder
Caneel, lat. Cinnamomum oder
Canella, franz. Canelle, eine in Eu-
ropa genugſam bekannte und haͤu-
fig abgehende Gewuͤrz- oder Spece-
reywaare, ſo die Rinde von einem
Baume iſt, der an verſchiedenen
Orten von Oſtindien, vornehmlich
aber und am beſten auf der Jnſel
Zeilon, waͤchſt, wo er von den Ein-
wohnern Corunda oder Coronda
genennet wird. Dieſer (I) Baum
waͤchſt nicht ſehr hoch, etwann in
der Hoͤhe und Geſtalt eines Pomme-
ranzenbaums; hat ein weißes, gar
nicht riechendes, und ſo weiches
Holz, als der Tannenbaum; und
wird von den Einwohnern zu aller-
ley Gebrauche angewendet, und
nicht mehr als andere Baͤume ge-
ſchonet. Er traͤgt weiße wohlrie-
chende Bluͤten; und dann eine
Frucht wie Lorbeern, welche erſt
gruͤn, und hernach ſchwarz iſt. Es
giebt 9 bis 10 Gattungen von
Zimmtbaͤumen, die ſich aͤußerlich
durch nichts, als durch ihre Blaͤt-
ter von einander unterſcheiden, die
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Zimmt
zwar alle auf der unterſten Seite
drey ſtarke und erhabene Rippen
haben, ſo der Laͤnge nach in denſel-
ben gehen, aber darinn von einan-
der unterſchieden ſind, daß einige
groß, andere klein; einige breit,
andere ſchmal; einige dick, andere
duͤnne; einige ſpitzig und andere
eyrund und ſtumpf ſind. Die erſte
von dieſen Gattungen nennen die
Einwohner der Jnſel Zeilon (1) Raſ-
ſe-
oder Roſſe-Coronde, das iſt,
ſcharf beißenden (piquant) und ſuͤſ-
ſen Zimmt.
Dieſe Gattung hat
Blaͤtter von mittelmaͤßiger Groͤße,
die dick und ſtumpf ſind. Man ver-
gleichet ſie uͤbel, wenn man ſagt,
daß ſie mit den Lorbeerblaͤttern eini-
ge Aehnlichkeit haben. Denn die
Blaͤtter des Lorbeerbaums ſind
ſchmaͤler, duͤnner, ſpitziger, und
haben in ihren Rippen ein ganz an-
deres Gewebe. Dieſes iſt eigent-
lich der Baum, deſſen man ſich be-
dienet, um den wahren und beſten
Zimmet davon zu nehmen. Jtziger
Zeit wird er nur auf der Jnſel Zei-
lon, und auch da nur in einem
Raume von 24 Meilen laͤngſt dem
Meere gefunden. Aber dieſer kleine
Raum bringt ſolchen in ſolcher
Menge hervor, daß, nach dem
Fuße der itzigen Conſumtion von
Zimmt, ſolcher hinreichend ſeyn
wuͤrde, vier ſolche Welten, wie die
unſrige ſind, damit zu verſorgen.
Einige von denen, welche die Be-
ſchreibung dieſer Jnſel geliefert ha-
ben, haben behauptet, daß, wenn
man die Rinde von dem Zimmt-
baume abgenommen hat, ſolche in
vier oder fuͤnf Jahren wieder wach-
ſe. Allein dieſes iſt ganz und gar
falſch. Denn man kennet keinen
Baum in der Welt, der, wenn
man ihm ſeine Rinde voͤllig abgezo-
gen hat, leben koͤnne: aber wenn
ein Baum abgehauen iſt; ſo kann
ſeine Wurzel wohl neue Schoͤßlinge
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[[528]/0534] Zimmerwerft Zimmt ten Balken und Breter von Eichen- und Fuͤren- oder Tannenholze zu liefern und herbey zu ſchaffen haben. Hierbey iſt nun wohl zu merken, daß man ſolches Holz nach fleißig genommenem Augenmaaße, ſo viel moͤglich, fein gerade und lang aus- ſuche; daß man den Stamm viſi- tire, ob er nicht hohl ſey, welches durch einen Schlag mit der Axt an denſelben, wenn ſolcher einen hel- len Klang von ſich giebt, gar leicht zu hoͤren, und zu erfahren iſt; in- gleichen ob er nicht ſchnell gehend, ſchwammicht, faulfleckigt, eiskluͤf- tig, und wenn es ein fichtener Stamm iſt, ob er nicht rothſei- tig, mithin bey ſolcher Bewandt- niß zum Bauen untuͤchtig ſey. Sie- he Holz. Zimmerwerft, ſiehe Schiff. Zimmt, oder Zimmet, Zimmt- rinde, Cimmamey, Kaneel, oder Caneel, lat. Cinnamomum oder Canella, franz. Canelle, eine in Eu- ropa genugſam bekannte und haͤu- fig abgehende Gewuͤrz- oder Spece- reywaare, ſo die Rinde von einem Baume iſt, der an verſchiedenen Orten von Oſtindien, vornehmlich aber und am beſten auf der Jnſel Zeilon, waͤchſt, wo er von den Ein- wohnern Corunda oder Coronda genennet wird. Dieſer (I) Baum waͤchſt nicht ſehr hoch, etwann in der Hoͤhe und Geſtalt eines Pomme- ranzenbaums; hat ein weißes, gar nicht riechendes, und ſo weiches Holz, als der Tannenbaum; und wird von den Einwohnern zu aller- ley Gebrauche angewendet, und nicht mehr als andere Baͤume ge- ſchonet. Er traͤgt weiße wohlrie- chende Bluͤten; und dann eine Frucht wie Lorbeern, welche erſt gruͤn, und hernach ſchwarz iſt. Es giebt 9 bis 10 Gattungen von Zimmtbaͤumen, die ſich aͤußerlich durch nichts, als durch ihre Blaͤt- ter von einander unterſcheiden, die zwar alle auf der unterſten Seite drey ſtarke und erhabene Rippen haben, ſo der Laͤnge nach in denſel- ben gehen, aber darinn von einan- der unterſchieden ſind, daß einige groß, andere klein; einige breit, andere ſchmal; einige dick, andere duͤnne; einige ſpitzig und andere eyrund und ſtumpf ſind. Die erſte von dieſen Gattungen nennen die Einwohner der Jnſel Zeilon (1) Raſ- ſe- oder Roſſe-Coronde, das iſt, ſcharf beißenden (piquant) und ſuͤſ- ſen Zimmt. Dieſe Gattung hat Blaͤtter von mittelmaͤßiger Groͤße, die dick und ſtumpf ſind. Man ver- gleichet ſie uͤbel, wenn man ſagt, daß ſie mit den Lorbeerblaͤttern eini- ge Aehnlichkeit haben. Denn die Blaͤtter des Lorbeerbaums ſind ſchmaͤler, duͤnner, ſpitziger, und haben in ihren Rippen ein ganz an- deres Gewebe. Dieſes iſt eigent- lich der Baum, deſſen man ſich be- dienet, um den wahren und beſten Zimmet davon zu nehmen. Jtziger Zeit wird er nur auf der Jnſel Zei- lon, und auch da nur in einem Raume von 24 Meilen laͤngſt dem Meere gefunden. Aber dieſer kleine Raum bringt ſolchen in ſolcher Menge hervor, daß, nach dem Fuße der itzigen Conſumtion von Zimmt, ſolcher hinreichend ſeyn wuͤrde, vier ſolche Welten, wie die unſrige ſind, damit zu verſorgen. Einige von denen, welche die Be- ſchreibung dieſer Jnſel geliefert ha- ben, haben behauptet, daß, wenn man die Rinde von dem Zimmt- baume abgenommen hat, ſolche in vier oder fuͤnf Jahren wieder wach- ſe. Allein dieſes iſt ganz und gar falſch. Denn man kennet keinen Baum in der Welt, der, wenn man ihm ſeine Rinde voͤllig abgezo- gen hat, leben koͤnne: aber wenn ein Baum abgehauen iſt; ſo kann ſeine Wurzel wohl neue Schoͤßlinge wieder treiben, und eben dieſes ge- ſchieht

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [528]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/534>, abgerufen am 27.11.2024.