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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Zibet
Levante dahin gebrachte lebendige Zi-
betkatzen hat, die man in Frank-
reich nur bloß um der Seltenheit
willen, in Holland aber um der
Handlung willen hält, indem man
von ihnen den Zibet, den sie geben,
fleißig abnimmt, sammlet und ver-
kaufet, insonderheit aber viel da-
von nach Frankreich und England
schaffet: so weiß man, daß die-
ses alles Fabeln sind, und daß der
Zibet eine Feuchtigkeit ist, welche
die Zibetkatze von den andern Säf-
ten ihres Leibes natürlicher Weise
abscheidet, und in den obbemeldeten
Sack absetzet; und daß, wenn
man diesen Sack drücket, alsdann
diese Feuchtigkeit aus demselben
nicht etwann nur in einzeln Tro-
pfen, sondern in ziemlicher Menge
mit einem starken Sprunge heraus
springt. Man (2) gebraucht den
Zibet vornehmlich um des Geruchs
willen, der an sich selbst widerlich;
wenn aber nur ein wenig davon ge-
nommen wird, lieblich ist: wie-
wol ihn nicht alle Personen, und son-
derlich die Frauenspersonen, vertra-
gen können. Zur Arztney wird er
selten gebraucht. Am häufigsten
gebrauchen ihn die Confectbecker
und Parfumeurs, die sich aber in
Acht nehmen müssen, daß sie nicht
zu viel davon nehmen, weil sie sonst
oberwähnter maßen, anstatt des
angenehmen Geruchs einen unange-
nehmen hervor bringen würden.
Zu Calicut, Bassora, und andern
Orten in Ostindien und Africa, wo
dieses Thier, das bemeldete Spece-
rey bey sich hat, zu finden ist,
wird damit ein starker (3) Handel
getrieben, und eben daher kömmt
auch der Zibet, den man in der
Handlung hat; wiewol auch, ob-
erwähntermaßen, eine nicht geringe
Menge von demselben aus Holland,
und vornehmlich aus Amsterdam,
kömmt, welchen letztern man
so gar demjenigen, der aus Ost-
in dien und der Levante kömmt,
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Zibet
vorzieht. Jn Ansehung der Kenn-
zeichen der (4) Güte hat man bey
dem Einkaufe dahin zu sehen, daß
man denjenigen Zibet erwähle,
der frisch, von einer guten Consi-
stenz, das ist, weder zu hart, noch
zu weich; von weißer Farbe, und
von einem starken und ziemlich un-
angenehmen Geruche ist. Da man
übrigens in der Levante, wofern
man ihn nicht selbst hat abnehmen
gesehen, allezeit Gefahr läuft, kei-
nen andern als (5) verfälschten Zi-
bet zu Kaufe zu bekommen: so kann
man sich leicht die Rechnung ma-
chen, ihn in Europa eben so we-
nig rein zu bekommen: und auf die
kleinen Zettel, sie mögen gedruckt,
oder geschrieben seyn, welche die
Holländer insgemein auf die Zibet-
büchsen kleben, um dadurch gleich-
sam ihre Aufrichtigkeit, und die
Güte und Reinigkeit des in solcher
Büchse enthaltenen Zibets zu be-
scheinigen, darf man sich auch
nicht allezeit verlassen. Weil es
nun überhaupt sehr schwer ist,
bey dieser Waare den Betrug zu
erkennen: so fährt man am aller-
sichersten, wenn man ihn nur von
bekannten und aufrichtigen Kauflen-
ten kaufet. Jndessen, wenn er mit
Butter und anderem Fette verfälscht
ist: so darf man nur auf den Ge-
ruch wohl Achtung geben, als der
sodann etwas ranzigt seyn wird, es
sey denn der Mischmasch noch ganz
neu, wo es schwer, ja fast unmög-
lich ist, die Butter vom Zibet zu
scheiden. Wenn er aber mit an-
dern Unreinigkeiten verfälschet ist,
so kann man ihn nur in siedend
Wasser werfen, da sich der Unrath
gleich davon scheiden und der Zibet
oben schwimmen wird. Die rich-
tigste Probe ist der Geruch. (b) Jn
Amsterdam wird der Zibet Unzen-
weise verkaufet, und es gilt die
Unze daselbst insgemein 28 bis 30
Gulden. Diejenigen, die selbst Zi-

bet-

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Zibet
Levante dahin gebrachte lebendige Zi-
betkatzen hat, die man in Frank-
reich nur bloß um der Seltenheit
willen, in Holland aber um der
Handlung willen haͤlt, indem man
von ihnen den Zibet, den ſie geben,
fleißig abnimmt, ſammlet und ver-
kaufet, inſonderheit aber viel da-
von nach Frankreich und England
ſchaffet: ſo weiß man, daß die-
ſes alles Fabeln ſind, und daß der
Zibet eine Feuchtigkeit iſt, welche
die Zibetkatze von den andern Saͤf-
ten ihres Leibes natuͤrlicher Weiſe
abſcheidet, und in den obbemeldeten
Sack abſetzet; und daß, wenn
man dieſen Sack druͤcket, alsdann
dieſe Feuchtigkeit aus demſelben
nicht etwann nur in einzeln Tro-
pfen, ſondern in ziemlicher Menge
mit einem ſtarken Sprunge heraus
ſpringt. Man (2) gebraucht den
Zibet vornehmlich um des Geruchs
willen, der an ſich ſelbſt widerlich;
wenn aber nur ein wenig davon ge-
nommen wird, lieblich iſt: wie-
wol ihn nicht alle Perſonen, und ſon-
derlich die Frauensperſonen, vertra-
gen koͤnnen. Zur Arztney wird er
ſelten gebraucht. Am haͤufigſten
gebrauchen ihn die Confectbecker
und Parfumeurs, die ſich aber in
Acht nehmen muͤſſen, daß ſie nicht
zu viel davon nehmen, weil ſie ſonſt
oberwaͤhnter maßen, anſtatt des
angenehmen Geruchs einen unange-
nehmen hervor bringen wuͤrden.
Zu Calicut, Baſſora, und andern
Orten in Oſtindien und Africa, wo
dieſes Thier, das bemeldete Spece-
rey bey ſich hat, zu finden iſt,
wird damit ein ſtarker (3) Handel
getrieben, und eben daher koͤmmt
auch der Zibet, den man in der
Handlung hat; wiewol auch, ob-
erwaͤhntermaßen, eine nicht geringe
Menge von demſelben aus Holland,
und vornehmlich aus Amſterdam,
koͤmmt, welchen letztern man
ſo gar demjenigen, der aus Oſt-
in dien und der Levante koͤmmt,
[Spaltenumbruch]
Zibet
vorzieht. Jn Anſehung der Kenn-
zeichen der (4) Guͤte hat man bey
dem Einkaufe dahin zu ſehen, daß
man denjenigen Zibet erwaͤhle,
der friſch, von einer guten Conſi-
ſtenz, das iſt, weder zu hart, noch
zu weich; von weißer Farbe, und
von einem ſtarken und ziemlich un-
angenehmen Geruche iſt. Da man
uͤbrigens in der Levante, wofern
man ihn nicht ſelbſt hat abnehmen
geſehen, allezeit Gefahr laͤuft, kei-
nen andern als (5) verfaͤlſchten Zi-
bet zu Kaufe zu bekommen: ſo kann
man ſich leicht die Rechnung ma-
chen, ihn in Europa eben ſo we-
nig rein zu bekommen: und auf die
kleinen Zettel, ſie moͤgen gedruckt,
oder geſchrieben ſeyn, welche die
Hollaͤnder insgemein auf die Zibet-
buͤchſen kleben, um dadurch gleich-
ſam ihre Aufrichtigkeit, und die
Guͤte und Reinigkeit des in ſolcher
Buͤchſe enthaltenen Zibets zu be-
ſcheinigen, darf man ſich auch
nicht allezeit verlaſſen. Weil es
nun uͤberhaupt ſehr ſchwer iſt,
bey dieſer Waare den Betrug zu
erkennen: ſo faͤhrt man am aller-
ſicherſten, wenn man ihn nur von
bekannten und aufrichtigen Kauflen-
ten kaufet. Jndeſſen, wenn er mit
Butter und anderem Fette verfaͤlſcht
iſt: ſo darf man nur auf den Ge-
ruch wohl Achtung geben, als der
ſodann etwas ranzigt ſeyn wird, es
ſey denn der Miſchmaſch noch ganz
neu, wo es ſchwer, ja faſt unmoͤg-
lich iſt, die Butter vom Zibet zu
ſcheiden. Wenn er aber mit an-
dern Unreinigkeiten verfaͤlſchet iſt,
ſo kann man ihn nur in ſiedend
Waſſer werfen, da ſich der Unrath
gleich davon ſcheiden und der Zibet
oben ſchwimmen wird. Die rich-
tigſte Probe iſt der Geruch. (b) Jn
Amſterdam wird der Zibet Unzen-
weiſe verkaufet, und es gilt die
Unze daſelbſt insgemein 28 bis 30
Gulden. Diejenigen, die ſelbſt Zi-

bet-
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[[523]/0529] Zibet Zibet Levante dahin gebrachte lebendige Zi- betkatzen hat, die man in Frank- reich nur bloß um der Seltenheit willen, in Holland aber um der Handlung willen haͤlt, indem man von ihnen den Zibet, den ſie geben, fleißig abnimmt, ſammlet und ver- kaufet, inſonderheit aber viel da- von nach Frankreich und England ſchaffet: ſo weiß man, daß die- ſes alles Fabeln ſind, und daß der Zibet eine Feuchtigkeit iſt, welche die Zibetkatze von den andern Saͤf- ten ihres Leibes natuͤrlicher Weiſe abſcheidet, und in den obbemeldeten Sack abſetzet; und daß, wenn man dieſen Sack druͤcket, alsdann dieſe Feuchtigkeit aus demſelben nicht etwann nur in einzeln Tro- pfen, ſondern in ziemlicher Menge mit einem ſtarken Sprunge heraus ſpringt. Man (2) gebraucht den Zibet vornehmlich um des Geruchs willen, der an ſich ſelbſt widerlich; wenn aber nur ein wenig davon ge- nommen wird, lieblich iſt: wie- wol ihn nicht alle Perſonen, und ſon- derlich die Frauensperſonen, vertra- gen koͤnnen. Zur Arztney wird er ſelten gebraucht. Am haͤufigſten gebrauchen ihn die Confectbecker und Parfumeurs, die ſich aber in Acht nehmen muͤſſen, daß ſie nicht zu viel davon nehmen, weil ſie ſonſt oberwaͤhnter maßen, anſtatt des angenehmen Geruchs einen unange- nehmen hervor bringen wuͤrden. Zu Calicut, Baſſora, und andern Orten in Oſtindien und Africa, wo dieſes Thier, das bemeldete Spece- rey bey ſich hat, zu finden iſt, wird damit ein ſtarker (3) Handel getrieben, und eben daher koͤmmt auch der Zibet, den man in der Handlung hat; wiewol auch, ob- erwaͤhntermaßen, eine nicht geringe Menge von demſelben aus Holland, und vornehmlich aus Amſterdam, koͤmmt, welchen letztern man ſo gar demjenigen, der aus Oſt- in dien und der Levante koͤmmt, vorzieht. Jn Anſehung der Kenn- zeichen der (4) Guͤte hat man bey dem Einkaufe dahin zu ſehen, daß man denjenigen Zibet erwaͤhle, der friſch, von einer guten Conſi- ſtenz, das iſt, weder zu hart, noch zu weich; von weißer Farbe, und von einem ſtarken und ziemlich un- angenehmen Geruche iſt. Da man uͤbrigens in der Levante, wofern man ihn nicht ſelbſt hat abnehmen geſehen, allezeit Gefahr laͤuft, kei- nen andern als (5) verfaͤlſchten Zi- bet zu Kaufe zu bekommen: ſo kann man ſich leicht die Rechnung ma- chen, ihn in Europa eben ſo we- nig rein zu bekommen: und auf die kleinen Zettel, ſie moͤgen gedruckt, oder geſchrieben ſeyn, welche die Hollaͤnder insgemein auf die Zibet- buͤchſen kleben, um dadurch gleich- ſam ihre Aufrichtigkeit, und die Guͤte und Reinigkeit des in ſolcher Buͤchſe enthaltenen Zibets zu be- ſcheinigen, darf man ſich auch nicht allezeit verlaſſen. Weil es nun uͤberhaupt ſehr ſchwer iſt, bey dieſer Waare den Betrug zu erkennen: ſo faͤhrt man am aller- ſicherſten, wenn man ihn nur von bekannten und aufrichtigen Kauflen- ten kaufet. Jndeſſen, wenn er mit Butter und anderem Fette verfaͤlſcht iſt: ſo darf man nur auf den Ge- ruch wohl Achtung geben, als der ſodann etwas ranzigt ſeyn wird, es ſey denn der Miſchmaſch noch ganz neu, wo es ſchwer, ja faſt unmoͤg- lich iſt, die Butter vom Zibet zu ſcheiden. Wenn er aber mit an- dern Unreinigkeiten verfaͤlſchet iſt, ſo kann man ihn nur in ſiedend Waſſer werfen, da ſich der Unrath gleich davon ſcheiden und der Zibet oben ſchwimmen wird. Die rich- tigſte Probe iſt der Geruch. (b) Jn Amſterdam wird der Zibet Unzen- weiſe verkaufet, und es gilt die Unze daſelbſt insgemein 28 bis 30 Gulden. Diejenigen, die ſelbſt Zi- bet-

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [523]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/529>, abgerufen am 27.11.2024.