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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Zeilon
nar, und das Königreich oder die
große Halbinsel Jaffanapatnam, so
beyde auf der nordlichen Seite der
Jnsel liegen. Einer von den vor-
nehmsten Bedienten der holländi-
schen ostindischen Compagnie, der
1688 die indianische Kauffahrteyflot-
te nach Europa zurückführte, be-
hauptet in dem von ihm in itzter-
wähntem Jahre den Directoren der
holländischen ostindischen Compa-
gnie ertheilten Berichte, daß diese
große Menge von Posten, Festun-
gen und Habitationen, welche sie
auf den Küsten von Zeilon haben,
und die ungemein und außeror-
dentlich große Anzahl von Han-
delsbedienten und Besatzungen,
die sie daselbst zu halten schuldig
sind, weit mehr kosten, als der Pro-
fit auf den Zimmet und die andern
Waaren, die man aus dieser Jnsel
zieht, beträgt; und schlägt da-
her vor, einige derselben fahren zu
lassen; wobey er jedoch gesteht,
daß solches nicht wohl möglich sey,
so lange das Misverständniß mit
dem Könige von Candi währet, der,
so viel als er kann, durch öftere
Streifereyen die Zimmeterndte un-
terbricht. Was die (5) Naturga-
ben
dieser Jnsel anlanget, so bringt
sie so viel Sachen hervor, mit wel-
chen die Einwohner eine große
(6) Handlung sowol binnen als aus-
ser Landes unterhalten könnten,
wenn die Handlung mit den Auslän-
dern ihnen erlaubt wäre, oder ihre
natürliche Faulheit, und die harte
Sclaverey, in welcher der König
und die Großen sie halten, sie nicht
verhinderte, sich der Handlung zu
ergeben; welches sie aber deswegen
nicht thun, weil alles, was sie er-
werben, nicht ihnen, sondern ihren
Herren gehöret; daher sie auch keine
Märkte, sondern nur einige schlechte
Buden haben, in denen sie die zum Le-
bensunterhalte nöthigen Lebensmit-
tel und Früchte verkaufen. Hier-
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Zeilon
von sind jedoch die Baumwolle und
die daraus gemachten Zeuge auszu-
nehmen, die sie nach denjenigen
Provinzen bringen, wo sie nicht
wächst, und welche sie gegen die
daselbst wachsenden Landesproducte
vertauschen. Diesen Handel trei-
ben die Chittys oder Chittays, sonst
auch Velinde genannt, mit welchen
Namen die Cingalesen die Kaufleute
dieser Jnsel belegen, deren es da-
selbst vier Arten giebt, nämlich
a) die schlechthin so genannten Chit-
tys,
die mit allerley Droguereyen,
Cattun etc. handeln, und mit ihren
Schiffen so gar zur See gehen;
b) Die Caver-Chittys, die mit Gold
und Silber handeln, und auch diese
Metalle probiren; c) die Comety-
Chittys,
welches diejenigen sind,
die allerley Lebensmittel, als Obst,
Hülsenfrüchte, Getreide, Garten-
waaren, und alles, was eßbar ist,
verhandeln, und d) die Valigi-Chit-
tys,
welches diejenigen Kaufleute
sind, die Korallen, Juwelen, Glas,
gemeine Metalle und Mineralien
verhandeln. Diese vier Gattungen
von Kaufleuten, die aus dem be-
nachbarten festen Lande nach dieser
Jnsel übergekommen sind, und sich
daselbst niedergelassen, und vermeh-
ret haben, haben ihre besondere
Sprache, gehen nicht mit einander
um, und essen auch nicht mit ein-
ander. Ehe die Europäer nach
Ostindien gekommen sind, waren
die Chineser Herren der Handlung
nach Zeilen; mit welchen jedoch die
Perser, die Araber, und die Aethio-
pier solche theileten. Endlich aber
haben die Holländer alle Nationen
von derselben ausgeschlossen. Die
(7) Waaren, die in dieser Jnsel
gang gemein, und fast ohne Mühe
an verschiedenen Orten derselben zu
finden sind, sind langer Pfeffer,
Baumwolle, Helfenbein, viele zum
Färben und zur Arztney dienende
Droguereyen und Wurzeln, Kar-

damo-
J i 4

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Zeilon
nar, und das Koͤnigreich oder die
große Halbinſel Jaffanapatnam, ſo
beyde auf der nordlichen Seite der
Jnſel liegen. Einer von den vor-
nehmſten Bedienten der hollaͤndi-
ſchen oſtindiſchen Compagnie, der
1688 die indianiſche Kauffahrteyflot-
te nach Europa zuruͤckfuͤhrte, be-
hauptet in dem von ihm in itzter-
waͤhntem Jahre den Directoren der
hollaͤndiſchen oſtindiſchen Compa-
gnie ertheilten Berichte, daß dieſe
große Menge von Poſten, Feſtun-
gen und Habitationen, welche ſie
auf den Kuͤſten von Zeilon haben,
und die ungemein und außeror-
dentlich große Anzahl von Han-
delsbedienten und Beſatzungen,
die ſie daſelbſt zu halten ſchuldig
ſind, weit mehr koſten, als der Pro-
fit auf den Zimmet und die andern
Waaren, die man aus dieſer Jnſel
zieht, betraͤgt; und ſchlaͤgt da-
her vor, einige derſelben fahren zu
laſſen; wobey er jedoch geſteht,
daß ſolches nicht wohl moͤglich ſey,
ſo lange das Misverſtaͤndniß mit
dem Koͤnige von Candi waͤhret, der,
ſo viel als er kann, durch oͤftere
Streifereyen die Zimmeterndte un-
terbricht. Was die (5) Naturga-
ben
dieſer Jnſel anlanget, ſo bringt
ſie ſo viel Sachen hervor, mit wel-
chen die Einwohner eine große
(6) Handlung ſowol binnen als auſ-
ſer Landes unterhalten koͤnnten,
wenn die Handlung mit den Auslaͤn-
dern ihnen erlaubt waͤre, oder ihre
natuͤrliche Faulheit, und die harte
Sclaverey, in welcher der Koͤnig
und die Großen ſie halten, ſie nicht
verhinderte, ſich der Handlung zu
ergeben; welches ſie aber deswegen
nicht thun, weil alles, was ſie er-
werben, nicht ihnen, ſondern ihren
Herren gehoͤret; daher ſie auch keine
Maͤrkte, ſondern nur einige ſchlechte
Buden haben, in denen ſie die zum Le-
bensunterhalte noͤthigen Lebensmit-
tel und Fruͤchte verkaufen. Hier-
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Zeilon
von ſind jedoch die Baumwolle und
die daraus gemachten Zeuge auszu-
nehmen, die ſie nach denjenigen
Provinzen bringen, wo ſie nicht
waͤchſt, und welche ſie gegen die
daſelbſt wachſenden Landesproducte
vertauſchen. Dieſen Handel trei-
ben die Chittys oder Chittays, ſonſt
auch Velinde genannt, mit welchen
Namen die Cingaleſen die Kaufleute
dieſer Jnſel belegen, deren es da-
ſelbſt vier Arten giebt, naͤmlich
a) die ſchlechthin ſo genannten Chit-
tys,
die mit allerley Droguereyen,
Cattun ꝛc. handeln, und mit ihren
Schiffen ſo gar zur See gehen;
b) Die Caver-Chittys, die mit Gold
und Silber handeln, und auch dieſe
Metalle probiren; c) die Comety-
Chittys,
welches diejenigen ſind,
die allerley Lebensmittel, als Obſt,
Huͤlſenfruͤchte, Getreide, Garten-
waaren, und alles, was eßbar iſt,
verhandeln, und d) die Valigi-Chit-
tys,
welches diejenigen Kaufleute
ſind, die Korallen, Juwelen, Glas,
gemeine Metalle und Mineralien
verhandeln. Dieſe vier Gattungen
von Kaufleuten, die aus dem be-
nachbarten feſten Lande nach dieſer
Jnſel uͤbergekommen ſind, und ſich
daſelbſt niedergelaſſen, und vermeh-
ret haben, haben ihre beſondere
Sprache, gehen nicht mit einander
um, und eſſen auch nicht mit ein-
ander. Ehe die Europaͤer nach
Oſtindien gekommen ſind, waren
die Chineſer Herren der Handlung
nach Zeilen; mit welchen jedoch die
Perſer, die Araber, und die Aethio-
pier ſolche theileten. Endlich aber
haben die Hollaͤnder alle Nationen
von derſelben ausgeſchloſſen. Die
(7) Waaren, die in dieſer Jnſel
gang gemein, und faſt ohne Muͤhe
an verſchiedenen Orten derſelben zu
finden ſind, ſind langer Pfeffer,
Baumwolle, Helfenbein, viele zum
Faͤrben und zur Arztney dienende
Droguereyen und Wurzeln, Kar-

damo-
J i 4
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[[503]/0509] Zeilon Zeilon nar, und das Koͤnigreich oder die große Halbinſel Jaffanapatnam, ſo beyde auf der nordlichen Seite der Jnſel liegen. Einer von den vor- nehmſten Bedienten der hollaͤndi- ſchen oſtindiſchen Compagnie, der 1688 die indianiſche Kauffahrteyflot- te nach Europa zuruͤckfuͤhrte, be- hauptet in dem von ihm in itzter- waͤhntem Jahre den Directoren der hollaͤndiſchen oſtindiſchen Compa- gnie ertheilten Berichte, daß dieſe große Menge von Poſten, Feſtun- gen und Habitationen, welche ſie auf den Kuͤſten von Zeilon haben, und die ungemein und außeror- dentlich große Anzahl von Han- delsbedienten und Beſatzungen, die ſie daſelbſt zu halten ſchuldig ſind, weit mehr koſten, als der Pro- fit auf den Zimmet und die andern Waaren, die man aus dieſer Jnſel zieht, betraͤgt; und ſchlaͤgt da- her vor, einige derſelben fahren zu laſſen; wobey er jedoch geſteht, daß ſolches nicht wohl moͤglich ſey, ſo lange das Misverſtaͤndniß mit dem Koͤnige von Candi waͤhret, der, ſo viel als er kann, durch oͤftere Streifereyen die Zimmeterndte un- terbricht. Was die (5) Naturga- ben dieſer Jnſel anlanget, ſo bringt ſie ſo viel Sachen hervor, mit wel- chen die Einwohner eine große (6) Handlung ſowol binnen als auſ- ſer Landes unterhalten koͤnnten, wenn die Handlung mit den Auslaͤn- dern ihnen erlaubt waͤre, oder ihre natuͤrliche Faulheit, und die harte Sclaverey, in welcher der Koͤnig und die Großen ſie halten, ſie nicht verhinderte, ſich der Handlung zu ergeben; welches ſie aber deswegen nicht thun, weil alles, was ſie er- werben, nicht ihnen, ſondern ihren Herren gehoͤret; daher ſie auch keine Maͤrkte, ſondern nur einige ſchlechte Buden haben, in denen ſie die zum Le- bensunterhalte noͤthigen Lebensmit- tel und Fruͤchte verkaufen. Hier- von ſind jedoch die Baumwolle und die daraus gemachten Zeuge auszu- nehmen, die ſie nach denjenigen Provinzen bringen, wo ſie nicht waͤchſt, und welche ſie gegen die daſelbſt wachſenden Landesproducte vertauſchen. Dieſen Handel trei- ben die Chittys oder Chittays, ſonſt auch Velinde genannt, mit welchen Namen die Cingaleſen die Kaufleute dieſer Jnſel belegen, deren es da- ſelbſt vier Arten giebt, naͤmlich a) die ſchlechthin ſo genannten Chit- tys, die mit allerley Droguereyen, Cattun ꝛc. handeln, und mit ihren Schiffen ſo gar zur See gehen; b) Die Caver-Chittys, die mit Gold und Silber handeln, und auch dieſe Metalle probiren; c) die Comety- Chittys, welches diejenigen ſind, die allerley Lebensmittel, als Obſt, Huͤlſenfruͤchte, Getreide, Garten- waaren, und alles, was eßbar iſt, verhandeln, und d) die Valigi-Chit- tys, welches diejenigen Kaufleute ſind, die Korallen, Juwelen, Glas, gemeine Metalle und Mineralien verhandeln. Dieſe vier Gattungen von Kaufleuten, die aus dem be- nachbarten feſten Lande nach dieſer Jnſel uͤbergekommen ſind, und ſich daſelbſt niedergelaſſen, und vermeh- ret haben, haben ihre beſondere Sprache, gehen nicht mit einander um, und eſſen auch nicht mit ein- ander. Ehe die Europaͤer nach Oſtindien gekommen ſind, waren die Chineſer Herren der Handlung nach Zeilen; mit welchen jedoch die Perſer, die Araber, und die Aethio- pier ſolche theileten. Endlich aber haben die Hollaͤnder alle Nationen von derſelben ausgeſchloſſen. Die (7) Waaren, die in dieſer Jnſel gang gemein, und faſt ohne Muͤhe an verſchiedenen Orten derſelben zu finden ſind, ſind langer Pfeffer, Baumwolle, Helfenbein, viele zum Faͤrben und zur Arztney dienende Droguereyen und Wurzeln, Kar- damo- J i 4

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [503]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/509>, abgerufen am 29.11.2024.