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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Würtemberg
sondere Fabrik aus, welche mit der
zu Ludwigsburg in Verbindung steht.
Jn nur gedachtem Ludwigsburg ist
auch die (e) seidene Flormanufa-
ctur
in Obacht zu nehmen, welche
gar beträchtlich ist. (f) Hut- und
(g) Strumpfmanufacturen hat
Würtemberg an verschiedenen Or-
ten, besonders in den Vogteyen
Maulbrunn und Brackenheim, in
den sogenannten wälschen Dörfern,
als woselbst sich die ehemals ver-
triebenen Waldenser niedergelassen,
angebauet, und sich mit dergleichen
Manufacturen gut in die Höhe ge-
bracht haben. Papier liefern die
vielen (h) Papiermühlen zu und
um Urach in einer ungemein großen
Menge. Von (i) Spiegel- und
Glasfabriken trifft man sonderlich
in dem Baknanger Amte sehr viele
an; und es werden in den dasigen
Spiegelhütten die schönsten Spie-
gel und andere Glasarbeit in gros-
ser Menge verfertiget und weit ver-
führet. So hat auch vor etlichen
wenigen Jahren die Handlungscom-
pagnie zu Calw schöne Freyheiten
zu einer (k) Porzellanfabrik erhal-
ten, wozu die oben von uns er-
wähnte Porzellanerde Gelegenheit
gegeben hat. Die trefflichen (l)
Eisenhämmer und Factoreyen zu
Königsbronn und Mergelstetten sind
in dem schönsten Stande, und wird
vermittelst derselben das ganze Her-
zogthum mit allen Eisenwaaren ver-
sehen. Die Eisenfactorey und (m)
Schmelz- und Schmiedewerke bey
Tütlingen, in dem Ludwigsthale, sind
genugsam bekannt, und wird die
Arbeit daselbst noch so ziemlich, ob-
gleich nicht mehr so stark, als eh-
mals fortgesetzet. Es wird daselbst
das Bohnenerzt zu Tütlingen und
das von Tola, Hausen, Oberfrena
und Neuhausen, geschmolzen und
gearbeitet. Wir übergehen die zu
Böblingen, St. Christophsthal,
Freudenthal, Neuenburg und an-
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Würtemberg
dern Orten mehr angelegte viele
und mancherley Eisenschmieden und
Eisenfactoreyen. Der (9) Handel
und das Gewerbe dieses Herzog-
thums ist ansehnlich genug und
blühend, auch ziemlich weit grei-
fend. Dieses bezeugen die ansehn-
lichen Handlungscompagnien und
Factoreyen zu Ludwigsburg und zu
Calw, welche letztere dem Lande
überaus nutzbar ist, und den Han-
del mit Leinwand, Damast, wol-
lenen Zeugen
und seidenem Flore
sehr stark treibt; sich auch mit ih-
ren Niederlagen auswärts erstrecket.
Der Leinwandhandel zu Urach
ist ebenfalls schon über hundert
Jahre durch eine besondere Compa-
gnie in schönes Aufnehmen gebracht
worden; dergleichen Compagnien
auch an andern Orten errichtet
sind, die nun ihre schönen Waaren-
lager haben. Das würtembergi-
sche Papier, Eisen etc. wird stark
nach der Schweiz und den Rhein-
landen verführet. Hingegen ist die
Ausfuhr des Kupfers durch ein zu
Stuttgard den 25sten May 1737.
datirtes Patent verboten worden.
Mit dem Getreide, Obste und an-
dern Feld- und Gartenfrüchten
wird in Würtemberg ebenfalls ein
starker Vertrieb nach der Schweiz,
und den Rheinlanden gemacht, wie
auch mit den Neckarweinen, die
insonderheit stark nach Bayern ver-
führet werden. Die Waaren, so
in die würtembergischen Lande
eingeführet werden,
bestehen vor-
nehmlich in allerley Gewürz, Zu-
cker; ausländischen Weinen, als
Rhein- Mosel- Burgunder- und an-
dern französischen, ingleichen spa-
nischen und italienischen Weinen;
vielerley Leder, als Corduan, Juch-
ten etc. weiter in allerley Tuchen
aus den sächsischen und oberlausitzi-
schen Provinzen, Holland und Eng-
land; ferner in allerley Seidenzeu-
gen, goldenen und silbernen Tres-

sen,

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Wuͤrtemberg
ſondere Fabrik aus, welche mit der
zu Ludwigsburg in Verbindung ſteht.
Jn nur gedachtem Ludwigsburg iſt
auch die (e) ſeidene Flormanufa-
ctur
in Obacht zu nehmen, welche
gar betraͤchtlich iſt. (f) Hut- und
(g) Strumpfmanufacturen hat
Wuͤrtemberg an verſchiedenen Or-
ten, beſonders in den Vogteyen
Maulbrunn und Brackenheim, in
den ſogenannten waͤlſchen Doͤrfern,
als woſelbſt ſich die ehemals ver-
triebenen Waldenſer niedergelaſſen,
angebauet, und ſich mit dergleichen
Manufacturen gut in die Hoͤhe ge-
bracht haben. Papier liefern die
vielen (h) Papiermuͤhlen zu und
um Urach in einer ungemein großen
Menge. Von (i) Spiegel- und
Glasfabriken trifft man ſonderlich
in dem Baknanger Amte ſehr viele
an; und es werden in den daſigen
Spiegelhuͤtten die ſchoͤnſten Spie-
gel und andere Glasarbeit in groſ-
ſer Menge verfertiget und weit ver-
fuͤhret. So hat auch vor etlichen
wenigen Jahren die Handlungscom-
pagnie zu Calw ſchoͤne Freyheiten
zu einer (k) Porzellanfabrik erhal-
ten, wozu die oben von uns er-
waͤhnte Porzellanerde Gelegenheit
gegeben hat. Die trefflichen (l)
Eiſenhaͤmmer und Factoreyen zu
Koͤnigsbronn und Mergelſtetten ſind
in dem ſchoͤnſten Stande, und wird
vermittelſt derſelben das ganze Her-
zogthum mit allen Eiſenwaaren ver-
ſehen. Die Eiſenfactorey und (m)
Schmelz- und Schmiedewerke bey
Tuͤtlingen, in dem Ludwigsthale, ſind
genugſam bekannt, und wird die
Arbeit daſelbſt noch ſo ziemlich, ob-
gleich nicht mehr ſo ſtark, als eh-
mals fortgeſetzet. Es wird daſelbſt
das Bohnenerzt zu Tuͤtlingen und
das von Tola, Hauſen, Oberfrena
und Neuhauſen, geſchmolzen und
gearbeitet. Wir uͤbergehen die zu
Boͤblingen, St. Chriſtophsthal,
Freudenthal, Neuenburg und an-
[Spaltenumbruch]
Wuͤrtemberg
dern Orten mehr angelegte viele
und mancherley Eiſenſchmieden und
Eiſenfactoreyen. Der (9) Handel
und das Gewerbe dieſes Herzog-
thums iſt anſehnlich genug und
bluͤhend, auch ziemlich weit grei-
fend. Dieſes bezeugen die anſehn-
lichen Handlungscompagnien und
Factoreyen zu Ludwigsburg und zu
Calw, welche letztere dem Lande
uͤberaus nutzbar iſt, und den Han-
del mit Leinwand, Damaſt, wol-
lenen Zeugen
und ſeidenem Flore
ſehr ſtark treibt; ſich auch mit ih-
ren Niederlagen auswaͤrts erſtrecket.
Der Leinwandhandel zu Urach
iſt ebenfalls ſchon uͤber hundert
Jahre durch eine beſondere Compa-
gnie in ſchoͤnes Aufnehmen gebracht
worden; dergleichen Compagnien
auch an andern Orten errichtet
ſind, die nun ihre ſchoͤnen Waaren-
lager haben. Das wuͤrtembergi-
ſche Papier, Eiſen ꝛc. wird ſtark
nach der Schweiz und den Rhein-
landen verfuͤhret. Hingegen iſt die
Ausfuhr des Kupfers durch ein zu
Stuttgard den 25ſten May 1737.
datirtes Patent verboten worden.
Mit dem Getreide, Obſte und an-
dern Feld- und Gartenfruͤchten
wird in Wuͤrtemberg ebenfalls ein
ſtarker Vertrieb nach der Schweiz,
und den Rheinlanden gemacht, wie
auch mit den Neckarweinen, die
inſonderheit ſtark nach Bayern ver-
fuͤhret werden. Die Waaren, ſo
in die wuͤrtembergiſchen Lande
eingefuͤhret werden,
beſtehen vor-
nehmlich in allerley Gewuͤrz, Zu-
cker; auslaͤndiſchen Weinen, als
Rhein- Moſel- Burgunder- und an-
dern franzoͤſiſchen, ingleichen ſpa-
niſchen und italieniſchen Weinen;
vielerley Leder, als Corduan, Juch-
ten ꝛc. weiter in allerley Tuchen
aus den ſaͤchſiſchen und oberlauſitzi-
ſchen Provinzen, Holland und Eng-
land; ferner in allerley Seidenzeu-
gen, goldenen und ſilbernen Treſ-

ſen,
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[[475]/0481] Wuͤrtemberg Wuͤrtemberg ſondere Fabrik aus, welche mit der zu Ludwigsburg in Verbindung ſteht. Jn nur gedachtem Ludwigsburg iſt auch die (e) ſeidene Flormanufa- ctur in Obacht zu nehmen, welche gar betraͤchtlich iſt. (f) Hut- und (g) Strumpfmanufacturen hat Wuͤrtemberg an verſchiedenen Or- ten, beſonders in den Vogteyen Maulbrunn und Brackenheim, in den ſogenannten waͤlſchen Doͤrfern, als woſelbſt ſich die ehemals ver- triebenen Waldenſer niedergelaſſen, angebauet, und ſich mit dergleichen Manufacturen gut in die Hoͤhe ge- bracht haben. Papier liefern die vielen (h) Papiermuͤhlen zu und um Urach in einer ungemein großen Menge. Von (i) Spiegel- und Glasfabriken trifft man ſonderlich in dem Baknanger Amte ſehr viele an; und es werden in den daſigen Spiegelhuͤtten die ſchoͤnſten Spie- gel und andere Glasarbeit in groſ- ſer Menge verfertiget und weit ver- fuͤhret. So hat auch vor etlichen wenigen Jahren die Handlungscom- pagnie zu Calw ſchoͤne Freyheiten zu einer (k) Porzellanfabrik erhal- ten, wozu die oben von uns er- waͤhnte Porzellanerde Gelegenheit gegeben hat. Die trefflichen (l) Eiſenhaͤmmer und Factoreyen zu Koͤnigsbronn und Mergelſtetten ſind in dem ſchoͤnſten Stande, und wird vermittelſt derſelben das ganze Her- zogthum mit allen Eiſenwaaren ver- ſehen. Die Eiſenfactorey und (m) Schmelz- und Schmiedewerke bey Tuͤtlingen, in dem Ludwigsthale, ſind genugſam bekannt, und wird die Arbeit daſelbſt noch ſo ziemlich, ob- gleich nicht mehr ſo ſtark, als eh- mals fortgeſetzet. Es wird daſelbſt das Bohnenerzt zu Tuͤtlingen und das von Tola, Hauſen, Oberfrena und Neuhauſen, geſchmolzen und gearbeitet. Wir uͤbergehen die zu Boͤblingen, St. Chriſtophsthal, Freudenthal, Neuenburg und an- dern Orten mehr angelegte viele und mancherley Eiſenſchmieden und Eiſenfactoreyen. Der (9) Handel und das Gewerbe dieſes Herzog- thums iſt anſehnlich genug und bluͤhend, auch ziemlich weit grei- fend. Dieſes bezeugen die anſehn- lichen Handlungscompagnien und Factoreyen zu Ludwigsburg und zu Calw, welche letztere dem Lande uͤberaus nutzbar iſt, und den Han- del mit Leinwand, Damaſt, wol- lenen Zeugen und ſeidenem Flore ſehr ſtark treibt; ſich auch mit ih- ren Niederlagen auswaͤrts erſtrecket. Der Leinwandhandel zu Urach iſt ebenfalls ſchon uͤber hundert Jahre durch eine beſondere Compa- gnie in ſchoͤnes Aufnehmen gebracht worden; dergleichen Compagnien auch an andern Orten errichtet ſind, die nun ihre ſchoͤnen Waaren- lager haben. Das wuͤrtembergi- ſche Papier, Eiſen ꝛc. wird ſtark nach der Schweiz und den Rhein- landen verfuͤhret. Hingegen iſt die Ausfuhr des Kupfers durch ein zu Stuttgard den 25ſten May 1737. datirtes Patent verboten worden. Mit dem Getreide, Obſte und an- dern Feld- und Gartenfruͤchten wird in Wuͤrtemberg ebenfalls ein ſtarker Vertrieb nach der Schweiz, und den Rheinlanden gemacht, wie auch mit den Neckarweinen, die inſonderheit ſtark nach Bayern ver- fuͤhret werden. Die Waaren, ſo in die wuͤrtembergiſchen Lande eingefuͤhret werden, beſtehen vor- nehmlich in allerley Gewuͤrz, Zu- cker; auslaͤndiſchen Weinen, als Rhein- Moſel- Burgunder- und an- dern franzoͤſiſchen, ingleichen ſpa- niſchen und italieniſchen Weinen; vielerley Leder, als Corduan, Juch- ten ꝛc. weiter in allerley Tuchen aus den ſaͤchſiſchen und oberlauſitzi- ſchen Provinzen, Holland und Eng- land; ferner in allerley Seidenzeu- gen, goldenen und ſilbernen Treſ- ſen,

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [475]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/481>, abgerufen am 22.11.2024.