Worcester, oder Worchester, lat. Worcestria, Vigornia und Bra- novium, eine Stadt in der engli- schen Landschaft Worcestershire, auf der östlichen Seite der Severne gelegen, über welche daselbst eine steinerne Brücke geht. Die Ein- wohner derselben treiben einen sehr starken Handel mit Tuche, welches daselbst am besten in ganz England gemacht wird.
Wrack, ein ursprünglich hollän- disches Wort, wird in der Handlung von verschiedenen Waaren gebraucht. die untauglich, zerbrochen, und aus- geworfen sind, siehe z. E. den Ar- tikel: Hering.
Wrack oder Wrackschiff, Schiffs- wrack, holl., Wrak, Wrak- Schip, franz. Bris, oder Debris d'un Vais- seau, und Vaisseau brise, also heis- sen bey der Seefahrt die Stücke oder Trümmern von einem geschei- terten und für Alter zerfallenem Schiffe.
Wrackgut, siehe Breter.
Wrackrecht, ist eben so viel als Strandrecht, siehe dieses Wort.
Wrackswrack, siehe unter He- ring.
Wucher, lat. Usura oder Foe- nus, franz. Usure, ein Wort, wel- ches in gutem und bösem Verstan- de genommen wird: 1) Jm gu- ten Verstande versteht man dar- unter überhaupt allen Gewinn, so durch Verkehren mit baarem Gelde, oder andern Dingen, erworben wird. Hierbey wird gefragt, ob es wider göttliche, natürliche und menschliche Gesetze sey, wenn ein Kaufmann mit dem Seinigen im Verkehr wuchert, das ist, einen Nutzen und Vortheil nach den Rechten der Billigkeit und Gleichheit, suchet, indem er einen Nutzen und Gewinn mit dem Seini- gen befördert? Die Antwort dar- auf ist: Wenn ein Kaufmann auf die Waaren Geld an ihren Preiß, [Spaltenumbruch]
Wucher
Jmpost, Fracht und andere Kosten wendet: so kann er das nicht als ein Mittel seines Wohlstandes ge- brauchen, daher entsteht ihm auf eine Zeitlang der Gewinn. Er wen- det Mühe und Arbeit darauf; wäh- render Zeit muß er leben mit denen, die er dazu hält. Es wird auch durch die Zeit oft etwas verdorben. Da würde er nun um eines andern wil- len, dem zu Gefallen er es kom- men läßt, und an sich hält, an dem Seinigen einbüßen, wenn er nicht auch dieses auf die Waare schlagen dürfte. Er muß endlich auch Kosten auf ihre Verwahrung wenden, nachdem sie lange dauert. Alles dieses schlägt er also bey dem Verkehr billig auf die Waare, und es würde unbillig seyn, daß, da der andere die Waare an einem Orte zu gewisser Zeit, ohne Mühe und be- quem zu seinem Nutzen oder Ge- brauche durch den Dienst des Kauf- manns haben kann, wenn dieser nichts ansetzen sollte, als was ihn die Waare wirklich kostet. Alles übrige, was er über das, was ihn die Waare kostet, an Jnteresse und Mühe ansetzet, heißt sein eigentli- cher Gewinn, der solcher Gestalt nach Unterschied in der Austheilung auf die Waare bald groß, bald ge- ringer, ja wohl gar öfters nach den Umständen nichts, oder gar Ver- lust, seyn kann. Man sieht also gar leicht, daß es sehr schwer sey, die Kaufleute so gleich eines Wu- chers zu beschuldigen, wenn sie gleich theuer sind. Man sieht hiernächst auch, daß nach den Gesetzen der Liebe und Klugheit, ein Kaufmann von seinen Waaren, sonderlich die er wieder vereinzelt, nach Unter- schied der Zeiten, und der rei- chen und armen Käufer, vermit- telst des Bietens und Wiederbietens, und verschiedener Accorde, ei- ne Partey theurer, und die an- dere wohlfeiler, etc. geben, ja gar
an
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[Spaltenumbruch]
Worceſter
Worceſter, oder Worcheſter, lat. Worceſtria, Vigornia und Bra- novium, eine Stadt in der engli- ſchen Landſchaft Worceſterſhire, auf der oͤſtlichen Seite der Severne gelegen, uͤber welche daſelbſt eine ſteinerne Bruͤcke geht. Die Ein- wohner derſelben treiben einen ſehr ſtarken Handel mit Tuche, welches daſelbſt am beſten in ganz England gemacht wird.
Wrack, ein urſpruͤnglich hollaͤn- diſches Wort, wird in der Handlung von verſchiedenen Waaren gebraucht. die untauglich, zerbrochen, und aus- geworfen ſind, ſiehe z. E. den Ar- tikel: Hering.
Wrack oder Wrackſchiff, Schiffs- wrack, holl., Wrak, Wrak- Schip, franz. Bris, oder Debris d’un Vaiſ- ſeau, und Vaiſſeau briſe, alſo heiſ- ſen bey der Seefahrt die Stuͤcke oder Truͤmmern von einem geſchei- terten und fuͤr Alter zerfallenem Schiffe.
Wrackgut, ſiehe Breter.
Wrackrecht, iſt eben ſo viel als Strandrecht, ſiehe dieſes Wort.
Wrackswrack, ſiehe unter He- ring.
Wucher, lat. Uſura oder Foe- nus, franz. Uſure, ein Wort, wel- ches in gutem und boͤſem Verſtan- de genommen wird: 1) Jm gu- ten Verſtande verſteht man dar- unter uͤberhaupt allen Gewinn, ſo durch Verkehren mit baarem Gelde, oder andern Dingen, erworben wird. Hierbey wird gefragt, ob es wider goͤttliche, natuͤrliche und menſchliche Geſetze ſey, wenn ein Kaufmann mit dem Seinigen im Verkehr wuchert, das iſt, einen Nutzen und Vortheil nach den Rechten der Billigkeit und Gleichheit, ſuchet, indem er einen Nutzen und Gewinn mit dem Seini- gen befoͤrdert? Die Antwort dar- auf iſt: Wenn ein Kaufmann auf die Waaren Geld an ihren Preiß, [Spaltenumbruch]
Wucher
Jmpoſt, Fracht und andere Koſten wendet: ſo kann er das nicht als ein Mittel ſeines Wohlſtandes ge- brauchen, daher entſteht ihm auf eine Zeitlang der Gewinn. Er wen- det Muͤhe und Arbeit darauf; waͤh- render Zeit muß er leben mit denen, die er dazu haͤlt. Es wird auch durch die Zeit oft etwas verdorben. Da wuͤrde er nun um eines andern wil- len, dem zu Gefallen er es kom- men laͤßt, und an ſich haͤlt, an dem Seinigen einbuͤßen, wenn er nicht auch dieſes auf die Waare ſchlagen duͤrfte. Er muß endlich auch Koſten auf ihre Verwahrung wenden, nachdem ſie lange dauert. Alles dieſes ſchlaͤgt er alſo bey dem Verkehr billig auf die Waare, und es wuͤrde unbillig ſeyn, daß, da der andere die Waare an einem Orte zu gewiſſer Zeit, ohne Muͤhe und be- quem zu ſeinem Nutzen oder Ge- brauche durch den Dienſt des Kauf- manns haben kann, wenn dieſer nichts anſetzen ſollte, als was ihn die Waare wirklich koſtet. Alles uͤbrige, was er uͤber das, was ihn die Waare koſtet, an Jntereſſe und Muͤhe anſetzet, heißt ſein eigentli- cher Gewinn, der ſolcher Geſtalt nach Unterſchied in der Austheilung auf die Waare bald groß, bald ge- ringer, ja wohl gar oͤfters nach den Umſtaͤnden nichts, oder gar Ver- luſt, ſeyn kann. Man ſieht alſo gar leicht, daß es ſehr ſchwer ſey, die Kaufleute ſo gleich eines Wu- chers zu beſchuldigen, wenn ſie gleich theuer ſind. Man ſieht hiernaͤchſt auch, daß nach den Geſetzen der Liebe und Klugheit, ein Kaufmann von ſeinen Waaren, ſonderlich die er wieder vereinzelt, nach Unter- ſchied der Zeiten, und der rei- chen und armen Kaͤufer, vermit- telſt des Bietens und Wiederbietens, und verſchiedener Accorde, ei- ne Partey theurer, und die an- dere wohlfeiler, ꝛc. geben, ja gar
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[[469]/0475]
Worceſter
Wucher
Worceſter, oder Worcheſter,
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ſchen Landſchaft Worceſterſhire,
auf der oͤſtlichen Seite der Severne
gelegen, uͤber welche daſelbſt eine
ſteinerne Bruͤcke geht. Die Ein-
wohner derſelben treiben einen ſehr
ſtarken Handel mit Tuche, welches
daſelbſt am beſten in ganz England
gemacht wird.
Wrack, ein urſpruͤnglich hollaͤn-
diſches Wort, wird in der Handlung
von verſchiedenen Waaren gebraucht.
die untauglich, zerbrochen, und aus-
geworfen ſind, ſiehe z. E. den Ar-
tikel: Hering.
Wrack oder Wrackſchiff, Schiffs-
wrack, holl., Wrak, Wrak- Schip,
franz. Bris, oder Debris d’un Vaiſ-
ſeau, und Vaiſſeau briſe, alſo heiſ-
ſen bey der Seefahrt die Stuͤcke
oder Truͤmmern von einem geſchei-
terten und fuͤr Alter zerfallenem
Schiffe.
Wrackgut, ſiehe Breter.
Wrackrecht, iſt eben ſo viel als
Strandrecht, ſiehe dieſes Wort.
Wrackswrack, ſiehe unter He-
ring.
Wucher, lat. Uſura oder Foe-
nus, franz. Uſure, ein Wort, wel-
ches in gutem und boͤſem Verſtan-
de genommen wird: 1) Jm gu-
ten Verſtande verſteht man dar-
unter uͤberhaupt allen Gewinn, ſo
durch Verkehren mit baarem Gelde,
oder andern Dingen, erworben wird.
Hierbey wird gefragt, ob es wider
goͤttliche, natuͤrliche und menſchliche
Geſetze ſey, wenn ein Kaufmann mit
dem Seinigen im Verkehr wuchert, das
iſt, einen Nutzen und Vortheil nach
den Rechten der Billigkeit und
Gleichheit, ſuchet, indem er einen
Nutzen und Gewinn mit dem Seini-
gen befoͤrdert? Die Antwort dar-
auf iſt: Wenn ein Kaufmann auf
die Waaren Geld an ihren Preiß,
Jmpoſt, Fracht und andere Koſten
wendet: ſo kann er das nicht als
ein Mittel ſeines Wohlſtandes ge-
brauchen, daher entſteht ihm auf
eine Zeitlang der Gewinn. Er wen-
det Muͤhe und Arbeit darauf; waͤh-
render Zeit muß er leben mit denen, die
er dazu haͤlt. Es wird auch durch
die Zeit oft etwas verdorben. Da
wuͤrde er nun um eines andern wil-
len, dem zu Gefallen er es kom-
men laͤßt, und an ſich haͤlt, an
dem Seinigen einbuͤßen, wenn er
nicht auch dieſes auf die Waare
ſchlagen duͤrfte. Er muß endlich
auch Koſten auf ihre Verwahrung
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Alles dieſes ſchlaͤgt er alſo bey dem
Verkehr billig auf die Waare, und
es wuͤrde unbillig ſeyn, daß, da der
andere die Waare an einem Orte zu
gewiſſer Zeit, ohne Muͤhe und be-
quem zu ſeinem Nutzen oder Ge-
brauche durch den Dienſt des Kauf-
manns haben kann, wenn dieſer
nichts anſetzen ſollte, als was ihn
die Waare wirklich koſtet. Alles
uͤbrige, was er uͤber das, was ihn
die Waare koſtet, an Jntereſſe und
Muͤhe anſetzet, heißt ſein eigentli-
cher Gewinn, der ſolcher Geſtalt
nach Unterſchied in der Austheilung
auf die Waare bald groß, bald ge-
ringer, ja wohl gar oͤfters nach den
Umſtaͤnden nichts, oder gar Ver-
luſt, ſeyn kann. Man ſieht alſo
gar leicht, daß es ſehr ſchwer ſey,
die Kaufleute ſo gleich eines Wu-
chers zu beſchuldigen, wenn ſie gleich
theuer ſind. Man ſieht hiernaͤchſt
auch, daß nach den Geſetzen der
Liebe und Klugheit, ein Kaufmann
von ſeinen Waaren, ſonderlich die
er wieder vereinzelt, nach Unter-
ſchied der Zeiten, und der rei-
chen und armen Kaͤufer, vermit-
telſt des Bietens und Wiederbietens,
und verſchiedener Accorde, ei-
ne Partey theurer, und die an-
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [469]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/475>, abgerufen am 22.11.2024.
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