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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Wollenhandel
einige Straus- und Kameelhaare
darunter mengen. Anlangend 2)
die ausländische Wolle, so wird in
Frankreich insonderheit viel (a) eng-
lische Wolle
zu Tapeten und Teppi-
chen, sowol den gewebten, als den
mit der Nadel geneheten, verbrau-
chet, vornehmlich weiße und feuer-
farbene, welche letztere man in
Frankreich Laines des Gobelins nen-
net, weil sie in dem berühmten Ma-
nufacturhause im Gobelins von den
geschickten Färbern gefärbet werden,
die sich seit ungefähr achtzig Jahren
daselbst wohnhaftig gemacht haben.
Ferner wird auch in Frankreich viel
englische Wolle zu denjenigen ge-
wirkten Strümpfen gebraucht, die
man daselbst Bas de Bouchon nennet,
welchen Namen sie daher erhalten
haben, weil man diese Gattung von
Wolle nach Frankreich in solchen
Packeten zusammen geleget und zu-
sammen gedrehet bringt, die in der
Gestalt fast denjenigen Strohwi-
schen ähnlich sehen, welche die Fran-
zosen bouchons nennen, und deren
man sich bedienet, die Pferde abzu-
reiben. Diese Wolle ist sehr lang
und sehr fein, und kömmt völlig ge-
kämmet, oder gekrämpelt aus Eng-
land. Siehe übrigens Moulines-
Campes.
Auch von der (b) schott-
ländischen
und (c) irrländischen
Wolle
kömmt vieles nach Frank-
reich, und da sie fast der englischen
Wolle gleich ist, so wird sie beyna-
he zu eben dem Gebrauche angewen-
det, als jene. Weil sie aber min-
der fein, und leichter zu haben ist,
als die englische: so werden die dar-
aus gemachten Zeuge nicht so hoch
geachtet, und sind nicht so abgäng-
lich. Diese schottländische und irr-
ländische Wolle kömmt mehrentheils
völlig gekämmet und gekrämpelt, und
wird insgemein in der Picardie ge-
sponnen. Nicht weniger bekommen
die Franzosen aus (d) Deutschland
Wolle, siehe Bruiere, Bluette du
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Wollenhandel
Rhin, und Fine Grise. Daß der
Wollenhandel und die Wollenma-
nufacturen den (H) Deutschen von
(a) langer Zeit her sehr einträg-
lich, gewöhnlich, und gleichsam ei-
genthümlich gewesen sey, ist aus
den alten Freyheitsbriefen der rö-
mischen Kaiser, welche sie von Zeit
zu Zeiten den deutschen Tuchma-
chern und Tuchscheerern ertheilet,
zu ersehen: gleichwie in den Reichs-
abschieden gleichfalls sehr oft von den
Wollentüchern und dem Wollenkaufe
gehandelt wird. Es sind aber die
deutschen (b) Wollenländer, das
ist, wo die meiste und beste Wolle
in Deutschland fällt, insonderheit
Schlesien, Meißen, Thüringen,
Böhmen, Mähren, die braunschweig-
lüneburgischen Lande, Pommern,
die Mark, Oesterreich etc. in welchen
die daselbst eingeführten häufigen
Schäfereyen allerhand Sorten von
Wolle, grobe und klare, ein-und
zweyschürige, lange und kurze, und
zwar in solchem Ueberflusse liefern,
daß keine Sorte wollener Manufa-
cturen kann erdacht werden, wozu
eine oder die andere Art von Wolle
nicht dienlich seyn sollte. Unter
allen solchen Ländern aber fällt die
beste in (a) Schlesien, und zwar in
einer so ungemeinen Menge, daß das
Land selbige nicht alle verarbeiten,
sondern noch viele fremde Länder
damit reichlich versorgen kann: wie
denn die feinsten deutschen Tücher
alle aus schlesischer Wolle gemacht
werden. Die schönste, welche mei-
stens Kernwolle ist, fällt im Nams-
lauischen zu Dammer, daß auch
der Stein, (so 24 Pfunde ausma-
chet), wornach die Wolle in Schle-
sien verkaufet wird, mit zehn und
mehr Reichsthalern willig bezahlet
wird. Der schlesischen Wolle wird
ohne Widerspruch diejenige, welche
in (b) Meißen fällt, in Ansehung
der Güte an die Seite gesetzet; und
fällt insonderheit um Leipzig herum

ein:

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Wollenhandel
einige Straus- und Kameelhaare
darunter mengen. Anlangend 2)
die auslaͤndiſche Wolle, ſo wird in
Frankreich inſonderheit viel (a) eng-
liſche Wolle
zu Tapeten und Teppi-
chen, ſowol den gewebten, als den
mit der Nadel geneheten, verbrau-
chet, vornehmlich weiße und feuer-
farbene, welche letztere man in
Frankreich Laines des Gobelins nen-
net, weil ſie in dem beruͤhmten Ma-
nufacturhauſe im Gobelins von den
geſchickten Faͤrbern gefaͤrbet werden,
die ſich ſeit ungefaͤhr achtzig Jahren
daſelbſt wohnhaftig gemacht haben.
Ferner wird auch in Frankreich viel
engliſche Wolle zu denjenigen ge-
wirkten Struͤmpfen gebraucht, die
man daſelbſt Bas de Bouchon nennet,
welchen Namen ſie daher erhalten
haben, weil man dieſe Gattung von
Wolle nach Frankreich in ſolchen
Packeten zuſammen geleget und zu-
ſammen gedrehet bringt, die in der
Geſtalt faſt denjenigen Strohwi-
ſchen aͤhnlich ſehen, welche die Fran-
zoſen bouchons nennen, und deren
man ſich bedienet, die Pferde abzu-
reiben. Dieſe Wolle iſt ſehr lang
und ſehr fein, und koͤmmt voͤllig ge-
kaͤmmet, oder gekraͤmpelt aus Eng-
land. Siehe uͤbrigens Moulines-
Campes.
Auch von der (b) ſchott-
laͤndiſchen
und (c) irrlaͤndiſchen
Wolle
koͤmmt vieles nach Frank-
reich, und da ſie faſt der engliſchen
Wolle gleich iſt, ſo wird ſie beyna-
he zu eben dem Gebrauche angewen-
det, als jene. Weil ſie aber min-
der fein, und leichter zu haben iſt,
als die engliſche: ſo werden die dar-
aus gemachten Zeuge nicht ſo hoch
geachtet, und ſind nicht ſo abgaͤng-
lich. Dieſe ſchottlaͤndiſche und irr-
laͤndiſche Wolle koͤmmt mehrentheils
voͤllig gekaͤmmet und gekraͤmpelt, und
wird insgemein in der Picardie ge-
ſponnen. Nicht weniger bekommen
die Franzoſen aus (d) Deutſchland
Wolle, ſiehe Bruiere, Bluette du
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Wollenhandel
Rhin, und Fine Griſe. Daß der
Wollenhandel und die Wollenma-
nufacturen den (H) Deutſchen von
(a) langer Zeit her ſehr eintraͤg-
lich, gewoͤhnlich, und gleichſam ei-
genthuͤmlich geweſen ſey, iſt aus
den alten Freyheitsbriefen der roͤ-
miſchen Kaiſer, welche ſie von Zeit
zu Zeiten den deutſchen Tuchma-
chern und Tuchſcheerern ertheilet,
zu erſehen: gleichwie in den Reichs-
abſchieden gleichfalls ſehr oft von den
Wollentuͤchern und dem Wollenkaufe
gehandelt wird. Es ſind aber die
deutſchen (b) Wollenlaͤnder, das
iſt, wo die meiſte und beſte Wolle
in Deutſchland faͤllt, inſonderheit
Schleſien, Meißen, Thuͤringen,
Boͤhmen, Maͤhren, die braunſchweig-
luͤneburgiſchen Lande, Pommern,
die Mark, Oeſterreich ꝛc. in welchen
die daſelbſt eingefuͤhrten haͤufigen
Schaͤfereyen allerhand Sorten von
Wolle, grobe und klare, ein-und
zweyſchuͤrige, lange und kurze, und
zwar in ſolchem Ueberfluſſe liefern,
daß keine Sorte wollener Manufa-
cturen kann erdacht werden, wozu
eine oder die andere Art von Wolle
nicht dienlich ſeyn ſollte. Unter
allen ſolchen Laͤndern aber faͤllt die
beſte in (a) Schleſien, und zwar in
einer ſo ungemeinen Menge, daß das
Land ſelbige nicht alle verarbeiten,
ſondern noch viele fremde Laͤnder
damit reichlich verſorgen kann: wie
denn die feinſten deutſchen Tuͤcher
alle aus ſchleſiſcher Wolle gemacht
werden. Die ſchoͤnſte, welche mei-
ſtens Kernwolle iſt, faͤllt im Nams-
lauiſchen zu Dammer, daß auch
der Stein, (ſo 24 Pfunde ausma-
chet), wornach die Wolle in Schle-
ſien verkaufet wird, mit zehn und
mehr Reichsthalern willig bezahlet
wird. Der ſchleſiſchen Wolle wird
ohne Widerſpruch diejenige, welche
in (b) Meißen faͤllt, in Anſehung
der Guͤte an die Seite geſetzet; und
faͤllt inſonderheit um Leipzig herum

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[[464]/0470] Wollenhandel Wollenhandel einige Straus- und Kameelhaare darunter mengen. Anlangend 2) die auslaͤndiſche Wolle, ſo wird in Frankreich inſonderheit viel (a) eng- liſche Wolle zu Tapeten und Teppi- chen, ſowol den gewebten, als den mit der Nadel geneheten, verbrau- chet, vornehmlich weiße und feuer- farbene, welche letztere man in Frankreich Laines des Gobelins nen- net, weil ſie in dem beruͤhmten Ma- nufacturhauſe im Gobelins von den geſchickten Faͤrbern gefaͤrbet werden, die ſich ſeit ungefaͤhr achtzig Jahren daſelbſt wohnhaftig gemacht haben. Ferner wird auch in Frankreich viel engliſche Wolle zu denjenigen ge- wirkten Struͤmpfen gebraucht, die man daſelbſt Bas de Bouchon nennet, welchen Namen ſie daher erhalten haben, weil man dieſe Gattung von Wolle nach Frankreich in ſolchen Packeten zuſammen geleget und zu- ſammen gedrehet bringt, die in der Geſtalt faſt denjenigen Strohwi- ſchen aͤhnlich ſehen, welche die Fran- zoſen bouchons nennen, und deren man ſich bedienet, die Pferde abzu- reiben. Dieſe Wolle iſt ſehr lang und ſehr fein, und koͤmmt voͤllig ge- kaͤmmet, oder gekraͤmpelt aus Eng- land. Siehe uͤbrigens Moulines- Campes. Auch von der (b) ſchott- laͤndiſchen und (c) irrlaͤndiſchen Wolle koͤmmt vieles nach Frank- reich, und da ſie faſt der engliſchen Wolle gleich iſt, ſo wird ſie beyna- he zu eben dem Gebrauche angewen- det, als jene. Weil ſie aber min- der fein, und leichter zu haben iſt, als die engliſche: ſo werden die dar- aus gemachten Zeuge nicht ſo hoch geachtet, und ſind nicht ſo abgaͤng- lich. Dieſe ſchottlaͤndiſche und irr- laͤndiſche Wolle koͤmmt mehrentheils voͤllig gekaͤmmet und gekraͤmpelt, und wird insgemein in der Picardie ge- ſponnen. Nicht weniger bekommen die Franzoſen aus (d) Deutſchland Wolle, ſiehe Bruiere, Bluette du Rhin, und Fine Griſe. Daß der Wollenhandel und die Wollenma- nufacturen den (H) Deutſchen von (a) langer Zeit her ſehr eintraͤg- lich, gewoͤhnlich, und gleichſam ei- genthuͤmlich geweſen ſey, iſt aus den alten Freyheitsbriefen der roͤ- miſchen Kaiſer, welche ſie von Zeit zu Zeiten den deutſchen Tuchma- chern und Tuchſcheerern ertheilet, zu erſehen: gleichwie in den Reichs- abſchieden gleichfalls ſehr oft von den Wollentuͤchern und dem Wollenkaufe gehandelt wird. Es ſind aber die deutſchen (b) Wollenlaͤnder, das iſt, wo die meiſte und beſte Wolle in Deutſchland faͤllt, inſonderheit Schleſien, Meißen, Thuͤringen, Boͤhmen, Maͤhren, die braunſchweig- luͤneburgiſchen Lande, Pommern, die Mark, Oeſterreich ꝛc. in welchen die daſelbſt eingefuͤhrten haͤufigen Schaͤfereyen allerhand Sorten von Wolle, grobe und klare, ein-und zweyſchuͤrige, lange und kurze, und zwar in ſolchem Ueberfluſſe liefern, daß keine Sorte wollener Manufa- cturen kann erdacht werden, wozu eine oder die andere Art von Wolle nicht dienlich ſeyn ſollte. Unter allen ſolchen Laͤndern aber faͤllt die beſte in (a) Schleſien, und zwar in einer ſo ungemeinen Menge, daß das Land ſelbige nicht alle verarbeiten, ſondern noch viele fremde Laͤnder damit reichlich verſorgen kann: wie denn die feinſten deutſchen Tuͤcher alle aus ſchleſiſcher Wolle gemacht werden. Die ſchoͤnſte, welche mei- ſtens Kernwolle iſt, faͤllt im Nams- lauiſchen zu Dammer, daß auch der Stein, (ſo 24 Pfunde ausma- chet), wornach die Wolle in Schle- ſien verkaufet wird, mit zehn und mehr Reichsthalern willig bezahlet wird. Der ſchleſiſchen Wolle wird ohne Widerſpruch diejenige, welche in (b) Meißen faͤllt, in Anſehung der Guͤte an die Seite geſetzet; und faͤllt inſonderheit um Leipzig herum ein:

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [464]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/470>, abgerufen am 22.11.2024.