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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Wien
Vorschuß oder Forderung auf mei-
nen Remittenten zurück traßire.
Nach solcher Erklärung sind der
Wiederwechsel und der Rückwechsel
zweyerley Gattungen von Wechseln;
ob aber dieser Unterscheid nöthig
sey, davon siehe den Artikel: Rück-
wechsel.
Jener kann auf mehr als
einerley Art entstehen, wovon der
vorsichtige Banquier p. 139 u. ff.
aufzuschlagen. Einige nennen einen
Wiederwechsel, wenn ein Schuld-
ner der seinen Wechselbrief zur Ver-
fallzeit nicht bezahlen kann, seinem
Gläubiger einen neuen giebt, und
den alten zurück nimmt: wiewol
ein solcher Wechsel vielmehr ein
neuer Wechsel genennet wird.

Wien, lat. Vienne, und Vindo-
bona
,
franz. Vienne, oder Vienne
en Autriche
,
eine prächtig gebauete,
berühmte, und ansehnliche Stadt in
Oesterreich, und zwar in Niederöster-
reich, in dem Vierthel oder Quartiere
Unterwienerwald, an einem Arme
der Donau, und an dem kleinen Flusse
Wien, unter dem 37 Grade 45 Mi-
nuten der Länge, und dem 48 Grade
und 20 Minuten der nordlichen Brei-
te, gelegen. Sie ist nicht nur die
(1) Hauptstadt in Oesterreich, son-
dern auch eine der vornehmsten
Städte in Deutschland, und seit
sehr langer Zeit die Residenz und der
beständige Aufenthalt des höchsten
Oberhaupts des deutschen Reichs,
nämlich des Kaisers. Jhre (2) La-
ge
ist eine der fruchtbarsten und an-
genehmsten. Denn gegen Morgen
und Mittag ist das Land platt und
eben; gegen Abend und Mitter-
nacht aber hat es ein mit Holz und
Weinbau schönes und fruchtbares
Gebirge: und auch der Donau-
strom,
der sich bey ihr in unterschie-
dene Arme theilet, trägt nicht we-
nig zu ihrer angenehmen Lage bey.
Jhre (3) Größe anlangend, so ist
Wien, an und für sich selbst (so
weit nämlich solches in die Befe-
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Wien
stigungswerke eingeschlossen ist)
betrachtet, eben nicht die größte
Stadt, und man kann solche auf
dem Glacis außerhalb der Festung
in einer starken Stunde, oder in
fünf Viertelstunden ganz bequem
umgehen; allein, wenn man die
Vorstädte mit dazu nimmt, welche
rings herum auf 600 Schritte von
den Befestigungswerken entfernet
sind, und auf welchem Platze auch
kein Gebaude darf aufgeführet wer-
den; so kömmt freylich ein großer
Umfang heraus, daß man gerne
4 Stunden brauchet, wenn man
nur im Pferdeschritte dieselbe um-
reuten, und bis gegen die 1704 ge-
gen die ungarischen Uebelgesinnten
angelegten Linien ummarschiren will.
Jetztermeldete (4) Vorstädte sind:
a) Die Leopoldstadt, vormals die
Judenstadt genannt, welche die
schönste, größte, und vornehmste ist,
am nächsten an der Stadt gegen
Mitternacht auf einer Jnsel der
Donau liegt, und durch einen
schmalen Arm desselben Flusses,
(über welchen eine hölzerne Brücke
geht) von der Stadt Wien abge-
sondert wird; b) die Rossau, auf
der andern Seite der Donau, der
Leopoldstadt gegen über, so eben-
falls schön und groß ist: Hier ist
unter andern der kaiserl. Holzstadel,
bey welchem eine große Menge Holz, so
auf der Donau hieher geflößet wird,
zu sehen und zu verkaufen ist; c) die
Waringergasse; d) die Alstergasse.
Hier ist unter andern das Posthaus;
e) die Josephsstadt; f) St. Ulrich,
oder das Neustift, ingleichen der
Neubau genannt, so sehr volkreich
ist, weil sie unter der Gerichtsbarkeit
der Benedictinerabtey zun Schotten
in Wien steht, und viele Freyhei-
ten hat; g) die Leimgrube; h) die
Wien, welche ihren Namen von dem
hierdurch fließenden kleinen Flusse
Wien hat; i) Gundendorf, hinter
der vorigen gelegen; k) Margare-

thendorf,

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Wien
Vorſchuß oder Forderung auf mei-
nen Remittenten zuruͤck traßire.
Nach ſolcher Erklaͤrung ſind der
Wiederwechſel und der Ruͤckwechſel
zweyerley Gattungen von Wechſeln;
ob aber dieſer Unterſcheid noͤthig
ſey, davon ſiehe den Artikel: Ruͤck-
wechſel.
Jener kann auf mehr als
einerley Art entſtehen, wovon der
vorſichtige Banquier p. 139 u. ff.
aufzuſchlagen. Einige nennen einen
Wiederwechſel, wenn ein Schuld-
ner der ſeinen Wechſelbrief zur Ver-
fallzeit nicht bezahlen kann, ſeinem
Glaͤubiger einen neuen giebt, und
den alten zuruͤck nimmt: wiewol
ein ſolcher Wechſel vielmehr ein
neuer Wechſel genennet wird.

Wien, lat. Vienne, und Vindo-
bona
,
franz. Vienne, oder Vienne
en Autriche
,
eine praͤchtig gebauete,
beruͤhmte, und anſehnliche Stadt in
Oeſterreich, und zwar in Niederoͤſter-
reich, in dem Vierthel oder Quartiere
Unterwienerwald, an einem Arme
der Donau, und an dem kleinen Fluſſe
Wien, unter dem 37 Grade 45 Mi-
nuten der Laͤnge, und dem 48 Grade
und 20 Minuten der nordlichen Brei-
te, gelegen. Sie iſt nicht nur die
(1) Hauptſtadt in Oeſterreich, ſon-
dern auch eine der vornehmſten
Staͤdte in Deutſchland, und ſeit
ſehr langer Zeit die Reſidenz und der
beſtaͤndige Aufenthalt des hoͤchſten
Oberhaupts des deutſchen Reichs,
naͤmlich des Kaiſers. Jhre (2) La-
ge
iſt eine der fruchtbarſten und an-
genehmſten. Denn gegen Morgen
und Mittag iſt das Land platt und
eben; gegen Abend und Mitter-
nacht aber hat es ein mit Holz und
Weinbau ſchoͤnes und fruchtbares
Gebirge: und auch der Donau-
ſtrom,
der ſich bey ihr in unterſchie-
dene Arme theilet, traͤgt nicht we-
nig zu ihrer angenehmen Lage bey.
Jhre (3) Groͤße anlangend, ſo iſt
Wien, an und fuͤr ſich ſelbſt (ſo
weit naͤmlich ſolches in die Befe-
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Wien
ſtigungswerke eingeſchloſſen iſt)
betrachtet, eben nicht die groͤßte
Stadt, und man kann ſolche auf
dem Glacis außerhalb der Feſtung
in einer ſtarken Stunde, oder in
fuͤnf Viertelſtunden ganz bequem
umgehen; allein, wenn man die
Vorſtaͤdte mit dazu nimmt, welche
rings herum auf 600 Schritte von
den Befeſtigungswerken entfernet
ſind, und auf welchem Platze auch
kein Gebaude darf aufgefuͤhret wer-
den; ſo koͤmmt freylich ein großer
Umfang heraus, daß man gerne
4 Stunden brauchet, wenn man
nur im Pferdeſchritte dieſelbe um-
reuten, und bis gegen die 1704 ge-
gen die ungariſchen Uebelgeſinnten
angelegten Linien ummarſchiren will.
Jetztermeldete (4) Vorſtaͤdte ſind:
a) Die Leopoldſtadt, vormals die
Judenſtadt genannt, welche die
ſchoͤnſte, groͤßte, und vornehmſte iſt,
am naͤchſten an der Stadt gegen
Mitternacht auf einer Jnſel der
Donau liegt, und durch einen
ſchmalen Arm deſſelben Fluſſes,
(uͤber welchen eine hoͤlzerne Bruͤcke
geht) von der Stadt Wien abge-
ſondert wird; b) die Roſſau, auf
der andern Seite der Donau, der
Leopoldſtadt gegen uͤber, ſo eben-
falls ſchoͤn und groß iſt: Hier iſt
unter andern der kaiſerl. Holzſtadel,
bey welchem eine große Menge Holz, ſo
auf der Donau hieher gefloͤßet wird,
zu ſehen und zu verkaufen iſt; c) die
Waringergaſſe; d) die Alſtergaſſe.
Hier iſt unter andern das Poſthaus;
e) die Joſephsſtadt; f) St. Ulrich,
oder das Neuſtift, ingleichen der
Neubau genannt, ſo ſehr volkreich
iſt, weil ſie unter der Gerichtsbarkeit
der Benedictinerabtey zun Schotten
in Wien ſteht, und viele Freyhei-
ten hat; g) die Leimgrube; h) die
Wien, welche ihren Namen von dem
hierdurch fließenden kleinen Fluſſe
Wien hat; i) Gundendorf, hinter
der vorigen gelegen; k) Margare-

thendorf,
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[[429]/0435] Wien Wien Vorſchuß oder Forderung auf mei- nen Remittenten zuruͤck traßire. Nach ſolcher Erklaͤrung ſind der Wiederwechſel und der Ruͤckwechſel zweyerley Gattungen von Wechſeln; ob aber dieſer Unterſcheid noͤthig ſey, davon ſiehe den Artikel: Ruͤck- wechſel. Jener kann auf mehr als einerley Art entſtehen, wovon der vorſichtige Banquier p. 139 u. ff. aufzuſchlagen. Einige nennen einen Wiederwechſel, wenn ein Schuld- ner der ſeinen Wechſelbrief zur Ver- fallzeit nicht bezahlen kann, ſeinem Glaͤubiger einen neuen giebt, und den alten zuruͤck nimmt: wiewol ein ſolcher Wechſel vielmehr ein neuer Wechſel genennet wird. Wien, lat. Vienne, und Vindo- bona, franz. Vienne, oder Vienne en Autriche, eine praͤchtig gebauete, beruͤhmte, und anſehnliche Stadt in Oeſterreich, und zwar in Niederoͤſter- reich, in dem Vierthel oder Quartiere Unterwienerwald, an einem Arme der Donau, und an dem kleinen Fluſſe Wien, unter dem 37 Grade 45 Mi- nuten der Laͤnge, und dem 48 Grade und 20 Minuten der nordlichen Brei- te, gelegen. Sie iſt nicht nur die (1) Hauptſtadt in Oeſterreich, ſon- dern auch eine der vornehmſten Staͤdte in Deutſchland, und ſeit ſehr langer Zeit die Reſidenz und der beſtaͤndige Aufenthalt des hoͤchſten Oberhaupts des deutſchen Reichs, naͤmlich des Kaiſers. Jhre (2) La- ge iſt eine der fruchtbarſten und an- genehmſten. Denn gegen Morgen und Mittag iſt das Land platt und eben; gegen Abend und Mitter- nacht aber hat es ein mit Holz und Weinbau ſchoͤnes und fruchtbares Gebirge: und auch der Donau- ſtrom, der ſich bey ihr in unterſchie- dene Arme theilet, traͤgt nicht we- nig zu ihrer angenehmen Lage bey. Jhre (3) Groͤße anlangend, ſo iſt Wien, an und fuͤr ſich ſelbſt (ſo weit naͤmlich ſolches in die Befe- ſtigungswerke eingeſchloſſen iſt) betrachtet, eben nicht die groͤßte Stadt, und man kann ſolche auf dem Glacis außerhalb der Feſtung in einer ſtarken Stunde, oder in fuͤnf Viertelſtunden ganz bequem umgehen; allein, wenn man die Vorſtaͤdte mit dazu nimmt, welche rings herum auf 600 Schritte von den Befeſtigungswerken entfernet ſind, und auf welchem Platze auch kein Gebaude darf aufgefuͤhret wer- den; ſo koͤmmt freylich ein großer Umfang heraus, daß man gerne 4 Stunden brauchet, wenn man nur im Pferdeſchritte dieſelbe um- reuten, und bis gegen die 1704 ge- gen die ungariſchen Uebelgeſinnten angelegten Linien ummarſchiren will. Jetztermeldete (4) Vorſtaͤdte ſind: a) Die Leopoldſtadt, vormals die Judenſtadt genannt, welche die ſchoͤnſte, groͤßte, und vornehmſte iſt, am naͤchſten an der Stadt gegen Mitternacht auf einer Jnſel der Donau liegt, und durch einen ſchmalen Arm deſſelben Fluſſes, (uͤber welchen eine hoͤlzerne Bruͤcke geht) von der Stadt Wien abge- ſondert wird; b) die Roſſau, auf der andern Seite der Donau, der Leopoldſtadt gegen uͤber, ſo eben- falls ſchoͤn und groß iſt: Hier iſt unter andern der kaiſerl. Holzſtadel, bey welchem eine große Menge Holz, ſo auf der Donau hieher gefloͤßet wird, zu ſehen und zu verkaufen iſt; c) die Waringergaſſe; d) die Alſtergaſſe. Hier iſt unter andern das Poſthaus; e) die Joſephsſtadt; f) St. Ulrich, oder das Neuſtift, ingleichen der Neubau genannt, ſo ſehr volkreich iſt, weil ſie unter der Gerichtsbarkeit der Benedictinerabtey zun Schotten in Wien ſteht, und viele Freyhei- ten hat; g) die Leimgrube; h) die Wien, welche ihren Namen von dem hierdurch fließenden kleinen Fluſſe Wien hat; i) Gundendorf, hinter der vorigen gelegen; k) Margare- thendorf,

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [429]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/435>, abgerufen am 22.11.2024.