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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Westmünster
ben nach Stockholm segeln kann.
Der südliche Theil des Landes hat
eine Menge an (4) Aeckern und
Wiesen, und kann deswegen an die
Einwohner der Bergdistricte Getrei-
de und Vieh überlassen. Der nord-
liche Theil hingegen hat größern
Vorrath an (5) Waldungen und
Bergwerken, wie man denn schö-
ne Silber- Kupfer- Stahl- und Ei-
sengruben hier antrifft. So hat
auch diese Landschaft wohl eingerich-
tete (6) Silber-Kupfer-Stahl-
und Meßinghammerwerke, in-
dem sie den größten Bergwerksdi-
strict von allen Provinzen im gan-
zen Reiche hat: wie sie denn den
größten (7) Eisenhandel hat, wel-
ches man leicht daraus abnehmen
kann, weil allein durch die Städte
Westerahs, Arboga und Kiöping
jährlich ungefähr 120000 Schiffs-
pfunde Eisen ausgeführet werden.

Westmünster, siehe London.

Westphalen, lat. Westphalia,
wird in dreyerley (1) Bedeutung
genommen. Denn man versteht
darunter a) einen von den zehn
Kreisen des heil. römischen Reichs,

welcher alles das in sich begreift,
was von Niedersachsen bis an die
Niederlande, und zwischen dem
Rheine und der Weser gelegen ist.
Es gehören aber dazu die Stifter
Münster, Lüttich, Paderborn und
Osnabrück; die Abteyen Corvey,
Stablo, Werben, Essen, Hervorden,
St. Cornelienmünster etc. die Her-
zogthümer Westphalen, Cleve, Jü-
lich und Berge; die Fürstenthümer
Ostfrießland, Minden und Verden;
die Grafschaften Oldenburg, Del-
menhorst, Mark, Ravensberg, Sayn,
Bentheim, Tecklenburg, Bromhorst,
Lingen, Aremberg, Diepholt, Ge-
roltstein, Hoya, Manderscheid, Lip-
pe, Reckun, Reiferscheid, Rietberg,
Runkel, Schaumburg, Virneburg
und Wied; und die Reichsstädte
Cöln, Aachen und Dortmund. Her-
[Spaltenumbruch]

Westphalen
nach versteht man darunter b) eine
große Landschaft in Deutschland,
welche gegen Morgen an Nieder-
sachsen; gegen Mittag an Hessen,
den Westerwald und den Rhein;
gegen Abend an die vereinigten Nie-
derlande; und gegen Mitternacht an
das deutsche Meer gränzet. End-
lich versteht man unter Westphalen
c) das obgedachte Herzogthum
Westphalen
im westphälischen Krei-
se, welches gegen Mitternacht an
die Bischofthümer Münster und Os-
nabrück, wie auch die Grafschaft
Lippe; gegen Abend an die Graf-
schaft Mark, gegen Mittag an die
nassauischen Länder; und gegen
Morgen an die Grafschaft Witgen-
stein, Hatzfeld, Waldeck und Hes-
sen gränzet. Es ist gebirgig und
voll Waldung, und wird in zween
Theile abgesondert, nämlich in das
Sauerland, und in die Grafschaft
Arensberg. Beyde gehören dem
Churfürsten zu Cöln, ausgenom-
men das halbe Sauerland, welches
itzo dem Könige in Preußen zusteht.
Jn der Folge dieses Artikels betrach-
ten wir Westphalen in der zweyten
Bedeutung. Die vornehmsten (2)
Städte darinnen sind, außer den
oben erwähnten Reichsstädten, Lüt-
tich, Dinant, Münster, Osna-
brüg, Paderborn, Cleve, Wesel,
Düsseldorf, Solingen, Minden,
Emden, Lippe, oder Lippstadt,
Ham, Oldenburg etc. Jn Ansehung
der (3) natürlichen Beschaffenheit
ist es eines der kältesten Landschaf-
ten in Deutschland; gleichwol aber
sehr volkreich. Außer dem Getrei-
de, hat es an vielen Dingen einen
Ueberfluß: und obgleich an etlichen
Orten das Land, als z. E. in dem
Sauerlande und in dem Herzogthu-
me Bergen, ziemlich rauh ist: so
ist es doch nicht überall so beschaf-
fen, sondern es ist der Acker und
die Gegend an der Weser bey Pa-
derborn, Lippe, Soest, Hervor-

den,
D d 3

[Spaltenumbruch]

Weſtmuͤnſter
ben nach Stockholm ſegeln kann.
Der ſuͤdliche Theil des Landes hat
eine Menge an (4) Aeckern und
Wieſen, und kann deswegen an die
Einwohner der Bergdiſtricte Getrei-
de und Vieh uͤberlaſſen. Der nord-
liche Theil hingegen hat groͤßern
Vorrath an (5) Waldungen und
Bergwerken, wie man denn ſchoͤ-
ne Silber- Kupfer- Stahl- und Ei-
ſengruben hier antrifft. So hat
auch dieſe Landſchaft wohl eingerich-
tete (6) Silber-Kupfer-Stahl-
und Meßinghammerwerke, in-
dem ſie den groͤßten Bergwerksdi-
ſtrict von allen Provinzen im gan-
zen Reiche hat: wie ſie denn den
groͤßten (7) Eiſenhandel hat, wel-
ches man leicht daraus abnehmen
kann, weil allein durch die Staͤdte
Weſterahs, Arboga und Kioͤping
jaͤhrlich ungefaͤhr 120000 Schiffs-
pfunde Eiſen ausgefuͤhret werden.

Weſtmuͤnſter, ſiehe London.

Weſtphalen, lat. Weſtphalia,
wird in dreyerley (1) Bedeutung
genommen. Denn man verſteht
darunter a) einen von den zehn
Kreiſen des heil. roͤmiſchen Reichs,

welcher alles das in ſich begreift,
was von Niederſachſen bis an die
Niederlande, und zwiſchen dem
Rheine und der Weſer gelegen iſt.
Es gehoͤren aber dazu die Stifter
Muͤnſter, Luͤttich, Paderborn und
Osnabruͤck; die Abteyen Corvey,
Stablo, Werben, Eſſen, Hervorden,
St. Cornelienmuͤnſter ꝛc. die Her-
zogthuͤmer Weſtphalen, Cleve, Juͤ-
lich und Berge; die Fuͤrſtenthuͤmer
Oſtfrießland, Minden und Verden;
die Grafſchaften Oldenburg, Del-
menhorſt, Mark, Ravensberg, Sayn,
Bentheim, Tecklenburg, Bromhorſt,
Lingen, Aremberg, Diepholt, Ge-
roltſtein, Hoya, Manderſcheid, Lip-
pe, Reckun, Reiferſcheid, Rietberg,
Runkel, Schaumburg, Virneburg
und Wied; und die Reichsſtaͤdte
Coͤln, Aachen und Dortmund. Her-
[Spaltenumbruch]

Weſtphalen
nach verſteht man darunter b) eine
große Landſchaft in Deutſchland,
welche gegen Morgen an Nieder-
ſachſen; gegen Mittag an Heſſen,
den Weſterwald und den Rhein;
gegen Abend an die vereinigten Nie-
derlande; und gegen Mitternacht an
das deutſche Meer graͤnzet. End-
lich verſteht man unter Weſtphalen
c) das obgedachte Herzogthum
Weſtphalen
im weſtphaͤliſchen Krei-
ſe, welches gegen Mitternacht an
die Biſchofthuͤmer Muͤnſter und Os-
nabruͤck, wie auch die Grafſchaft
Lippe; gegen Abend an die Graf-
ſchaft Mark, gegen Mittag an die
naſſauiſchen Laͤnder; und gegen
Morgen an die Grafſchaft Witgen-
ſtein, Hatzfeld, Waldeck und Heſ-
ſen graͤnzet. Es iſt gebirgig und
voll Waldung, und wird in zween
Theile abgeſondert, naͤmlich in das
Sauerland, und in die Grafſchaft
Arensberg. Beyde gehoͤren dem
Churfuͤrſten zu Coͤln, ausgenom-
men das halbe Sauerland, welches
itzo dem Koͤnige in Preußen zuſteht.
Jn der Folge dieſes Artikels betrach-
ten wir Weſtphalen in der zweyten
Bedeutung. Die vornehmſten (2)
Staͤdte darinnen ſind, außer den
oben erwaͤhnten Reichsſtaͤdten, Luͤt-
tich, Dinant, Muͤnſter, Osna-
bruͤg, Paderborn, Cleve, Weſel,
Duͤſſeldorf, Solingen, Minden,
Emden, Lippe, oder Lippſtadt,
Ham, Oldenburg ꝛc. Jn Anſehung
der (3) natuͤrlichen Beſchaffenheit
iſt es eines der kaͤlteſten Landſchaf-
ten in Deutſchland; gleichwol aber
ſehr volkreich. Außer dem Getrei-
de, hat es an vielen Dingen einen
Ueberfluß: und obgleich an etlichen
Orten das Land, als z. E. in dem
Sauerlande und in dem Herzogthu-
me Bergen, ziemlich rauh iſt: ſo
iſt es doch nicht uͤberall ſo beſchaf-
fen, ſondern es iſt der Acker und
die Gegend an der Weſer bey Pa-
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den,
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[[421]/0427] Weſtmuͤnſter Weſtphalen ben nach Stockholm ſegeln kann. Der ſuͤdliche Theil des Landes hat eine Menge an (4) Aeckern und Wieſen, und kann deswegen an die Einwohner der Bergdiſtricte Getrei- de und Vieh uͤberlaſſen. Der nord- liche Theil hingegen hat groͤßern Vorrath an (5) Waldungen und Bergwerken, wie man denn ſchoͤ- ne Silber- Kupfer- Stahl- und Ei- ſengruben hier antrifft. So hat auch dieſe Landſchaft wohl eingerich- tete (6) Silber-Kupfer-Stahl- und Meßinghammerwerke, in- dem ſie den groͤßten Bergwerksdi- ſtrict von allen Provinzen im gan- zen Reiche hat: wie ſie denn den groͤßten (7) Eiſenhandel hat, wel- ches man leicht daraus abnehmen kann, weil allein durch die Staͤdte Weſterahs, Arboga und Kioͤping jaͤhrlich ungefaͤhr 120000 Schiffs- pfunde Eiſen ausgefuͤhret werden. Weſtmuͤnſter, ſiehe London. Weſtphalen, lat. Weſtphalia, wird in dreyerley (1) Bedeutung genommen. Denn man verſteht darunter a) einen von den zehn Kreiſen des heil. roͤmiſchen Reichs, welcher alles das in ſich begreift, was von Niederſachſen bis an die Niederlande, und zwiſchen dem Rheine und der Weſer gelegen iſt. Es gehoͤren aber dazu die Stifter Muͤnſter, Luͤttich, Paderborn und Osnabruͤck; die Abteyen Corvey, Stablo, Werben, Eſſen, Hervorden, St. Cornelienmuͤnſter ꝛc. die Her- zogthuͤmer Weſtphalen, Cleve, Juͤ- lich und Berge; die Fuͤrſtenthuͤmer Oſtfrießland, Minden und Verden; die Grafſchaften Oldenburg, Del- menhorſt, Mark, Ravensberg, Sayn, Bentheim, Tecklenburg, Bromhorſt, Lingen, Aremberg, Diepholt, Ge- roltſtein, Hoya, Manderſcheid, Lip- pe, Reckun, Reiferſcheid, Rietberg, Runkel, Schaumburg, Virneburg und Wied; und die Reichsſtaͤdte Coͤln, Aachen und Dortmund. Her- nach verſteht man darunter b) eine große Landſchaft in Deutſchland, welche gegen Morgen an Nieder- ſachſen; gegen Mittag an Heſſen, den Weſterwald und den Rhein; gegen Abend an die vereinigten Nie- derlande; und gegen Mitternacht an das deutſche Meer graͤnzet. End- lich verſteht man unter Weſtphalen c) das obgedachte Herzogthum Weſtphalen im weſtphaͤliſchen Krei- ſe, welches gegen Mitternacht an die Biſchofthuͤmer Muͤnſter und Os- nabruͤck, wie auch die Grafſchaft Lippe; gegen Abend an die Graf- ſchaft Mark, gegen Mittag an die naſſauiſchen Laͤnder; und gegen Morgen an die Grafſchaft Witgen- ſtein, Hatzfeld, Waldeck und Heſ- ſen graͤnzet. Es iſt gebirgig und voll Waldung, und wird in zween Theile abgeſondert, naͤmlich in das Sauerland, und in die Grafſchaft Arensberg. Beyde gehoͤren dem Churfuͤrſten zu Coͤln, ausgenom- men das halbe Sauerland, welches itzo dem Koͤnige in Preußen zuſteht. Jn der Folge dieſes Artikels betrach- ten wir Weſtphalen in der zweyten Bedeutung. Die vornehmſten (2) Staͤdte darinnen ſind, außer den oben erwaͤhnten Reichsſtaͤdten, Luͤt- tich, Dinant, Muͤnſter, Osna- bruͤg, Paderborn, Cleve, Weſel, Duͤſſeldorf, Solingen, Minden, Emden, Lippe, oder Lippſtadt, Ham, Oldenburg ꝛc. Jn Anſehung der (3) natuͤrlichen Beſchaffenheit iſt es eines der kaͤlteſten Landſchaf- ten in Deutſchland; gleichwol aber ſehr volkreich. Außer dem Getrei- de, hat es an vielen Dingen einen Ueberfluß: und obgleich an etlichen Orten das Land, als z. E. in dem Sauerlande und in dem Herzogthu- me Bergen, ziemlich rauh iſt: ſo iſt es doch nicht uͤberall ſo beſchaf- fen, ſondern es iſt der Acker und die Gegend an der Weſer bey Pa- derborn, Lippe, Soeſt, Hervor- den, D d 3

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [421]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/427>, abgerufen am 22.11.2024.