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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Wechsler
seine Casse kommen, und ob das,
was ihnen durch so vielerhand
Wechselcourse, welche sie paßiren
müssen, zugewachsen, von der Er-
heblichkeit sey, daß es ein ordent-
liches Jnteresse um ein merkliches
übersteige, weil man sonst übel
thun würde, seine baare Gelder so
vielem Wagen (Hazard) zu unter-
werfen, wenn nicht der Zuwachs,
den sie unterwegs in Paßirung so
vieler Wechselplätze mit sich bräch-
ten, das Beste thäten: hierzu aber
will alles gar wohl und genau an
Briefporto, Provision, Mäckler-
lohn, sonderlich aber die Unter-
scheide der Gelder- und Wechsel-
course wohl berechnet seyn. Ferner
g) muß er nicht nur wissen, was
für Stücke zu einem ordentlichen
und rechtsbeständigen Wechsel

erfordert werden; sondern auch h)
der fremden und einheimischen Wech-
selrechte kundig seyn, immaßen ein
Banquier in seiner Handlung noth-
wendig einen Traßirer, einen Re-
mittenten, einen Präsentanten, und
einen Acceptanten abgeben muß.
Daß endlich ein Wechsler i) die
Rechenkunst aus dem Grunde ver-
stehen müsse, braucht nicht erst
erinnert zu werden. Die (3) Ei-
genschaften
und Erfordernisse ei-
nes Wechslers, besonders eines
Banquiers, sind: a) Eine große
Erfahrung in Handlungs- und
Wechselsachen; b) ein gesunder,
reifer und aufgeweckter Verstand,
denn ist eine Profeßion, worinne
reife Ueberlegung und kluge Vor-
sichtigkeit höchst nöthig und erfor-
derlich, so ist es gewiß die Hand-
lung, absonderlich die Wechselhand-
lung, zumalen weil die darinnen
begangenen ost geringen Fehler
hinlänglich sind, einen noch nicht
fest sitzenden Banquier nicht nur
schwer zu drücken, sondern auch
wol gar zu ruiniren; c) Aufmerk-
samkeit
auf alles: so muß er nicht
[Spaltenumbruch]
Wechsler
nur die auf der Post täglich anlan-
genden Wechselcourse genau gegen
einander zu calculiren, und daraus,
wo ein Profit zu machen, wissen,
sondern auch bey allen merklichen
und geschwinden Veränderungen
des Courses genauen Unterricht, so
viel möglich, einzuziehen suchen, war-
um und aus was Ursachen sotha-
ne Veränderung vorgefallen, und
solche zu seinem künftigen Nutzen
und Gebrauch dem Gedächtnisse
fest eindrücken, oder auch wohl gar
in ein besonderes Memorial schreiben.
Ja, da Zeitungen, Staatsconjun-
cturen, Allianzen, worinnen eine
Macht der andern Subsidien zu
zahlen sich verbindet, Märsche der
Armeen, und alle merkliche Verän-
derungen und politische Vorfälle
einigermaßen einen Einfluß in die
Wechselhandlung haben: so muß
ein Banquier auf solche nach Mög-
lichkeit aufmerksam seyn, und darü-
ber speculiren; d) Vorsichtigkeit,
besonders im Darleihen und Vor-
schießen, immaßen niemand mehr
als ein renommirter Banquier dieß-
falls von Großen angegangen wird,
da es denn an süßen Ueberredungen,
vielen Höflichkeitsbezeugungen und
wahrscheinlichen Vorstellungen von
grossem Profite niemals fehlet.
Er hat daher in diesem Stücke um
so viel mehr Vorsichtigkeit von nö-
then, welche sich vorzüglich darin-
nen äußern muß, daß er niemanden
Credit gebe, den er nicht wohl ken-
net; daß er nicht mehr als eine
seinem Capitale proportionirliche
Summe creditire; und daß er nicht
auf allzu lange Zeit und auch nicht
auf allzu weite Orte borge; e) von
gutem und geschwindem Ent-
schlusse seyn,
immaßen eines Theils
die meisten Wechselgeschäffte von der
Art sind, daß ihre Bewirkung
schleunig vorgenommen werden muß;
und anderntheils es auf großen
Wechselplätzen niemals an Leuten

fehlet,
A a 4

[Spaltenumbruch]

Wechsler
ſeine Caſſe kommen, und ob das,
was ihnen durch ſo vielerhand
Wechſelcourſe, welche ſie paßiren
muͤſſen, zugewachſen, von der Er-
heblichkeit ſey, daß es ein ordent-
liches Jntereſſe um ein merkliches
uͤberſteige, weil man ſonſt uͤbel
thun wuͤrde, ſeine baare Gelder ſo
vielem Wagen (Hazard) zu unter-
werfen, wenn nicht der Zuwachs,
den ſie unterwegs in Paßirung ſo
vieler Wechſelplaͤtze mit ſich braͤch-
ten, das Beſte thaͤten: hierzu aber
will alles gar wohl und genau an
Briefporto, Proviſion, Maͤckler-
lohn, ſonderlich aber die Unter-
ſcheide der Gelder- und Wechſel-
courſe wohl berechnet ſeyn. Ferner
g) muß er nicht nur wiſſen, was
fuͤr Stuͤcke zu einem ordentlichen
und rechtsbeſtaͤndigen Wechſel

erfordert werden; ſondern auch h)
der fremden und einheimiſchen Wech-
ſelrechte kundig ſeyn, immaßen ein
Banquier in ſeiner Handlung noth-
wendig einen Traßirer, einen Re-
mittenten, einen Praͤſentanten, und
einen Acceptanten abgeben muß.
Daß endlich ein Wechsler i) die
Rechenkunſt aus dem Grunde ver-
ſtehen muͤſſe, braucht nicht erſt
erinnert zu werden. Die (3) Ei-
genſchaften
und Erforderniſſe ei-
nes Wechslers, beſonders eines
Banquiers, ſind: a) Eine große
Erfahrung in Handlungs- und
Wechſelſachen; b) ein geſunder,
reifer und aufgeweckter Verſtand,
denn iſt eine Profeßion, worinne
reife Ueberlegung und kluge Vor-
ſichtigkeit hoͤchſt noͤthig und erfor-
derlich, ſo iſt es gewiß die Hand-
lung, abſonderlich die Wechſelhand-
lung, zumalen weil die darinnen
begangenen oſt geringen Fehler
hinlaͤnglich ſind, einen noch nicht
feſt ſitzenden Banquier nicht nur
ſchwer zu druͤcken, ſondern auch
wol gar zu ruiniren; c) Aufmerk-
ſamkeit
auf alles: ſo muß er nicht
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Wechsler
nur die auf der Poſt taͤglich anlan-
genden Wechſelcourſe genau gegen
einander zu calculiren, und daraus,
wo ein Profit zu machen, wiſſen,
ſondern auch bey allen merklichen
und geſchwinden Veraͤnderungen
des Courſes genauen Unterricht, ſo
viel moͤglich, einzuziehen ſuchen, war-
um und aus was Urſachen ſotha-
ne Veraͤnderung vorgefallen, und
ſolche zu ſeinem kuͤnftigen Nutzen
und Gebrauch dem Gedaͤchtniſſe
feſt eindruͤcken, oder auch wohl gar
in ein beſonderes Memorial ſchreiben.
Ja, da Zeitungen, Staatsconjun-
cturen, Allianzen, worinnen eine
Macht der andern Subſidien zu
zahlen ſich verbindet, Maͤrſche der
Armeen, und alle merkliche Veraͤn-
derungen und politiſche Vorfaͤlle
einigermaßen einen Einfluß in die
Wechſelhandlung haben: ſo muß
ein Banquier auf ſolche nach Moͤg-
lichkeit aufmerkſam ſeyn, und daruͤ-
ber ſpeculiren; d) Vorſichtigkeit,
beſonders im Darleihen und Vor-
ſchießen, immaßen niemand mehr
als ein renommirter Banquier dieß-
falls von Großen angegangen wird,
da es denn an ſuͤßen Ueberredungen,
vielen Hoͤflichkeitsbezeugungen und
wahrſcheinlichen Vorſtellungen von
groſſem Profite niemals fehlet.
Er hat daher in dieſem Stuͤcke um
ſo viel mehr Vorſichtigkeit von noͤ-
then, welche ſich vorzuͤglich darin-
nen aͤußern muß, daß er niemanden
Credit gebe, den er nicht wohl ken-
net; daß er nicht mehr als eine
ſeinem Capitale proportionirliche
Summe creditire; und daß er nicht
auf allzu lange Zeit und auch nicht
auf allzu weite Orte borge; e) von
gutem und geſchwindem Ent-
ſchluſſe ſeyn,
immaßen eines Theils
die meiſten Wechſelgeſchaͤffte von der
Art ſind, daß ihre Bewirkung
ſchleunig vorgenommen werden muß;
und anderntheils es auf großen
Wechſelplaͤtzen niemals an Leuten

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[[375]/0381] Wechsler Wechsler ſeine Caſſe kommen, und ob das, was ihnen durch ſo vielerhand Wechſelcourſe, welche ſie paßiren muͤſſen, zugewachſen, von der Er- heblichkeit ſey, daß es ein ordent- liches Jntereſſe um ein merkliches uͤberſteige, weil man ſonſt uͤbel thun wuͤrde, ſeine baare Gelder ſo vielem Wagen (Hazard) zu unter- werfen, wenn nicht der Zuwachs, den ſie unterwegs in Paßirung ſo vieler Wechſelplaͤtze mit ſich braͤch- ten, das Beſte thaͤten: hierzu aber will alles gar wohl und genau an Briefporto, Proviſion, Maͤckler- lohn, ſonderlich aber die Unter- ſcheide der Gelder- und Wechſel- courſe wohl berechnet ſeyn. Ferner g) muß er nicht nur wiſſen, was fuͤr Stuͤcke zu einem ordentlichen und rechtsbeſtaͤndigen Wechſel erfordert werden; ſondern auch h) der fremden und einheimiſchen Wech- ſelrechte kundig ſeyn, immaßen ein Banquier in ſeiner Handlung noth- wendig einen Traßirer, einen Re- mittenten, einen Praͤſentanten, und einen Acceptanten abgeben muß. Daß endlich ein Wechsler i) die Rechenkunſt aus dem Grunde ver- ſtehen muͤſſe, braucht nicht erſt erinnert zu werden. Die (3) Ei- genſchaften und Erforderniſſe ei- nes Wechslers, beſonders eines Banquiers, ſind: a) Eine große Erfahrung in Handlungs- und Wechſelſachen; b) ein geſunder, reifer und aufgeweckter Verſtand, denn iſt eine Profeßion, worinne reife Ueberlegung und kluge Vor- ſichtigkeit hoͤchſt noͤthig und erfor- derlich, ſo iſt es gewiß die Hand- lung, abſonderlich die Wechſelhand- lung, zumalen weil die darinnen begangenen oſt geringen Fehler hinlaͤnglich ſind, einen noch nicht feſt ſitzenden Banquier nicht nur ſchwer zu druͤcken, ſondern auch wol gar zu ruiniren; c) Aufmerk- ſamkeit auf alles: ſo muß er nicht nur die auf der Poſt taͤglich anlan- genden Wechſelcourſe genau gegen einander zu calculiren, und daraus, wo ein Profit zu machen, wiſſen, ſondern auch bey allen merklichen und geſchwinden Veraͤnderungen des Courſes genauen Unterricht, ſo viel moͤglich, einzuziehen ſuchen, war- um und aus was Urſachen ſotha- ne Veraͤnderung vorgefallen, und ſolche zu ſeinem kuͤnftigen Nutzen und Gebrauch dem Gedaͤchtniſſe feſt eindruͤcken, oder auch wohl gar in ein beſonderes Memorial ſchreiben. Ja, da Zeitungen, Staatsconjun- cturen, Allianzen, worinnen eine Macht der andern Subſidien zu zahlen ſich verbindet, Maͤrſche der Armeen, und alle merkliche Veraͤn- derungen und politiſche Vorfaͤlle einigermaßen einen Einfluß in die Wechſelhandlung haben: ſo muß ein Banquier auf ſolche nach Moͤg- lichkeit aufmerkſam ſeyn, und daruͤ- ber ſpeculiren; d) Vorſichtigkeit, beſonders im Darleihen und Vor- ſchießen, immaßen niemand mehr als ein renommirter Banquier dieß- falls von Großen angegangen wird, da es denn an ſuͤßen Ueberredungen, vielen Hoͤflichkeitsbezeugungen und wahrſcheinlichen Vorſtellungen von groſſem Profite niemals fehlet. Er hat daher in dieſem Stuͤcke um ſo viel mehr Vorſichtigkeit von noͤ- then, welche ſich vorzuͤglich darin- nen aͤußern muß, daß er niemanden Credit gebe, den er nicht wohl ken- net; daß er nicht mehr als eine ſeinem Capitale proportionirliche Summe creditire; und daß er nicht auf allzu lange Zeit und auch nicht auf allzu weite Orte borge; e) von gutem und geſchwindem Ent- ſchluſſe ſeyn, immaßen eines Theils die meiſten Wechſelgeſchaͤffte von der Art ſind, daß ihre Bewirkung ſchleunig vorgenommen werden muß; und anderntheils es auf großen Wechſelplaͤtzen niemals an Leuten fehlet, A a 4

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [375]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/381>, abgerufen am 10.05.2024.