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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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[Spaltenumbruch]

Wechselproceß
flüchte, auch kein Geld: so muß er
in Arrest gehen. Dieser Wechsel-
proceß kömmt an die Reihe, wenn
der Gläubiger einen Theils nicht
sogleich zufahren; andern theils
die Unkosten, so auf Arretirung des
Schuldners zu verwenden sind,
noch erspaxen will. c) Produciret
der Wechselgläubiger im Gerichte
den Originalwechsel, und bittet,
dem Wechselschuldner nach geschehe-
ner Recognition des Wechsels die
Wache zu setzen, und selbige nicht
eher wieder weg zu nehmen, bis er
Capital, Jnteresse und Unkosten be-
zahlet. Ueber dieses (a) Vorbrin-
gen,
welches auch geschieht, wenn
der Wechselgläubiger einen Captur-
befehl auswirket, wird eine Regi-
stratur
gefertiget, und hierauf die
Sache in Vortrag gebracht. Bey
dem Vortrage hat der Richter vor
allen Dingen das Document zu
untersuchen,
ob es ein gültiger
Wechsel ist; ingleichen, wenn der
Wechselgläubiger obiges durch einen
Bevollmächtigten angebracht hat,
die Vollmacht zu beurtheilen.
Außer Chursachsen ist nöthig, daß
die Clausel: Die Verpflegung des
Schuldners anzugeloben, und der
Rechtswohlthat des Appellirens
zu renunciren,
der Vollmacht ein-
verleibet werde, immaßen vor der
Arretirung der Gevollmächtigte
(b) anzugeloben hat, daß sein Prin-
cipal von Zeit zu Zeit die Verpfle-
gung des Schuldners
bewerkstelli-
gen; widrigenfalls aber geschehen
lassen wolle, daß der Schuldner
des Arrests sofort entlassen werde,
auch auf solchen Fall seine Loslas-
sung durch keine Appellation hin-
dern, vielmehr der Rechtswohlthat
des Appellirens renunciren will.
Handelt aber der Gläubiger wider
sein geschehenes Versprechen, und
appelliret wider des Schuldners
Loslassung: so kann der Richter so
lange, als die Appellation noch in
[Spaltenumbruch]
Wechselproceß
ihrer Kraft, des Schuldners Arrest
nicht aufheben. Denn obwol diese
Appellation dem appellirenden Thei-
le, weil er sich der Macht zu ap-
pelliren begeben hat, keinen Vor-
theil zu wege bringen kann: so ist
doch der Respect des Oberrichters
nicht außer Augen zu setzen, welchem
durch die geschehene Renunciation
nichts benommen werden kann.
Mithin ist in Ansehung des dem
Oberrichter schuldigen Respects in
solchem Falle vor allen Dingen
Bericht zu erstatten. Jn Chur-
sachsen ist vermöge der erl. Proc.
Ordn. ad Tit. 7. §. 2. nicht nöthig,
alle Handlungen eines besondern
Mandats auszudrücken, und daher
nicht nothwendig, daß die vorhin
angeführte Clausel der Vollmacht
einverleibet werde. Aeußert sich die
Richtigkeit vorher berührter Puncte;
so (c) beschließt der Richter die
Setzung der Wache, wenn das ge-
wöhnliche Angelöbniß geleistet, und
z. E. wegen der zu des |Schuldners
Arretirung u. Unterhalt nöthiger auch
anderer Kosten 6 Reichsthaler vor-
aus bezahlet worden. Dieses
Quantum, welches eine Caution
genennet wird, hat zum Endzwecke,
daß der Richter, wenn der Gläubi-
ger die Alimentgelder und Wachkosten
nicht bezahlet, immittelst durch die
erlegten Gelder beydes bestreiten
und auch wegen seiner Gebühren
Sicherheit haben möge: woher von
selbsten fließt, daß der Richter
ohne dergleichen Vorausbezahlung
die gesuchte Arretirung des Schuld-
ners gar wohl anordnen; dieser
aber das Verfahren deswegen
nicht anfechten kann. Hat der
Gläubiger der Entschließung des
Richters ein Genügen geleistet: so
kömmt es (d) auf dessen Willkühr
an, zu welcher Stunde er die Ar-
retirung des Schuldners
verlan-
gen will. Ehe aber der Gläubiger
solche ernennet, hat er nachzufor-

schen,

[Spaltenumbruch]

Wechſelproceß
fluͤchte, auch kein Geld: ſo muß er
in Arreſt gehen. Dieſer Wechſel-
proceß koͤmmt an die Reihe, wenn
der Glaͤubiger einen Theils nicht
ſogleich zufahren; andern theils
die Unkoſten, ſo auf Arretirung des
Schuldners zu verwenden ſind,
noch erſpaxen will. c) Produciret
der Wechſelglaͤubiger im Gerichte
den Originalwechſel, und bittet,
dem Wechſelſchuldner nach geſchehe-
ner Recognition des Wechſels die
Wache zu ſetzen, und ſelbige nicht
eher wieder weg zu nehmen, bis er
Capital, Jntereſſe und Unkoſten be-
zahlet. Ueber dieſes (a) Vorbrin-
gen,
welches auch geſchieht, wenn
der Wechſelglaͤubiger einen Captur-
befehl auswirket, wird eine Regi-
ſtratur
gefertiget, und hierauf die
Sache in Vortrag gebracht. Bey
dem Vortrage hat der Richter vor
allen Dingen das Document zu
unterſuchen,
ob es ein guͤltiger
Wechſel iſt; ingleichen, wenn der
Wechſelglaͤubiger obiges durch einen
Bevollmaͤchtigten angebracht hat,
die Vollmacht zu beurtheilen.
Außer Churſachſen iſt noͤthig, daß
die Clauſel: Die Verpflegung des
Schuldners anzugeloben, und der
Rechtswohlthat des Appellirens
zu renunciren,
der Vollmacht ein-
verleibet werde, immaßen vor der
Arretirung der Gevollmaͤchtigte
(b) anzugeloben hat, daß ſein Prin-
cipal von Zeit zu Zeit die Verpfle-
gung des Schuldners
bewerkſtelli-
gen; widrigenfalls aber geſchehen
laſſen wolle, daß der Schuldner
des Arreſts ſofort entlaſſen werde,
auch auf ſolchen Fall ſeine Loslaſ-
ſung durch keine Appellation hin-
dern, vielmehr der Rechtswohlthat
des Appellirens renunciren will.
Handelt aber der Glaͤubiger wider
ſein geſchehenes Verſprechen, und
appelliret wider des Schuldners
Loslaſſung: ſo kann der Richter ſo
lange, als die Appellation noch in
[Spaltenumbruch]
Wechſelproceß
ihrer Kraft, des Schuldners Arreſt
nicht aufheben. Denn obwol dieſe
Appellation dem appellirenden Thei-
le, weil er ſich der Macht zu ap-
pelliren begeben hat, keinen Vor-
theil zu wege bringen kann: ſo iſt
doch der Reſpect des Oberrichters
nicht außer Augen zu ſetzen, welchem
durch die geſchehene Renunciation
nichts benommen werden kann.
Mithin iſt in Anſehung des dem
Oberrichter ſchuldigen Reſpects in
ſolchem Falle vor allen Dingen
Bericht zu erſtatten. Jn Chur-
ſachſen iſt vermoͤge der erl. Proc.
Ordn. ad Tit. 7. §. 2. nicht noͤthig,
alle Handlungen eines beſondern
Mandats auszudruͤcken, und daher
nicht nothwendig, daß die vorhin
angefuͤhrte Clauſel der Vollmacht
einverleibet werde. Aeußert ſich die
Richtigkeit vorher beruͤhrter Puncte;
ſo (c) beſchließt der Richter die
Setzung der Wache, wenn das ge-
woͤhnliche Angeloͤbniß geleiſtet, und
z. E. wegen der zu des |Schuldners
Arretirung u. Unterhalt noͤthiger auch
anderer Koſten 6 Reichsthaler vor-
aus bezahlet worden. Dieſes
Quantum, welches eine Caution
genennet wird, hat zum Endzwecke,
daß der Richter, wenn der Glaͤubi-
ger die Alimentgelder und Wachkoſten
nicht bezahlet, immittelſt durch die
erlegten Gelder beydes beſtreiten
und auch wegen ſeiner Gebuͤhren
Sicherheit haben moͤge: woher von
ſelbſten fließt, daß der Richter
ohne dergleichen Vorausbezahlung
die geſuchte Arretirung des Schuld-
ners gar wohl anordnen; dieſer
aber das Verfahren deswegen
nicht anfechten kann. Hat der
Glaͤubiger der Entſchließung des
Richters ein Genuͤgen geleiſtet: ſo
koͤmmt es (d) auf deſſen Willkuͤhr
an, zu welcher Stunde er die Ar-
retirung des Schuldners
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gen will. Ehe aber der Glaͤubiger
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[[366]/0372] Wechſelproceß Wechſelproceß fluͤchte, auch kein Geld: ſo muß er in Arreſt gehen. Dieſer Wechſel- proceß koͤmmt an die Reihe, wenn der Glaͤubiger einen Theils nicht ſogleich zufahren; andern theils die Unkoſten, ſo auf Arretirung des Schuldners zu verwenden ſind, noch erſpaxen will. c) Produciret der Wechſelglaͤubiger im Gerichte den Originalwechſel, und bittet, dem Wechſelſchuldner nach geſchehe- ner Recognition des Wechſels die Wache zu ſetzen, und ſelbige nicht eher wieder weg zu nehmen, bis er Capital, Jntereſſe und Unkoſten be- zahlet. Ueber dieſes (a) Vorbrin- gen, welches auch geſchieht, wenn der Wechſelglaͤubiger einen Captur- befehl auswirket, wird eine Regi- ſtratur gefertiget, und hierauf die Sache in Vortrag gebracht. Bey dem Vortrage hat der Richter vor allen Dingen das Document zu unterſuchen, ob es ein guͤltiger Wechſel iſt; ingleichen, wenn der Wechſelglaͤubiger obiges durch einen Bevollmaͤchtigten angebracht hat, die Vollmacht zu beurtheilen. Außer Churſachſen iſt noͤthig, daß die Clauſel: Die Verpflegung des Schuldners anzugeloben, und der Rechtswohlthat des Appellirens zu renunciren, der Vollmacht ein- verleibet werde, immaßen vor der Arretirung der Gevollmaͤchtigte (b) anzugeloben hat, daß ſein Prin- cipal von Zeit zu Zeit die Verpfle- gung des Schuldners bewerkſtelli- gen; widrigenfalls aber geſchehen laſſen wolle, daß der Schuldner des Arreſts ſofort entlaſſen werde, auch auf ſolchen Fall ſeine Loslaſ- ſung durch keine Appellation hin- dern, vielmehr der Rechtswohlthat des Appellirens renunciren will. Handelt aber der Glaͤubiger wider ſein geſchehenes Verſprechen, und appelliret wider des Schuldners Loslaſſung: ſo kann der Richter ſo lange, als die Appellation noch in ihrer Kraft, des Schuldners Arreſt nicht aufheben. Denn obwol dieſe Appellation dem appellirenden Thei- le, weil er ſich der Macht zu ap- pelliren begeben hat, keinen Vor- theil zu wege bringen kann: ſo iſt doch der Reſpect des Oberrichters nicht außer Augen zu ſetzen, welchem durch die geſchehene Renunciation nichts benommen werden kann. Mithin iſt in Anſehung des dem Oberrichter ſchuldigen Reſpects in ſolchem Falle vor allen Dingen Bericht zu erſtatten. Jn Chur- ſachſen iſt vermoͤge der erl. Proc. Ordn. ad Tit. 7. §. 2. nicht noͤthig, alle Handlungen eines beſondern Mandats auszudruͤcken, und daher nicht nothwendig, daß die vorhin angefuͤhrte Clauſel der Vollmacht einverleibet werde. Aeußert ſich die Richtigkeit vorher beruͤhrter Puncte; ſo (c) beſchließt der Richter die Setzung der Wache, wenn das ge- woͤhnliche Angeloͤbniß geleiſtet, und z. E. wegen der zu des |Schuldners Arretirung u. Unterhalt noͤthiger auch anderer Koſten 6 Reichsthaler vor- aus bezahlet worden. Dieſes Quantum, welches eine Caution genennet wird, hat zum Endzwecke, daß der Richter, wenn der Glaͤubi- ger die Alimentgelder und Wachkoſten nicht bezahlet, immittelſt durch die erlegten Gelder beydes beſtreiten und auch wegen ſeiner Gebuͤhren Sicherheit haben moͤge: woher von ſelbſten fließt, daß der Richter ohne dergleichen Vorausbezahlung die geſuchte Arretirung des Schuld- ners gar wohl anordnen; dieſer aber das Verfahren deswegen nicht anfechten kann. Hat der Glaͤubiger der Entſchließung des Richters ein Genuͤgen geleiſtet: ſo koͤmmt es (d) auf deſſen Willkuͤhr an, zu welcher Stunde er die Ar- retirung des Schuldners verlan- gen will. Ehe aber der Glaͤubiger ſolche ernennet, hat er nachzufor- ſchen,

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [366]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/372>, abgerufen am 10.05.2024.