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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Wechselhandel
gesamten Handlung, als welche sich
in die Waaren- und in die Geld-
handlung eintheilet. Die (II) Art
und Weise,
wie diese Handlung
geschieht, oder wie mit dem Gelde
gehandelt wird, ist zweyerley. Denn
man vertauschet entweder (1) Geld-
sorten gegen einander;
oder (2)
Geld gegen Wechsel und andere
Briefe.
Es wird daher die Wech-
selhandlung (III) eingetheilet, in die
Hand- und Kleinwechselhandlung,
und in die reale Wechselhandlung.
Die (A) Handwechselhandlung,
oder die Kleinwechselhandlung,
auch nur schlechthin der Hand- oder
Kleinwechsel, ingleichen der gemei-
ne Wechsel,
und in besonderem
oder vorzüglichem Verstande der
Geldwechsel, lat. Cambium minu-
tum, Cambium commune, Cambi-
um manuale
,
ital. Baratto, ge-
nannt, ist diejenige Art der Wech-
selhandlung, welche sich mit dem
Umsetzen, oder Verwechseln einer
Geldsorte gegen die andere beschäff-
tiget, z. E. der Scheidemünze ge-
gen hartes Geld, des harten Gel-
des gegen Scheidemünze, des frem-
den Geldes gegen einheimisches, des
einheimischen Geldes gegen fremdes.
Den (1) Ursprung dieser Handlung
hat man in den mancherley Münz-
sorten, oder dem Unterschiede des
Geldes, zu suchen. Denn da die mei-
sten Geldsorten nicht aller Orten
gangbar sind, sondern diese nur an
diesem, und eine andere an einem
andern Orte gilt; gleichwol aber
der Kaufhandel meistens überall mit
Gelde getrieben werden muß:
so hat man sich daher genöthiget
gesehen, die Geldsorten gegen ande-
re umzusetzen, mithin eine gegen die
andere gleichsam einzukaufen. Der
(2) Gegenstand der Kleinwechsel-
handlung ist demnach bloß lediglich
das Geld nach seinen verschiedenen
Sorten, die an Ort und Stelle
baar aus einer Hand in die ande-
re übergeben werden. Es ist aber
[Spaltenumbruch]
Wechselhandel
diese Kleinwechselhandlung (3) nicht
aller Orten ein freyer Handel,

sondern solche zu treiben, nur allein
denjenigen erlaubt, welche die Ver-
günstigung und Gewalt dazu von
der Obrigkeit bekommen, und sich
eidlich verpflichtet haben, daß sie
sich nach dem Jnhalte ihrer Jnstru-
ction achten, und keinen Wucher
damit treiben wollen. Diejenige
(4) Person, welche ein dergleichen
Gewerbe treibt, daß sie nämlich
Geld- ein- und verwechselt, heißt
ein Wechsler, oder ein Geldwechs-
ler:
gleichwie (5) der Mäckler,
wenn man sich eines bey dem Geld-
verwechseln bedienet, ein Geldmäck-
ler genennet wird. Der (6) Ort,
der Verwechselung aber wird eine
Wechselbank genennet; und in der-
gleichen Bänken hat die Kleinwech-
selhandlung ihren meisten Verkehr.
Die (7) Art also zu wechseln ist
zweyerley. Denn es geschieht sol-
che entweder ohne Gewinn und aus
Freundschaft, oder mit Gewinn und
Agio, zu geben, oder zu empfangen.
Das (8) Agio ist theils nach dem in-
nerlichen Werthe des Geldes, theils
nach dem Gebrauche und Gange der
Münzsorten, theils nach dem Laufe der
Handlung unterschiedlich, und dieß-
falls nichts gewisses zu bestimmen. Jn
Ansehung des ersten muß man um
die (9) Verhältnisse der Verglei-
chung zweyerley Geldsorten
genau
zu finden, nicht nur beyder ihr Ge-
wicht, innerliche Güte, und einge-
bildeten Werth kennen; sondern
auch die Verhältnisse der Gewichte
wissen, deren man sich in beyden
Ländern zu Abwägung der Metalle
bedienet. Jnsonderheit aber kömmt,
in Verwechslung der Gelder, der
kaufmännische (10) Cours der Mün-
zen in Betrachtung, welcher Cours
auch selbst die innerliche Güte einer
Münzsorte zuweilen herunter zu se-
tzen vermögend ist, siehe Agio und
Cours. Solchen Cours, zu wel-

chem

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Wechſelhandel
geſamten Handlung, als welche ſich
in die Waaren- und in die Geld-
handlung eintheilet. Die (II) Art
und Weiſe,
wie dieſe Handlung
geſchieht, oder wie mit dem Gelde
gehandelt wird, iſt zweyerley. Denn
man vertauſchet entweder (1) Geld-
ſorten gegen einander;
oder (2)
Geld gegen Wechſel und andere
Briefe.
Es wird daher die Wech-
ſelhandlung (III) eingetheilet, in die
Hand- und Kleinwechſelhandlung,
und in die reale Wechſelhandlung.
Die (A) Handwechſelhandlung,
oder die Kleinwechſelhandlung,
auch nur ſchlechthin der Hand- oder
Kleinwechſel, ingleichen der gemei-
ne Wechſel,
und in beſonderem
oder vorzuͤglichem Verſtande der
Geldwechſel, lat. Cambium minu-
tum, Cambium commune, Cambi-
um manuale
,
ital. Baratto, ge-
nannt, iſt diejenige Art der Wech-
ſelhandlung, welche ſich mit dem
Umſetzen, oder Verwechſeln einer
Geldſorte gegen die andere beſchaͤff-
tiget, z. E. der Scheidemuͤnze ge-
gen hartes Geld, des harten Gel-
des gegen Scheidemuͤnze, des frem-
den Geldes gegen einheimiſches, des
einheimiſchen Geldes gegen fremdes.
Den (1) Urſprung dieſer Handlung
hat man in den mancherley Muͤnz-
ſorten, oder dem Unterſchiede des
Geldes, zu ſuchen. Denn da die mei-
ſten Geldſorten nicht aller Orten
gangbar ſind, ſondern dieſe nur an
dieſem, und eine andere an einem
andern Orte gilt; gleichwol aber
der Kaufhandel meiſtens uͤberall mit
Gelde getrieben werden muß:
ſo hat man ſich daher genoͤthiget
geſehen, die Geldſorten gegen ande-
re umzuſetzen, mithin eine gegen die
andere gleichſam einzukaufen. Der
(2) Gegenſtand der Kleinwechſel-
handlung iſt demnach bloß lediglich
das Geld nach ſeinen verſchiedenen
Sorten, die an Ort und Stelle
baar aus einer Hand in die ande-
re uͤbergeben werden. Es iſt aber
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Wechſelhandel
dieſe Kleinwechſelhandlung (3) nicht
aller Orten ein freyer Handel,

ſondern ſolche zu treiben, nur allein
denjenigen erlaubt, welche die Ver-
guͤnſtigung und Gewalt dazu von
der Obrigkeit bekommen, und ſich
eidlich verpflichtet haben, daß ſie
ſich nach dem Jnhalte ihrer Jnſtru-
ction achten, und keinen Wucher
damit treiben wollen. Diejenige
(4) Perſon, welche ein dergleichen
Gewerbe treibt, daß ſie naͤmlich
Geld- ein- und verwechſelt, heißt
ein Wechsler, oder ein Geldwechs-
ler:
gleichwie (5) der Maͤckler,
wenn man ſich eines bey dem Geld-
verwechſeln bedienet, ein Geldmaͤck-
ler genennet wird. Der (6) Ort,
der Verwechſelung aber wird eine
Wechſelbank genennet; und in der-
gleichen Baͤnken hat die Kleinwech-
ſelhandlung ihren meiſten Verkehr.
Die (7) Art alſo zu wechſeln iſt
zweyerley. Denn es geſchieht ſol-
che entweder ohne Gewinn und aus
Freundſchaft, oder mit Gewinn und
Agio, zu geben, oder zu empfangen.
Das (8) Agio iſt theils nach dem in-
nerlichen Werthe des Geldes, theils
nach dem Gebrauche und Gange der
Muͤnzſorten, theils nach dem Laufe der
Handlung unterſchiedlich, und dieß-
falls nichts gewiſſes zu beſtimmen. Jn
Anſehung des erſten muß man um
die (9) Verhaͤltniſſe der Verglei-
chung zweyerley Geldſorten
genau
zu finden, nicht nur beyder ihr Ge-
wicht, innerliche Guͤte, und einge-
bildeten Werth kennen; ſondern
auch die Verhaͤltniſſe der Gewichte
wiſſen, deren man ſich in beyden
Laͤndern zu Abwaͤgung der Metalle
bedienet. Jnſonderheit aber koͤm̃t,
in Verwechslung der Gelder, der
kaufmaͤnniſche (10) Cours der Muͤn-
zen in Betrachtung, welcher Cours
auch ſelbſt die innerliche Guͤte einer
Muͤnzſorte zuweilen herunter zu ſe-
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chem
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[[354]/0360] Wechſelhandel Wechſelhandel geſamten Handlung, als welche ſich in die Waaren- und in die Geld- handlung eintheilet. Die (II) Art und Weiſe, wie dieſe Handlung geſchieht, oder wie mit dem Gelde gehandelt wird, iſt zweyerley. Denn man vertauſchet entweder (1) Geld- ſorten gegen einander; oder (2) Geld gegen Wechſel und andere Briefe. Es wird daher die Wech- ſelhandlung (III) eingetheilet, in die Hand- und Kleinwechſelhandlung, und in die reale Wechſelhandlung. Die (A) Handwechſelhandlung, oder die Kleinwechſelhandlung, auch nur ſchlechthin der Hand- oder Kleinwechſel, ingleichen der gemei- ne Wechſel, und in beſonderem oder vorzuͤglichem Verſtande der Geldwechſel, lat. Cambium minu- tum, Cambium commune, Cambi- um manuale, ital. Baratto, ge- nannt, iſt diejenige Art der Wech- ſelhandlung, welche ſich mit dem Umſetzen, oder Verwechſeln einer Geldſorte gegen die andere beſchaͤff- tiget, z. E. der Scheidemuͤnze ge- gen hartes Geld, des harten Gel- des gegen Scheidemuͤnze, des frem- den Geldes gegen einheimiſches, des einheimiſchen Geldes gegen fremdes. Den (1) Urſprung dieſer Handlung hat man in den mancherley Muͤnz- ſorten, oder dem Unterſchiede des Geldes, zu ſuchen. Denn da die mei- ſten Geldſorten nicht aller Orten gangbar ſind, ſondern dieſe nur an dieſem, und eine andere an einem andern Orte gilt; gleichwol aber der Kaufhandel meiſtens uͤberall mit Gelde getrieben werden muß: ſo hat man ſich daher genoͤthiget geſehen, die Geldſorten gegen ande- re umzuſetzen, mithin eine gegen die andere gleichſam einzukaufen. Der (2) Gegenſtand der Kleinwechſel- handlung iſt demnach bloß lediglich das Geld nach ſeinen verſchiedenen Sorten, die an Ort und Stelle baar aus einer Hand in die ande- re uͤbergeben werden. Es iſt aber dieſe Kleinwechſelhandlung (3) nicht aller Orten ein freyer Handel, ſondern ſolche zu treiben, nur allein denjenigen erlaubt, welche die Ver- guͤnſtigung und Gewalt dazu von der Obrigkeit bekommen, und ſich eidlich verpflichtet haben, daß ſie ſich nach dem Jnhalte ihrer Jnſtru- ction achten, und keinen Wucher damit treiben wollen. Diejenige (4) Perſon, welche ein dergleichen Gewerbe treibt, daß ſie naͤmlich Geld- ein- und verwechſelt, heißt ein Wechsler, oder ein Geldwechs- ler: gleichwie (5) der Maͤckler, wenn man ſich eines bey dem Geld- verwechſeln bedienet, ein Geldmaͤck- ler genennet wird. Der (6) Ort, der Verwechſelung aber wird eine Wechſelbank genennet; und in der- gleichen Baͤnken hat die Kleinwech- ſelhandlung ihren meiſten Verkehr. Die (7) Art alſo zu wechſeln iſt zweyerley. Denn es geſchieht ſol- che entweder ohne Gewinn und aus Freundſchaft, oder mit Gewinn und Agio, zu geben, oder zu empfangen. Das (8) Agio iſt theils nach dem in- nerlichen Werthe des Geldes, theils nach dem Gebrauche und Gange der Muͤnzſorten, theils nach dem Laufe der Handlung unterſchiedlich, und dieß- falls nichts gewiſſes zu beſtimmen. Jn Anſehung des erſten muß man um die (9) Verhaͤltniſſe der Verglei- chung zweyerley Geldſorten genau zu finden, nicht nur beyder ihr Ge- wicht, innerliche Guͤte, und einge- bildeten Werth kennen; ſondern auch die Verhaͤltniſſe der Gewichte wiſſen, deren man ſich in beyden Laͤndern zu Abwaͤgung der Metalle bedienet. Jnſonderheit aber koͤm̃t, in Verwechslung der Gelder, der kaufmaͤnniſche (10) Cours der Muͤn- zen in Betrachtung, welcher Cours auch ſelbſt die innerliche Guͤte einer Muͤnzſorte zuweilen herunter zu ſe- tzen vermoͤgend iſt, ſiehe Agio und Cours. Solchen Cours, zu wel- chem

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [354]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/360>, abgerufen am 22.11.2024.