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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Wechselgeld
dieses Wort; außerdem aber ver-
steht man darunter (2) überhaupt
alles dasjenige, was sowol bey
Schließung, Ausgebung und An-
nehmung, als Eintreibung und
Bezahlung der Wechsel, und was
dem weiter anhängig, nach Maaß-
gebung derer hin und wieder einge-
führten Wechselordnungen Rechtens,
und sonst üblich ist, siehe Wechsel-
recht, Styl
und Usance.

Wechselgeld, lat. Pecunia cam-
bialis
,
heißt (1) überhaupt dasje-
nige Geld, welches man auf Wech-
sel ausgegeben. Es heißt aber
auch Wechselgeld (2) insbesondere
und vorzüglich dasjenige Geld, wo-
mit ein Wechselbrief pflegt bezahlt
zu werden. Denn an vielen Orten
braucht man zu Wechseln anderes
Geld als die ordentliche Münze; es
wären denn die Geldsorten, worinn
die Bezahlung geschehen soll, in dem
Wechselbriefe ausdrücklich benennet,
in welchen alsdenn ein dergleichen
Wechselbrief auch ausgezahlet wer-
den muß. Das Wechselgeld in die-
sem Verstande genommen, wird an
einigen Orten Permißgeld genennet,
siehe dieses Wort. Man (a) rech-
net
aber unter das Wechselgeld die
burgundischen und schweizer Wech-
selthaler, auch holländische Thaler
und Ducatons, so fern sie in dem
Valeur bleiben, worunter doch 10
pro Cent in Virtelthalern genom-
men werden müssen. Soll aber
der Wechsel in Courantgelde bezahlt
werden, müssen es solche Sorten
seyn, darunter sich die geringste un-
ter einen Kaisergroschen nicht be-
läuft; versteht sich 2 drittel, drit-
tel, 1 Sechstheil, 6 Kreuzer und
Kaisergroschen, lüneburgische 16
Pfenniger und 8 Pfenniger; keines-
weges aber Zweyer, Dreyer, Kreu-
zer, oder auch halbe Batzen. Jn
Leipzig besteht das Wechselgeld in
lauter Dittelstücken, wenn es aus-
ländische Münzen, als lüneburgi-
[Spaltenumbruch]

Wechselhandel
sche und brandenburgische ist, etc.
Wenn aber die Zahlung in lauter
sächsischen Dritteln geschieht, so
muß ein Quart an Groschen mit-
genommen werden, siehe Wechsel-
zahlung.
Uebrigens kann das
Wechselgeld (b) eingetheilet werden
in wirkliches und in erdichtetes.
Denn an einigen Orten befinden sich
in Wechseln erdichtete Geldsorten,
die wirklich nicht vorhanden sind,
z. E. in Frankfurt hat man in Wech-
selzahlung Reichsthaler, welche
man Wechselthaler nennt, und 74
Kreuzer gerechnet werden; es sind
aber keine dergleichen gemünzet: noch
weiter sind zu Frankfurt Gülden, wel-
che Wechselgülden genennet werden,
die auch erdichtet, und zu 60 Kreu-
zern gerechnet werden. Also sind
desgleichen zu Amsterdam die Pfun-
de flämisch; zu London die Pfunde
Sterlinge; zu Rom Seudi und Ba-
jocci; zu Venedig Ducato di Ban-
co; zu Genua die Scudi de Mar-
che; u. s. w. in dem Werthe, wie
sie in Wechseln angerechnet werden,
lauter eingebildete und erdichtete
Münzen. Die Ursache dieser ange-
nommenen und erdichteten Münze
ist, damit die Kaufleute bey viel-
fältiger Verwechselung und Verän-
derung der Münzen, jedes Orts, ei-
nen gewissen und beständigen Fuß
haben möchten, wornach sie ihr im
Wechsel laufendes Geld beständig
zu calculiren hätten, und wissen möch-
ten, ob der Valor oder der Preiß
an diesem oder jenem Orte ihnen
schädlich und nachtheilig; oder
aber nützlich und erträglich seyn
möchte.

Wechselgläubiger, siehe Wech-
selcreditor.

Wechselhandel, Geldhandel,
Geldnegotium,
franz. Commerce
d'argent
,
heißt das Gewerbe der
Kaufleute insbesondere mit Gelde.
Mithin ist dieser Handel (I) einer
von den beyden Hauptästen der

gesam-
V. Theil. Z

[Spaltenumbruch]

Wechſelgeld
dieſes Wort; außerdem aber ver-
ſteht man darunter (2) uͤberhaupt
alles dasjenige, was ſowol bey
Schließung, Ausgebung und An-
nehmung, als Eintreibung und
Bezahlung der Wechſel, und was
dem weiter anhaͤngig, nach Maaß-
gebung derer hin und wieder einge-
fuͤhrten Wechſelordnungen Rechtens,
und ſonſt uͤblich iſt, ſiehe Wechſel-
recht, Styl
und Uſance.

Wechſelgeld, lat. Pecunia cam-
bialis
,
heißt (1) uͤberhaupt dasje-
nige Geld, welches man auf Wech-
ſel ausgegeben. Es heißt aber
auch Wechſelgeld (2) insbeſondere
und vorzuͤglich dasjenige Geld, wo-
mit ein Wechſelbrief pflegt bezahlt
zu werden. Denn an vielen Orten
braucht man zu Wechſeln anderes
Geld als die ordentliche Muͤnze; es
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die Bezahlung geſchehen ſoll, in dem
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in welchen alsdenn ein dergleichen
Wechſelbrief auch ausgezahlet wer-
den muß. Das Wechſelgeld in die-
ſem Verſtande genommen, wird an
einigen Orten Permißgeld genennet,
ſiehe dieſes Wort. Man (a) rech-
net
aber unter das Wechſelgeld die
burgundiſchen und ſchweizer Wech-
ſelthaler, auch hollaͤndiſche Thaler
und Ducatons, ſo fern ſie in dem
Valeur bleiben, worunter doch 10
pro Cent in Virtelthalern genom-
men werden muͤſſen. Soll aber
der Wechſel in Courantgelde bezahlt
werden, muͤſſen es ſolche Sorten
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ter einen Kaiſergroſchen nicht be-
laͤuft; verſteht ſich 2 drittel, drit-
tel, 1 Sechstheil, 6 Kreuzer und
Kaiſergroſchen, luͤneburgiſche 16
Pfenniger und 8 Pfenniger; keines-
weges aber Zweyer, Dreyer, Kreu-
zer, oder auch halbe Batzen. Jn
Leipzig beſteht das Wechſelgeld in
lauter Dittelſtuͤcken, wenn es aus-
laͤndiſche Muͤnzen, als luͤneburgi-
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Wechſelhandel
ſche und brandenburgiſche iſt, ꝛc.
Wenn aber die Zahlung in lauter
ſaͤchſiſchen Dritteln geſchieht, ſo
muß ein Quart an Groſchen mit-
genommen werden, ſiehe Wechſel-
zahlung.
Uebrigens kann das
Wechſelgeld (b) eingetheilet werden
in wirkliches und in erdichtetes.
Denn an einigen Orten befinden ſich
in Wechſeln erdichtete Geldſorten,
die wirklich nicht vorhanden ſind,
z. E. in Frankfurt hat man in Wech-
ſelzahlung Reichsthaler, welche
man Wechſelthaler nennt, und 74
Kreuzer gerechnet werden; es ſind
aber keine dergleichen gemuͤnzet: noch
weiter ſind zu Frankfurt Guͤlden, wel-
che Wechſelguͤlden genennet werden,
die auch erdichtet, und zu 60 Kreu-
zern gerechnet werden. Alſo ſind
desgleichen zu Amſterdam die Pfun-
de flaͤmiſch; zu London die Pfunde
Sterlinge; zu Rom Seudi und Ba-
jocci; zu Venedig Ducato di Ban-
co; zu Genua die Scudi de Mar-
che; u. ſ. w. in dem Werthe, wie
ſie in Wechſeln angerechnet werden,
lauter eingebildete und erdichtete
Muͤnzen. Die Urſache dieſer ange-
nommenen und erdichteten Muͤnze
iſt, damit die Kaufleute bey viel-
faͤltiger Verwechſelung und Veraͤn-
derung der Muͤnzen, jedes Orts, ei-
nen gewiſſen und beſtaͤndigen Fuß
haben moͤchten, wornach ſie ihr im
Wechſel laufendes Geld beſtaͤndig
zu calculiren haͤtten, und wiſſen moͤch-
ten, ob der Valor oder der Preiß
an dieſem oder jenem Orte ihnen
ſchaͤdlich und nachtheilig; oder
aber nuͤtzlich und ertraͤglich ſeyn
moͤchte.

Wechſelglaͤubiger, ſiehe Wech-
ſelcreditor.

Wechſelhandel, Geldhandel,
Geldnegotium,
franz. Commerce
d’argent
,
heißt das Gewerbe der
Kaufleute insbeſondere mit Gelde.
Mithin iſt dieſer Handel (I) einer
von den beyden Hauptaͤſten der

geſam-
V. Theil. Z
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[[353]/0359] Wechſelgeld Wechſelhandel dieſes Wort; außerdem aber ver- ſteht man darunter (2) uͤberhaupt alles dasjenige, was ſowol bey Schließung, Ausgebung und An- nehmung, als Eintreibung und Bezahlung der Wechſel, und was dem weiter anhaͤngig, nach Maaß- gebung derer hin und wieder einge- fuͤhrten Wechſelordnungen Rechtens, und ſonſt uͤblich iſt, ſiehe Wechſel- recht, Styl und Uſance. Wechſelgeld, lat. Pecunia cam- bialis, heißt (1) uͤberhaupt dasje- nige Geld, welches man auf Wech- ſel ausgegeben. Es heißt aber auch Wechſelgeld (2) insbeſondere und vorzuͤglich dasjenige Geld, wo- mit ein Wechſelbrief pflegt bezahlt zu werden. Denn an vielen Orten braucht man zu Wechſeln anderes Geld als die ordentliche Muͤnze; es waͤren denn die Geldſorten, worinn die Bezahlung geſchehen ſoll, in dem Wechſelbriefe ausdruͤcklich benennet, in welchen alsdenn ein dergleichen Wechſelbrief auch ausgezahlet wer- den muß. Das Wechſelgeld in die- ſem Verſtande genommen, wird an einigen Orten Permißgeld genennet, ſiehe dieſes Wort. Man (a) rech- net aber unter das Wechſelgeld die burgundiſchen und ſchweizer Wech- ſelthaler, auch hollaͤndiſche Thaler und Ducatons, ſo fern ſie in dem Valeur bleiben, worunter doch 10 pro Cent in Virtelthalern genom- men werden muͤſſen. Soll aber der Wechſel in Courantgelde bezahlt werden, muͤſſen es ſolche Sorten ſeyn, darunter ſich die geringſte un- ter einen Kaiſergroſchen nicht be- laͤuft; verſteht ſich 2 drittel, drit- tel, 1 Sechstheil, 6 Kreuzer und Kaiſergroſchen, luͤneburgiſche 16 Pfenniger und 8 Pfenniger; keines- weges aber Zweyer, Dreyer, Kreu- zer, oder auch halbe Batzen. Jn Leipzig beſteht das Wechſelgeld in lauter Dittelſtuͤcken, wenn es aus- laͤndiſche Muͤnzen, als luͤneburgi- ſche und brandenburgiſche iſt, ꝛc. Wenn aber die Zahlung in lauter ſaͤchſiſchen Dritteln geſchieht, ſo muß ein Quart an Groſchen mit- genommen werden, ſiehe Wechſel- zahlung. Uebrigens kann das Wechſelgeld (b) eingetheilet werden in wirkliches und in erdichtetes. Denn an einigen Orten befinden ſich in Wechſeln erdichtete Geldſorten, die wirklich nicht vorhanden ſind, z. E. in Frankfurt hat man in Wech- ſelzahlung Reichsthaler, welche man Wechſelthaler nennt, und 74 Kreuzer gerechnet werden; es ſind aber keine dergleichen gemuͤnzet: noch weiter ſind zu Frankfurt Guͤlden, wel- che Wechſelguͤlden genennet werden, die auch erdichtet, und zu 60 Kreu- zern gerechnet werden. Alſo ſind desgleichen zu Amſterdam die Pfun- de flaͤmiſch; zu London die Pfunde Sterlinge; zu Rom Seudi und Ba- jocci; zu Venedig Ducato di Ban- co; zu Genua die Scudi de Mar- che; u. ſ. w. in dem Werthe, wie ſie in Wechſeln angerechnet werden, lauter eingebildete und erdichtete Muͤnzen. Die Urſache dieſer ange- nommenen und erdichteten Muͤnze iſt, damit die Kaufleute bey viel- faͤltiger Verwechſelung und Veraͤn- derung der Muͤnzen, jedes Orts, ei- nen gewiſſen und beſtaͤndigen Fuß haben moͤchten, wornach ſie ihr im Wechſel laufendes Geld beſtaͤndig zu calculiren haͤtten, und wiſſen moͤch- ten, ob der Valor oder der Preiß an dieſem oder jenem Orte ihnen ſchaͤdlich und nachtheilig; oder aber nuͤtzlich und ertraͤglich ſeyn moͤchte. Wechſelglaͤubiger, ſiehe Wech- ſelcreditor. Wechſelhandel, Geldhandel, Geldnegotium, franz. Commerce d’argent, heißt das Gewerbe der Kaufleute insbeſondere mit Gelde. Mithin iſt dieſer Handel (I) einer von den beyden Hauptaͤſten der geſam- V. Theil. Z

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [353]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/359>, abgerufen am 22.11.2024.