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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Wallrath
dischen Gesellschaft, meistens roh,
mit aus Grönland von dem Wall-
fischfange gebracht; und alsdenn
(5) in Holland geläutert und recht
zugerichtet; wie auch zu Lübeck und
an andern Orten. Diese Raffini-
rung
oder Bereitung des Wall-
raths, und zwar a) desjenigen, der
auf dem Meere schwimmend gefun-
den wird, geschieht auf folgende
Weise: Man wäscht ihn ersilich mit
reinem Wasser ab; kochet ihn als-
denn; und wenn er erkaltet ist, so
nimmt man die Fettigkeit ab, und
also hat man Wallrath. Zu dem
b) andern hingegen macht man
eine starke Lauge aus Asche und le-
bendigem Kalke; jedoch muß dieses
letztern weniger als der Asche seyn.
Gedachte Lauge seihet man durch
einen leinenen Sack, daß sie klar
und lauter wird. Wenn dieses ge-
schehen ist, so nimmt man das Ge-
hirn aus der Hirnschale, drücket es
durch einen härenen Sack; die in
dem Sacke zurückgebliebene Materie
thut man in die Lauge, tauchet sol-
che mit den Fingern unter, und läßt
sie Tag und Nacht stehen; des an-
dern Tages drückt man es wieder
durch einen härnen Sack, breitet
das, was zurück bleibt, auf einem
leinenen Tuche mit den Händen
wohl aus, und läßt es in freyer
Luft oder an der Sonne trocknen;
So hat man Wallrath. Je saube-
rer damit umgegangen wird, je län-
ger dauert der Wallrath, sonderlich,
wenn er vor der Luft gut verwah-
ret wird. Der recht (6) gute Wall-
rath muß recht glänzend weiß,
durchsichtig, frisch, fett, und von
einem süßlichen Geschmacke seyn,
aber nicht thranigt riechen: denn
sonst ist er nicht gut zubereitet.
Wenn er ranzigt ist, kann er mit
der Lauge wieder (7) gut gemacht
werden. Zuweilen wird er mit
weißem Wachse untermischet, und
also (8) verfälschet: Allein der Be-
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Wallruß
trug ist leicht zu erkennen, theils
an dem Geruche, den das darunter
gemengte Wachs niemals ganz ver-
lieren kann, theils an der Farbe,
welche, wenn Wachs darunter ist,
zwar weiß, aber nicht glänzend,
sondern ganz matt ist. Man kann
auch bey dem Einkaufe mit demjeni-
gen Wallrathe betrogen werden, der
(9) nur aus dem Specke der Cache-
lotte gemacht ist, welcher aber also-
bald gelb wird, als er an die Luft
kömmt. Da der Wallrath nicht
recht wohl die Luft vertragen kann;
so muß man ihn (10) in gläsernen
wohlvermachten Flaschen, am besten
aber in den Fässern, in welchen er
gebracht wird, vor der Luft ver-
wahren. Etwas von dem Wallra-
the wird in der Arztney (11) ge-
brauchet, sowol innerlich als äus-
serlich, und auf die letzte Art in-
sonderheit in dem Wallrathpflaster,
Allein dieser Gebrauch macht so we-
nig aus, daß er in gar keinem
Preiße seyn würde, wenn das
Frauenzimmer ihn nicht stark un-
ter die Handpomaden und Schmin-
ken gebrauchte. Vor Zeiten
(12) galt das Pfund Wallrath 20
bis 30 Gulden; nunmehro aber ist
bey etlichen Jahren diese sonst so
theure Waare wegen des Ueberflusses
bis auf 3 zu 4 Gulden gefallen: Und
da vor Zeiten eine Tonne ungesäu-
bert oder unbereitet 100, auch wohl
120 Gulden kostete; so kann man sie
itzt um 10 bis 15 Thaler kaufen.

Wallruß, ein Name, womit
man zweyerley Thiere beleget.
Denn (I) ist das Wallruß, Wall-
roß, Seepferd
oder Meerpferd,
lat. Rosmarus, angelsächsisch Hors-
Hwal
,
russisch Morss, franz. Vache
marine
,
oder Cheval marin, ein
Thier, das sowol im Wasser, als
auf dem Lande und auf dem Eise
lebet, wie der Seehund, dem es an
Gestalt des Leibes gleich, aber viel
stärker und größer, und so groß wie

ein

[Spaltenumbruch]

Wallrath
diſchen Geſellſchaft, meiſtens roh,
mit aus Groͤnland von dem Wall-
fiſchfange gebracht; und alsdenn
(5) in Holland gelaͤutert und recht
zugerichtet; wie auch zu Luͤbeck und
an andern Orten. Dieſe Raffini-
rung
oder Bereitung des Wall-
raths, und zwar a) desjenigen, der
auf dem Meere ſchwimmend gefun-
den wird, geſchieht auf folgende
Weiſe: Man waͤſcht ihn erſilich mit
reinem Waſſer ab; kochet ihn als-
denn; und wenn er erkaltet iſt, ſo
nimmt man die Fettigkeit ab, und
alſo hat man Wallrath. Zu dem
b) andern hingegen macht man
eine ſtarke Lauge aus Aſche und le-
bendigem Kalke; jedoch muß dieſes
letztern weniger als der Aſche ſeyn.
Gedachte Lauge ſeihet man durch
einen leinenen Sack, daß ſie klar
und lauter wird. Wenn dieſes ge-
ſchehen iſt, ſo nimmt man das Ge-
hirn aus der Hirnſchale, druͤcket es
durch einen haͤrenen Sack; die in
dem Sacke zuruͤckgebliebene Materie
thut man in die Lauge, tauchet ſol-
che mit den Fingern unter, und laͤßt
ſie Tag und Nacht ſtehen; des an-
dern Tages druͤckt man es wieder
durch einen haͤrnen Sack, breitet
das, was zuruͤck bleibt, auf einem
leinenen Tuche mit den Haͤnden
wohl aus, und laͤßt es in freyer
Luft oder an der Sonne trocknen;
So hat man Wallrath. Je ſaube-
rer damit umgegangen wird, je laͤn-
ger dauert der Wallrath, ſonderlich,
wenn er vor der Luft gut verwah-
ret wird. Der recht (6) gute Wall-
rath muß recht glaͤnzend weiß,
durchſichtig, friſch, fett, und von
einem ſuͤßlichen Geſchmacke ſeyn,
aber nicht thranigt riechen: denn
ſonſt iſt er nicht gut zubereitet.
Wenn er ranzigt iſt, kann er mit
der Lauge wieder (7) gut gemacht
werden. Zuweilen wird er mit
weißem Wachſe untermiſchet, und
alſo (8) verfaͤlſchet: Allein der Be-
[Spaltenumbruch]
Wallruß
trug iſt leicht zu erkennen, theils
an dem Geruche, den das darunter
gemengte Wachs niemals ganz ver-
lieren kann, theils an der Farbe,
welche, wenn Wachs darunter iſt,
zwar weiß, aber nicht glaͤnzend,
ſondern ganz matt iſt. Man kann
auch bey dem Einkaufe mit demjeni-
gen Wallrathe betrogen werden, der
(9) nur aus dem Specke der Cache-
lotte gemacht iſt, welcher aber alſo-
bald gelb wird, als er an die Luft
koͤmmt. Da der Wallrath nicht
recht wohl die Luft vertragen kann;
ſo muß man ihn (10) in glaͤſernen
wohlvermachten Flaſchen, am beſten
aber in den Faͤſſern, in welchen er
gebracht wird, vor der Luft ver-
wahren. Etwas von dem Wallra-
the wird in der Arztney (11) ge-
brauchet, ſowol innerlich als aͤuſ-
ſerlich, und auf die letzte Art in-
ſonderheit in dem Wallrathpflaſter,
Allein dieſer Gebrauch macht ſo we-
nig aus, daß er in gar keinem
Preiße ſeyn wuͤrde, wenn das
Frauenzimmer ihn nicht ſtark un-
ter die Handpomaden und Schmin-
ken gebrauchte. Vor Zeiten
(12) galt das Pfund Wallrath 20
bis 30 Gulden; nunmehro aber iſt
bey etlichen Jahren dieſe ſonſt ſo
theure Waare wegen des Ueberfluſſes
bis auf 3 zu 4 Gulden gefallen: Und
da vor Zeiten eine Tonne ungeſaͤu-
bert oder unbereitet 100, auch wohl
120 Gulden koſtete; ſo kann man ſie
itzt um 10 bis 15 Thaler kaufen.

Wallruß, ein Name, womit
man zweyerley Thiere beleget.
Denn (I) iſt das Wallruß, Wall-
roß, Seepferd
oder Meerpferd,
lat. Rosmarus, angelſaͤchſiſch Hors-
Hwal
,
ruſſiſch Morſſ, franz. Vache
marine
,
oder Cheval marin, ein
Thier, das ſowol im Waſſer, als
auf dem Lande und auf dem Eiſe
lebet, wie der Seehund, dem es an
Geſtalt des Leibes gleich, aber viel
ſtaͤrker und groͤßer, und ſo groß wie

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [324]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/330>, abgerufen am 13.05.2024.