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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Waid
haufen, auf die Werra, welche bey
hohem Wasser, Lasten bis auf 400
Centner trug, auf welchem Flusse
es denn nach Minden, wo sich bie
Fulde mit ihr vereiniget, gebracht,
daselbst auf größere Gefäße gela-
den, und nach Bremen geschaffet
wurde, so, daß diese beyden Dör-
fer mitten im Lande eine Verbin-
dung mit der See hatten. Was
den (c) Kauf und Verkauf des
Waids selbst in Thüringen anlan-
get, so pflegen ihn die Bauern an
die Händler in obgedachten Ballen
Schockweise zu verkaufen, deren
einige, doch an jedem Orte anders,
mehr oder weniger auf ein Maaß
giengen. Vor diesem, da die Waid-
ballen größer waren, galt das
Schock bis 18 Groschen, itzt aber,
da sie nicht größer, als eine wäl-
sche Nuß in ihrer grünen Schale
sind, werden sie mit 4 Groschen,
ja 1747. gar nur mit drittehalb Gro-
schen bezahlet. Unter den itzigen
Oertern liefert das gothaische Dorf
Hausen noch die größten. Der
von den Waidhändlern nach die-
sem zum Färben zubereitete und
klar gemachte Waid, wird alsdann,
wie oben erwähnet, in tännernen
Fässern verführet, welche zu 8 und
12 Scheffel halten. Vier Scheffel
machen einen Centner, und wird
itzo ein Faß von 3 Centnern mit
10 Rthlr. bezahlet, auf der Stelle.
Da die Stadt Großenhayn noch
den Stapel im Gebrauche hatte,
wurden die Fässer, nach Befinden
der Güte, daselbst mit 1. 2. 3 Kro-
nen bezeichnet, oder gebrannt; itzo
aber werden sie nur mit dem Stadt-
wapen von Erfurt, oder Langen-
salze, und dem Zeichen des Kauf-
manns bemerket. Der Saamen
wird zuweilen der nordhäuser Schef-
fel 1 Rthlr. bis 1 Rthlr. 8 Gr. ver-
kaufet, und hält sich gut und brauch-
bar auf zehn Jahre hinaus. Nächst
Thüringen floriret der Waidhandel
[Spaltenumbruch]
Waid
in (b) Frankreich, als dem zwey-
ten Hauptvaterlande des Waids,
vorzüglich. Unterdessen wird doch
auch in (c) Holland ein sehr star-
ker Handel mit allerley Gattungen
von Waid getrieben. Man be-
kömmt solchen daselbst aus Thürin-
gen von Erfurt und Langensalze:
aus dem Herzogthume Jülich; aus
Languedoc von Toulouse; aus der
Normandie von Caen; aus Spa-
nien; aus Portugal; und aus den
canarischen Jnseln. Der (10) Ver-
fall des Waidbaues und Waidhan-
dels,
(über welchen nicht nur Thürin-
gen, sondern auch Frankreich kla-
get: wiewol dieses im Grunde nicht
so viel einbüßet, als jenes, da es
eben sowol königliche Unterthanen
sind, welche den Jndig bereiten,
als die, welche den Waid bauen,)
wird gemeiniglich dem Jndigo
Schuld gegeben. Jnzwischen ist so
viel gewiß, daß, je mehr dieser ein-
geführet worden, desto mehr hat
der Handel, und folglich auch der
Bau von jenem abgenommen. Al-
lein es muß noch wohl eine Ursache
bey der Färberey selbst zu suchen
seyn, welche den Färber bewogen
hat, und noch bewegt, den Jndig
dem Waid vorzuziehen: nämlich
der Waid brauchet mehr Mühe und
Zeit, mehrere Aufsicht und Behut-
samkeit bey dem Färben, als der
Jndig, welcher sich viel eher auflö-
set, mehr verdünnet, und den Fär-
ber so gleich in den Stand setzet,
seine Arbeit vorzunehmen, weil er
nichts als ein bloßer zum Färben
schon bereiteter Saft ist, da der
Waid noch viel grobes und zur Fär-
berey untaugliches bey sich hat, und
durch das Kochen erst recht vorbe-
reitet werden muß. Außerdem giebt
auch der Jndig eine noch angeneh-
mere Farbe, als der bloße Waid
bey seiner itzigen Beschaffenheit zu
geben im Stande ist. Ja es möch-
te auch wohl die Verfälschung und

der

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Waid
haufen, auf die Werra, welche bey
hohem Waſſer, Laſten bis auf 400
Centner trug, auf welchem Fluſſe
es denn nach Minden, wo ſich bie
Fulde mit ihr vereiniget, gebracht,
daſelbſt auf groͤßere Gefaͤße gela-
den, und nach Bremen geſchaffet
wurde, ſo, daß dieſe beyden Doͤr-
fer mitten im Lande eine Verbin-
dung mit der See hatten. Was
den (c) Kauf und Verkauf des
Waids ſelbſt in Thuͤringen anlan-
get, ſo pflegen ihn die Bauern an
die Haͤndler in obgedachten Ballen
Schockweiſe zu verkaufen, deren
einige, doch an jedem Orte anders,
mehr oder weniger auf ein Maaß
giengen. Vor dieſem, da die Waid-
ballen groͤßer waren, galt das
Schock bis 18 Groſchen, itzt aber,
da ſie nicht groͤßer, als eine waͤl-
ſche Nuß in ihrer gruͤnen Schale
ſind, werden ſie mit 4 Groſchen,
ja 1747. gar nur mit drittehalb Gro-
ſchen bezahlet. Unter den itzigen
Oertern liefert das gothaiſche Dorf
Hauſen noch die groͤßten. Der
von den Waidhaͤndlern nach die-
ſem zum Faͤrben zubereitete und
klar gemachte Waid, wird alsdann,
wie oben erwaͤhnet, in taͤnnernen
Faͤſſern verfuͤhret, welche zu 8 und
12 Scheffel halten. Vier Scheffel
machen einen Centner, und wird
itzo ein Faß von 3 Centnern mit
10 Rthlr. bezahlet, auf der Stelle.
Da die Stadt Großenhayn noch
den Stapel im Gebrauche hatte,
wurden die Faͤſſer, nach Befinden
der Guͤte, daſelbſt mit 1. 2. 3 Kro-
nen bezeichnet, oder gebrannt; itzo
aber werden ſie nur mit dem Stadt-
wapen von Erfurt, oder Langen-
ſalze, und dem Zeichen des Kauf-
manns bemerket. Der Saamen
wird zuweilen der nordhaͤuſer Schef-
fel 1 Rthlr. bis 1 Rthlr. 8 Gr. ver-
kaufet, und haͤlt ſich gut und brauch-
bar auf zehn Jahre hinaus. Naͤchſt
Thuͤringen floriret der Waidhandel
[Spaltenumbruch]
Waid
in (b) Frankreich, als dem zwey-
ten Hauptvaterlande des Waids,
vorzuͤglich. Unterdeſſen wird doch
auch in (c) Holland ein ſehr ſtar-
ker Handel mit allerley Gattungen
von Waid getrieben. Man be-
koͤmmt ſolchen daſelbſt aus Thuͤrin-
gen von Erfurt und Langenſalze:
aus dem Herzogthume Juͤlich; aus
Languedoc von Toulouſe; aus der
Normandie von Caen; aus Spa-
nien; aus Portugal; und aus den
canariſchen Jnſeln. Der (10) Ver-
fall des Waidbaues und Waidhan-
dels,
(uͤber welchen nicht nur Thuͤrin-
gen, ſondern auch Frankreich kla-
get: wiewol dieſes im Grunde nicht
ſo viel einbuͤßet, als jenes, da es
eben ſowol koͤnigliche Unterthanen
ſind, welche den Jndig bereiten,
als die, welche den Waid bauen,)
wird gemeiniglich dem Jndigo
Schuld gegeben. Jnzwiſchen iſt ſo
viel gewiß, daß, je mehr dieſer ein-
gefuͤhret worden, deſto mehr hat
der Handel, und folglich auch der
Bau von jenem abgenommen. Al-
lein es muß noch wohl eine Urſache
bey der Faͤrberey ſelbſt zu ſuchen
ſeyn, welche den Faͤrber bewogen
hat, und noch bewegt, den Jndig
dem Waid vorzuziehen: naͤmlich
der Waid brauchet mehr Muͤhe und
Zeit, mehrere Aufſicht und Behut-
ſamkeit bey dem Faͤrben, als der
Jndig, welcher ſich viel eher aufloͤ-
ſet, mehr verduͤnnet, und den Faͤr-
ber ſo gleich in den Stand ſetzet,
ſeine Arbeit vorzunehmen, weil er
nichts als ein bloßer zum Faͤrben
ſchon bereiteter Saft iſt, da der
Waid noch viel grobes und zur Faͤr-
berey untaugliches bey ſich hat, und
durch das Kochen erſt recht vorbe-
reitet werden muß. Außerdem giebt
auch der Jndig eine noch angeneh-
mere Farbe, als der bloße Waid
bey ſeiner itzigen Beſchaffenheit zu
geben im Stande iſt. Ja es moͤch-
te auch wohl die Verfaͤlſchung und

der
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[[302]/0308] Waid Waid haufen, auf die Werra, welche bey hohem Waſſer, Laſten bis auf 400 Centner trug, auf welchem Fluſſe es denn nach Minden, wo ſich bie Fulde mit ihr vereiniget, gebracht, daſelbſt auf groͤßere Gefaͤße gela- den, und nach Bremen geſchaffet wurde, ſo, daß dieſe beyden Doͤr- fer mitten im Lande eine Verbin- dung mit der See hatten. Was den (c) Kauf und Verkauf des Waids ſelbſt in Thuͤringen anlan- get, ſo pflegen ihn die Bauern an die Haͤndler in obgedachten Ballen Schockweiſe zu verkaufen, deren einige, doch an jedem Orte anders, mehr oder weniger auf ein Maaß giengen. Vor dieſem, da die Waid- ballen groͤßer waren, galt das Schock bis 18 Groſchen, itzt aber, da ſie nicht groͤßer, als eine waͤl- ſche Nuß in ihrer gruͤnen Schale ſind, werden ſie mit 4 Groſchen, ja 1747. gar nur mit drittehalb Gro- ſchen bezahlet. Unter den itzigen Oertern liefert das gothaiſche Dorf Hauſen noch die groͤßten. Der von den Waidhaͤndlern nach die- ſem zum Faͤrben zubereitete und klar gemachte Waid, wird alsdann, wie oben erwaͤhnet, in taͤnnernen Faͤſſern verfuͤhret, welche zu 8 und 12 Scheffel halten. Vier Scheffel machen einen Centner, und wird itzo ein Faß von 3 Centnern mit 10 Rthlr. bezahlet, auf der Stelle. Da die Stadt Großenhayn noch den Stapel im Gebrauche hatte, wurden die Faͤſſer, nach Befinden der Guͤte, daſelbſt mit 1. 2. 3 Kro- nen bezeichnet, oder gebrannt; itzo aber werden ſie nur mit dem Stadt- wapen von Erfurt, oder Langen- ſalze, und dem Zeichen des Kauf- manns bemerket. Der Saamen wird zuweilen der nordhaͤuſer Schef- fel 1 Rthlr. bis 1 Rthlr. 8 Gr. ver- kaufet, und haͤlt ſich gut und brauch- bar auf zehn Jahre hinaus. Naͤchſt Thuͤringen floriret der Waidhandel in (b) Frankreich, als dem zwey- ten Hauptvaterlande des Waids, vorzuͤglich. Unterdeſſen wird doch auch in (c) Holland ein ſehr ſtar- ker Handel mit allerley Gattungen von Waid getrieben. Man be- koͤmmt ſolchen daſelbſt aus Thuͤrin- gen von Erfurt und Langenſalze: aus dem Herzogthume Juͤlich; aus Languedoc von Toulouſe; aus der Normandie von Caen; aus Spa- nien; aus Portugal; und aus den canariſchen Jnſeln. Der (10) Ver- fall des Waidbaues und Waidhan- dels, (uͤber welchen nicht nur Thuͤrin- gen, ſondern auch Frankreich kla- get: wiewol dieſes im Grunde nicht ſo viel einbuͤßet, als jenes, da es eben ſowol koͤnigliche Unterthanen ſind, welche den Jndig bereiten, als die, welche den Waid bauen,) wird gemeiniglich dem Jndigo Schuld gegeben. Jnzwiſchen iſt ſo viel gewiß, daß, je mehr dieſer ein- gefuͤhret worden, deſto mehr hat der Handel, und folglich auch der Bau von jenem abgenommen. Al- lein es muß noch wohl eine Urſache bey der Faͤrberey ſelbſt zu ſuchen ſeyn, welche den Faͤrber bewogen hat, und noch bewegt, den Jndig dem Waid vorzuziehen: naͤmlich der Waid brauchet mehr Muͤhe und Zeit, mehrere Aufſicht und Behut- ſamkeit bey dem Faͤrben, als der Jndig, welcher ſich viel eher aufloͤ- ſet, mehr verduͤnnet, und den Faͤr- ber ſo gleich in den Stand ſetzet, ſeine Arbeit vorzunehmen, weil er nichts als ein bloßer zum Faͤrben ſchon bereiteter Saft iſt, da der Waid noch viel grobes und zur Faͤr- berey untaugliches bey ſich hat, und durch das Kochen erſt recht vorbe- reitet werden muß. Außerdem giebt auch der Jndig eine noch angeneh- mere Farbe, als der bloße Waid bey ſeiner itzigen Beſchaffenheit zu geben im Stande iſt. Ja es moͤch- te auch wohl die Verfaͤlſchung und der

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [302]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/308>, abgerufen am 25.11.2024.