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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Wagezettel
welchen die Waaren müssen verge-
ben werden.

Wagezettel, heißen diejenigen
Zettel, so das Gewicht, oder die
Schwere der gewogenen Waare,
bescheinigen. Selbige führen völli-
gen Beweis.

Waid, Waidt, Wayd, Waydt,
Weede, Weid
und Weidt, lat.
Isutis, Glastum, franz. Pastel, oder
Guede, Guesde, und Guelde, engl.
Woad, ein Kraut, welches lange,
unten breite, oben zugespitzte Blät-
ter, gelbe Blüten, und platte dun-
kelblaue Schötlein hat, in welchen
ein gelbes Saamkörnlein liegt.
Den (1) Gebrauch und Nutzen die-
ses Krauts betreffend: so dienet es
nicht nur zur Arztney, sondern es
wird auch vorzüglich eine blaue
Farbe daraus zubereitet, von | der
weiter unten. Es giebt aber ei-
gentlich vier (2) Gattungen von
Waid, nämlich a) den gebaueten,
gesäeten, oder gepflanzten Waid,
den wir itzt beschrieben haben; b)
den wilden Waid, welcher von sich
selbst erwächst, und von dem vor-
hergehenden nur bloß darinn unter-
schieden ist, daß solcher etwas klei-
nere Blätter hat, als der vorher-
gehende zahme, oder gebauete Waid:
er wächst in Deutschland hin und
wieder; c) eine kleine Gattung von
Waid, so nur in Portugal wächst;
und d) den Bastardwaid, franz.
Pastel batard, oder Pastel bour,
und Bourdaigne, welche sowol in
Ansehung der Blätter, als des
Saamens von dem zahmen und wil-
den Waid ganz unterschieden ist,
indem seine Blätter ganz rauh, und
die Schoten, worinn der Saame
liegt, nicht blau, sondern gelb
sind; wie er denn auch nur wenig,
oder gar keine blaue Farbe giebt,
und daher, wenn man dergleichen
etwann unter dem gebaueten Waid
findet, billig als ein Unkraut mit
ausgegätet wird. Zu dem (3)
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Waid
Waidbaue wird ein von Natur fet-
ter und schwarzer Boden erfordert,
der tief und wohl durchackert wor-
den. Darein wird der Saame im
Frühlinge geworfen. Man muß
ihn aber nicht gar zu dichte streuen.
Geht ein Schnee vorher, der das
Erdreich recht locker und mürbe ma-
chet: so ist es desto besser. Als-
dann muß man einige Tage warten,
und ihn darauf einegen. Nach
Ostern muß man das Unkraut fleis-
sig ausgäten, damit der Waid bes-
ser wachsen könne. Dieser wird in
einem Sommer zwey bis dreymal
eingeerndtet. Das erstemal wird er
vierzehn Tage, oder drey Wochen
vor Johannis reif. Man erkennet
solches daran, wenn die äußersten
Blätter anfangen gelb zu werden.
Alsdann wird er mit scharfen Ei-
sen am ersten Blatte bey der Wur-
zel abgestoßen, mit breiten Hand-
körben auf einen Haufen zusammen
getragen, auf Wagen zum Wasser
geführet, und rein gewaschen; hier-
auf bey den Waidmühlen an einem
trockenen Orte auf Rasen geschüttet,
ausgebreitet, und mit einem Rechen
zwey bis dreymal gewendet, damit
die Blätter welk werden. Es muß
aber beständig gut Wetter dabey
seyn: denn bey unbeständigem Wet-
ter, da es bald regnet, bald wie-
der trocken ist, wird er gar leicht
schwarz, und verdirbt. Wenn nun
die überflüßige Feuchtigkeit ans dem
Kraute heraus ist, bringt man es
auf die Waidmühlen, deren man
in denjenigen Ländern, wo Waid
gebauet wird, unterschiedene sieht.
Auf diesen Waidmühlen läßt man
es zerstoßen und zerquetschen, schlägt
es nachgehends auf Haufen, und
formiret es zu Ballen, das ist, den
Kugeln gleiche Figuren. Diese
werden auf Hurden von Binsen an
die Sonne geleget, getrocknet, und
solchergestalt von den Landleuten zu
Markte geführet, und an die Waid-

händler

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Wagezettel
welchen die Waaren muͤſſen verge-
ben werden.

Wagezettel, heißen diejenigen
Zettel, ſo das Gewicht, oder die
Schwere der gewogenen Waare,
beſcheinigen. Selbige fuͤhren voͤlli-
gen Beweis.

Waid, Waidt, Wayd, Waydt,
Weede, Weid
und Weidt, lat.
Iſutis, Glaſtum, franz. Paſtel, oder
Guede, Guesde, und Guelde, engl.
Woad, ein Kraut, welches lange,
unten breite, oben zugeſpitzte Blaͤt-
ter, gelbe Bluͤten, und platte dun-
kelblaue Schoͤtlein hat, in welchen
ein gelbes Saamkoͤrnlein liegt.
Den (1) Gebrauch und Nutzen die-
ſes Krauts betreffend: ſo dienet es
nicht nur zur Arztney, ſondern es
wird auch vorzuͤglich eine blaue
Farbe daraus zubereitet, von | der
weiter unten. Es giebt aber ei-
gentlich vier (2) Gattungen von
Waid, naͤmlich a) den gebaueten,
geſaͤeten, oder gepflanzten Waid,
den wir itzt beſchrieben haben; b)
den wilden Waid, welcher von ſich
ſelbſt erwaͤchſt, und von dem vor-
hergehenden nur bloß darinn unter-
ſchieden iſt, daß ſolcher etwas klei-
nere Blaͤtter hat, als der vorher-
gehende zahme, oder gebauete Waid:
er waͤchſt in Deutſchland hin und
wieder; c) eine kleine Gattung von
Waid, ſo nur in Portugal waͤchſt;
und d) den Baſtardwaid, franz.
Paſtel batard, oder Paſtel bour,
und Bourdaigne, welche ſowol in
Anſehung der Blaͤtter, als des
Saamens von dem zahmen und wil-
den Waid ganz unterſchieden iſt,
indem ſeine Blaͤtter ganz rauh, und
die Schoten, worinn der Saame
liegt, nicht blau, ſondern gelb
ſind; wie er denn auch nur wenig,
oder gar keine blaue Farbe giebt,
und daher, wenn man dergleichen
etwann unter dem gebaueten Waid
findet, billig als ein Unkraut mit
ausgegaͤtet wird. Zu dem (3)
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Waid
Waidbaue wird ein von Natur fet-
ter und ſchwarzer Boden erfordert,
der tief und wohl durchackert wor-
den. Darein wird der Saame im
Fruͤhlinge geworfen. Man muß
ihn aber nicht gar zu dichte ſtreuen.
Geht ein Schnee vorher, der das
Erdreich recht locker und muͤrbe ma-
chet: ſo iſt es deſto beſſer. Als-
dann muß man einige Tage warten,
und ihn darauf einegen. Nach
Oſtern muß man das Unkraut fleiſ-
ſig ausgaͤten, damit der Waid beſ-
ſer wachſen koͤnne. Dieſer wird in
einem Sommer zwey bis dreymal
eingeerndtet. Das erſtemal wird er
vierzehn Tage, oder drey Wochen
vor Johannis reif. Man erkennet
ſolches daran, wenn die aͤußerſten
Blaͤtter anfangen gelb zu werden.
Alsdann wird er mit ſcharfen Ei-
ſen am erſten Blatte bey der Wur-
zel abgeſtoßen, mit breiten Hand-
koͤrben auf einen Haufen zuſammen
getragen, auf Wagen zum Waſſer
gefuͤhret, und rein gewaſchen; hier-
auf bey den Waidmuͤhlen an einem
trockenen Orte auf Raſen geſchuͤttet,
ausgebreitet, und mit einem Rechen
zwey bis dreymal gewendet, damit
die Blaͤtter welk werden. Es muß
aber beſtaͤndig gut Wetter dabey
ſeyn: denn bey unbeſtaͤndigem Wet-
ter, da es bald regnet, bald wie-
der trocken iſt, wird er gar leicht
ſchwarz, und verdirbt. Wenn nun
die uͤberfluͤßige Feuchtigkeit ans dem
Kraute heraus iſt, bringt man es
auf die Waidmuͤhlen, deren man
in denjenigen Laͤndern, wo Waid
gebauet wird, unterſchiedene ſieht.
Auf dieſen Waidmuͤhlen laͤßt man
es zerſtoßen und zerquetſchen, ſchlaͤgt
es nachgehends auf Haufen, und
formiret es zu Ballen, das iſt, den
Kugeln gleiche Figuren. Dieſe
werden auf Hurden von Binſen an
die Sonne geleget, getrocknet, und
ſolchergeſtalt von den Landleuten zu
Markte gefuͤhret, und an die Waid-

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[[298]/0304] Wagezettel Waid welchen die Waaren muͤſſen verge- ben werden. Wagezettel, heißen diejenigen Zettel, ſo das Gewicht, oder die Schwere der gewogenen Waare, beſcheinigen. Selbige fuͤhren voͤlli- gen Beweis. Waid, Waidt, Wayd, Waydt, Weede, Weid und Weidt, lat. Iſutis, Glaſtum, franz. Paſtel, oder Guede, Guesde, und Guelde, engl. Woad, ein Kraut, welches lange, unten breite, oben zugeſpitzte Blaͤt- ter, gelbe Bluͤten, und platte dun- kelblaue Schoͤtlein hat, in welchen ein gelbes Saamkoͤrnlein liegt. Den (1) Gebrauch und Nutzen die- ſes Krauts betreffend: ſo dienet es nicht nur zur Arztney, ſondern es wird auch vorzuͤglich eine blaue Farbe daraus zubereitet, von | der weiter unten. Es giebt aber ei- gentlich vier (2) Gattungen von Waid, naͤmlich a) den gebaueten, geſaͤeten, oder gepflanzten Waid, den wir itzt beſchrieben haben; b) den wilden Waid, welcher von ſich ſelbſt erwaͤchſt, und von dem vor- hergehenden nur bloß darinn unter- ſchieden iſt, daß ſolcher etwas klei- nere Blaͤtter hat, als der vorher- gehende zahme, oder gebauete Waid: er waͤchſt in Deutſchland hin und wieder; c) eine kleine Gattung von Waid, ſo nur in Portugal waͤchſt; und d) den Baſtardwaid, franz. Paſtel batard, oder Paſtel bour, und Bourdaigne, welche ſowol in Anſehung der Blaͤtter, als des Saamens von dem zahmen und wil- den Waid ganz unterſchieden iſt, indem ſeine Blaͤtter ganz rauh, und die Schoten, worinn der Saame liegt, nicht blau, ſondern gelb ſind; wie er denn auch nur wenig, oder gar keine blaue Farbe giebt, und daher, wenn man dergleichen etwann unter dem gebaueten Waid findet, billig als ein Unkraut mit ausgegaͤtet wird. Zu dem (3) Waidbaue wird ein von Natur fet- ter und ſchwarzer Boden erfordert, der tief und wohl durchackert wor- den. Darein wird der Saame im Fruͤhlinge geworfen. Man muß ihn aber nicht gar zu dichte ſtreuen. Geht ein Schnee vorher, der das Erdreich recht locker und muͤrbe ma- chet: ſo iſt es deſto beſſer. Als- dann muß man einige Tage warten, und ihn darauf einegen. Nach Oſtern muß man das Unkraut fleiſ- ſig ausgaͤten, damit der Waid beſ- ſer wachſen koͤnne. Dieſer wird in einem Sommer zwey bis dreymal eingeerndtet. Das erſtemal wird er vierzehn Tage, oder drey Wochen vor Johannis reif. Man erkennet ſolches daran, wenn die aͤußerſten Blaͤtter anfangen gelb zu werden. Alsdann wird er mit ſcharfen Ei- ſen am erſten Blatte bey der Wur- zel abgeſtoßen, mit breiten Hand- koͤrben auf einen Haufen zuſammen getragen, auf Wagen zum Waſſer gefuͤhret, und rein gewaſchen; hier- auf bey den Waidmuͤhlen an einem trockenen Orte auf Raſen geſchuͤttet, ausgebreitet, und mit einem Rechen zwey bis dreymal gewendet, damit die Blaͤtter welk werden. Es muß aber beſtaͤndig gut Wetter dabey ſeyn: denn bey unbeſtaͤndigem Wet- ter, da es bald regnet, bald wie- der trocken iſt, wird er gar leicht ſchwarz, und verdirbt. Wenn nun die uͤberfluͤßige Feuchtigkeit ans dem Kraute heraus iſt, bringt man es auf die Waidmuͤhlen, deren man in denjenigen Laͤndern, wo Waid gebauet wird, unterſchiedene ſieht. Auf dieſen Waidmuͤhlen laͤßt man es zerſtoßen und zerquetſchen, ſchlaͤgt es nachgehends auf Haufen, und formiret es zu Ballen, das iſt, den Kugeln gleiche Figuren. Dieſe werden auf Hurden von Binſen an die Sonne geleget, getrocknet, und ſolchergeſtalt von den Landleuten zu Markte gefuͤhret, und an die Waid- haͤndler

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [298]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/304>, abgerufen am 13.05.2024.