deres als mögliches, oder uns gros- se Beschwerung verursachendes Mittel nicht habhaft werden kön- nen. Mit der Furcht vor einem Schaden verhält es sich eben also: denn, wenn das Gegentheil von schlechter Kostbarkeit, der mögliche Schade aber allzu groß ist: so hat man sich des Gegenmittels um so viel mehr zu bedienen, als groß die Wahrscheinlichkeit des Gegen- mittels ist. Sein ganzes Vermö- gen an Absichten wagen, ist nicht rathsam, und sollte auch die Hoff- nung, ja der gehoffte Nutzen noch so groß seyn, weil es gleichwol nur Hoffnung, nicht aber Gewißheit ist, und wenigstens ungefähre Zufälle unsere Concepte verrücken können. Wir verstehen aber hier durch unge- fähre Zufälle dergleichen widrige Umstände, welche nicht voraus ha- ben können gesehen werden, oder von denen wir gar nicht vermuthet haben, daß sie sich in den Handel einmischen werden, ob wir schon die Möglichkeit voraus gesehen; da denn abermals zu wissen, daß der- gleichen Möglichkeit eben sowol, als die Wahrscheinlichkeit ihre Stuffen hat. Z. E. ein Kaufmann sieht mehr Möglichkeit vor sich, daß er könne unglücklich werden, wenn sei- ne Güter auf der See gehen, als wenn sie auf der Axe geführet wür- den. Solchemnach hat ein jeder überhaupt dahin zu sehen, daß er solcher Mittel und Absichten sich be- diene, welche, wenn sie ja fehl schlagen, wenigstens ihn nicht völ- lig ruiniren.
Wagenlader, werden auf Salz- werken diejenigen genennet, so die eindeichslichen Wagen, und bey Winterszeit die Schlitten, darauf Wagenleitern gesetzet sind, mit Salz beladen. Ein anders aber sind die Karrenlader, welche zwey- deichsliche Wagen, oder Karren, und mit Karrenleitern besetzte Schlit- [Spaltenumbruch]
Wagepflicht
ten bepacken. Sie packen auch das Tonnensalz, so in Tonnen zu Was- ser und Lande weggeht.
Wagenschott, Wellenschuß, Wasserschuß, sind gar dünn gespal- tene eichene Bretter, die man zu Bekleidung der Wände, wenn man sie mit Tapeten belegen will, oder auch zu anderem Gebrauche an- wendet. Eine bessere Sorte wird von den Wurzeln gespalten, und weil solche, wie das Wurzelholz oder Maser, insgemein schöne bun- te Adern hat, von den Tischern zum fourniren, oder das Getäfel damit zu überdecken genommen. Und von diesen bunten Adern kömmt bey den Holländern und Niedersach- sen die Benennung her. Denn Wagenschott bedeutet eigentlich Wellenschuß.
Wageordnungen, sind gewisse obrigkeitliche Verfassungen in den Handelsstädten, vermöge deren al- le ankommende und abgehende Waa- ren, ehe sie abgeleget, oder aufge- laden werden, zuvor auf der Wa- ge angegeben, aufgezeichnet, ge- wogen, und vergeben werden müs- sen, und darf kein Bürger, bey Strafe, dergleichen Waaren, ehe solches geschehen, in sein Haus nie- dersetzen lassen. Die Wageordnun- gen enthalten auch, daß die Güter nicht in den Vorstädten abgeladen; sondern in die Stadt gebracht, auch dieselben nicht in den Häusern ge- wogen, sondern in die Waage ge- bracht werden sollen.
Wagepflicht, heißt dasjenige Geld, welches die fremden und ein- heimischen Kaufleute in Handels- städten auf der Waage für ihre aus- und eingehende Waaren auf ihr vorher geschehenes pflichtmäßiges Angeben der Obrigkeit zu bezahlen schuldig sind, u. sind diesfalls gewisse Waagetafeln, oder Waagetaxregi- ster abgefasset, und publiciret, nach
welchen
T 5
[Spaltenumbruch]
Wagenlader
deres als moͤgliches, oder uns groſ- ſe Beſchwerung verurſachendes Mittel nicht habhaft werden koͤn- nen. Mit der Furcht vor einem Schaden verhaͤlt es ſich eben alſo: denn, wenn das Gegentheil von ſchlechter Koſtbarkeit, der moͤgliche Schade aber allzu groß iſt: ſo hat man ſich des Gegenmittels um ſo viel mehr zu bedienen, als groß die Wahrſcheinlichkeit des Gegen- mittels iſt. Sein ganzes Vermoͤ- gen an Abſichten wagen, iſt nicht rathſam, und ſollte auch die Hoff- nung, ja der gehoffte Nutzen noch ſo groß ſeyn, weil es gleichwol nur Hoffnung, nicht aber Gewißheit iſt, und wenigſtens ungefaͤhre Zufaͤlle unſere Concepte verruͤcken koͤnnen. Wir verſtehen aber hier durch unge- faͤhre Zufaͤlle dergleichen widrige Umſtaͤnde, welche nicht voraus ha- ben koͤnnen geſehen werden, oder von denen wir gar nicht vermuthet haben, daß ſie ſich in den Handel einmiſchen werden, ob wir ſchon die Moͤglichkeit voraus geſehen; da denn abermals zu wiſſen, daß der- gleichen Moͤglichkeit eben ſowol, als die Wahrſcheinlichkeit ihre Stuffen hat. Z. E. ein Kaufmann ſieht mehr Moͤglichkeit vor ſich, daß er koͤnne ungluͤcklich werden, wenn ſei- ne Guͤter auf der See gehen, als wenn ſie auf der Axe gefuͤhret wuͤr- den. Solchemnach hat ein jeder uͤberhaupt dahin zu ſehen, daß er ſolcher Mittel und Abſichten ſich be- diene, welche, wenn ſie ja fehl ſchlagen, wenigſtens ihn nicht voͤl- lig ruiniren.
Wagenlader, werden auf Salz- werken diejenigen genennet, ſo die eindeichslichen Wagen, und bey Winterszeit die Schlitten, darauf Wagenleitern geſetzet ſind, mit Salz beladen. Ein anders aber ſind die Karrenlader, welche zwey- deichsliche Wagen, oder Karren, und mit Karrenleitern beſetzte Schlit- [Spaltenumbruch]
Wagepflicht
ten bepacken. Sie packen auch das Tonnenſalz, ſo in Tonnen zu Waſ- ſer und Lande weggeht.
Wagenſchott, Wellenſchuß, Waſſerſchuß, ſind gar duͤnn geſpal- tene eichene Bretter, die man zu Bekleidung der Waͤnde, wenn man ſie mit Tapeten belegen will, oder auch zu anderem Gebrauche an- wendet. Eine beſſere Sorte wird von den Wurzeln geſpalten, und weil ſolche, wie das Wurzelholz oder Maſer, insgemein ſchoͤne bun- te Adern hat, von den Tiſchern zum fourniren, oder das Getaͤfel damit zu uͤberdecken genommen. Und von dieſen bunten Adern koͤmmt bey den Hollaͤndern und Niederſach- ſen die Benennung her. Denn Wagenſchott bedeutet eigentlich Wellenſchuß.
Wageordnungen, ſind gewiſſe obrigkeitliche Verfaſſungen in den Handelsſtaͤdten, vermoͤge deren al- le ankommende und abgehende Waa- ren, ehe ſie abgeleget, oder aufge- laden werden, zuvor auf der Wa- ge angegeben, aufgezeichnet, ge- wogen, und vergeben werden muͤſ- ſen, und darf kein Buͤrger, bey Strafe, dergleichen Waaren, ehe ſolches geſchehen, in ſein Haus nie- derſetzen laſſen. Die Wageordnun- gen enthalten auch, daß die Guͤter nicht in den Vorſtaͤdten abgeladen; ſondern in die Stadt gebracht, auch dieſelben nicht in den Haͤuſern ge- wogen, ſondern in die Waage ge- bracht werden ſollen.
Wagepflicht, heißt dasjenige Geld, welches die fremden und ein- heimiſchen Kaufleute in Handels- ſtaͤdten auf der Waage fuͤr ihre aus- und eingehende Waaren auf ihr vorher geſchehenes pflichtmaͤßiges Angeben der Obrigkeit zu bezahlen ſchuldig ſind, u. ſind diesfalls gewiſſe Waagetafeln, oder Waagetaxregi- ſter abgefaſſet, und publiciret, nach
welchen
T 5
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[[297]/0303]
Wagenlader
Wagepflicht
deres als moͤgliches, oder uns groſ-
ſe Beſchwerung verurſachendes
Mittel nicht habhaft werden koͤn-
nen. Mit der Furcht vor einem
Schaden verhaͤlt es ſich eben alſo:
denn, wenn das Gegentheil von
ſchlechter Koſtbarkeit, der moͤgliche
Schade aber allzu groß iſt: ſo hat
man ſich des Gegenmittels um ſo
viel mehr zu bedienen, als groß
die Wahrſcheinlichkeit des Gegen-
mittels iſt. Sein ganzes Vermoͤ-
gen an Abſichten wagen, iſt nicht
rathſam, und ſollte auch die Hoff-
nung, ja der gehoffte Nutzen noch
ſo groß ſeyn, weil es gleichwol nur
Hoffnung, nicht aber Gewißheit iſt,
und wenigſtens ungefaͤhre Zufaͤlle
unſere Concepte verruͤcken koͤnnen.
Wir verſtehen aber hier durch unge-
faͤhre Zufaͤlle dergleichen widrige
Umſtaͤnde, welche nicht voraus ha-
ben koͤnnen geſehen werden, oder
von denen wir gar nicht vermuthet
haben, daß ſie ſich in den Handel
einmiſchen werden, ob wir ſchon die
Moͤglichkeit voraus geſehen; da
denn abermals zu wiſſen, daß der-
gleichen Moͤglichkeit eben ſowol, als
die Wahrſcheinlichkeit ihre Stuffen
hat. Z. E. ein Kaufmann ſieht
mehr Moͤglichkeit vor ſich, daß er
koͤnne ungluͤcklich werden, wenn ſei-
ne Guͤter auf der See gehen, als
wenn ſie auf der Axe gefuͤhret wuͤr-
den. Solchemnach hat ein jeder
uͤberhaupt dahin zu ſehen, daß er
ſolcher Mittel und Abſichten ſich be-
diene, welche, wenn ſie ja fehl
ſchlagen, wenigſtens ihn nicht voͤl-
lig ruiniren.
Wagenlader, werden auf Salz-
werken diejenigen genennet, ſo die
eindeichslichen Wagen, und bey
Winterszeit die Schlitten, darauf
Wagenleitern geſetzet ſind, mit
Salz beladen. Ein anders aber
ſind die Karrenlader, welche zwey-
deichsliche Wagen, oder Karren,
und mit Karrenleitern beſetzte Schlit-
ten bepacken. Sie packen auch das
Tonnenſalz, ſo in Tonnen zu Waſ-
ſer und Lande weggeht.
Wagenſchott, Wellenſchuß,
Waſſerſchuß, ſind gar duͤnn geſpal-
tene eichene Bretter, die man zu
Bekleidung der Waͤnde, wenn man
ſie mit Tapeten belegen will, oder
auch zu anderem Gebrauche an-
wendet. Eine beſſere Sorte wird
von den Wurzeln geſpalten, und
weil ſolche, wie das Wurzelholz
oder Maſer, insgemein ſchoͤne bun-
te Adern hat, von den Tiſchern
zum fourniren, oder das Getaͤfel
damit zu uͤberdecken genommen.
Und von dieſen bunten Adern koͤmmt
bey den Hollaͤndern und Niederſach-
ſen die Benennung her. Denn
Wagenſchott bedeutet eigentlich
Wellenſchuß.
Wageordnungen, ſind gewiſſe
obrigkeitliche Verfaſſungen in den
Handelsſtaͤdten, vermoͤge deren al-
le ankommende und abgehende Waa-
ren, ehe ſie abgeleget, oder aufge-
laden werden, zuvor auf der Wa-
ge angegeben, aufgezeichnet, ge-
wogen, und vergeben werden muͤſ-
ſen, und darf kein Buͤrger, bey
Strafe, dergleichen Waaren, ehe
ſolches geſchehen, in ſein Haus nie-
derſetzen laſſen. Die Wageordnun-
gen enthalten auch, daß die Guͤter
nicht in den Vorſtaͤdten abgeladen;
ſondern in die Stadt gebracht, auch
dieſelben nicht in den Haͤuſern ge-
wogen, ſondern in die Waage ge-
bracht werden ſollen.
Wagepflicht, heißt dasjenige
Geld, welches die fremden und ein-
heimiſchen Kaufleute in Handels-
ſtaͤdten auf der Waage fuͤr ihre aus-
und eingehende Waaren auf ihr
vorher geſchehenes pflichtmaͤßiges
Angeben der Obrigkeit zu bezahlen
ſchuldig ſind, u. ſind diesfalls gewiſſe
Waagetafeln, oder Waagetaxregi-
ſter abgefaſſet, und publiciret, nach
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [297]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/303>, abgerufen am 25.11.2024.
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