Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch]

Waaren
Beschaffenheit als die andere ist.
Solchemnach kömmt bey der Be-
schaffenheit der Waaren alles auf
die Eigenschaften der Waare an.
Diese werden in Ansehung der äus-
serlichen Sinne, als durch die sie
eben erkannt werden müssen, ein-
getheilet in die fühlbaren, welche
können gefühlet werden, z. E. die
Härte oder Weiche, die Schwere
oder Leichtigkeit; in die schmack-
haften,
die durch den Geschmack
empfunden werden, z. E. die Säure
oder die Süßigkeit, die Bitterkeit
oder Lieblichkeit; in riechbare, die
uns durch den Geruch zu erkennen
gegeben werden, z. E. der Gestank;
in hörbare, welche wir durch das
Gehör empfinden, z. E. der Klang;
in sichtbare, die wir sehen, z. E.
die Farbe; und in vermischte,
welche mehr als einen Sinn affici-
ren, als 1) Geruch und Sehen,
z. E. das Alter, das sie haben;
2) Sehen und Fühlen, z. E. die
Gröbe oder Feine, die Dicke oder
Dünne, die Figur, die Länge, Brei-
te, Proportion etc. Will man die
Beschaffenheit der Waaren erkennen,
so muß man eine (V) Prüfung der-
selben anstellen, durch die wir die
Untersuchung der Güte und Fehler
einer Waare verstehen. Die (1) Un-
tersuchung
der Güte einer Waare
geschieht, wenn man wahrzuneh-
men trachtet, a) ob alle Eigenschaf-
ten vorhanden sind, die sie haben
soll; und b) ob auch alle Eigen-
schaften bey ihr so anzutreffen sind,
wie sie seyn sollen. Die (2) Un-
tersuchung der Fehler
einer Waare
hingegen geschieht, wenn man sich
bemühet zu entdecken, a) ob sie nicht
nachgemacht, und also nicht ächt
sey; b) ob sie verfälscht und also
nicht mehr aufrichtig sey; c) ob sie
verdorben, mithin nicht mehr gut
sey; d) ob sie natürliche Fehler
habe, dergleichen man z. E. an dem
lebendigen Viehe, und vorzüglich
an den Pferden, findet; e) ob sie
[Spaltenumbruch]
Waaren
schlecht gemacht, und solchemnach
nicht schön sey; f) ob sie ver-
legen, und demnach nicht frisch sey;
u. s. w. Die (3) Hülfsmittel zur
Untersuchung
a) der Güte und der
Fehler überhaupt sind a) die Kennt-
niß der guten Eigenschaften, damit
man wisse, was man an einer
Waare zu suchen habe; und b) die
fünf Sinne, damit man durch ihre
Hülfe finde, ob auch die erforder-
lichen Eigenschaften wirklich da sind,
oder nicht. Und sagt man im ge-
meinen Sprüchworte: Wer die
Augen nicht aufthut
(die fünf
Sinne nicht gebraucht), mag den
Beutel aufthun;
und (c) eine lan-
ge Praxis und Uebung. Da öfters eine
und eben dieselbe Waare verschie-
dene Sorten oder Gattungen, in
Ansehung ihrer Güte, hat; so pfle-
gen die Kaufleute solche von einan-
der zu (VI) sortiren, um die feinen
und guten besonders, und die gro-
ben oder fehlerhaften besonders zu
führen: Und dieses heißt die Sor-
tirung,
oder das Auslesen der
Waaren,
wovon der Artikel: Sorte,
nachzulesen ist. Ein Kaufmann
muß den eigentlichen (VII) Preiß
einer Waare nach ihrer Beschaffen-
heit und Sortementen im Groß-
und Klein-Handel, an dem Orte
und auf der Selle ihrer Zeugung
und Fabricirung oder an den Orten,
wo er ein und verkaufen will, wissen.
Es ist aber der Preiß entweder eine
obrigkeitliche Taxe, oder Werth,
oder er wird zwischen dem Käufer
und Verkäufer verglichen und fest
gestellt; oder ein Werth, den ein
Kaufmann weder zu erhöhen, noch
zu verringern gedenket. Der Grund
oder die Ursache des Preißes ist
1) die Nutzbarkeit der Waare, es
mag ihr Nutzen entweder ein un-
mittelbarer oder mittelbarer, ein
wahrhaftiger oder eingebildeter
seyn; und 2) die beständige Sel-
tenheit
oder Menge der Waare.

Nach
S 2

[Spaltenumbruch]

Waaren
Beſchaffenheit als die andere iſt.
Solchemnach koͤmmt bey der Be-
ſchaffenheit der Waaren alles auf
die Eigenſchaften der Waare an.
Dieſe werden in Anſehung der aͤuſ-
ſerlichen Sinne, als durch die ſie
eben erkannt werden muͤſſen, ein-
getheilet in die fuͤhlbaren, welche
koͤnnen gefuͤhlet werden, z. E. die
Haͤrte oder Weiche, die Schwere
oder Leichtigkeit; in die ſchmack-
haften,
die durch den Geſchmack
empfunden werden, z. E. die Saͤure
oder die Suͤßigkeit, die Bitterkeit
oder Lieblichkeit; in riechbare, die
uns durch den Geruch zu erkennen
gegeben werden, z. E. der Geſtank;
in hoͤrbare, welche wir durch das
Gehoͤr empfinden, z. E. der Klang;
in ſichtbare, die wir ſehen, z. E.
die Farbe; und in vermiſchte,
welche mehr als einen Sinn affici-
ren, als 1) Geruch und Sehen,
z. E. das Alter, das ſie haben;
2) Sehen und Fuͤhlen, z. E. die
Groͤbe oder Feine, die Dicke oder
Duͤnne, die Figur, die Laͤnge, Brei-
te, Proportion ꝛc. Will man die
Beſchaffenheit der Waaren erkennen,
ſo muß man eine (V) Pruͤfung der-
ſelben anſtellen, durch die wir die
Unterſuchung der Guͤte und Fehler
einer Waare verſtehen. Die (1) Un-
terſuchung
der Guͤte einer Waare
geſchieht, wenn man wahrzuneh-
men trachtet, a) ob alle Eigenſchaf-
ten vorhanden ſind, die ſie haben
ſoll; und b) ob auch alle Eigen-
ſchaften bey ihr ſo anzutreffen ſind,
wie ſie ſeyn ſollen. Die (2) Un-
terſuchung der Fehler
einer Waare
hingegen geſchieht, wenn man ſich
bemuͤhet zu entdecken, a) ob ſie nicht
nachgemacht, und alſo nicht aͤcht
ſey; b) ob ſie verfaͤlſcht und alſo
nicht mehr aufrichtig ſey; c) ob ſie
verdorben, mithin nicht mehr gut
ſey; d) ob ſie natuͤrliche Fehler
habe, dergleichen man z. E. an dem
lebendigen Viehe, und vorzuͤglich
an den Pferden, findet; e) ob ſie
[Spaltenumbruch]
Waaren
ſchlecht gemacht, und ſolchemnach
nicht ſchoͤn ſey; f) ob ſie ver-
legen, und demnach nicht friſch ſey;
u. ſ. w. Die (3) Huͤlfsmittel zur
Unterſuchung
a) der Guͤte und der
Fehler uͤberhaupt ſind a) die Kennt-
niß der guten Eigenſchaften, damit
man wiſſe, was man an einer
Waare zu ſuchen habe; und b) die
fuͤnf Sinne, damit man durch ihre
Huͤlfe finde, ob auch die erforder-
lichen Eigenſchaften wirklich da ſind,
oder nicht. Und ſagt man im ge-
meinen Spruͤchworte: Wer die
Augen nicht aufthut
(die fuͤnf
Sinne nicht gebraucht), mag den
Beutel aufthun;
und (c) eine lan-
ge Praxis und Uebung. Da oͤfters eine
und eben dieſelbe Waare verſchie-
dene Sorten oder Gattungen, in
Anſehung ihrer Guͤte, hat; ſo pfle-
gen die Kaufleute ſolche von einan-
der zu (VI) ſortiren, um die feinen
und guten beſonders, und die gro-
ben oder fehlerhaften beſonders zu
fuͤhren: Und dieſes heißt die Sor-
tirung,
oder das Ausleſen der
Waaren,
wovon der Artikel: Sorte,
nachzuleſen iſt. Ein Kaufmann
muß den eigentlichen (VII) Preiß
einer Waare nach ihrer Beſchaffen-
heit und Sortementen im Groß-
und Klein-Handel, an dem Orte
und auf der Selle ihrer Zeugung
und Fabricirung oder an den Orten,
wo er ein und verkaufen will, wiſſen.
Es iſt aber der Preiß entweder eine
obrigkeitliche Taxe, oder Werth,
oder er wird zwiſchen dem Kaͤufer
und Verkaͤufer verglichen und feſt
geſtellt; oder ein Werth, den ein
Kaufmann weder zu erhoͤhen, noch
zu verringern gedenket. Der Grund
oder die Urſache des Preißes iſt
1) die Nutzbarkeit der Waare, es
mag ihr Nutzen entweder ein un-
mittelbarer oder mittelbarer, ein
wahrhaftiger oder eingebildeter
ſeyn; und 2) die beſtaͤndige Sel-
tenheit
oder Menge der Waare.

Nach
S 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0281" n="[275]"/><cb n="549"/><fw place="top" type="header">Waaren</fw><lb/>
Be&#x017F;chaffenheit als die andere i&#x017F;t.<lb/>
Solchemnach ko&#x0364;mmt bey der Be-<lb/>
&#x017F;chaffenheit der Waaren alles auf<lb/>
die Eigen&#x017F;chaften der Waare an.<lb/>
Die&#x017F;e werden in An&#x017F;ehung der a&#x0364;u&#x017F;-<lb/>
&#x017F;erlichen Sinne, als durch die &#x017F;ie<lb/>
eben erkannt werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, ein-<lb/>
getheilet in die <hi rendition="#fr">fu&#x0364;hlbaren,</hi> welche<lb/>
ko&#x0364;nnen gefu&#x0364;hlet werden, z. E. die<lb/>
Ha&#x0364;rte oder Weiche, die Schwere<lb/>
oder Leichtigkeit; in die <hi rendition="#fr">&#x017F;chmack-<lb/>
haften,</hi> die durch den Ge&#x017F;chmack<lb/>
empfunden werden, z. E. die Sa&#x0364;ure<lb/>
oder die Su&#x0364;ßigkeit, die Bitterkeit<lb/>
oder Lieblichkeit; in <hi rendition="#fr">riechbare,</hi> die<lb/>
uns durch den Geruch zu erkennen<lb/>
gegeben werden, z. E. der Ge&#x017F;tank;<lb/>
in <hi rendition="#fr">ho&#x0364;rbare,</hi> welche wir durch das<lb/>
Geho&#x0364;r empfinden, z. E. der Klang;<lb/>
in <hi rendition="#fr">&#x017F;ichtbare,</hi> die wir &#x017F;ehen, z. E.<lb/>
die Farbe; und in <hi rendition="#fr">vermi&#x017F;chte,</hi><lb/>
welche mehr als einen Sinn affici-<lb/>
ren, als 1) <hi rendition="#fr">Geruch</hi> und <hi rendition="#fr">Sehen,</hi><lb/>
z. E. das Alter, das &#x017F;ie haben;<lb/>
2) <hi rendition="#fr">Sehen</hi> und <hi rendition="#fr">Fu&#x0364;hlen,</hi> z. E. die<lb/>
Gro&#x0364;be oder Feine, die Dicke oder<lb/>
Du&#x0364;nne, die Figur, die La&#x0364;nge, Brei-<lb/>
te, Proportion &#xA75B;c. Will man die<lb/>
Be&#x017F;chaffenheit der Waaren erkennen,<lb/>
&#x017F;o muß man eine (<hi rendition="#aq">V</hi>) <hi rendition="#fr">Pru&#x0364;fung</hi> der-<lb/>
&#x017F;elben an&#x017F;tellen, durch die wir die<lb/>
Unter&#x017F;uchung der Gu&#x0364;te und Fehler<lb/>
einer Waare ver&#x017F;tehen. Die (1) <hi rendition="#fr">Un-<lb/>
ter&#x017F;uchung</hi> der Gu&#x0364;te einer Waare<lb/>
ge&#x017F;chieht, wenn man wahrzuneh-<lb/>
men trachtet, <hi rendition="#aq">a</hi>) ob alle Eigen&#x017F;chaf-<lb/>
ten vorhanden &#x017F;ind, die &#x017F;ie haben<lb/>
&#x017F;oll; und <hi rendition="#aq">b</hi>) ob auch alle Eigen-<lb/>
&#x017F;chaften bey ihr &#x017F;o anzutreffen &#x017F;ind,<lb/>
wie &#x017F;ie &#x017F;eyn &#x017F;ollen. Die (2) <hi rendition="#fr">Un-<lb/>
ter&#x017F;uchung der Fehler</hi> einer Waare<lb/>
hingegen ge&#x017F;chieht, wenn man &#x017F;ich<lb/>
bemu&#x0364;het zu entdecken, <hi rendition="#aq">a</hi>) ob &#x017F;ie nicht<lb/>
nachgemacht, und al&#x017F;o nicht a&#x0364;cht<lb/>
&#x017F;ey; <hi rendition="#aq">b</hi>) ob &#x017F;ie verfa&#x0364;l&#x017F;cht und al&#x017F;o<lb/>
nicht mehr aufrichtig &#x017F;ey; <hi rendition="#aq">c</hi>) ob &#x017F;ie<lb/>
verdorben, mithin nicht mehr gut<lb/>
&#x017F;ey; <hi rendition="#aq">d</hi>) ob &#x017F;ie natu&#x0364;rliche Fehler<lb/>
habe, dergleichen man z. E. an dem<lb/>
lebendigen Viehe, und vorzu&#x0364;glich<lb/>
an den Pferden, findet; <hi rendition="#aq">e</hi>) ob &#x017F;ie<lb/><cb n="550"/>
<fw place="top" type="header">Waaren</fw><lb/>
&#x017F;chlecht gemacht, und &#x017F;olchemnach<lb/>
nicht &#x017F;cho&#x0364;n &#x017F;ey; <hi rendition="#aq">f</hi>) ob &#x017F;ie ver-<lb/>
legen, und demnach nicht fri&#x017F;ch &#x017F;ey;<lb/>
u. &#x017F;. w. Die (3) <hi rendition="#fr">Hu&#x0364;lfsmittel zur<lb/>
Unter&#x017F;uchung</hi> <hi rendition="#aq">a</hi>) der Gu&#x0364;te und der<lb/>
Fehler <hi rendition="#fr">u&#x0364;berhaupt</hi> &#x017F;ind <hi rendition="#aq">a</hi>) die Kennt-<lb/>
niß der guten Eigen&#x017F;chaften, damit<lb/>
man wi&#x017F;&#x017F;e, was man an einer<lb/>
Waare zu &#x017F;uchen habe; und b) die<lb/>
fu&#x0364;nf Sinne, damit man durch ihre<lb/>
Hu&#x0364;lfe finde, ob auch die erforder-<lb/>
lichen Eigen&#x017F;chaften wirklich da &#x017F;ind,<lb/>
oder nicht. Und &#x017F;agt man im ge-<lb/>
meinen Spru&#x0364;chworte: <hi rendition="#fr">Wer die<lb/>
Augen nicht aufthut</hi> (die fu&#x0364;nf<lb/>
Sinne nicht gebraucht), <hi rendition="#fr">mag den<lb/>
Beutel aufthun;</hi> und (<hi rendition="#aq">c</hi>) eine lan-<lb/>
ge Praxis und Uebung. Da o&#x0364;fters eine<lb/>
und eben die&#x017F;elbe Waare ver&#x017F;chie-<lb/>
dene Sorten oder Gattungen, in<lb/>
An&#x017F;ehung ihrer Gu&#x0364;te, hat; &#x017F;o pfle-<lb/>
gen die Kaufleute &#x017F;olche von einan-<lb/>
der zu (<hi rendition="#aq">VI</hi>) <hi rendition="#fr">&#x017F;ortiren,</hi> um die feinen<lb/>
und guten be&#x017F;onders, und die gro-<lb/>
ben oder fehlerhaften be&#x017F;onders zu<lb/>
fu&#x0364;hren: Und die&#x017F;es heißt die <hi rendition="#fr">Sor-<lb/>
tirung,</hi> oder das <hi rendition="#fr">Ausle&#x017F;en der<lb/>
Waaren,</hi> wovon der Artikel: <hi rendition="#fr">Sorte,</hi><lb/>
nachzule&#x017F;en i&#x017F;t. Ein Kaufmann<lb/>
muß den eigentlichen (<hi rendition="#aq">VII</hi>) <hi rendition="#fr">Pre<hi rendition="#i">i</hi>ß</hi><lb/>
einer Waare nach ihrer Be&#x017F;chaffen-<lb/>
heit und Sortementen im Groß-<lb/>
und Klein-Handel, an dem Orte<lb/>
und auf der Selle ihrer Zeugung<lb/>
und Fabricirung oder an den Orten,<lb/>
wo er ein und verkaufen will, wi&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Es i&#x017F;t aber der Preiß entweder eine<lb/><hi rendition="#fr">obrigkeitliche Taxe,</hi> oder <hi rendition="#fr">Werth,</hi><lb/>
oder er wird zwi&#x017F;chen dem Ka&#x0364;ufer<lb/>
und Verka&#x0364;ufer verglichen und fe&#x017F;t<lb/>
ge&#x017F;tellt; oder ein Werth, den ein<lb/>
Kaufmann weder zu erho&#x0364;hen, noch<lb/>
zu verringern gedenket. Der <hi rendition="#fr">Grund</hi><lb/>
oder die <hi rendition="#fr">Ur&#x017F;ache</hi> des Preißes i&#x017F;t<lb/>
1) die <hi rendition="#fr">Nutzbarkeit</hi> der Waare, es<lb/>
mag ihr Nutzen entweder ein un-<lb/>
mittelbarer oder mittelbarer, ein<lb/>
wahrhaftiger oder eingebildeter<lb/>
&#x017F;eyn; und 2) die <hi rendition="#fr">be&#x017F;ta&#x0364;ndige Sel-<lb/>
tenheit</hi> oder <hi rendition="#fr">Menge</hi> der Waare.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">S 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Nach</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[275]/0281] Waaren Waaren Beſchaffenheit als die andere iſt. Solchemnach koͤmmt bey der Be- ſchaffenheit der Waaren alles auf die Eigenſchaften der Waare an. Dieſe werden in Anſehung der aͤuſ- ſerlichen Sinne, als durch die ſie eben erkannt werden muͤſſen, ein- getheilet in die fuͤhlbaren, welche koͤnnen gefuͤhlet werden, z. E. die Haͤrte oder Weiche, die Schwere oder Leichtigkeit; in die ſchmack- haften, die durch den Geſchmack empfunden werden, z. E. die Saͤure oder die Suͤßigkeit, die Bitterkeit oder Lieblichkeit; in riechbare, die uns durch den Geruch zu erkennen gegeben werden, z. E. der Geſtank; in hoͤrbare, welche wir durch das Gehoͤr empfinden, z. E. der Klang; in ſichtbare, die wir ſehen, z. E. die Farbe; und in vermiſchte, welche mehr als einen Sinn affici- ren, als 1) Geruch und Sehen, z. E. das Alter, das ſie haben; 2) Sehen und Fuͤhlen, z. E. die Groͤbe oder Feine, die Dicke oder Duͤnne, die Figur, die Laͤnge, Brei- te, Proportion ꝛc. Will man die Beſchaffenheit der Waaren erkennen, ſo muß man eine (V) Pruͤfung der- ſelben anſtellen, durch die wir die Unterſuchung der Guͤte und Fehler einer Waare verſtehen. Die (1) Un- terſuchung der Guͤte einer Waare geſchieht, wenn man wahrzuneh- men trachtet, a) ob alle Eigenſchaf- ten vorhanden ſind, die ſie haben ſoll; und b) ob auch alle Eigen- ſchaften bey ihr ſo anzutreffen ſind, wie ſie ſeyn ſollen. Die (2) Un- terſuchung der Fehler einer Waare hingegen geſchieht, wenn man ſich bemuͤhet zu entdecken, a) ob ſie nicht nachgemacht, und alſo nicht aͤcht ſey; b) ob ſie verfaͤlſcht und alſo nicht mehr aufrichtig ſey; c) ob ſie verdorben, mithin nicht mehr gut ſey; d) ob ſie natuͤrliche Fehler habe, dergleichen man z. E. an dem lebendigen Viehe, und vorzuͤglich an den Pferden, findet; e) ob ſie ſchlecht gemacht, und ſolchemnach nicht ſchoͤn ſey; f) ob ſie ver- legen, und demnach nicht friſch ſey; u. ſ. w. Die (3) Huͤlfsmittel zur Unterſuchung a) der Guͤte und der Fehler uͤberhaupt ſind a) die Kennt- niß der guten Eigenſchaften, damit man wiſſe, was man an einer Waare zu ſuchen habe; und b) die fuͤnf Sinne, damit man durch ihre Huͤlfe finde, ob auch die erforder- lichen Eigenſchaften wirklich da ſind, oder nicht. Und ſagt man im ge- meinen Spruͤchworte: Wer die Augen nicht aufthut (die fuͤnf Sinne nicht gebraucht), mag den Beutel aufthun; und (c) eine lan- ge Praxis und Uebung. Da oͤfters eine und eben dieſelbe Waare verſchie- dene Sorten oder Gattungen, in Anſehung ihrer Guͤte, hat; ſo pfle- gen die Kaufleute ſolche von einan- der zu (VI) ſortiren, um die feinen und guten beſonders, und die gro- ben oder fehlerhaften beſonders zu fuͤhren: Und dieſes heißt die Sor- tirung, oder das Ausleſen der Waaren, wovon der Artikel: Sorte, nachzuleſen iſt. Ein Kaufmann muß den eigentlichen (VII) Preiß einer Waare nach ihrer Beſchaffen- heit und Sortementen im Groß- und Klein-Handel, an dem Orte und auf der Selle ihrer Zeugung und Fabricirung oder an den Orten, wo er ein und verkaufen will, wiſſen. Es iſt aber der Preiß entweder eine obrigkeitliche Taxe, oder Werth, oder er wird zwiſchen dem Kaͤufer und Verkaͤufer verglichen und feſt geſtellt; oder ein Werth, den ein Kaufmann weder zu erhoͤhen, noch zu verringern gedenket. Der Grund oder die Urſache des Preißes iſt 1) die Nutzbarkeit der Waare, es mag ihr Nutzen entweder ein un- mittelbarer oder mittelbarer, ein wahrhaftiger oder eingebildeter ſeyn; und 2) die beſtaͤndige Sel- tenheit oder Menge der Waare. Nach S 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/281
Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [275]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/281>, abgerufen am 14.05.2024.