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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Vorgeb. der guten Hoffn.
sich aber, ungeachtet sie nichts ver-
absäumet haben, was nöthig gewe-
sen ist, sich in gute Umstände zu
setzen, und ungeachtet der Erdbo-
den daselbst sehr fruchtbar ist, größ-
tentheils, einige wenige Privatper-
sonen ausgenommen, in schlechten
Umständen befinden, indem sie fast
alle arm sind, und eben so, wie die
Hottentotten, in schlechten Hütten
wohnen. Die Schuld davon
scheint Kolbe der wenigen Hülfe bey-
zumessen, die man diesen Leuten ge-
leistet hat. Die letzte Colonie,
und die neueste heißt endlich Wa-
veren,
welchen Namen sie von
Wilhelm van der Stel, zu Ehren
der Familie von Waveren, erhalten
hat, mit der er befreundet war.
Sonst nannte man sie den rothen
Sand, wegen eines Berges, der
solche von der Colonie Drakenstein
absondert, und auf welchem man
sowol, als in der Gegend umher,
viel rothen Sand findet. Auch
dieser Theil ist sehr fruchtbar, aber
sehr wenig angebauet, weil die Ein-
wohner daselbst nichts eigenthüm-
lich besitzen, sondern alle sechs Mo-
nate mit dem Gouverneur ihren
Pacht erneuern müssen. Die (4)
Einkünfte, welche die holländische
ostindische Compagnie aus diesem
Lande zieht, bestehen in dem Zehn-
ten, von dem, was alle Länderey-
en eintragen, welche die Europäer
daselbst besitzen; in dem von solchen
Ländereyen jährlich zu entrichten-
den Grundzinse; in gewissen auf die
Weine, sowol diejenigen, so daselbst
wachsen, als aus andern Ländern
dahin gebracht werden, ingleichen
auf Branntwein, Bier, andere Li-
queurs, und Taback, gelegten Auf-
lagen; und in der Handlung, wel-
che Einkünfte insgesamt Kolbe jähr-
lich auf 225000 Gulden schätzet.
Die (5) Handlung, so man daselbst
mit den Landeseingebohrnen trei-
bet, ist nicht sehr beträchtlich; oder
[Spaltenumbruch]
Vorgeb. der guten Hoffn.
besser zu sagen, es wird mit ihnen
fast gar kein Handel getrieben, in-
dem die Hottentotten die elendesten
und faulsten unter allen Negers
sind, welche die Küste der Caffern
bewohnen. Aber mit den Schif-
fen,
die daselbst anlanden, treiben
die Holländer, so allda wohnen,
einen sehr guten Handel, indem sie
ihnen allerhand Erfrischungen, für
einen ziemlich wohlfeilen Preiß, und
dennoch mit großem Profite verkau-
fen, weil sie eine große Menge Och-
sen, Kühe, Schafe, Ziegen,
Schweine etc. halten. Kolbe versi-
chert, daß kein Land in der Welt
zu finden sey, wo man eine so gros-
se Menge großes und kleines
Schlachtvieh ziehe, wo solches wohl-
feiler, und das Fleisch von demsel-
ben schmackhafter sey, als das Vor-
gebirge der guten Hoffnung, indem
ein Ochse daselbst insgemein fünf-
hundert bis sechs hundert Pfunde
wiegt, und für ein Pfund Taback
verkaufet wird; und der Schwanz
eines Schafes funfzehn bis zwanzig,
und zuweilen an die dreyßig Pfunde
am Gewichte hat. So wird auch
allhier jährlich ein großer Ueberfluß
an Getreide und Wein erbauet,
von welchen letzten die Engländer
viel aufkaufen, und sie den franzö-
sischen vorziehen; auch fängt man
an, solchen mehr als vorher nach
Holland zu verführen. Hierzu
kommen noch die vortrefflichen
Baum- und Gartenfrüchte, welche
man daselbst sowol in Privatgärten,
als in den der Compagnie gehören-
den gemeinschaftlichen schönen Gär-
ten zeuget, von welchen der eine
in einer Entfernung von zwey
Büchsenschüssen, von dem daselbst
sowol wider die in- als auswärti-
gen Feinde erbaueten Castelle der
guten Hoffnung; und der andere,
welcher ungemein groß ist, hinter
dem Tafelberge liegt. Jn dem ge-
dachten (6) Castelle hat der Gou-

verneur

[Spaltenumbruch]

Vorgeb. der guten Hoffn.
ſich aber, ungeachtet ſie nichts ver-
abſaͤumet haben, was noͤthig gewe-
ſen iſt, ſich in gute Umſtaͤnde zu
ſetzen, und ungeachtet der Erdbo-
den daſelbſt ſehr fruchtbar iſt, groͤß-
tentheils, einige wenige Privatper-
ſonen ausgenommen, in ſchlechten
Umſtaͤnden befinden, indem ſie faſt
alle arm ſind, und eben ſo, wie die
Hottentotten, in ſchlechten Huͤtten
wohnen. Die Schuld davon
ſcheint Kolbe der wenigen Huͤlfe bey-
zumeſſen, die man dieſen Leuten ge-
leiſtet hat. Die letzte Colonie,
und die neueſte heißt endlich Wa-
veren,
welchen Namen ſie von
Wilhelm van der Stel, zu Ehren
der Familie von Waveren, erhalten
hat, mit der er befreundet war.
Sonſt nannte man ſie den rothen
Sand, wegen eines Berges, der
ſolche von der Colonie Drakenſtein
abſondert, und auf welchem man
ſowol, als in der Gegend umher,
viel rothen Sand findet. Auch
dieſer Theil iſt ſehr fruchtbar, aber
ſehr wenig angebauet, weil die Ein-
wohner daſelbſt nichts eigenthuͤm-
lich beſitzen, ſondern alle ſechs Mo-
nate mit dem Gouverneur ihren
Pacht erneuern muͤſſen. Die (4)
Einkuͤnfte, welche die hollaͤndiſche
oſtindiſche Compagnie aus dieſem
Lande zieht, beſtehen in dem Zehn-
ten, von dem, was alle Laͤnderey-
en eintragen, welche die Europaͤer
daſelbſt beſitzen; in dem von ſolchen
Laͤndereyen jaͤhrlich zu entrichten-
den Grundzinſe; in gewiſſen auf die
Weine, ſowol diejenigen, ſo daſelbſt
wachſen, als aus andern Laͤndern
dahin gebracht werden, ingleichen
auf Branntwein, Bier, andere Li-
queurs, und Taback, gelegten Auf-
lagen; und in der Handlung, wel-
che Einkuͤnfte insgeſamt Kolbe jaͤhr-
lich auf 225000 Gulden ſchaͤtzet.
Die (5) Handlung, ſo man daſelbſt
mit den Landeseingebohrnen trei-
bet, iſt nicht ſehr betraͤchtlich; oder
[Spaltenumbruch]
Vorgeb. der guten Hoffn.
beſſer zu ſagen, es wird mit ihnen
faſt gar kein Handel getrieben, in-
dem die Hottentotten die elendeſten
und faulſten unter allen Negers
ſind, welche die Kuͤſte der Caffern
bewohnen. Aber mit den Schif-
fen,
die daſelbſt anlanden, treiben
die Hollaͤnder, ſo allda wohnen,
einen ſehr guten Handel, indem ſie
ihnen allerhand Erfriſchungen, fuͤr
einen ziemlich wohlfeilen Preiß, und
dennoch mit großem Profite verkau-
fen, weil ſie eine große Menge Och-
ſen, Kuͤhe, Schafe, Ziegen,
Schweine ꝛc. halten. Kolbe verſi-
chert, daß kein Land in der Welt
zu finden ſey, wo man eine ſo groſ-
ſe Menge großes und kleines
Schlachtvieh ziehe, wo ſolches wohl-
feiler, und das Fleiſch von demſel-
ben ſchmackhafter ſey, als das Vor-
gebirge der guten Hoffnung, indem
ein Ochſe daſelbſt insgemein fuͤnf-
hundert bis ſechs hundert Pfunde
wiegt, und fuͤr ein Pfund Taback
verkaufet wird; und der Schwanz
eines Schafes funfzehn bis zwanzig,
und zuweilen an die dreyßig Pfunde
am Gewichte hat. So wird auch
allhier jaͤhrlich ein großer Ueberfluß
an Getreide und Wein erbauet,
von welchen letzten die Englaͤnder
viel aufkaufen, und ſie den franzoͤ-
ſiſchen vorziehen; auch faͤngt man
an, ſolchen mehr als vorher nach
Holland zu verfuͤhren. Hierzu
kommen noch die vortrefflichen
Baum- und Gartenfruͤchte, welche
man daſelbſt ſowol in Privatgaͤrten,
als in den der Compagnie gehoͤren-
den gemeinſchaftlichen ſchoͤnen Gaͤr-
ten zeuget, von welchen der eine
in einer Entfernung von zwey
Buͤchſenſchuͤſſen, von dem daſelbſt
ſowol wider die in- als auswaͤrti-
gen Feinde erbaueten Caſtelle der
guten Hoffnung; und der andere,
welcher ungemein groß iſt, hinter
dem Tafelberge liegt. Jn dem ge-
dachten (6) Caſtelle hat der Gou-

verneur
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[[264]/0270] Vorgeb. der guten Hoffn. Vorgeb. der guten Hoffn. ſich aber, ungeachtet ſie nichts ver- abſaͤumet haben, was noͤthig gewe- ſen iſt, ſich in gute Umſtaͤnde zu ſetzen, und ungeachtet der Erdbo- den daſelbſt ſehr fruchtbar iſt, groͤß- tentheils, einige wenige Privatper- ſonen ausgenommen, in ſchlechten Umſtaͤnden befinden, indem ſie faſt alle arm ſind, und eben ſo, wie die Hottentotten, in ſchlechten Huͤtten wohnen. Die Schuld davon ſcheint Kolbe der wenigen Huͤlfe bey- zumeſſen, die man dieſen Leuten ge- leiſtet hat. Die letzte Colonie, und die neueſte heißt endlich Wa- veren, welchen Namen ſie von Wilhelm van der Stel, zu Ehren der Familie von Waveren, erhalten hat, mit der er befreundet war. Sonſt nannte man ſie den rothen Sand, wegen eines Berges, der ſolche von der Colonie Drakenſtein abſondert, und auf welchem man ſowol, als in der Gegend umher, viel rothen Sand findet. Auch dieſer Theil iſt ſehr fruchtbar, aber ſehr wenig angebauet, weil die Ein- wohner daſelbſt nichts eigenthuͤm- lich beſitzen, ſondern alle ſechs Mo- nate mit dem Gouverneur ihren Pacht erneuern muͤſſen. Die (4) Einkuͤnfte, welche die hollaͤndiſche oſtindiſche Compagnie aus dieſem Lande zieht, beſtehen in dem Zehn- ten, von dem, was alle Laͤnderey- en eintragen, welche die Europaͤer daſelbſt beſitzen; in dem von ſolchen Laͤndereyen jaͤhrlich zu entrichten- den Grundzinſe; in gewiſſen auf die Weine, ſowol diejenigen, ſo daſelbſt wachſen, als aus andern Laͤndern dahin gebracht werden, ingleichen auf Branntwein, Bier, andere Li- queurs, und Taback, gelegten Auf- lagen; und in der Handlung, wel- che Einkuͤnfte insgeſamt Kolbe jaͤhr- lich auf 225000 Gulden ſchaͤtzet. Die (5) Handlung, ſo man daſelbſt mit den Landeseingebohrnen trei- bet, iſt nicht ſehr betraͤchtlich; oder beſſer zu ſagen, es wird mit ihnen faſt gar kein Handel getrieben, in- dem die Hottentotten die elendeſten und faulſten unter allen Negers ſind, welche die Kuͤſte der Caffern bewohnen. Aber mit den Schif- fen, die daſelbſt anlanden, treiben die Hollaͤnder, ſo allda wohnen, einen ſehr guten Handel, indem ſie ihnen allerhand Erfriſchungen, fuͤr einen ziemlich wohlfeilen Preiß, und dennoch mit großem Profite verkau- fen, weil ſie eine große Menge Och- ſen, Kuͤhe, Schafe, Ziegen, Schweine ꝛc. halten. Kolbe verſi- chert, daß kein Land in der Welt zu finden ſey, wo man eine ſo groſ- ſe Menge großes und kleines Schlachtvieh ziehe, wo ſolches wohl- feiler, und das Fleiſch von demſel- ben ſchmackhafter ſey, als das Vor- gebirge der guten Hoffnung, indem ein Ochſe daſelbſt insgemein fuͤnf- hundert bis ſechs hundert Pfunde wiegt, und fuͤr ein Pfund Taback verkaufet wird; und der Schwanz eines Schafes funfzehn bis zwanzig, und zuweilen an die dreyßig Pfunde am Gewichte hat. So wird auch allhier jaͤhrlich ein großer Ueberfluß an Getreide und Wein erbauet, von welchen letzten die Englaͤnder viel aufkaufen, und ſie den franzoͤ- ſiſchen vorziehen; auch faͤngt man an, ſolchen mehr als vorher nach Holland zu verfuͤhren. Hierzu kommen noch die vortrefflichen Baum- und Gartenfruͤchte, welche man daſelbſt ſowol in Privatgaͤrten, als in den der Compagnie gehoͤren- den gemeinſchaftlichen ſchoͤnen Gaͤr- ten zeuget, von welchen der eine in einer Entfernung von zwey Buͤchſenſchuͤſſen, von dem daſelbſt ſowol wider die in- als auswaͤrti- gen Feinde erbaueten Caſtelle der guten Hoffnung; und der andere, welcher ungemein groß iſt, hinter dem Tafelberge liegt. Jn dem ge- dachten (6) Caſtelle hat der Gou- verneur

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [264]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/270>, abgerufen am 14.05.2024.