Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

[Spaltenumbruch]

Vorgeb. der guten Hoffn.
wenn nur solches an solchen Orten
geschehe, welche die Holländer selbst
unbewohnt ließen. Zu gleicher Zeit
schloß man mit ihnen eine Off- und
Defensivallianz, welche, ungeach-
tet sie nicht schriftlich zu Papier ge-
bracht ist, weil die Hottentotten
weder schreiben, noch lesen können,
dennoch bis itzt heiligst ist gehalten
worden. Durch diesen Friedens-
tractat sind die Holländer gewisser-
maßen Herren des ganzen Landes
geworden; und die Oberhäupter
der Nationen kommen oft, diese Al-
lianz mit dem Gouverneur zu erneu-
ern, und ihm einiges Vieh zum Ge-
schenke zu bringen, da sie denn von
dem Gouverneur allemal wohl em-
pfangen werden, und ihnen anstatt
ihrer Präsente Taback, Branntwein,
Corallen, und andere Sachen, von
denen man weiß, daß sie solche lie-
ben, zum Gegengeschenke gemacht
werden. Es hat aber der hollän-
dischen ostindischen Compagnie un-
endliche Summen gekostet, ehe sie
dieses Etablissement in denjenigen
Stand setzen können, in welchem
es sich itzt befindet. Herr Kolbe
rechnet in seiner Beschreibung des
Vorgebirges der guten Hoffnung,
die Kosten, so sie in den ersten zwan-
zig Jahren darauf gewendet hat,
jährlich auf eine Million Gulden,
und saget, daß sie auch noch zu der
Zeit, da er sich auf demselben be-
funden hat, Mühe gehabt, dieje-
nigen Unkosten heraus zu bringen,
welche sie darauf zu wenden genö-
thiget ist. Da aber die Colonie
daselbst täglich zunimmt, und man
beständig neues Land anbauet: so
wird dieses Etablissement mit der
Zeit (2) für die Holländer unge-
mein vortheilhaftig werden, wie
es ihnen denn auch itzt schon unge-
mein vortheilhaftig ist, weil sie
nicht allein an diesem Vorgebirge
einen sehr bequemen Erfrischungsort
für ihre ostindische Flotten haben,
[Spaltenumbruch]
Vorgeb. der guten Hoffn.
welcher den andern nach Ostindien
handelnden europäischen Nationen
fehlet; sondern sie sich auch dadurch
eine Niederlage erworben haben,
ohne welche es schwer ist, eine so
lange Seereise glücklich zu enden.
Das Land, welches die Holländer
auf diesem Vorgebirge besitzen, wird
in vier Districte, oder Colonien (3)
eingetheilet, von denen der erste
das Cap genennet wird, weil er
am nächsten an dem Meere liegt,
und die Stadt und das Fort der
guten Hoffnung auf demselben gele-
gen sind. Die zweyte Colonie heißt
Stellenbosch, welchen Namen sie
von dem Gouverneur Simon van
der Stel erhalten hat, unter dem
sie ist angeleget worden. Diese
Colonie ist von der ersten durch ei-
ne große sandigte Wüste abgeson-
dert, und wird in vier Theile ge-
theilet, von welchen derjenige Theil,
so den Namen Stellenbosch behal-
ten hat, und das hottentottische
Holland die vornehmsten sind, wel-
ches letztere nicht deswegen so ge-
nennet wird, weil es einige Gleich-
heit mit Holland hat, als welches
weit kleiner und ganz anders gele-
gen ist; sondern deswegen, weil es
denjenigen, die sich zuerst daselbst
niedergelassen haben, das bequemste
zu seyn schien, wo man das der
ostindischen Compagnie gehörende
Vieh unterhalten könne. Draken-
stein ist der Name der dritten Co-
lonie, welche im Jahre 1675 ange-
fangen hat, sich daselbst niederzu-
lassen. Der größte Theil der Ein-
wohner dieser Colonie besteht aus
französischen Flüchtlingen, oder itzt
vielmehr aus deren Nachkommen,
welche die holländische ostindische
Compagnie kurz nach der Anlegung
dieser Colonie auf Recommendati-
on der Generalstaaten hieher hat
bringen, und ihnen Land, nebst al-
lem dem, was zu dessen Anbau nö-
thig ist, hat austheilen lassen; die

sich
R 4

[Spaltenumbruch]

Vorgeb. der guten Hoffn.
wenn nur ſolches an ſolchen Orten
geſchehe, welche die Hollaͤnder ſelbſt
unbewohnt ließen. Zu gleicher Zeit
ſchloß man mit ihnen eine Off- und
Defenſivallianz, welche, ungeach-
tet ſie nicht ſchriftlich zu Papier ge-
bracht iſt, weil die Hottentotten
weder ſchreiben, noch leſen koͤnnen,
dennoch bis itzt heiligſt iſt gehalten
worden. Durch dieſen Friedens-
tractat ſind die Hollaͤnder gewiſſer-
maßen Herren des ganzen Landes
geworden; und die Oberhaͤupter
der Nationen kommen oft, dieſe Al-
lianz mit dem Gouverneur zu erneu-
ern, und ihm einiges Vieh zum Ge-
ſchenke zu bringen, da ſie denn von
dem Gouverneur allemal wohl em-
pfangen werden, und ihnen anſtatt
ihrer Praͤſente Taback, Branntwein,
Corallen, und andere Sachen, von
denen man weiß, daß ſie ſolche lie-
ben, zum Gegengeſchenke gemacht
werden. Es hat aber der hollaͤn-
diſchen oſtindiſchen Compagnie un-
endliche Summen gekoſtet, ehe ſie
dieſes Etabliſſement in denjenigen
Stand ſetzen koͤnnen, in welchem
es ſich itzt befindet. Herr Kolbe
rechnet in ſeiner Beſchreibung des
Vorgebirges der guten Hoffnung,
die Koſten, ſo ſie in den erſten zwan-
zig Jahren darauf gewendet hat,
jaͤhrlich auf eine Million Gulden,
und ſaget, daß ſie auch noch zu der
Zeit, da er ſich auf demſelben be-
funden hat, Muͤhe gehabt, dieje-
nigen Unkoſten heraus zu bringen,
welche ſie darauf zu wenden genoͤ-
thiget iſt. Da aber die Colonie
daſelbſt taͤglich zunimmt, und man
beſtaͤndig neues Land anbauet: ſo
wird dieſes Etabliſſement mit der
Zeit (2) fuͤr die Hollaͤnder unge-
mein vortheilhaftig werden, wie
es ihnen denn auch itzt ſchon unge-
mein vortheilhaftig iſt, weil ſie
nicht allein an dieſem Vorgebirge
einen ſehr bequemen Erfriſchungsort
fuͤr ihre oſtindiſche Flotten haben,
[Spaltenumbruch]
Vorgeb. der guten Hoffn.
welcher den andern nach Oſtindien
handelnden europaͤiſchen Nationen
fehlet; ſondern ſie ſich auch dadurch
eine Niederlage erworben haben,
ohne welche es ſchwer iſt, eine ſo
lange Seereiſe gluͤcklich zu enden.
Das Land, welches die Hollaͤnder
auf dieſem Vorgebirge beſitzen, wird
in vier Diſtricte, oder Colonien (3)
eingetheilet, von denen der erſte
das Cap genennet wird, weil er
am naͤchſten an dem Meere liegt,
und die Stadt und das Fort der
guten Hoffnung auf demſelben gele-
gen ſind. Die zweyte Colonie heißt
Stellenboſch, welchen Namen ſie
von dem Gouverneur Simon van
der Stel erhalten hat, unter dem
ſie iſt angeleget worden. Dieſe
Colonie iſt von der erſten durch ei-
ne große ſandigte Wuͤſte abgeſon-
dert, und wird in vier Theile ge-
theilet, von welchen derjenige Theil,
ſo den Namen Stellenboſch behal-
ten hat, und das hottentottiſche
Holland die vornehmſten ſind, wel-
ches letztere nicht deswegen ſo ge-
nennet wird, weil es einige Gleich-
heit mit Holland hat, als welches
weit kleiner und ganz anders gele-
gen iſt; ſondern deswegen, weil es
denjenigen, die ſich zuerſt daſelbſt
niedergelaſſen haben, das bequemſte
zu ſeyn ſchien, wo man das der
oſtindiſchen Compagnie gehoͤrende
Vieh unterhalten koͤnne. Draken-
ſtein iſt der Name der dritten Co-
lonie, welche im Jahre 1675 ange-
fangen hat, ſich daſelbſt niederzu-
laſſen. Der groͤßte Theil der Ein-
wohner dieſer Colonie beſteht aus
franzoͤſiſchen Fluͤchtlingen, oder itzt
vielmehr aus deren Nachkommen,
welche die hollaͤndiſche oſtindiſche
Compagnie kurz nach der Anlegung
dieſer Colonie auf Recommendati-
on der Generalſtaaten hieher hat
bringen, und ihnen Land, nebſt al-
lem dem, was zu deſſen Anbau noͤ-
thig iſt, hat austheilen laſſen; die

ſich
R 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0269" n="[263]"/><cb n="525"/><fw place="top" type="header">Vorgeb. der guten Hoffn.</fw><lb/>
wenn nur &#x017F;olches an &#x017F;olchen Orten<lb/>
ge&#x017F;chehe, welche die Holla&#x0364;nder &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
unbewohnt ließen. Zu gleicher Zeit<lb/>
&#x017F;chloß man mit ihnen eine Off- und<lb/>
Defen&#x017F;ivallianz, welche, ungeach-<lb/>
tet &#x017F;ie nicht &#x017F;chriftlich zu Papier ge-<lb/>
bracht i&#x017F;t, weil die Hottentotten<lb/>
weder &#x017F;chreiben, noch le&#x017F;en ko&#x0364;nnen,<lb/>
dennoch bis itzt heilig&#x017F;t i&#x017F;t gehalten<lb/>
worden. Durch die&#x017F;en Friedens-<lb/>
tractat &#x017F;ind die Holla&#x0364;nder gewi&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
maßen Herren des ganzen Landes<lb/>
geworden; und die Oberha&#x0364;upter<lb/>
der Nationen kommen oft, die&#x017F;e Al-<lb/>
lianz mit dem Gouverneur zu erneu-<lb/>
ern, und ihm einiges Vieh zum Ge-<lb/>
&#x017F;chenke zu bringen, da &#x017F;ie denn von<lb/>
dem Gouverneur allemal wohl em-<lb/>
pfangen werden, und ihnen an&#x017F;tatt<lb/>
ihrer Pra&#x0364;&#x017F;ente Taback, Branntwein,<lb/>
Corallen, und andere Sachen, von<lb/>
denen man weiß, daß &#x017F;ie &#x017F;olche lie-<lb/>
ben, zum Gegenge&#x017F;chenke gemacht<lb/>
werden. Es hat aber der holla&#x0364;n-<lb/>
di&#x017F;chen o&#x017F;tindi&#x017F;chen Compagnie un-<lb/>
endliche Summen geko&#x017F;tet, ehe &#x017F;ie<lb/>
die&#x017F;es Etabli&#x017F;&#x017F;ement in denjenigen<lb/>
Stand &#x017F;etzen ko&#x0364;nnen, in welchem<lb/>
es &#x017F;ich itzt befindet. Herr Kolbe<lb/>
rechnet in &#x017F;einer Be&#x017F;chreibung des<lb/>
Vorgebirges der guten Hoffnung,<lb/>
die Ko&#x017F;ten, &#x017F;o &#x017F;ie in den er&#x017F;ten zwan-<lb/>
zig Jahren darauf gewendet hat,<lb/>
ja&#x0364;hrlich auf eine Million Gulden,<lb/>
und &#x017F;aget, daß &#x017F;ie auch noch zu der<lb/>
Zeit, da er &#x017F;ich auf dem&#x017F;elben be-<lb/>
funden hat, Mu&#x0364;he gehabt, dieje-<lb/>
nigen Unko&#x017F;ten heraus zu bringen,<lb/>
welche &#x017F;ie darauf zu wenden geno&#x0364;-<lb/>
thiget i&#x017F;t. Da aber die Colonie<lb/>
da&#x017F;elb&#x017F;t ta&#x0364;glich zunimmt, und man<lb/>
be&#x017F;ta&#x0364;ndig neues Land anbauet: &#x017F;o<lb/>
wird die&#x017F;es Etabli&#x017F;&#x017F;ement mit der<lb/>
Zeit (2) <hi rendition="#fr">fu&#x0364;r die Holla&#x0364;nder unge-<lb/>
mein vortheilhaftig</hi> werden, wie<lb/>
es ihnen denn auch itzt &#x017F;chon unge-<lb/>
mein vortheilhaftig i&#x017F;t, weil &#x017F;ie<lb/>
nicht allein an die&#x017F;em Vorgebirge<lb/>
einen &#x017F;ehr bequemen Erfri&#x017F;chungsort<lb/>
fu&#x0364;r ihre o&#x017F;tindi&#x017F;che Flotten haben,<lb/><cb n="526"/>
<fw place="top" type="header">Vorgeb. der guten Hoffn.</fw><lb/>
welcher den andern nach O&#x017F;tindien<lb/>
handelnden europa&#x0364;i&#x017F;chen Nationen<lb/>
fehlet; &#x017F;ondern &#x017F;ie &#x017F;ich auch dadurch<lb/>
eine Niederlage erworben haben,<lb/>
ohne welche es &#x017F;chwer i&#x017F;t, eine &#x017F;o<lb/>
lange Seerei&#x017F;e glu&#x0364;cklich zu enden.<lb/>
Das Land, welches die Holla&#x0364;nder<lb/>
auf die&#x017F;em Vorgebirge be&#x017F;itzen, wird<lb/>
in vier Di&#x017F;tricte, oder Colonien (3)<lb/><hi rendition="#fr">eingetheilet,</hi> von denen der er&#x017F;te<lb/>
das <hi rendition="#fr">Cap</hi> genennet wird, weil er<lb/>
am na&#x0364;ch&#x017F;ten an dem Meere liegt,<lb/>
und die Stadt und das Fort der<lb/>
guten Hoffnung auf dem&#x017F;elben gele-<lb/>
gen &#x017F;ind. Die zweyte Colonie heißt<lb/><hi rendition="#fr">Stellenbo&#x017F;ch,</hi> welchen Namen &#x017F;ie<lb/>
von dem Gouverneur Simon van<lb/>
der Stel erhalten hat, unter dem<lb/>
&#x017F;ie i&#x017F;t angeleget worden. Die&#x017F;e<lb/>
Colonie i&#x017F;t von der er&#x017F;ten durch ei-<lb/>
ne große &#x017F;andigte Wu&#x0364;&#x017F;te abge&#x017F;on-<lb/>
dert, und wird in vier Theile ge-<lb/>
theilet, von welchen derjenige Theil,<lb/>
&#x017F;o den Namen Stellenbo&#x017F;ch behal-<lb/>
ten hat, und das hottentotti&#x017F;che<lb/>
Holland die vornehm&#x017F;ten &#x017F;ind, wel-<lb/>
ches letztere nicht deswegen &#x017F;o ge-<lb/>
nennet wird, weil es einige Gleich-<lb/>
heit mit Holland hat, als welches<lb/>
weit kleiner und ganz anders gele-<lb/>
gen i&#x017F;t; &#x017F;ondern deswegen, weil es<lb/>
denjenigen, die &#x017F;ich zuer&#x017F;t da&#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
niedergela&#x017F;&#x017F;en haben, das bequem&#x017F;te<lb/>
zu &#x017F;eyn &#x017F;chien, wo man das der<lb/>
o&#x017F;tindi&#x017F;chen Compagnie geho&#x0364;rende<lb/>
Vieh unterhalten ko&#x0364;nne. <hi rendition="#fr">Draken-<lb/>
&#x017F;tein</hi> i&#x017F;t der Name der dritten Co-<lb/>
lonie, welche im Jahre 1675 ange-<lb/>
fangen hat, &#x017F;ich da&#x017F;elb&#x017F;t niederzu-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en. Der gro&#x0364;ßte Theil der Ein-<lb/>
wohner die&#x017F;er Colonie be&#x017F;teht aus<lb/>
franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Flu&#x0364;chtlingen, oder itzt<lb/>
vielmehr aus deren Nachkommen,<lb/>
welche die holla&#x0364;ndi&#x017F;che o&#x017F;tindi&#x017F;che<lb/>
Compagnie kurz nach der Anlegung<lb/>
die&#x017F;er Colonie auf Recommendati-<lb/>
on der General&#x017F;taaten hieher hat<lb/>
bringen, und ihnen Land, neb&#x017F;t al-<lb/>
lem dem, was zu de&#x017F;&#x017F;en Anbau no&#x0364;-<lb/>
thig i&#x017F;t, hat austheilen la&#x017F;&#x017F;en; die<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R 4</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ich</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[263]/0269] Vorgeb. der guten Hoffn. Vorgeb. der guten Hoffn. wenn nur ſolches an ſolchen Orten geſchehe, welche die Hollaͤnder ſelbſt unbewohnt ließen. Zu gleicher Zeit ſchloß man mit ihnen eine Off- und Defenſivallianz, welche, ungeach- tet ſie nicht ſchriftlich zu Papier ge- bracht iſt, weil die Hottentotten weder ſchreiben, noch leſen koͤnnen, dennoch bis itzt heiligſt iſt gehalten worden. Durch dieſen Friedens- tractat ſind die Hollaͤnder gewiſſer- maßen Herren des ganzen Landes geworden; und die Oberhaͤupter der Nationen kommen oft, dieſe Al- lianz mit dem Gouverneur zu erneu- ern, und ihm einiges Vieh zum Ge- ſchenke zu bringen, da ſie denn von dem Gouverneur allemal wohl em- pfangen werden, und ihnen anſtatt ihrer Praͤſente Taback, Branntwein, Corallen, und andere Sachen, von denen man weiß, daß ſie ſolche lie- ben, zum Gegengeſchenke gemacht werden. Es hat aber der hollaͤn- diſchen oſtindiſchen Compagnie un- endliche Summen gekoſtet, ehe ſie dieſes Etabliſſement in denjenigen Stand ſetzen koͤnnen, in welchem es ſich itzt befindet. Herr Kolbe rechnet in ſeiner Beſchreibung des Vorgebirges der guten Hoffnung, die Koſten, ſo ſie in den erſten zwan- zig Jahren darauf gewendet hat, jaͤhrlich auf eine Million Gulden, und ſaget, daß ſie auch noch zu der Zeit, da er ſich auf demſelben be- funden hat, Muͤhe gehabt, dieje- nigen Unkoſten heraus zu bringen, welche ſie darauf zu wenden genoͤ- thiget iſt. Da aber die Colonie daſelbſt taͤglich zunimmt, und man beſtaͤndig neues Land anbauet: ſo wird dieſes Etabliſſement mit der Zeit (2) fuͤr die Hollaͤnder unge- mein vortheilhaftig werden, wie es ihnen denn auch itzt ſchon unge- mein vortheilhaftig iſt, weil ſie nicht allein an dieſem Vorgebirge einen ſehr bequemen Erfriſchungsort fuͤr ihre oſtindiſche Flotten haben, welcher den andern nach Oſtindien handelnden europaͤiſchen Nationen fehlet; ſondern ſie ſich auch dadurch eine Niederlage erworben haben, ohne welche es ſchwer iſt, eine ſo lange Seereiſe gluͤcklich zu enden. Das Land, welches die Hollaͤnder auf dieſem Vorgebirge beſitzen, wird in vier Diſtricte, oder Colonien (3) eingetheilet, von denen der erſte das Cap genennet wird, weil er am naͤchſten an dem Meere liegt, und die Stadt und das Fort der guten Hoffnung auf demſelben gele- gen ſind. Die zweyte Colonie heißt Stellenboſch, welchen Namen ſie von dem Gouverneur Simon van der Stel erhalten hat, unter dem ſie iſt angeleget worden. Dieſe Colonie iſt von der erſten durch ei- ne große ſandigte Wuͤſte abgeſon- dert, und wird in vier Theile ge- theilet, von welchen derjenige Theil, ſo den Namen Stellenboſch behal- ten hat, und das hottentottiſche Holland die vornehmſten ſind, wel- ches letztere nicht deswegen ſo ge- nennet wird, weil es einige Gleich- heit mit Holland hat, als welches weit kleiner und ganz anders gele- gen iſt; ſondern deswegen, weil es denjenigen, die ſich zuerſt daſelbſt niedergelaſſen haben, das bequemſte zu ſeyn ſchien, wo man das der oſtindiſchen Compagnie gehoͤrende Vieh unterhalten koͤnne. Draken- ſtein iſt der Name der dritten Co- lonie, welche im Jahre 1675 ange- fangen hat, ſich daſelbſt niederzu- laſſen. Der groͤßte Theil der Ein- wohner dieſer Colonie beſteht aus franzoͤſiſchen Fluͤchtlingen, oder itzt vielmehr aus deren Nachkommen, welche die hollaͤndiſche oſtindiſche Compagnie kurz nach der Anlegung dieſer Colonie auf Recommendati- on der Generalſtaaten hieher hat bringen, und ihnen Land, nebſt al- lem dem, was zu deſſen Anbau noͤ- thig iſt, hat austheilen laſſen; die ſich R 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/269
Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [263]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/269>, abgerufen am 14.05.2024.