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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Türkisch Papier
Namen des türkischen Klees, in-
gleichen unter dem französischen
Namen Esparcette, als ein auf Wie-
sen nachzustreuendes Graskraut von
denen, die mit Saamen einen Han-
del anfiengen, in verschiedenen klei-
nen Schriften angepriesen, da doch
den Namen des türkischen Klees ein
ganz anderes Kraut führet. Ande-
re haben es mit dem spanischen Klee
verwirret.

Türkisch Papier, franz. Papier
marbre,
nennet man dasjenige bunt
gefärbte Papier, mit gemengten
Farben, die wie Rosen, oder wie
Wellen und Wolken durcheinander
geschoben, eine artige Vermischung
machen. Die Farben werden mit
Eyweiß und Ochsengalle abgerieben
und temperirt. Darneben wird ein
Faß, so groß, daß ein Bogen Pa-
pier darinn kann ausgebreitet werden,
mit Wasser gefüllet, zerlassenes
Gummi-Traganth darüber gegossen,
die Farben mit einem Pinsel darein
gesprützet, und Weingeist tropfen-
weise hineingesprenget, welcher die
Farben auseinander treibt, denen
hernach mit einem Griffel oder Fe-
derkiele kann geholfen, und sie in al-
lerley Figuren gezogen werden.
Die also vermengten Farben wer-
den hierauf auf einen reinen Bogen
Papier gefasset, derselbe getrocknet,
und mit einem Wolfszahne, oder
einer gläsernen Kugel geglättet. Der
Gebrauch desselben ist mehrentheils,
die Umschläge der Bücher ent-
weder | inwendig oder auswendig
damit zu überziehen. Man macht
dessen viel zu Augspurg. Vor eini-
ger Zeit hat man eine Weise erfun-
den, dergleichen Papier auf einem
gefärbten Grunde nach Belieben
mit goldenen Blumen zu malen,
welches man von dem Orte seiner
Zubereitung augspurger Papier
nennet.

Türkischer Weizen, bey den
Jndianern Mays oder Maiz, franz.
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Türkischer Weizen
Ble de Turquie, Ble d' Inde, Gros
Mil,
gonannt, eine Hülsenfrucht,
die in Africa und America sonder-
lich gemein, und der Wilden ge-
meinste Nahrung ist. Es erwäch-
set dieselbe zu einer starken Staude,
mit großen Blättern, wie Schilf,
unter welchen die Aehre hervor
kömmt, auswächst, und viel hun-
dert Körner in der Größe einer Erbse
bringt, welche reihenweise in einem
pelzigen Kolben sitzen. Sie sind in
der Farbe sehr unterschieden, etliche
gelblicht, andere roth, purpurfarb,
blau, schwärzlicht, oder bunt. Die-
ses Gewächs wächst von selbst in
America, und wird fast in allen
Gegenden dieses Welttheils gefun-
den, aus welchem man es nach
Africa, Asien, und Europa gebracht,
und daselbst ebenfalls erzeuget hat.
Weil die Erbauung dieses Gewäch-
ses sehr leicht ist, und solches zu
allen Jahrszeiten 3 oder 4 Monate
nach der Aussaat Frucht bringt;
so tragen die Caraiben, die von Na-
tur Feinde der Arbeit sind, Sorge,
solches in ihren Gärten zu pflan-
zen. Es erfordert einen fetten
Boden und starke Sonnenhitze,
wenn es recht reif werden soll. Jn
Europa hat man sonderlich in Jta-
lien, und in den mittägigen Provin-
zen von Frankreich ebenfalls ange-
fangen solches zu bauen, welches
mit gutem Erfolge geschehen ist;
bey uns aber wird es in den Gärten
gezogen. Ehe die Europäer Ame-
rica entdecket haben; so bedienten
sich die Einwohner dieses Landes
dieser Frucht nicht allein zu ihrer
Nahrung, sondern auch an statt
der kleinen Münze. Aus dem Sten-
gel, welcher voller weißes Markes
steckt, das wie Zucker schmeckt,
wird, wenn er noch grün, ein Ho-
nig gepresset; das Stroh aber giebt
ein gut Futter vor die Pferde. Das
Mehl, welches die Körner geben,
ist sehr weiß, ungeachtet es von

Körnern

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Tuͤrkiſch Papier
Namen des tuͤrkiſchen Klees, in-
gleichen unter dem franzoͤſiſchen
Namen Eſparcette, als ein auf Wie-
ſen nachzuſtreuendes Graskraut von
denen, die mit Saamen einen Han-
del anfiengen, in verſchiedenen klei-
nen Schriften angeprieſen, da doch
den Namen des tuͤrkiſchen Klees ein
ganz anderes Kraut fuͤhret. Ande-
re haben es mit dem ſpaniſchen Klee
verwirret.

Tuͤrkiſch Papier, franz. Papier
marbré,
nennet man dasjenige bunt
gefaͤrbte Papier, mit gemengten
Farben, die wie Roſen, oder wie
Wellen und Wolken durcheinander
geſchoben, eine artige Vermiſchung
machen. Die Farben werden mit
Eyweiß und Ochſengalle abgerieben
und temperirt. Darneben wird ein
Faß, ſo groß, daß ein Bogen Pa-
pier darinn kañ ausgebreitet werden,
mit Waſſer gefuͤllet, zerlaſſenes
Gummi-Traganth daruͤber gegoſſen,
die Farben mit einem Pinſel darein
geſpruͤtzet, und Weingeiſt tropfen-
weiſe hineingeſprenget, welcher die
Farben auseinander treibt, denen
hernach mit einem Griffel oder Fe-
derkiele kann geholfen, und ſie in al-
lerley Figuren gezogen werden.
Die alſo vermengten Farben wer-
den hierauf auf einen reinen Bogen
Papier gefaſſet, derſelbe getrocknet,
und mit einem Wolfszahne, oder
einer glaͤſernen Kugel geglaͤttet. Der
Gebrauch deſſelben iſt mehrentheils,
die Umſchlaͤge der Buͤcher ent-
weder | inwendig oder auswendig
damit zu uͤberziehen. Man macht
deſſen viel zu Augſpurg. Vor eini-
ger Zeit hat man eine Weiſe erfun-
den, dergleichen Papier auf einem
gefaͤrbten Grunde nach Belieben
mit goldenen Blumen zu malen,
welches man von dem Orte ſeiner
Zubereitung augſpurger Papier
nennet.

Tuͤrkiſcher Weizen, bey den
Jndianern Mays oder Maiz, franz.
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Tuͤrkiſcher Weizen
Blé de Turquie, Blé d’ Inde, Gros
Mil,
gonannt, eine Huͤlſenfrucht,
die in Africa und America ſonder-
lich gemein, und der Wilden ge-
meinſte Nahrung iſt. Es erwaͤch-
ſet dieſelbe zu einer ſtarken Staude,
mit großen Blaͤttern, wie Schilf,
unter welchen die Aehre hervor
koͤmmt, auswaͤchſt, und viel hun-
dert Koͤrner in der Groͤße einer Erbſe
bringt, welche reihenweiſe in einem
pelzigen Kolben ſitzen. Sie ſind in
der Farbe ſehr unterſchieden, etliche
gelblicht, andere roth, purpurfarb,
blau, ſchwaͤrzlicht, oder bunt. Die-
ſes Gewaͤchs waͤchſt von ſelbſt in
America, und wird faſt in allen
Gegenden dieſes Welttheils gefun-
den, aus welchem man es nach
Africa, Aſien, und Europa gebracht,
und daſelbſt ebenfalls erzeuget hat.
Weil die Erbauung dieſes Gewaͤch-
ſes ſehr leicht iſt, und ſolches zu
allen Jahrszeiten 3 oder 4 Monate
nach der Ausſaat Frucht bringt;
ſo tragen die Caraiben, die von Na-
tur Feinde der Arbeit ſind, Sorge,
ſolches in ihren Gaͤrten zu pflan-
zen. Es erfordert einen fetten
Boden und ſtarke Sonnenhitze,
wenn es recht reif werden ſoll. Jn
Europa hat man ſonderlich in Jta-
lien, und in den mittaͤgigen Provin-
zen von Frankreich ebenfalls ange-
fangen ſolches zu bauen, welches
mit gutem Erfolge geſchehen iſt;
bey uns aber wird es in den Gaͤrten
gezogen. Ehe die Europaͤer Ame-
rica entdecket haben; ſo bedienten
ſich die Einwohner dieſes Landes
dieſer Frucht nicht allein zu ihrer
Nahrung, ſondern auch an ſtatt
der kleinen Muͤnze. Aus dem Sten-
gel, welcher voller weißes Markes
ſteckt, das wie Zucker ſchmeckt,
wird, wenn er noch gruͤn, ein Ho-
nig gepreſſet; das Stroh aber giebt
ein gut Futter vor die Pferde. Das
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Koͤrnern
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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [162]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/168>, abgerufen am 07.05.2024.