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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Tuch
tern aber sotto Parangone. Zu
Neapel wird auch viel Tuch gemacht,
und zwar haben die Neapolitaner
dieses wegen der bey ihnen fallenden
guten Wolle wohl Ursache. Die in
(6) Deutschland verfertigten Tücher
sind auch nicht zu verachten, wie
man denn an einigen Orten solche
so fein bereitet, daß sie den hollän-
dischen Tüchern wenig nachgeben,
wobey wir dieses anmerken, a) daß
heutiges Tages viele deutsche Han-
delsstädte, Länder und Provinzen
sich auf das feine Tuchmachen zum
wenigsten mit etlichen Stühlen be-
fleißigen, und entweder darzu aus-
ländische feine Wolle verschreiben,
oder auch die inländische solcherge-
stalt zu sortiren, und das Gespinnst,
(als woran das meiste gelegen,)
dergestalt einzurichten wissen, daß
fie endlich ein ausländisches Tuch
so gut, als etwann ein holländi-
sches, oder englisches ist, zuwege
bringen können, wie solches die in
Sachsen, Schlesien, Brandenburg
und im lüneburger Lande aufgerich-
teten feinen Manufacturen zur Gnü-
ge bezeugen: b) daß manche Ma-
nufacturisten aus gewissen Arten
deutscher feiner Landtücher durch
die Zubereitung, die sie ihnen zu ge-
ben wissen, vollkommen ausländi-
sche Tücher machen. Es sind aber
unter den deutschen Tüchern über-
haupt folgende insonderheit gang-
bar: (a) Die in den chursächsischen
Ländern
verfertigten, sowol melir-
ten, als Farbentücher, von aller-
hand Farben, und zwar a) die lau-
sitzer,
hauptsächlich diejenigen, die
man in den Sechsstädten in der
Oberlausitz, als zu Zittau, Lauban,
Budißin, und vorzüglich zu Gör-
litz machet; daher sie auch meist
görlitzer Tuch genennet werden:
und zwar wird zu Görlitz nicht nur
das meiste Tuch verfertiget, indem
das Handwerk der Tuchmacher itzt
am stärksten daselbst ist; sondern es
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Tuch
werden auch allda insonderheit viele
Tücher auf holländische Art fabri-
ciret, die den holländischen an den
Farben und Zurichtungen beynahe
beykommen; alle Tücher aber müs-
sen daselbst zu einer genauen Schau
gebracht werden, siehe Görlitz.
Sämtliche Tücher der Sechsstädte
werden wegen ihrer guten Zuberei-
tung weit und breit, auch so gar
nach Schlesien verführet, indem
die Tuchmacher zu Görlitz und in
den andern Sechsstädten eine be-
sondere gute Art haben, die Tücher
zu färben, und vornehmlich melir-
te,
(die den englischen oder hollän-
dischen an der Melirung nichts nach-
geben,) Tücher zubereiten, worin-
nen es ihnen die Schlesier nicht
nachthun können, obschon die ober-
lausitzischen Tücher meist alle von
schlesischer Wolle gemacht werden.
Die Ursache davon schreiben viele
dem Wasser zu, als welches in den
Sechsstädten zum Wollfärben bes-
ser seyn soll, als in Schlesien.
Außer den obgedachten Sechsstäd-
ten werden auch in einigen kleinern
oberlausitzischen Landstädten, als
Bernstadt, oder Bernstädtel, Sey-
denberg, oder Seidenberg, und
Marklissa, sehr viele Tücher verfer-
tiget, die zwar in der Güte denen
in den größern Städten gewirkten
Tüchern nicht allerdings gleich kom-
men; gleichwol aber auch in gros-
ser Menge verführet und verschnit-
ten werden. Denn es steht den
Tuchmachern dieser Landstädte frey,
die benachbarten Jahrmärkte zu
bauen, und ihre Tücher daselbst in
gewissen Tagen auszulegen, und
den Käufern zu verschneiden. Des-
gleichen wird in der Niederlausitz,
als in Guben und Sorau, jährlich
eine ziemliche Menge Tuch gewirket.
Nach den Lausitzern nennen wir
b) die meißner Tücher, derentwe-
gen Sachsen schon vor mehr denn 400
Jahren berühmt ist, immaßen Meis-

sen

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Tuch
tern aber ſotto Parangone. Zu
Neapel wird auch viel Tuch gemacht,
und zwar haben die Neapolitaner
dieſes wegen der bey ihnen fallenden
guten Wolle wohl Urſache. Die in
(6) Deutſchland verfertigten Tuͤcher
ſind auch nicht zu verachten, wie
man denn an einigen Orten ſolche
ſo fein bereitet, daß ſie den hollaͤn-
diſchen Tuͤchern wenig nachgeben,
wobey wir dieſes anmerken, a) daß
heutiges Tages viele deutſche Han-
delsſtaͤdte, Laͤnder und Provinzen
ſich auf das feine Tuchmachen zum
wenigſten mit etlichen Stuͤhlen be-
fleißigen, und entweder darzu aus-
laͤndiſche feine Wolle verſchreiben,
oder auch die inlaͤndiſche ſolcherge-
ſtalt zu ſortiren, und das Geſpinnſt,
(als woran das meiſte gelegen,)
dergeſtalt einzurichten wiſſen, daß
fie endlich ein auslaͤndiſches Tuch
ſo gut, als etwann ein hollaͤndi-
ſches, oder engliſches iſt, zuwege
bringen koͤnnen, wie ſolches die in
Sachſen, Schleſien, Brandenburg
und im luͤneburger Lande aufgerich-
teten feinen Manufacturen zur Gnuͤ-
ge bezeugen: b) daß manche Ma-
nufacturiſten aus gewiſſen Arten
deutſcher feiner Landtuͤcher durch
die Zubereitung, die ſie ihnen zu ge-
ben wiſſen, vollkommen auslaͤndi-
ſche Tuͤcher machen. Es ſind aber
unter den deutſchen Tuͤchern uͤber-
haupt folgende inſonderheit gang-
bar: (a) Die in den churſaͤchſiſchen
Laͤndern
verfertigten, ſowol melir-
ten, als Farbentuͤcher, von aller-
hand Farben, und zwar a) die lau-
ſitzer,
hauptſaͤchlich diejenigen, die
man in den Sechsſtaͤdten in der
Oberlauſitz, als zu Zittau, Lauban,
Budißin, und vorzuͤglich zu Goͤr-
litz machet; daher ſie auch meiſt
goͤrlitzer Tuch genennet werden:
und zwar wird zu Goͤrlitz nicht nur
das meiſte Tuch verfertiget, indem
das Handwerk der Tuchmacher itzt
am ſtaͤrkſten daſelbſt iſt; ſondern es
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Tuch
werden auch allda inſonderheit viele
Tuͤcher auf hollaͤndiſche Art fabri-
ciret, die den hollaͤndiſchen an den
Farben und Zurichtungen beynahe
beykommen; alle Tuͤcher aber muͤſ-
ſen daſelbſt zu einer genauen Schau
gebracht werden, ſiehe Goͤrlitz.
Saͤmtliche Tuͤcher der Sechsſtaͤdte
werden wegen ihrer guten Zuberei-
tung weit und breit, auch ſo gar
nach Schleſien verfuͤhret, indem
die Tuchmacher zu Goͤrlitz und in
den andern Sechsſtaͤdten eine be-
ſondere gute Art haben, die Tuͤcher
zu faͤrben, und vornehmlich melir-
te,
(die den engliſchen oder hollaͤn-
diſchen an der Melirung nichts nach-
geben,) Tuͤcher zubereiten, worin-
nen es ihnen die Schleſier nicht
nachthun koͤnnen, obſchon die ober-
lauſitziſchen Tuͤcher meiſt alle von
ſchleſiſcher Wolle gemacht werden.
Die Urſache davon ſchreiben viele
dem Waſſer zu, als welches in den
Sechsſtaͤdten zum Wollfaͤrben beſ-
ſer ſeyn ſoll, als in Schleſien.
Außer den obgedachten Sechsſtaͤd-
ten werden auch in einigen kleinern
oberlauſitziſchen Landſtaͤdten, als
Bernſtadt, oder Bernſtaͤdtel, Sey-
denberg, oder Seidenberg, und
Markliſſa, ſehr viele Tuͤcher verfer-
tiget, die zwar in der Guͤte denen
in den groͤßern Staͤdten gewirkten
Tuͤchern nicht allerdings gleich kom-
men; gleichwol aber auch in groſ-
ſer Menge verfuͤhret und verſchnit-
ten werden. Denn es ſteht den
Tuchmachern dieſer Landſtaͤdte frey,
die benachbarten Jahrmaͤrkte zu
bauen, und ihre Tuͤcher daſelbſt in
gewiſſen Tagen auszulegen, und
den Kaͤufern zu verſchneiden. Des-
gleichen wird in der Niederlauſitz,
als in Guben und Sorau, jaͤhrlich
eine ziemliche Menge Tuch gewirket.
Nach den Lauſitzern nennen wir
b) die meißner Tuͤcher, derentwe-
gen Sachſen ſchon vor mehr denn 400
Jahren beruͤhmt iſt, immaßen Meiſ-

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[[141]/0147] Tuch Tuch tern aber ſotto Parangone. Zu Neapel wird auch viel Tuch gemacht, und zwar haben die Neapolitaner dieſes wegen der bey ihnen fallenden guten Wolle wohl Urſache. Die in (6) Deutſchland verfertigten Tuͤcher ſind auch nicht zu verachten, wie man denn an einigen Orten ſolche ſo fein bereitet, daß ſie den hollaͤn- diſchen Tuͤchern wenig nachgeben, wobey wir dieſes anmerken, a) daß heutiges Tages viele deutſche Han- delsſtaͤdte, Laͤnder und Provinzen ſich auf das feine Tuchmachen zum wenigſten mit etlichen Stuͤhlen be- fleißigen, und entweder darzu aus- laͤndiſche feine Wolle verſchreiben, oder auch die inlaͤndiſche ſolcherge- ſtalt zu ſortiren, und das Geſpinnſt, (als woran das meiſte gelegen,) dergeſtalt einzurichten wiſſen, daß fie endlich ein auslaͤndiſches Tuch ſo gut, als etwann ein hollaͤndi- ſches, oder engliſches iſt, zuwege bringen koͤnnen, wie ſolches die in Sachſen, Schleſien, Brandenburg und im luͤneburger Lande aufgerich- teten feinen Manufacturen zur Gnuͤ- ge bezeugen: b) daß manche Ma- nufacturiſten aus gewiſſen Arten deutſcher feiner Landtuͤcher durch die Zubereitung, die ſie ihnen zu ge- ben wiſſen, vollkommen auslaͤndi- ſche Tuͤcher machen. Es ſind aber unter den deutſchen Tuͤchern uͤber- haupt folgende inſonderheit gang- bar: (a) Die in den churſaͤchſiſchen Laͤndern verfertigten, ſowol melir- ten, als Farbentuͤcher, von aller- hand Farben, und zwar a) die lau- ſitzer, hauptſaͤchlich diejenigen, die man in den Sechsſtaͤdten in der Oberlauſitz, als zu Zittau, Lauban, Budißin, und vorzuͤglich zu Goͤr- litz machet; daher ſie auch meiſt goͤrlitzer Tuch genennet werden: und zwar wird zu Goͤrlitz nicht nur das meiſte Tuch verfertiget, indem das Handwerk der Tuchmacher itzt am ſtaͤrkſten daſelbſt iſt; ſondern es werden auch allda inſonderheit viele Tuͤcher auf hollaͤndiſche Art fabri- ciret, die den hollaͤndiſchen an den Farben und Zurichtungen beynahe beykommen; alle Tuͤcher aber muͤſ- ſen daſelbſt zu einer genauen Schau gebracht werden, ſiehe Goͤrlitz. Saͤmtliche Tuͤcher der Sechsſtaͤdte werden wegen ihrer guten Zuberei- tung weit und breit, auch ſo gar nach Schleſien verfuͤhret, indem die Tuchmacher zu Goͤrlitz und in den andern Sechsſtaͤdten eine be- ſondere gute Art haben, die Tuͤcher zu faͤrben, und vornehmlich melir- te, (die den engliſchen oder hollaͤn- diſchen an der Melirung nichts nach- geben,) Tuͤcher zubereiten, worin- nen es ihnen die Schleſier nicht nachthun koͤnnen, obſchon die ober- lauſitziſchen Tuͤcher meiſt alle von ſchleſiſcher Wolle gemacht werden. Die Urſache davon ſchreiben viele dem Waſſer zu, als welches in den Sechsſtaͤdten zum Wollfaͤrben beſ- ſer ſeyn ſoll, als in Schleſien. Außer den obgedachten Sechsſtaͤd- ten werden auch in einigen kleinern oberlauſitziſchen Landſtaͤdten, als Bernſtadt, oder Bernſtaͤdtel, Sey- denberg, oder Seidenberg, und Markliſſa, ſehr viele Tuͤcher verfer- tiget, die zwar in der Guͤte denen in den groͤßern Staͤdten gewirkten Tuͤchern nicht allerdings gleich kom- men; gleichwol aber auch in groſ- ſer Menge verfuͤhret und verſchnit- ten werden. Denn es ſteht den Tuchmachern dieſer Landſtaͤdte frey, die benachbarten Jahrmaͤrkte zu bauen, und ihre Tuͤcher daſelbſt in gewiſſen Tagen auszulegen, und den Kaͤufern zu verſchneiden. Des- gleichen wird in der Niederlauſitz, als in Guben und Sorau, jaͤhrlich eine ziemliche Menge Tuch gewirket. Nach den Lauſitzern nennen wir b) die meißner Tuͤcher, derentwe- gen Sachſen ſchon vor mehr denn 400 Jahren beruͤhmt iſt, immaßen Meiſ- ſen

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [141]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/147>, abgerufen am 27.11.2024.