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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Trieste
gen umgeben. Sie ist zwar ehedem
dem Herzogthume Krain incorporirt
gewesen; 1725 aber zu einem freyen
Hafen
und Handelsorte erkläret
worden, so, daß sie nun, wie Fiu-
me, unmittelbar unter dem kaiser-
lich-königlichen österreichischen
Hause steht. Auf beyden Seiten
des engen Eingangs in den innern
Hafen sind verschiedene Befestigungs-
werke angeleget. Die Hauptein-
fahrt des großen Hafens ist von 60
bis 78 Schuhen; und können die
Schiffe bis vor die Häuser der Kauf-
leute fahren, und die Waaren aus-
laden. Sonsten behaupten die Fiu-
maner, daß ihr Hafen bequemer
und sicherer, als dieser zu Trieste
sey. Jn der Einbeugung des Ha-
fens, wo die See am seichtesten ist,
hat man etliche Salzwerke ange-
legt. Man läßt nämlich bey Son-
nenhitze und hoher Fluth diese Flä-
che des Landes, so in verschiedene
viereckigte Plätze abgetheilet ist, mit
salzigtem Seewasser, dem man den
Zurücklauf verstopfet, überlaufen:
Jndem es nachher noch viele Wo-
chen lang steht; wird das wilde
Wasser von der Luft und Hitze ver-
zehret; das Salz aber setzet sich auf
den Grund, und wird alle Vormit-
tage heraus genommen, das übrige
Wasser aber zu Salze gesotten. Nun
ist zwar, wenn ein heißer Sommer
und wenig Regenwetter ist, viel
Vortheil hierbey zu machen: allein
von dem stehenden und faulen Was-
ser wird auch die Luft hierum ziem-
lich ungesund. Um die Stadt
wächst in großer Menge köstlicher
rother und weißer Wein. Nicht
weniger gräbt man das beste Queck-
silber,
welches seiner Güte halben
weit und breit verführet wird.
Von den übrigen Naturgaben,
welche in der Gegend um Trieste
erzeuget werden, ist der Artikel:
Krain, nachzulesen. Was sonst
aus den österreichischen Erblanden
[Spaltenumbruch]
Trieste
an Leinwand, Eisen, Stahl, Bley, Mes-
sing, Kupfer, und andern Waaren
nach Venedig gebracht wurde, das
geht anitzo alles nach Trieste zu,
und kömmt gleich wieder mit levan-
tischen Waaren, als Oel, Man-
deln, Honig, Wachs, Baumwol-
le, Caffee, und allerhand Materi-
alsachen, nach Deutschland zurück.
Es suchet daher die allerhöchste
Landesherrschaft den Flor der Hand-
lung hieselbst auf alle Weise mit
dem benachbarten Jtalien, und als-
dann über Trieste mit andern deut-
schen Oertern immer mehr und
mehr in die Höhe zu bringen. Zu
dem Ende ist zwischen dem kaiser-
lich- königlichen und dem turinischen
Hofe folgende Verabredung gesche-
hen: 1) daß wegen der Waaren,
die auf dem Poflusse unterwärts von
Cremona nach den sardinischen
Staaten geführet werden, und so
umgekehrt, ein beständiger Zoll,
vermittelst einer convenablen Ver-
minderung, zu Cremona fest gesetzt
seyn soll; 2) in Ansehung aber der
Crystallen und Glassteine, auch
anderer der gleichen benannten Din-
ge, so man von Trieste herbekom-
men kann; soll diese Verminderung
noch Anstand haben, bis man sieht,
ob man auf diesen Weg über Trie-
ste die Einführung derselben durch
die sardinischen Staaten nach
Deutschland mit geringern, oder
wenigstens mit gleichen Kosten, als
die, so von Venedig dahin kommen,
gebracht werden können; 3) der
deutsche Commercienrath, (wel-
cher sich sowol in Trieste, als in
Wien befindet, und mit einander
communiciren,) soll in Ueberlegung
nehmen, ob es besser sey, über Trie-
ste, oder auf dem Poflusse aus den
sardinischen Staaten die Seide,
Reiß, Hanf, Wein, Käse und der-
gleichen aus Piemont, Savoyen,
dem Thale Aosta, den Waid, wie
auch einen gewissen Stein, Maga-

nese
H 5

[Spaltenumbruch]

Trieſte
gen umgeben. Sie iſt zwar ehedem
dem Herzogthume Krain incorporirt
geweſen; 1725 aber zu einem freyen
Hafen
und Handelsorte erklaͤret
worden, ſo, daß ſie nun, wie Fiu-
me, unmittelbar unter dem kaiſer-
lich-koͤniglichen oͤſterreichiſchen
Hauſe ſteht. Auf beyden Seiten
des engen Eingangs in den innern
Hafen ſind verſchiedene Befeſtigungs-
werke angeleget. Die Hauptein-
fahrt des großen Hafens iſt von 60
bis 78 Schuhen; und koͤnnen die
Schiffe bis vor die Haͤuſer der Kauf-
leute fahren, und die Waaren aus-
laden. Sonſten behaupten die Fiu-
maner, daß ihr Hafen bequemer
und ſicherer, als dieſer zu Trieſte
ſey. Jn der Einbeugung des Ha-
fens, wo die See am ſeichteſten iſt,
hat man etliche Salzwerke ange-
legt. Man laͤßt naͤmlich bey Son-
nenhitze und hoher Fluth dieſe Flaͤ-
che des Landes, ſo in verſchiedene
viereckigte Plaͤtze abgetheilet iſt, mit
ſalzigtem Seewaſſer, dem man den
Zuruͤcklauf verſtopfet, uͤberlaufen:
Jndem es nachher noch viele Wo-
chen lang ſteht; wird das wilde
Waſſer von der Luft und Hitze ver-
zehret; das Salz aber ſetzet ſich auf
den Grund, und wird alle Vormit-
tage heraus genommen, das uͤbrige
Waſſer aber zu Salze geſotten. Nun
iſt zwar, wenn ein heißer Sommer
und wenig Regenwetter iſt, viel
Vortheil hierbey zu machen: allein
von dem ſtehenden und faulen Waſ-
ſer wird auch die Luft hierum ziem-
lich ungeſund. Um die Stadt
waͤchſt in großer Menge koͤſtlicher
rother und weißer Wein. Nicht
weniger graͤbt man das beſte Queck-
ſilber,
welches ſeiner Guͤte halben
weit und breit verfuͤhret wird.
Von den uͤbrigen Naturgaben,
welche in der Gegend um Trieſte
erzeuget werden, iſt der Artikel:
Krain, nachzuleſen. Was ſonſt
aus den oͤſterreichiſchen Erblanden
[Spaltenumbruch]
Trieſte
an Leinwand, Eiſen, Stahl, Bley, Meſ-
ſing, Kupfer, und andern Waaren
nach Venedig gebracht wurde, das
geht anitzo alles nach Trieſte zu,
und koͤmmt gleich wieder mit levan-
tiſchen Waaren, als Oel, Man-
deln, Honig, Wachs, Baumwol-
le, Caffee, und allerhand Materi-
alſachen, nach Deutſchland zuruͤck.
Es ſuchet daher die allerhoͤchſte
Landesherrſchaft den Flor der Hand-
lung hieſelbſt auf alle Weiſe mit
dem benachbarten Jtalien, und als-
dann uͤber Trieſte mit andern deut-
ſchen Oertern immer mehr und
mehr in die Hoͤhe zu bringen. Zu
dem Ende iſt zwiſchen dem kaiſer-
lich- koͤniglichen und dem turiniſchen
Hofe folgende Verabredung geſche-
hen: 1) daß wegen der Waaren,
die auf dem Pofluſſe unterwaͤrts von
Cremona nach den ſardiniſchen
Staaten gefuͤhret werden, und ſo
umgekehrt, ein beſtaͤndiger Zoll,
vermittelſt einer convenablen Ver-
minderung, zu Cremona feſt geſetzt
ſeyn ſoll; 2) in Anſehung aber der
Cryſtallen und Glasſteine, auch
anderer der gleichen benannten Din-
ge, ſo man von Trieſte herbekom-
men kann; ſoll dieſe Verminderung
noch Anſtand haben, bis man ſieht,
ob man auf dieſen Weg uͤber Trie-
ſte die Einfuͤhrung derſelben durch
die ſardiniſchen Staaten nach
Deutſchland mit geringern, oder
wenigſtens mit gleichen Koſten, als
die, ſo von Venedig dahin kommen,
gebracht werden koͤnnen; 3) der
deutſche Commercienrath, (wel-
cher ſich ſowol in Trieſte, als in
Wien befindet, und mit einander
communiciren,) ſoll in Ueberlegung
nehmen, ob es beſſer ſey, uͤber Trie-
ſte, oder auf dem Pofluſſe aus den
ſardiniſchen Staaten die Seide,
Reiß, Hanf, Wein, Kaͤſe und der-
gleichen aus Piemont, Savoyen,
dem Thale Aoſta, den Waid, wie
auch einen gewiſſen Stein, Maga-

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[[121]/0127] Trieſte Trieſte gen umgeben. Sie iſt zwar ehedem dem Herzogthume Krain incorporirt geweſen; 1725 aber zu einem freyen Hafen und Handelsorte erklaͤret worden, ſo, daß ſie nun, wie Fiu- me, unmittelbar unter dem kaiſer- lich-koͤniglichen oͤſterreichiſchen Hauſe ſteht. Auf beyden Seiten des engen Eingangs in den innern Hafen ſind verſchiedene Befeſtigungs- werke angeleget. Die Hauptein- fahrt des großen Hafens iſt von 60 bis 78 Schuhen; und koͤnnen die Schiffe bis vor die Haͤuſer der Kauf- leute fahren, und die Waaren aus- laden. Sonſten behaupten die Fiu- maner, daß ihr Hafen bequemer und ſicherer, als dieſer zu Trieſte ſey. Jn der Einbeugung des Ha- fens, wo die See am ſeichteſten iſt, hat man etliche Salzwerke ange- legt. Man laͤßt naͤmlich bey Son- nenhitze und hoher Fluth dieſe Flaͤ- che des Landes, ſo in verſchiedene viereckigte Plaͤtze abgetheilet iſt, mit ſalzigtem Seewaſſer, dem man den Zuruͤcklauf verſtopfet, uͤberlaufen: Jndem es nachher noch viele Wo- chen lang ſteht; wird das wilde Waſſer von der Luft und Hitze ver- zehret; das Salz aber ſetzet ſich auf den Grund, und wird alle Vormit- tage heraus genommen, das uͤbrige Waſſer aber zu Salze geſotten. Nun iſt zwar, wenn ein heißer Sommer und wenig Regenwetter iſt, viel Vortheil hierbey zu machen: allein von dem ſtehenden und faulen Waſ- ſer wird auch die Luft hierum ziem- lich ungeſund. Um die Stadt waͤchſt in großer Menge koͤſtlicher rother und weißer Wein. Nicht weniger graͤbt man das beſte Queck- ſilber, welches ſeiner Guͤte halben weit und breit verfuͤhret wird. Von den uͤbrigen Naturgaben, welche in der Gegend um Trieſte erzeuget werden, iſt der Artikel: Krain, nachzuleſen. Was ſonſt aus den oͤſterreichiſchen Erblanden an Leinwand, Eiſen, Stahl, Bley, Meſ- ſing, Kupfer, und andern Waaren nach Venedig gebracht wurde, das geht anitzo alles nach Trieſte zu, und koͤmmt gleich wieder mit levan- tiſchen Waaren, als Oel, Man- deln, Honig, Wachs, Baumwol- le, Caffee, und allerhand Materi- alſachen, nach Deutſchland zuruͤck. Es ſuchet daher die allerhoͤchſte Landesherrſchaft den Flor der Hand- lung hieſelbſt auf alle Weiſe mit dem benachbarten Jtalien, und als- dann uͤber Trieſte mit andern deut- ſchen Oertern immer mehr und mehr in die Hoͤhe zu bringen. Zu dem Ende iſt zwiſchen dem kaiſer- lich- koͤniglichen und dem turiniſchen Hofe folgende Verabredung geſche- hen: 1) daß wegen der Waaren, die auf dem Pofluſſe unterwaͤrts von Cremona nach den ſardiniſchen Staaten gefuͤhret werden, und ſo umgekehrt, ein beſtaͤndiger Zoll, vermittelſt einer convenablen Ver- minderung, zu Cremona feſt geſetzt ſeyn ſoll; 2) in Anſehung aber der Cryſtallen und Glasſteine, auch anderer der gleichen benannten Din- ge, ſo man von Trieſte herbekom- men kann; ſoll dieſe Verminderung noch Anſtand haben, bis man ſieht, ob man auf dieſen Weg uͤber Trie- ſte die Einfuͤhrung derſelben durch die ſardiniſchen Staaten nach Deutſchland mit geringern, oder wenigſtens mit gleichen Koſten, als die, ſo von Venedig dahin kommen, gebracht werden koͤnnen; 3) der deutſche Commercienrath, (wel- cher ſich ſowol in Trieſte, als in Wien befindet, und mit einander communiciren,) ſoll in Ueberlegung nehmen, ob es beſſer ſey, uͤber Trie- ſte, oder auf dem Pofluſſe aus den ſardiniſchen Staaten die Seide, Reiß, Hanf, Wein, Kaͤſe und der- gleichen aus Piemont, Savoyen, dem Thale Aoſta, den Waid, wie auch einen gewiſſen Stein, Maga- neſe H 5

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [121]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/127>, abgerufen am 24.11.2024.