Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.Vorrede. entbrennet; er siehet aber zurück in seinvoriges Leben und bemercket kothige, fin- stere Verführungs-Oerter, darrinnen er sich in seinen jüngern Jahren unachtsamer Wei- se kläglich verirret, und beynahem gar um- kommen wäre; erweget anbey, welch herr- lich-gutes er in der so erbärmlich verlohrnen güldenen Jugend hätte sammlen und ha- ben können: So thut ihm dieser unwieder- bringliche Schaden schmertzlich wehe; zu- mahlen wann er seines Antheils an allen Gütern und Wohlthaten Christi täglich mehr vergewissert, und innen wird, daß ihm GOtt fünff hundert tausend mahl ver- geben. seine unzehlige grausame Beleidi- gungen ausgetilget, und JEsus ihn in sei- ne Brüderschafft aufgenommen und ihn hertze. O da brauset alles in seinem Jn- wendigen pon Reu und Leid, daß er einem solch getreuen Liebhaber und unendlichen Gutthäter die schöne Blüthe seines Lebens entwendet, und einem so liebreichen maje- stätischen Seligmacher seinen höchst schul- digen Liedlohn geschmälert; da er ihm dan- noch so grosse Barmhertzigkeit erweise und ihn, der von Rechts-wegen schon viele Jah- re im Feuer-Ofen hätte sitzen, und heulen sollen, aus dem Mist, und aus dem Scla- ven-Reihen unter die Fürsten seines Volcks erhö-
Vorrede. entbrennet; er ſiehet aber zuruͤck in ſeinvoriges Leben und bemercket kothige, fin- ſtere Verfuͤhrungs-Oerter, darrinnen er ſich in ſeinen juͤngern Jahren unachtſamer Wei- ſe klaͤglich verirret, und beynahem gar um- kommen waͤre; erweget anbey, welch herr- lich-gutes er in der ſo erbaͤrmlich verlohrnen guͤldenen Jugend haͤtte ſammlen und ha- ben koͤnnen: So thut ihm dieſer unwieder- bringliche Schaden ſchmertzlich wehe; zu- mahlen wann er ſeines Antheils an allen Guͤtern und Wohlthaten Chriſti taͤglich mehr vergewiſſert, und innen wird, daß ihm GOtt fuͤnff hundert tauſend mahl ver- geben. ſeine unzehlige grauſame Beleidi- gungen ausgetilget, und JEſus ihn in ſei- ne Bruͤderſchafft aufgenommen und ihn hertze. O da brauſet alles in ſeinem Jn- wendigen pon Reu und Leid, daß er einem ſolch getreuen Liebhaber und unendlichen Gutthaͤter die ſchoͤne Bluͤthe ſeines Lebens entwendet, und einem ſo liebreichen maje- ſtaͤtiſchen Seligmacher ſeinen hoͤchſt ſchul- digen Liedlohn geſchmaͤlert; da er ihm dan- noch ſo groſſe Barmhertzigkeit erweiſe und ihn, der von Rechts-wegen ſchon viele Jah- re im Feuer-Ofen haͤtte ſitzen, und heulen ſollen, aus dem Miſt, und aus dem Scla- ven-Reihen unter die Fuͤrſten ſeines Volcks erhoͤ-
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Vorrede.
entbrennet; er ſiehet aber zuruͤck in ſein
voriges Leben und bemercket kothige, fin-
ſtere Verfuͤhrungs-Oerter, darrinnen er ſich
in ſeinen juͤngern Jahren unachtſamer Wei-
ſe klaͤglich verirret, und beynahem gar um-
kommen waͤre; erweget anbey, welch herr-
lich-gutes er in der ſo erbaͤrmlich verlohrnen
guͤldenen Jugend haͤtte ſammlen und ha-
ben koͤnnen: So thut ihm dieſer unwieder-
bringliche Schaden ſchmertzlich wehe; zu-
mahlen wann er ſeines Antheils an allen
Guͤtern und Wohlthaten Chriſti taͤglich
mehr vergewiſſert, und innen wird, daß
ihm GOtt fuͤnff hundert tauſend mahl ver-
geben. ſeine unzehlige grauſame Beleidi-
gungen ausgetilget, und JEſus ihn in ſei-
ne Bruͤderſchafft aufgenommen und ihn
hertze. O da brauſet alles in ſeinem Jn-
wendigen pon Reu und Leid, daß er einem
ſolch getreuen Liebhaber und unendlichen
Gutthaͤter die ſchoͤne Bluͤthe ſeines Lebens
entwendet, und einem ſo liebreichen maje-
ſtaͤtiſchen Seligmacher ſeinen hoͤchſt ſchul-
digen Liedlohn geſchmaͤlert; da er ihm dan-
noch ſo groſſe Barmhertzigkeit erweiſe und
ihn, der von Rechts-wegen ſchon viele Jah-
re im Feuer-Ofen haͤtte ſitzen, und heulen
ſollen, aus dem Miſt, und aus dem Scla-
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