Zierde aller Tugend-Kleinodien einzuflechten und zusammen zu knüpffen seye. Vergesset der Wor- ten GOttes niemahls, da er klaget, daß des Menschen Bosheit groß/ und dem Kna- ben von Geburt an ans Hertz geknüpffet/ auch das Tichten und Trachten des mensch- lichen Hertzens nur böse seye immerdar und von Jugend auf/ 1 B. Mos. 6, 5. 8, 21. Sprüchw. 22, 15. Wollet ihr vor schwerem Fall gesichert seyn, so schreibet das Gute alle<supplied>i</supplied>n GOtt, alles Böse aber nur euch zu. Dann ich habe vie- le gesehen, die sich über dem Guten gekitzelt, und nicht geeilet haben, die Lob-Kräntze dem HErrn JEsu, dem sie allein gehören, zu Füssen zu legen; aber eben darum auch verdorben sind, und nicht ha- ben zurecht kommen können.
Theuerste Kinder! Jhr seyd um und um mit aussätzigen, gehäßigen und sehr gefährlichen Feinden umringet: Hier will euch eine listige Jael mit al- len ersinnlichen Complimenten und mit den höflich- sten Liebkosungen in ihr Mord-Gezelt hinein locken; und dorten die arge, eigennützige Delila im war- men Schoos ihrer betrügerischen Schmeicheleyen euch einschläffern: Trauet nicht, betet vielmehr den Hüter Jsraels, daß er euch behutsam mache; zu- mahlen da es nur gar zu bald geschehen, daß das Gnaden-Leben ermordet; der Crantz der Nasirer- schafft verlohren, und man den Leuten zum Ge- spött, dem Teuffel und der Sünde verächtlich, mit- hin alle Hoffnung der Vorzügen und Herrlichkei- ten, im Himmelreich zu schanden wird. Ach die Raub-Mörder verstecken sich im Gebüsche, und die
Schlan-
Das 9. Cap.
Zierde aller Tugend-Kleinodien einzuflechten und zuſammen zu knuͤpffen ſeye. Vergeſſet der Wor- ten GOttes niemahls, da er klaget, daß des Menſchen Bosheit groß/ und dem Kna- ben von Geburt an ans Hertz geknuͤpffet/ auch das Tichten und Trachten des menſch- lichen Hertzens nur boͤſe ſeye immerdar und von Jugend auf/ 1 B. Moſ. 6, 5. 8, 21. Spruͤchw. 22, 15. Wollet ihr vor ſchwerem Fall geſichert ſeyn, ſo ſchreibet das Gute alle<supplied>i</supplied>n GOtt, alles Boͤſe aber nur euch zu. Dann ich habe vie- le geſehen, die ſich uͤber dem Guten gekitzelt, und nicht geeilet haben, die Lob-Kraͤntze dem HErrn JEſu, dem ſie allein gehoͤren, zu Fuͤſſen zu legen; aber eben darum auch verdorben ſind, und nicht ha- ben zurecht kommen koͤnnen.
Theuerſte Kinder! Jhr ſeyd um und um mit auſſaͤtzigen, gehaͤßigen und ſehr gefaͤhrlichen Feinden umringet: Hier will euch eine liſtige Jael mit al- len erſinnlichen Complimenten und mit den hoͤflich- ſten Liebkoſungen in ihr Mord-Gezelt hinein locken; und dorten die arge, eigennuͤtzige Delila im war- men Schoos ihrer betruͤgeriſchen Schmeicheleyen euch einſchlaͤffern: Trauet nicht, betet vielmehr den Huͤter Jſraels, daß er euch behutſam mache; zu- mahlen da es nur gar zu bald geſchehen, daß das Gnaden-Leben ermordet; der Crantz der Naſirer- ſchafft verlohren, und man den Leuten zum Ge- ſpoͤtt, dem Teuffel und der Suͤnde veraͤchtlich, mit- hin alle Hoffnung der Vorzuͤgen und Herrlichkei- ten, im Himmelreich zu ſchanden wird. Ach die Raub-Moͤrder verſtecken ſich im Gebuͤſche, und die
Schlan-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0452"n="434"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das 9. Cap.</hi></fw><lb/>
Zierde aller Tugend-Kleinodien einzuflechten und<lb/>
zuſammen zu knuͤpffen ſeye. Vergeſſet der Wor-<lb/>
ten GOttes niemahls, da er klaget, <hirendition="#fr">daß des<lb/>
Menſchen Bosheit groß/ und dem Kna-<lb/>
ben</hi> von Geburt an <hirendition="#fr">ans Hertz geknuͤpffet/</hi><lb/>
auch <hirendition="#fr">das Tichten und Trachten des menſch-<lb/>
lichen Hertzens nur boͤſe ſeye immerdar<lb/>
und von Jugend auf/</hi> 1 B. Moſ. 6, 5. 8,<lb/>
21. Spruͤchw. 22, 15. Wollet ihr vor ſchwerem<lb/>
Fall geſichert ſeyn, ſo ſchreibet das Gute alle<supplied>i</supplied>n GOtt,<lb/>
alles Boͤſe aber nur euch zu. Dann ich habe vie-<lb/>
le geſehen, die ſich uͤber dem Guten gekitzelt, und<lb/>
nicht geeilet haben, die Lob-Kraͤntze dem HErrn<lb/>
JEſu, dem ſie allein gehoͤren, zu Fuͤſſen zu legen;<lb/>
aber eben darum auch verdorben ſind, und nicht ha-<lb/>
ben zurecht kommen koͤnnen.</p><lb/><p>Theuerſte Kinder! Jhr ſeyd um und um mit<lb/>
auſſaͤtzigen, gehaͤßigen und ſehr gefaͤhrlichen Feinden<lb/>
umringet: Hier will euch eine liſtige <hirendition="#fr">Jael</hi> mit al-<lb/>
len erſinnlichen Complimenten und mit den hoͤflich-<lb/>ſten Liebkoſungen in ihr Mord-Gezelt hinein locken;<lb/>
und dorten die arge, eigennuͤtzige <hirendition="#fr">Delila</hi> im war-<lb/>
men Schoos ihrer betruͤgeriſchen Schmeicheleyen<lb/>
euch einſchlaͤffern: Trauet nicht, betet vielmehr den<lb/>
Huͤter Jſraels, daß er euch behutſam mache; zu-<lb/>
mahlen da es nur gar zu bald geſchehen, daß das<lb/>
Gnaden-Leben ermordet; der Crantz der <hirendition="#fr">Naſirer-<lb/>ſchafft</hi> verlohren, und man den Leuten zum Ge-<lb/>ſpoͤtt, dem Teuffel und der Suͤnde veraͤchtlich, mit-<lb/>
hin alle Hoffnung der Vorzuͤgen und Herrlichkei-<lb/>
ten, im Himmelreich zu ſchanden wird. Ach die<lb/>
Raub-Moͤrder verſtecken ſich im Gebuͤſche, und die<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Schlan-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[434/0452]
Das 9. Cap.
Zierde aller Tugend-Kleinodien einzuflechten und
zuſammen zu knuͤpffen ſeye. Vergeſſet der Wor-
ten GOttes niemahls, da er klaget, daß des
Menſchen Bosheit groß/ und dem Kna-
ben von Geburt an ans Hertz geknuͤpffet/
auch das Tichten und Trachten des menſch-
lichen Hertzens nur boͤſe ſeye immerdar
und von Jugend auf/ 1 B. Moſ. 6, 5. 8,
21. Spruͤchw. 22, 15. Wollet ihr vor ſchwerem
Fall geſichert ſeyn, ſo ſchreibet das Gute alle<supplied>i</supplied>n GOtt,
alles Boͤſe aber nur euch zu. Dann ich habe vie-
le geſehen, die ſich uͤber dem Guten gekitzelt, und
nicht geeilet haben, die Lob-Kraͤntze dem HErrn
JEſu, dem ſie allein gehoͤren, zu Fuͤſſen zu legen;
aber eben darum auch verdorben ſind, und nicht ha-
ben zurecht kommen koͤnnen.
Theuerſte Kinder! Jhr ſeyd um und um mit
auſſaͤtzigen, gehaͤßigen und ſehr gefaͤhrlichen Feinden
umringet: Hier will euch eine liſtige Jael mit al-
len erſinnlichen Complimenten und mit den hoͤflich-
ſten Liebkoſungen in ihr Mord-Gezelt hinein locken;
und dorten die arge, eigennuͤtzige Delila im war-
men Schoos ihrer betruͤgeriſchen Schmeicheleyen
euch einſchlaͤffern: Trauet nicht, betet vielmehr den
Huͤter Jſraels, daß er euch behutſam mache; zu-
mahlen da es nur gar zu bald geſchehen, daß das
Gnaden-Leben ermordet; der Crantz der Naſirer-
ſchafft verlohren, und man den Leuten zum Ge-
ſpoͤtt, dem Teuffel und der Suͤnde veraͤchtlich, mit-
hin alle Hoffnung der Vorzuͤgen und Herrlichkei-
ten, im Himmelreich zu ſchanden wird. Ach die
Raub-Moͤrder verſtecken ſich im Gebuͤſche, und die
Schlan-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/452>, abgerufen am 18.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.