sti/ und prüfe dich in allen deinen Eigenschafften darnach. Des heiligen Kindes JEsu eini- ges Geschäfft ware, GOtt in seiner liebens-wür- digsten Schönheit zu schauen, seine tiefe Weißheit zu hören, seine himmlische Krafft zu riechen, seine unbeschreibliche Gütigkeit zu schmecken, seine nahe Gegenwart zu fühlen, mithin den Willen seines Vatters gerne zu thun Ps. 40, 9. Das holdselige JE- sulein nahme sich auch keines Dinges an, was um seinetwillen von Freunden oder Feinden, ja von En- geln und Menschen zu Bethlehem und Jerusalem ge- schahe, und bliebe in der allerinnigsten Vereinigung mit seinem himmlischen Vatter unverrückt. Luc. 2, 49. Col. 2, 9.
Hast du nun auch deine allersüsseste Freude, den Willen des Vatters auszurichten? Jsts dir auch eine Lust und Kurtzweil, mit deinem Heyland dich zu ersprachen, als ob er sichtbarlich und leibhafftig bey dir wäre? Leckest du auch die Zeugnisse des H. Gei- stes wie Honig und Manna und geläuterten Zucker- kandel? Saugest du auch an des HErrn JESU Worten, Lehren, Wundern, Leben, Leyden, Wohl- thaten, Aemtern, Ständen, Geheimnissen, Seg- nungen, Kräfften und Herrlichkeiten, wie ein Säug- ling an den Brüsten seiner Mutter, und wie eine Biene an denen Sonnen-reichen Thau-safftigen Kräutern sauget? Reget sich nun nichts dergleichen in deinem Jnwendigen, gehet hingegen dein Ver- langen, Wünschen, Trachten und Bestreben nur nach dem, was die Sinnen kitzeln, den Bauch ver- gnügen, und was dir die Erde geben kan? Ach so so hast du fein glatt nichts vom Sinn des heiligen Kindes JEsu, und kanst folglich auch vom Tauff-
Bund
Cap. 1. Die erſte Quelle
ſti/ und pruͤfe dich in allen deinen Eigenſchafften darnach. Des heiligen Kindes JEſu eini- ges Geſchaͤfft ware, GOtt in ſeiner liebens-wuͤr- digſten Schoͤnheit zu ſchauen, ſeine tiefe Weißheit zu hoͤren, ſeine himmliſche Krafft zu riechen, ſeine unbeſchreibliche Guͤtigkeit zu ſchmecken, ſeine nahe Gegenwart zu fuͤhlen, mithin den Willen ſeines Vatters gerne zu thun Pſ. 40, 9. Das holdſelige JE- ſulein nahme ſich auch keines Dinges an, was um ſeinetwillen von Freunden oder Feinden, ja von En- geln und Menſchen zu Bethlehem und Jeruſalem ge- ſchahe, und bliebe in der allerinnigſten Vereinigung mit ſeinem himmliſchen Vatter unverruͤckt. Luc. 2, 49. Col. 2, 9.
Haſt du nun auch deine allerſuͤſſeſte Freude, den Willen des Vatters auszurichten? Jſts dir auch eine Luſt und Kurtzweil, mit deinem Heyland dich zu erſprachen, als ob er ſichtbarlich und leibhafftig bey dir waͤre? Leckeſt du auch die Zeugniſſe des H. Gei- ſtes wie Honig und Manna und gelaͤuterten Zucker- kandel? Saugeſt du auch an des HErrn JESU Worten, Lehren, Wundern, Leben, Leyden, Wohl- thaten, Aemtern, Staͤnden, Geheimniſſen, Seg- nungen, Kraͤfften und Herrlichkeiten, wie ein Saͤug- ling an den Bruͤſten ſeiner Mutter, und wie eine Biene an denen Sonnen-reichen Thau-ſafftigen Kraͤutern ſauget? Reget ſich nun nichts dergleichen in deinem Jnwendigen, gehet hingegen dein Ver- langen, Wuͤnſchen, Trachten und Beſtreben nur nach dem, was die Sinnen kitzeln, den Bauch ver- gnuͤgen, und was dir die Erde geben kan? Ach ſo ſo haſt du fein glatt nichts vom Sinn des heiligen Kindes JEſu, und kanſt folglich auch vom Tauff-
Bund
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Cap. 1. Die erſte Quelle
ſti/ und pruͤfe dich in allen deinen Eigenſchafften
darnach. Des heiligen Kindes JEſu eini-
ges Geſchaͤfft ware, GOtt in ſeiner liebens-wuͤr-
digſten Schoͤnheit zu ſchauen, ſeine tiefe Weißheit
zu hoͤren, ſeine himmliſche Krafft zu riechen, ſeine
unbeſchreibliche Guͤtigkeit zu ſchmecken, ſeine nahe
Gegenwart zu fuͤhlen, mithin den Willen ſeines
Vatters gerne zu thun Pſ. 40, 9. Das holdſelige JE-
ſulein nahme ſich auch keines Dinges an, was um
ſeinetwillen von Freunden oder Feinden, ja von En-
geln und Menſchen zu Bethlehem und Jeruſalem ge-
ſchahe, und bliebe in der allerinnigſten Vereinigung
mit ſeinem himmliſchen Vatter unverruͤckt. Luc.
2, 49. Col. 2, 9.
Haſt du nun auch deine allerſuͤſſeſte Freude, den
Willen des Vatters auszurichten? Jſts dir auch
eine Luſt und Kurtzweil, mit deinem Heyland dich
zu erſprachen, als ob er ſichtbarlich und leibhafftig bey
dir waͤre? Leckeſt du auch die Zeugniſſe des H. Gei-
ſtes wie Honig und Manna und gelaͤuterten Zucker-
kandel? Saugeſt du auch an des HErrn JESU
Worten, Lehren, Wundern, Leben, Leyden, Wohl-
thaten, Aemtern, Staͤnden, Geheimniſſen, Seg-
nungen, Kraͤfften und Herrlichkeiten, wie ein Saͤug-
ling an den Bruͤſten ſeiner Mutter, und wie eine
Biene an denen Sonnen-reichen Thau-ſafftigen
Kraͤutern ſauget? Reget ſich nun nichts dergleichen
in deinem Jnwendigen, gehet hingegen dein Ver-
langen, Wuͤnſchen, Trachten und Beſtreben nur
nach dem, was die Sinnen kitzeln, den Bauch ver-
gnuͤgen, und was dir die Erde geben kan? Ach ſo
ſo haſt du fein glatt nichts vom Sinn des heiligen
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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/44>, abgerufen am 17.07.2024.
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