Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Beschluß.
in ihm/ Joh. 6, 54. 56. Das Fleisch Chri-
sti
ist seine GOttes-Krafft, so da in seinem gan-
tzen Mittler-Amt, in seinen beyden Ständen, in
seinen Geheimnissen, in seiner GOtt-Menschheit,
in allen seinen Tugenden, Worten und Gedancken
lieget. Diese Krafft ist dir stets vonnöthen, so daß
du sie durch beständiges Sehnen in dich ziehest;
sonst hast du kein Leben, und dein Christenthum
keine Vestigkeit.

Das Blut Christi ist sein göttliches Liebe-
Leben, so da in dich ausgegossen wird vom Heil.
Geist zur innigsten Wonne und Freude deiner See-
len; dessen du darum zu keiner Zeit entbehren
kanst, wo du nicht verdrießliche Fehl-Tritte und
Thorheiten begehen willst. Eine Turtel-Taube
verbirget sich in der Gefahr in die Fels-Löcher, und
kan, weil sie ihre Nothdurfft auf Erden suchen muß,
nicht immer darinnen bleiben; dir hingegen dro-
het die Gefahr, du magst seyn, wo du willst, und
findest anbey alle deine Nothdurfft reichlich und
überflüßig in Christo JEsu: Halte es darum für
lauter unergründliche Treue deines GOttes, daß
er will, daß deine Seele in seines lieben Sohns
ungefälschen Hertzen und Seiten-Höhle verborgen
bleibe: Halte es nicht für ein unleidliches Ge-
fängniß, wie der gottlose alte Mensch thut, der
keines Guten gewohnt ist; dem Säu-Hirten ge-
hören Trebern: Da hingegen das Jnne-bleiben in
dem Liebes-Hertzen JEsu tausendmahl mehr An-
muth und süsses Vergnügen, als Adams Para-
dies, hat. Jch habe etlich tausendmahl Schutz
und Schirm, auch unaussprechlichen Frieden da

gefun-

Der Beſchluß.
in ihm/ Joh. 6, 54. 56. Das Fleiſch Chri-
ſti
iſt ſeine GOttes-Krafft, ſo da in ſeinem gan-
tzen Mittler-Amt, in ſeinen beyden Staͤnden, in
ſeinen Geheimniſſen, in ſeiner GOtt-Menſchheit,
in allen ſeinen Tugenden, Worten und Gedancken
lieget. Dieſe Krafft iſt dir ſtets vonnoͤthen, ſo daß
du ſie durch beſtaͤndiges Sehnen in dich zieheſt;
ſonſt haſt du kein Leben, und dein Chriſtenthum
keine Veſtigkeit.

Das Blut Chriſti iſt ſein goͤttliches Liebe-
Leben, ſo da in dich ausgegoſſen wird vom Heil.
Geiſt zur innigſten Wonne und Freude deiner See-
len; deſſen du darum zu keiner Zeit entbehren
kanſt, wo du nicht verdrießliche Fehl-Tritte und
Thorheiten begehen willſt. Eine Turtel-Taube
verbirget ſich in der Gefahr in die Fels-Loͤcher, und
kan, weil ſie ihre Nothdurfft auf Erden ſuchen muß,
nicht immer darinnen bleiben; dir hingegen dro-
het die Gefahr, du magſt ſeyn, wo du willſt, und
findeſt anbey alle deine Nothdurfft reichlich und
uͤberfluͤßig in Chriſto JEſu: Halte es darum fuͤr
lauter unergruͤndliche Treue deines GOttes, daß
er will, daß deine Seele in ſeines lieben Sohns
ungefaͤlſchen Hertzen und Seiten-Hoͤhle verborgen
bleibe: Halte es nicht fuͤr ein unleidliches Ge-
faͤngniß, wie der gottloſe alte Menſch thut, der
keines Guten gewohnt iſt; dem Saͤu-Hirten ge-
hoͤren Trebern: Da hingegen das Jnne-bleiben in
dem Liebes-Hertzen JEſu tauſendmahl mehr An-
muth und ſuͤſſes Vergnuͤgen, als Adams Para-
dies, hat. Jch habe etlich tauſendmahl Schutz
und Schirm, auch unausſprechlichen Frieden da

gefun-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0417" n="399"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Be&#x017F;chluß.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">in ihm/</hi> Joh. 6, 54. 56. <hi rendition="#fr">Das Flei&#x017F;ch Chri-<lb/>
&#x017F;ti</hi> i&#x017F;t &#x017F;eine GOttes-Krafft, &#x017F;o da in &#x017F;einem gan-<lb/>
tzen Mittler-Amt, in &#x017F;einen beyden Sta&#x0364;nden, in<lb/>
&#x017F;einen Geheimni&#x017F;&#x017F;en, in &#x017F;einer GOtt-Men&#x017F;chheit,<lb/>
in allen &#x017F;einen Tugenden, Worten und Gedancken<lb/>
lieget. Die&#x017F;e Krafft i&#x017F;t dir &#x017F;tets vonno&#x0364;then, &#x017F;o daß<lb/>
du &#x017F;ie durch be&#x017F;ta&#x0364;ndiges Sehnen in dich ziehe&#x017F;t;<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t ha&#x017F;t du kein Leben, und dein Chri&#x017F;tenthum<lb/>
keine Ve&#x017F;tigkeit.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Das Blut Chri&#x017F;ti</hi> i&#x017F;t &#x017F;ein go&#x0364;ttliches Liebe-<lb/>
Leben, &#x017F;o da in dich ausgego&#x017F;&#x017F;en wird vom Heil.<lb/>
Gei&#x017F;t zur innig&#x017F;ten Wonne und Freude deiner See-<lb/>
len; de&#x017F;&#x017F;en du darum zu keiner Zeit entbehren<lb/>
kan&#x017F;t, wo du nicht verdrießliche Fehl-Tritte und<lb/>
Thorheiten begehen will&#x017F;t. Eine Turtel-Taube<lb/>
verbirget &#x017F;ich in der Gefahr in die Fels-Lo&#x0364;cher, und<lb/>
kan, weil &#x017F;ie ihre Nothdurfft auf Erden &#x017F;uchen muß,<lb/>
nicht immer darinnen bleiben; dir hingegen dro-<lb/>
het die Gefahr, du mag&#x017F;t &#x017F;eyn, wo du will&#x017F;t, und<lb/>
finde&#x017F;t anbey alle deine Nothdurfft reichlich und<lb/>
u&#x0364;berflu&#x0364;ßig in Chri&#x017F;to JE&#x017F;u: Halte es darum fu&#x0364;r<lb/>
lauter unergru&#x0364;ndliche Treue deines GOttes, daß<lb/>
er will, daß deine Seele in &#x017F;eines lieben Sohns<lb/>
ungefa&#x0364;l&#x017F;chen Hertzen und Seiten-Ho&#x0364;hle verborgen<lb/>
bleibe: Halte es nicht fu&#x0364;r ein unleidliches Ge-<lb/>
fa&#x0364;ngniß, wie der gottlo&#x017F;e alte Men&#x017F;ch thut, der<lb/>
keines Guten gewohnt i&#x017F;t; dem Sa&#x0364;u-Hirten ge-<lb/>
ho&#x0364;ren Trebern: Da hingegen das Jnne-bleiben in<lb/>
dem Liebes-Hertzen JE&#x017F;u tau&#x017F;endmahl mehr An-<lb/>
muth und &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;es Vergnu&#x0364;gen, als Adams Para-<lb/>
dies, hat. Jch habe etlich tau&#x017F;endmahl Schutz<lb/>
und Schirm, auch unaus&#x017F;prechlichen Frieden da<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gefun-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[399/0417] Der Beſchluß. in ihm/ Joh. 6, 54. 56. Das Fleiſch Chri- ſti iſt ſeine GOttes-Krafft, ſo da in ſeinem gan- tzen Mittler-Amt, in ſeinen beyden Staͤnden, in ſeinen Geheimniſſen, in ſeiner GOtt-Menſchheit, in allen ſeinen Tugenden, Worten und Gedancken lieget. Dieſe Krafft iſt dir ſtets vonnoͤthen, ſo daß du ſie durch beſtaͤndiges Sehnen in dich zieheſt; ſonſt haſt du kein Leben, und dein Chriſtenthum keine Veſtigkeit. Das Blut Chriſti iſt ſein goͤttliches Liebe- Leben, ſo da in dich ausgegoſſen wird vom Heil. Geiſt zur innigſten Wonne und Freude deiner See- len; deſſen du darum zu keiner Zeit entbehren kanſt, wo du nicht verdrießliche Fehl-Tritte und Thorheiten begehen willſt. Eine Turtel-Taube verbirget ſich in der Gefahr in die Fels-Loͤcher, und kan, weil ſie ihre Nothdurfft auf Erden ſuchen muß, nicht immer darinnen bleiben; dir hingegen dro- het die Gefahr, du magſt ſeyn, wo du willſt, und findeſt anbey alle deine Nothdurfft reichlich und uͤberfluͤßig in Chriſto JEſu: Halte es darum fuͤr lauter unergruͤndliche Treue deines GOttes, daß er will, daß deine Seele in ſeines lieben Sohns ungefaͤlſchen Hertzen und Seiten-Hoͤhle verborgen bleibe: Halte es nicht fuͤr ein unleidliches Ge- faͤngniß, wie der gottloſe alte Menſch thut, der keines Guten gewohnt iſt; dem Saͤu-Hirten ge- hoͤren Trebern: Da hingegen das Jnne-bleiben in dem Liebes-Hertzen JEſu tauſendmahl mehr An- muth und ſuͤſſes Vergnuͤgen, als Adams Para- dies, hat. Jch habe etlich tauſendmahl Schutz und Schirm, auch unausſprechlichen Frieden da gefun-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/417
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/417>, abgerufen am 17.06.2024.