ner Seelen Begierde zu entfliehen, sind zwey Tau- ben-Flügel, mit denen du dich in die Wunden- Höhe deines Heylandes aufschwingest. Es ist manchmahl ein Teuffel mit einem armen Strick, ein eiteles Welt-Kind unter Wegs, dich in sein Gebiet zu ziehen, und auf seinen Grund und Bo- den zu verleiten; die Gnade aber treibet dich ins Gebet, daß du einen Eckel ab allen zauberischen Welt-Kram bekommest, mithin der Feinden An- schlag sich zerschläget und du Herr im Lande ver- bleibest.
Hier muß ich zu GOttes Preiß und Ruhm er- zehlen, was mir zur Zeit begegnet:
Jch hatte eines Landvogts Pferd, und dieses erwildete so greulich, daß es den Zaum zerrissen, und auf das schnel- leste einem Wald zugerennet: Jch sahe die Gefahr, wie leicht mir der Kopf könte zerschmettert werden; bate dar- um meinen HErrn JEsum Christum um den Beystand der Heil. Engeln so sehnlich, daß es durch Wolcken und Himmel drange: Bald darauf schluge ich in vollem Pferd- Sprung mit den lincken Schläffen des Hauptes an einen Baum im Wald, ohne den geringsten Schaden, ohngeach- tet das Haupt, weil der Huth in allem Rennen davon flo- ge, blos nnd unbedecket ware.
§. 3.
Dritter Vortheil. Bade und wasche dich täglich mit zerknirschtem Hertzen im Blut des Lammes/ Offenb. 7, 14. und laß die Wunden-Höhle des gecreutzigten JEsu nimmer aus deinem Hertzen kom- men/ selbige vielmehr deine Zuflucht seyn für und für; da findest du gewiß Schat-
ten
Der Beſchluß.
ner Seelen Begierde zu entfliehen, ſind zwey Tau- ben-Fluͤgel, mit denen du dich in die Wunden- Hoͤhe deines Heylandes aufſchwingeſt. Es iſt manchmahl ein Teuffel mit einem armen Strick, ein eiteles Welt-Kind unter Wegs, dich in ſein Gebiet zu ziehen, und auf ſeinen Grund und Bo- den zu verleiten; die Gnade aber treibet dich ins Gebet, daß du einen Eckel ab allen zauberiſchen Welt-Kram bekommeſt, mithin der Feinden An- ſchlag ſich zerſchlaͤget und du Herr im Lande ver- bleibeſt.
Hier muß ich zu GOttes Preiß und Ruhm er- zehlen, was mir zur Zeit begegnet:
Jch hatte eines Landvogts Pferd, und dieſes erwildete ſo greulich, daß es den Zaum zerriſſen, und auf das ſchnel- leſte einem Wald zugerennet: Jch ſahe die Gefahr, wie leicht mir der Kopf koͤnte zerſchmettert werden; bate dar- um meinen HErrn JEſum Chriſtum um den Beyſtand der Heil. Engeln ſo ſehnlich, daß es durch Wolcken und Himmel drange: Bald darauf ſchluge ich in vollem Pferd- Sprung mit den lincken Schlaͤffen des Hauptes an einen Baum im Wald, ohne den geringſten Schaden, ohngeach- tet das Haupt, weil der Huth in allem Rennen davon flo- ge, blos nnd unbedecket ware.
§. 3.
Dritter Vortheil. Bade und waſche dich taͤglich mit zerknirſchtem Hertzen im Blut des Lammes/ Offenb. 7, 14. und laß die Wunden-Hoͤhle des gecreutzigten JEſu nimmer aus deinem Hertzen kom- men/ ſelbige vielmehr deine Zuflucht ſeyn fuͤr und fuͤr; da findeſt du gewiß Schat-
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Der Beſchluß.
ner Seelen Begierde zu entfliehen, ſind zwey Tau-
ben-Fluͤgel, mit denen du dich in die Wunden-
Hoͤhe deines Heylandes aufſchwingeſt. Es iſt
manchmahl ein Teuffel mit einem armen Strick,
ein eiteles Welt-Kind unter Wegs, dich in ſein
Gebiet zu ziehen, und auf ſeinen Grund und Bo-
den zu verleiten; die Gnade aber treibet dich ins
Gebet, daß du einen Eckel ab allen zauberiſchen
Welt-Kram bekommeſt, mithin der Feinden An-
ſchlag ſich zerſchlaͤget und du Herr im Lande ver-
bleibeſt.
Hier muß ich zu GOttes Preiß und Ruhm er-
zehlen, was mir zur Zeit begegnet:
Jch hatte eines Landvogts Pferd, und dieſes erwildete
ſo greulich, daß es den Zaum zerriſſen, und auf das ſchnel-
leſte einem Wald zugerennet: Jch ſahe die Gefahr, wie
leicht mir der Kopf koͤnte zerſchmettert werden; bate dar-
um meinen HErrn JEſum Chriſtum um den Beyſtand
der Heil. Engeln ſo ſehnlich, daß es durch Wolcken und
Himmel drange: Bald darauf ſchluge ich in vollem Pferd-
Sprung mit den lincken Schlaͤffen des Hauptes an einen
Baum im Wald, ohne den geringſten Schaden, ohngeach-
tet das Haupt, weil der Huth in allem Rennen davon flo-
ge, blos nnd unbedecket ware.
§. 3.
Dritter Vortheil. Bade und waſche
dich taͤglich mit zerknirſchtem Hertzen im
Blut des Lammes/ Offenb. 7, 14. und laß
die Wunden-Hoͤhle des gecreutzigten
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men/ ſelbige vielmehr deine Zuflucht ſeyn
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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/415>, abgerufen am 17.06.2024.
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