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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

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Cap. 7. Nachlese noch einiger Mitteln
Tages aus der Acht gelassen, und JEsus, der son-
sten der Hochzeit jener frommen Leutlein zu Cana
beygewohnet, mit seiner Gnade und Segen gleich-
sam verjaget und weggetantzet wird; so gereichet
diese fleischliche Freyheit jungen Leuten insonderheit
zu vieler Verführung. Dann weil ein solcher so
genannter Ehren-Tantz in üppiger und wollüstiger
Gesellschafft und bey einer fleischlichen und in GOt-
tes Ohren abscheulich klingenden Music, mithin
meistens bey später Nacht und dannzumahlen ge-
schiehet, wann man vom Wein und starcken
Getränck erhitzet ist, auch Mann-und Weibs-
Personen mit leichtfertigen Geberden, geilen
Stellungen, und reitzenden Umarmungen ver-
mischt durch einander springen; so wird das
sonsten schon durch überflüßiges Essen und Trin-
cken in Jast gebrachte Jugend-Blut gar leicht noch
mehr erhitzet, die fleischliche Brunst entzündet, und
wie es leider nur allzuofft sich zeiget, vom Tantz-
Platz in die Kammer der Unzucht der Weg gebah-
net, und also das alte Sprüchwort erfüllet: Wann
die Keuschheit zum Tantz kommt/ so
tantzet sie auf gläsernen Schuhen.

3) Die nächtlichen Zusammenkünffte
junger Leuten von beyderley Geschlecht/
das so genannte Kilt-gehen/ Gaden-stei-
gen, und Besuchen der jungen zu Bette lie-
genden Töchtern;
auch nur allzuofft mit
Vorwissen der Heyls-vergessenen Eltern, die die-
ses als eine alte Gewohnheit ihren Kindern erlau-
ben, wenigstens durch die Finger sehen, als eine un-
schuldige Jugend-Freude entschuldigen, ja gar be-

sorgen,

Cap. 7. Nachleſe noch einiger Mitteln
Tages aus der Acht gelaſſen, und JEſus, der ſon-
ſten der Hochzeit jener frommen Leutlein zu Cana
beygewohnet, mit ſeiner Gnade und Segen gleich-
ſam verjaget und weggetantzet wird; ſo gereichet
dieſe fleiſchliche Freyheit jungen Leuten inſonderheit
zu vieler Verfuͤhrung. Dann weil ein ſolcher ſo
genannter Ehren-Tantz in uͤppiger und wolluͤſtiger
Geſellſchafft und bey einer fleiſchlichen und in GOt-
tes Ohren abſcheulich klingenden Muſic, mithin
meiſtens bey ſpaͤter Nacht und dannzumahlen ge-
ſchiehet, wann man vom Wein und ſtarcken
Getraͤnck erhitzet iſt, auch Mann-und Weibs-
Perſonen mit leichtfertigen Geberden, geilen
Stellungen, und reitzenden Umarmungen ver-
miſcht durch einander ſpringen; ſo wird das
ſonſten ſchon durch uͤberfluͤßiges Eſſen und Trin-
cken in Jaſt gebrachte Jugend-Blut gar leicht noch
mehr erhitzet, die fleiſchliche Brunſt entzuͤndet, und
wie es leider nur allzuofft ſich zeiget, vom Tantz-
Platz in die Kammer der Unzucht der Weg gebah-
net, und alſo das alte Spruͤchwort erfuͤllet: Wann
die Keuſchheit zum Tantz kommt/ ſo
tantzet ſie auf glaͤſernen Schuhen.

3) Die naͤchtlichen Zuſammenkuͤnffte
junger Leuten von beyderley Geſchlecht/
das ſo genannte Kilt-gehen/ Gaden-ſtei-
gen, und Beſuchen der jungen zu Bette lie-
genden Toͤchtern;
auch nur allzuofft mit
Vorwiſſen der Heyls-vergeſſenen Eltern, die die-
ſes als eine alte Gewohnheit ihren Kindern erlau-
ben, wenigſtens durch die Finger ſehen, als eine un-
ſchuldige Jugend-Freude entſchuldigen, ja gar be-

ſorgen,
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[386/0404] Cap. 7. Nachleſe noch einiger Mitteln Tages aus der Acht gelaſſen, und JEſus, der ſon- ſten der Hochzeit jener frommen Leutlein zu Cana beygewohnet, mit ſeiner Gnade und Segen gleich- ſam verjaget und weggetantzet wird; ſo gereichet dieſe fleiſchliche Freyheit jungen Leuten inſonderheit zu vieler Verfuͤhrung. Dann weil ein ſolcher ſo genannter Ehren-Tantz in uͤppiger und wolluͤſtiger Geſellſchafft und bey einer fleiſchlichen und in GOt- tes Ohren abſcheulich klingenden Muſic, mithin meiſtens bey ſpaͤter Nacht und dannzumahlen ge- ſchiehet, wann man vom Wein und ſtarcken Getraͤnck erhitzet iſt, auch Mann-und Weibs- Perſonen mit leichtfertigen Geberden, geilen Stellungen, und reitzenden Umarmungen ver- miſcht durch einander ſpringen; ſo wird das ſonſten ſchon durch uͤberfluͤßiges Eſſen und Trin- cken in Jaſt gebrachte Jugend-Blut gar leicht noch mehr erhitzet, die fleiſchliche Brunſt entzuͤndet, und wie es leider nur allzuofft ſich zeiget, vom Tantz- Platz in die Kammer der Unzucht der Weg gebah- net, und alſo das alte Spruͤchwort erfuͤllet: Wann die Keuſchheit zum Tantz kommt/ ſo tantzet ſie auf glaͤſernen Schuhen. 3) Die naͤchtlichen Zuſammenkuͤnffte junger Leuten von beyderley Geſchlecht/ das ſo genannte Kilt-gehen/ Gaden-ſtei- gen, und Beſuchen der jungen zu Bette lie- genden Toͤchtern; auch nur allzuofft mit Vorwiſſen der Heyls-vergeſſenen Eltern, die die- ſes als eine alte Gewohnheit ihren Kindern erlau- ben, wenigſtens durch die Finger ſehen, als eine un- ſchuldige Jugend-Freude entſchuldigen, ja gar be- ſorgen,

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/404>, abgerufen am 25.11.2024.