Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

der Verführung der Jugend.
es Kämpffen gilt; hingegen nur bey dem Heer-
Paucken des Worts als ein Ritter stehen, wann,
und so lang kein Feind vorhanden ist? Ach nein,
mein Kind! diß wäre eine gar zu schlechte, und recht
schändliche Weise, des Feinds los zu werden, wann
mann die Festung des Willens übergeben wollte,
nur damit deine Belägerer vom Sturm ablassen:
Wann du eine Schlacht, oder nur einen Schar-
mützel verlierest, so ziehet es vor GOtt und seinen
heiligen Engeln viel Schande und Schaden nach
sich. Der höllische Goliath erhält keinen Sieg
über dich, den er nicht zu seinem Urtheil hitziglich
anwenden, und es gehet dir immer so viel ab vom
Lande der Verheissung: Wann du demnach dich
zehen mahl von der Sünde überwinden lassest; so
bleibet dir keine von den zehen Städten übrig,
im Reich GOttes zu beherrschen. Luc. 19, 17.

Ja damit ich dir deinen Zustand rund heraus
sage, so bist du noch nicht unter der Gnade, son-
dern noch unter Sünde, unter der verdammenden
Krafft des Gesetzes, und in des Teuffels Klauen,
welches eben deine sündliche Regungen sind, so dei-
ne arme noch nicht frey gemachte Seele bemeistern
und unter ihr Joch bezwingen: Wann dir z. E.
deine Haus-Genossen was zuwider thun, so wirst
du gleich böse und verdrießlich, oder wann dich ei-
ne Lust anficht, oder sonst ein Vortheil anlachet,
so liegst du da, als ein gebundener Soldat, und
deine Gegenwehr ist ein eiteles Spiegel-Fechten;
du kriegst demnach den Nahmen eines furchtsamen
Haasen/ der als ein unrein Thier im heiligen
Gesetz GOttes verworffen ist, 3 B. Mos. 11,

Schmeich-
Y 4

der Verfuͤhrung der Jugend.
es Kaͤmpffen gilt; hingegen nur bey dem Heer-
Paucken des Worts als ein Ritter ſtehen, wann,
und ſo lang kein Feind vorhanden iſt? Ach nein,
mein Kind! diß waͤre eine gar zu ſchlechte, und recht
ſchaͤndliche Weiſe, des Feinds los zu werden, wann
mann die Feſtung des Willens uͤbergeben wollte,
nur damit deine Belaͤgerer vom Sturm ablaſſen:
Wann du eine Schlacht, oder nur einen Schar-
muͤtzel verliereſt, ſo ziehet es vor GOtt und ſeinen
heiligen Engeln viel Schande und Schaden nach
ſich. Der hoͤlliſche Goliath erhaͤlt keinen Sieg
uͤber dich, den er nicht zu ſeinem Urtheil hitziglich
anwenden, und es gehet dir immer ſo viel ab vom
Lande der Verheiſſung: Wann du demnach dich
zehen mahl von der Suͤnde uͤberwinden laſſeſt; ſo
bleibet dir keine von den zehen Staͤdten uͤbrig,
im Reich GOttes zu beherrſchen. Luc. 19, 17.

Ja damit ich dir deinen Zuſtand rund heraus
ſage, ſo biſt du noch nicht unter der Gnade, ſon-
dern noch unter Suͤnde, unter der verdammenden
Krafft des Geſetzes, und in des Teuffels Klauen,
welches eben deine ſuͤndliche Regungen ſind, ſo dei-
ne arme noch nicht frey gemachte Seele bemeiſtern
und unter ihr Joch bezwingen: Wann dir z. E.
deine Haus-Genoſſen was zuwider thun, ſo wirſt
du gleich boͤſe und verdrießlich, oder wann dich ei-
ne Luſt anficht, oder ſonſt ein Vortheil anlachet,
ſo liegſt du da, als ein gebundener Soldat, und
deine Gegenwehr iſt ein eiteles Spiegel-Fechten;
du kriegſt demnach den Nahmen eines furchtſamen
Haaſen/ der als ein unrein Thier im heiligen
Geſetz GOttes verworffen iſt, 3 B. Moſ. 11,

Schmeich-
Y 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0361" n="343"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Verfu&#x0364;hrung der Jugend.</hi></fw><lb/>
es Ka&#x0364;mpffen gilt; hingegen nur bey dem Heer-<lb/>
Paucken des Worts als ein Ritter &#x017F;tehen, wann,<lb/>
und &#x017F;o lang kein Feind vorhanden i&#x017F;t? Ach nein,<lb/>
mein Kind! diß wa&#x0364;re eine gar zu &#x017F;chlechte, und recht<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;ndliche Wei&#x017F;e, des Feinds los zu werden, wann<lb/>
mann die Fe&#x017F;tung des Willens u&#x0364;bergeben wollte,<lb/>
nur damit deine Bela&#x0364;gerer vom Sturm abla&#x017F;&#x017F;en:<lb/>
Wann du eine Schlacht, oder nur einen Schar-<lb/>
mu&#x0364;tzel verliere&#x017F;t, &#x017F;o ziehet es vor GOtt und &#x017F;einen<lb/>
heiligen Engeln viel Schande und Schaden nach<lb/>
&#x017F;ich. Der ho&#x0364;lli&#x017F;che Goliath erha&#x0364;lt keinen Sieg<lb/>
u&#x0364;ber dich, den er nicht zu &#x017F;einem Urtheil hitziglich<lb/>
anwenden, und es gehet dir immer &#x017F;o viel ab vom<lb/>
Lande der Verhei&#x017F;&#x017F;ung: Wann du demnach dich<lb/>
zehen mahl von der Su&#x0364;nde u&#x0364;berwinden la&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t; &#x017F;o<lb/>
bleibet dir keine von <hi rendition="#fr">den zehen Sta&#x0364;dten</hi> u&#x0364;brig,<lb/>
im Reich GOttes zu beherr&#x017F;chen. Luc. 19, 17.</p><lb/>
          <p>Ja damit ich dir deinen Zu&#x017F;tand rund heraus<lb/>
&#x017F;age, &#x017F;o bi&#x017F;t du noch nicht unter der Gnade, &#x017F;on-<lb/>
dern noch unter Su&#x0364;nde, unter der verdammenden<lb/>
Krafft des Ge&#x017F;etzes, und in des Teuffels Klauen,<lb/>
welches eben deine &#x017F;u&#x0364;ndliche Regungen &#x017F;ind, &#x017F;o dei-<lb/>
ne arme noch nicht frey gemachte Seele bemei&#x017F;tern<lb/>
und unter ihr Joch bezwingen: Wann dir z. E.<lb/>
deine Haus-Geno&#x017F;&#x017F;en was zuwider thun, &#x017F;o wir&#x017F;t<lb/>
du gleich bo&#x0364;&#x017F;e und verdrießlich, oder wann dich ei-<lb/>
ne Lu&#x017F;t anficht, oder &#x017F;on&#x017F;t ein Vortheil anlachet,<lb/>
&#x017F;o lieg&#x017F;t du da, als ein gebundener Soldat, und<lb/>
deine Gegenwehr i&#x017F;t ein eiteles Spiegel-Fechten;<lb/>
du krieg&#x017F;t demnach den Nahmen eines furcht&#x017F;amen<lb/><hi rendition="#fr">Haa&#x017F;en/</hi> der als ein <hi rendition="#fr">unrein Thier</hi> im heiligen<lb/>
Ge&#x017F;etz GOttes verworffen i&#x017F;t, 3 B. Mo&#x017F;. 11,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Y 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Schmeich-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[343/0361] der Verfuͤhrung der Jugend. es Kaͤmpffen gilt; hingegen nur bey dem Heer- Paucken des Worts als ein Ritter ſtehen, wann, und ſo lang kein Feind vorhanden iſt? Ach nein, mein Kind! diß waͤre eine gar zu ſchlechte, und recht ſchaͤndliche Weiſe, des Feinds los zu werden, wann mann die Feſtung des Willens uͤbergeben wollte, nur damit deine Belaͤgerer vom Sturm ablaſſen: Wann du eine Schlacht, oder nur einen Schar- muͤtzel verliereſt, ſo ziehet es vor GOtt und ſeinen heiligen Engeln viel Schande und Schaden nach ſich. Der hoͤlliſche Goliath erhaͤlt keinen Sieg uͤber dich, den er nicht zu ſeinem Urtheil hitziglich anwenden, und es gehet dir immer ſo viel ab vom Lande der Verheiſſung: Wann du demnach dich zehen mahl von der Suͤnde uͤberwinden laſſeſt; ſo bleibet dir keine von den zehen Staͤdten uͤbrig, im Reich GOttes zu beherrſchen. Luc. 19, 17. Ja damit ich dir deinen Zuſtand rund heraus ſage, ſo biſt du noch nicht unter der Gnade, ſon- dern noch unter Suͤnde, unter der verdammenden Krafft des Geſetzes, und in des Teuffels Klauen, welches eben deine ſuͤndliche Regungen ſind, ſo dei- ne arme noch nicht frey gemachte Seele bemeiſtern und unter ihr Joch bezwingen: Wann dir z. E. deine Haus-Genoſſen was zuwider thun, ſo wirſt du gleich boͤſe und verdrießlich, oder wann dich ei- ne Luſt anficht, oder ſonſt ein Vortheil anlachet, ſo liegſt du da, als ein gebundener Soldat, und deine Gegenwehr iſt ein eiteles Spiegel-Fechten; du kriegſt demnach den Nahmen eines furchtſamen Haaſen/ der als ein unrein Thier im heiligen Geſetz GOttes verworffen iſt, 3 B. Moſ. 11, Schmeich- Y 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/361
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/361>, abgerufen am 03.12.2024.