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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

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Cap. 6. Die sechste Quelle
siehe zu/ daß du ein schönes Sprüchlein
im Hertzen fassest,
z. E. Wann er dich mit
ehrsüchtigen Gedancken plaget; so halt
ihm vor: Christus spricht: Lernet von
mir, dann ich bin sanfftmüthig, und von
Hertzen demüthig.

Wann dir, liebes Kind, JEsus lieber ist, als die
Welt, und du recht das Heimweh nach dem ewi-
gen Vaterland hast, so offt du von JEsu und dei-
nem Vater hörest; so werden dann seine Worte
bey dir mehr, als Himmel und Erden gelten, und
es wird bey dir nicht mehr heissen: Was werden
die Leute dazu sagen? Sondern, was wird mein
JEsus, mein mit seinem GOttes-Blut gefärbter
und für mich gestorbener, nun aber ewig lebender
König dazu sagen und davon urtheilen? Laß dich
das Liebes-Flämmlein des Heil. Geistes über alle
erschaffene Dinge in die erhabene Ewigkeit hinauf
führen, blindlings und pünctlich auszurichten, was
dein süsser Christus von dir haben will, trotz allem
Gepolder deiner bösen Natur, der Welt und des
Teuffels. Dencke, es seye noch um ein kleines zu
thun, so empfahest du das Urtheil, und habest kei-
ne so güldene Gelegenheit mehr, den alten Men-
schen, Christo zu Ehren, abzuschlachten. Wann
dir aber seine Worte zur Zeit des Streits ohne ei-
nige Krafft zu seyn düncken, und dir vorkommen,
als ob sie nichts zu bedeuten hätten; so lasse dichs
nicht befremden, dann es gehet nicht anderst, wann
die Sünde stürmet. Oder wolltest du dich unter
die Sünde beugen, die Krafft des Heils fahren las-
sen, und das Wort des Lebens wegwerffen, wann

es

Cap. 6. Die ſechſte Quelle
ſiehe zu/ daß du ein ſchoͤnes Spruͤchlein
im Hertzen faſſeſt,
z. E. Wann er dich mit
ehrſuͤchtigen Gedancken plaget; ſo halt
ihm vor: Chriſtus ſpricht: Lernet von
mir, dann ich bin ſanfftmuͤthig, und von
Hertzen demuͤthig.

Wann dir, liebes Kind, JEſus lieber iſt, als die
Welt, und du recht das Heimweh nach dem ewi-
gen Vaterland haſt, ſo offt du von JEſu und dei-
nem Vater hoͤreſt; ſo werden dann ſeine Worte
bey dir mehr, als Himmel und Erden gelten, und
es wird bey dir nicht mehr heiſſen: Was werden
die Leute dazu ſagen? Sondern, was wird mein
JEſus, mein mit ſeinem GOttes-Blut gefaͤrbter
und fuͤr mich geſtorbener, nun aber ewig lebender
Koͤnig dazu ſagen und davon urtheilen? Laß dich
das Liebes-Flaͤmmlein des Heil. Geiſtes uͤber alle
erſchaffene Dinge in die erhabene Ewigkeit hinauf
fuͤhren, blindlings und puͤnctlich auszurichten, was
dein ſuͤſſer Chriſtus von dir haben will, trotz allem
Gepolder deiner boͤſen Natur, der Welt und des
Teuffels. Dencke, es ſeye noch um ein kleines zu
thun, ſo empfaheſt du das Urtheil, und habeſt kei-
ne ſo guͤldene Gelegenheit mehr, den alten Men-
ſchen, Chriſto zu Ehren, abzuſchlachten. Wann
dir aber ſeine Worte zur Zeit des Streits ohne ei-
nige Krafft zu ſeyn duͤncken, und dir vorkommen,
als ob ſie nichts zu bedeuten haͤtten; ſo laſſe dichs
nicht befremden, dann es gehet nicht anderſt, wann
die Suͤnde ſtuͤrmet. Oder wollteſt du dich unter
die Suͤnde beugen, die Krafft des Heils fahren laſ-
ſen, und das Wort des Lebens wegwerffen, wann

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[342/0360] Cap. 6. Die ſechſte Quelle ſiehe zu/ daß du ein ſchoͤnes Spruͤchlein im Hertzen faſſeſt, z. E. Wann er dich mit ehrſuͤchtigen Gedancken plaget; ſo halt ihm vor: Chriſtus ſpricht: Lernet von mir, dann ich bin ſanfftmuͤthig, und von Hertzen demuͤthig. Wann dir, liebes Kind, JEſus lieber iſt, als die Welt, und du recht das Heimweh nach dem ewi- gen Vaterland haſt, ſo offt du von JEſu und dei- nem Vater hoͤreſt; ſo werden dann ſeine Worte bey dir mehr, als Himmel und Erden gelten, und es wird bey dir nicht mehr heiſſen: Was werden die Leute dazu ſagen? Sondern, was wird mein JEſus, mein mit ſeinem GOttes-Blut gefaͤrbter und fuͤr mich geſtorbener, nun aber ewig lebender Koͤnig dazu ſagen und davon urtheilen? Laß dich das Liebes-Flaͤmmlein des Heil. Geiſtes uͤber alle erſchaffene Dinge in die erhabene Ewigkeit hinauf fuͤhren, blindlings und puͤnctlich auszurichten, was dein ſuͤſſer Chriſtus von dir haben will, trotz allem Gepolder deiner boͤſen Natur, der Welt und des Teuffels. Dencke, es ſeye noch um ein kleines zu thun, ſo empfaheſt du das Urtheil, und habeſt kei- ne ſo guͤldene Gelegenheit mehr, den alten Men- ſchen, Chriſto zu Ehren, abzuſchlachten. Wann dir aber ſeine Worte zur Zeit des Streits ohne ei- nige Krafft zu ſeyn duͤncken, und dir vorkommen, als ob ſie nichts zu bedeuten haͤtten; ſo laſſe dichs nicht befremden, dann es gehet nicht anderſt, wann die Suͤnde ſtuͤrmet. Oder wollteſt du dich unter die Suͤnde beugen, die Krafft des Heils fahren laſ- ſen, und das Wort des Lebens wegwerffen, wann es

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/360>, abgerufen am 17.07.2024.