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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

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Cap. 3. Die dritte Quelle
ein Schloß, einen Lust-Hof, einen Weingarten,
und hochgrüne Wiese, auch anmuthige Fisch-
Teiche haben: Vor jeden Verlust und Scha-
den, oder Abgang an Ehren, Reichthum, Gunst
und Freundschafft sollst du die liebreichste Gesell-
schafft und geneigteste Aufwart aller Fürsten, Gra-
fen, Printzen und Princeßinnen des gantzen groß-
mächtigen Reichs geniessen, Kisten voll Gold und
Silber, Schachteln voll Perlen und Demanten
kriegen. Würdest du nicht, wann ihr wieder mit
einander zur Stadt hinaus gienget und allein bey-
sammen wäret, zu dem gütigsten Herrn lächelnde
sagen: Allerdurchleuchtigster Printz! Jch kenne
Dero Treue und weiß, wem ich mich vertrauet
habe: Sie werden alles genau einregistriret ha-
ben. Wie hertzlich frohe bin ich dann, daß ich
kein Haar mehr auf meinem Haupt, kein Stück
mehr gantze Haut auf meinem Rücken, und keinen
Heller mehr in meinem Beutel habe, da alles in
der Nachfolge, mein werthester Printz, verbrau-
chet worden; dann nun wird Versprechen Schuld
machen: Wann ich aber auch für alles zusammen
nichts bekäme, so bin ich zum Voraus überschweng-
lich bezahlet mit der Gnade, so sie mir angethan, daß sie
mich zu Dero Reise-Gefährten angenommen, da ich in
solcher Seegen-reichen Gesellschafft in einem Tag, ja
offt in einer einigen Minut mehr Gutes genossen,
als alle Könige dieser Welt nicht zu zahlen vermöch-
ten. Jch sehe in dem allem nichts anders, als daß
Ew. Majestät eine sonderliche Hertzens-Freude
hat, einen Anlaß ergreiffen zu können, da sie aus
Dero unausforschlichem Reichthum elende Leute,

deren

Cap. 3. Die dritte Quelle
ein Schloß, einen Luſt-Hof, einen Weingarten,
und hochgruͤne Wieſe, auch anmuthige Fiſch-
Teiche haben: Vor jeden Verluſt und Scha-
den, oder Abgang an Ehren, Reichthum, Gunſt
und Freundſchafft ſollſt du die liebreichſte Geſell-
ſchafft und geneigteſte Aufwart aller Fuͤrſten, Gra-
fen, Printzen und Princeßinnen des gantzen groß-
maͤchtigen Reichs genieſſen, Kiſten voll Gold und
Silber, Schachteln voll Perlen und Demanten
kriegen. Wuͤrdeſt du nicht, wann ihr wieder mit
einander zur Stadt hinaus gienget und allein bey-
ſammen waͤret, zu dem guͤtigſten Herrn laͤchelnde
ſagen: Allerdurchleuchtigſter Printz! Jch kenne
Dero Treue und weiß, wem ich mich vertrauet
habe: Sie werden alles genau einregiſtriret ha-
ben. Wie hertzlich frohe bin ich dann, daß ich
kein Haar mehr auf meinem Haupt, kein Stuͤck
mehr gantze Haut auf meinem Ruͤcken, und keinen
Heller mehr in meinem Beutel habe, da alles in
der Nachfolge, mein wertheſter Printz, verbrau-
chet worden; dann nun wird Verſprechen Schuld
machen: Wann ich aber auch fuͤr alles zuſammen
nichts bekaͤme, ſo bin ich zum Voraus uͤberſchweng-
lich bezahlet mit der Gnade, ſo ſie mir angethan, daß ſie
mich zu Dero Reiſe-Gefaͤhrten angenommen, da ich in
ſolcher Seegen-reichen Geſellſchafft in einem Tag, ja
offt in einer einigen Minut mehr Gutes genoſſen,
als alle Koͤnige dieſer Welt nicht zu zahlen vermoͤch-
ten. Jch ſehe in dem allem nichts anders, als daß
Ew. Majeſtaͤt eine ſonderliche Hertzens-Freude
hat, einen Anlaß ergreiffen zu koͤnnen, da ſie aus
Dero unausforſchlichem Reichthum elende Leute,

deren
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[256/0274] Cap. 3. Die dritte Quelle ein Schloß, einen Luſt-Hof, einen Weingarten, und hochgruͤne Wieſe, auch anmuthige Fiſch- Teiche haben: Vor jeden Verluſt und Scha- den, oder Abgang an Ehren, Reichthum, Gunſt und Freundſchafft ſollſt du die liebreichſte Geſell- ſchafft und geneigteſte Aufwart aller Fuͤrſten, Gra- fen, Printzen und Princeßinnen des gantzen groß- maͤchtigen Reichs genieſſen, Kiſten voll Gold und Silber, Schachteln voll Perlen und Demanten kriegen. Wuͤrdeſt du nicht, wann ihr wieder mit einander zur Stadt hinaus gienget und allein bey- ſammen waͤret, zu dem guͤtigſten Herrn laͤchelnde ſagen: Allerdurchleuchtigſter Printz! Jch kenne Dero Treue und weiß, wem ich mich vertrauet habe: Sie werden alles genau einregiſtriret ha- ben. Wie hertzlich frohe bin ich dann, daß ich kein Haar mehr auf meinem Haupt, kein Stuͤck mehr gantze Haut auf meinem Ruͤcken, und keinen Heller mehr in meinem Beutel habe, da alles in der Nachfolge, mein wertheſter Printz, verbrau- chet worden; dann nun wird Verſprechen Schuld machen: Wann ich aber auch fuͤr alles zuſammen nichts bekaͤme, ſo bin ich zum Voraus uͤberſchweng- lich bezahlet mit der Gnade, ſo ſie mir angethan, daß ſie mich zu Dero Reiſe-Gefaͤhrten angenommen, da ich in ſolcher Seegen-reichen Geſellſchafft in einem Tag, ja offt in einer einigen Minut mehr Gutes genoſſen, als alle Koͤnige dieſer Welt nicht zu zahlen vermoͤch- ten. Jch ſehe in dem allem nichts anders, als daß Ew. Majeſtaͤt eine ſonderliche Hertzens-Freude hat, einen Anlaß ergreiffen zu koͤnnen, da ſie aus Dero unausforſchlichem Reichthum elende Leute, deren

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/274>, abgerufen am 18.07.2024.