4) Ein kleines Mägdlein, wann es aus der Schule nach Hause kam, pflegte mit Bekümmer- niß zu erzehlen, wie andere Kinder durch böse Wor- te sich an GOtt versündiget, die so böse wären, daß es solche nicht wiederholen möchte. (*)
§. 56.
Reitzen dich eitel-gesinnte Kinder, oder auch grosse Leute zu unnützen Zeitverderb, so lasse sie die- sen Bescheid in ernsthaffter Freundlichkeit von dir hören: "Jhr möget solche Dinge wohl thun, weil "ihr nicht so grosse Gunst von JESU genossen, "wie ich: Der König des Himmels hat sich all- "zuweit mit mir eingelassen, und sich endlich ver- "bunden, mein Bruder, ja mein Bräutigam zu "seyn, und ich solle seyn seine Braut; mithin ist "mir nicht mehr so viel als andern erlaubt. Mein "JEsus will gantz mein seyn, und also ist es vor "allen ehrlichen Leuten die billigste Sache, daß "ich hinwiederum gantz sein seye. Jch thue es "aber sehr gern, dann der majestätische, weise, rei- "che König hat mein Hertz mit den Flammen sei- "nes Hertzens angezündet, und ich wäre der un- "danckbarste ja der unsinnigste Mensch, wann ich "zuerst diesen vortheilhafftesten Bund und kurtz- "weiligste Freundschafft brechen wollte, der "Schlange und ihrem Reich zu Gefallen." Oder machs nur kurtz und sprich mit derben Worten: Es seye dir heut was nothwendigers vorgefallen, welches sich nicht auf den morgenden Tag verschie-
ben
(*) Rambachs l. c.
Cap. 2. Von Begehungs-Sunden
4) Ein kleines Maͤgdlein, wann es aus der Schule nach Hauſe kam, pflegte mit Bekuͤmmer- niß zu erzehlen, wie andere Kinder durch boͤſe Wor- te ſich an GOtt verſuͤndiget, die ſo boͤſe waͤren, daß es ſolche nicht wiederholen moͤchte. (*)
§. 56.
Reitzen dich eitel-geſinnte Kinder, oder auch groſſe Leute zu unnuͤtzen Zeitverderb, ſo laſſe ſie die- ſen Beſcheid in ernſthaffter Freundlichkeit von dir hoͤren: „Jhr moͤget ſolche Dinge wohl thun, weil “ihr nicht ſo groſſe Gunſt von JESU genoſſen, “wie ich: Der Koͤnig des Himmels hat ſich all- “zuweit mit mir eingelaſſen, und ſich endlich ver- “bunden, mein Bruder, ja mein Braͤutigam zu “ſeyn, und ich ſolle ſeyn ſeine Braut; mithin iſt “mir nicht mehr ſo viel als andern erlaubt. Mein “JEſus will gantz mein ſeyn, und alſo iſt es vor “allen ehrlichen Leuten die billigſte Sache, daß “ich hinwiederum gantz ſein ſeye. Jch thue es “aber ſehr gern, dann der majeſtaͤtiſche, weiſe, rei- “che Koͤnig hat mein Hertz mit den Flammen ſei- “nes Hertzens angezuͤndet, und ich waͤre der un- “danckbarſte ja der unſinnigſte Menſch, wann ich “zuerſt dieſen vortheilhaffteſten Bund und kurtz- “weiligſte Freundſchafft brechen wollte, der “Schlange und ihrem Reich zu Gefallen.‟ Oder machs nur kurtz und ſprich mit derben Worten: Es ſeye dir heut was nothwendigers vorgefallen, welches ſich nicht auf den morgenden Tag verſchie-
ben
(*) Rambachs l. c.
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Cap. 2. Von Begehungs-Sunden
4) Ein kleines Maͤgdlein, wann es aus der
Schule nach Hauſe kam, pflegte mit Bekuͤmmer-
niß zu erzehlen, wie andere Kinder durch boͤſe Wor-
te ſich an GOtt verſuͤndiget, die ſo boͤſe waͤren, daß
es ſolche nicht wiederholen moͤchte. (*)
§. 56.
Reitzen dich eitel-geſinnte Kinder, oder auch
groſſe Leute zu unnuͤtzen Zeitverderb, ſo laſſe ſie die-
ſen Beſcheid in ernſthaffter Freundlichkeit von dir
hoͤren: „Jhr moͤget ſolche Dinge wohl thun, weil
“ihr nicht ſo groſſe Gunſt von JESU genoſſen,
“wie ich: Der Koͤnig des Himmels hat ſich all-
“zuweit mit mir eingelaſſen, und ſich endlich ver-
“bunden, mein Bruder, ja mein Braͤutigam zu
“ſeyn, und ich ſolle ſeyn ſeine Braut; mithin iſt
“mir nicht mehr ſo viel als andern erlaubt. Mein
“JEſus will gantz mein ſeyn, und alſo iſt es vor
“allen ehrlichen Leuten die billigſte Sache, daß
“ich hinwiederum gantz ſein ſeye. Jch thue es
“aber ſehr gern, dann der majeſtaͤtiſche, weiſe, rei-
“che Koͤnig hat mein Hertz mit den Flammen ſei-
“nes Hertzens angezuͤndet, und ich waͤre der un-
“danckbarſte ja der unſinnigſte Menſch, wann ich
“zuerſt dieſen vortheilhaffteſten Bund und kurtz-
“weiligſte Freundſchafft brechen wollte, der
“Schlange und ihrem Reich zu Gefallen.‟ Oder
machs nur kurtz und ſprich mit derben Worten:
Es ſeye dir heut was nothwendigers vorgefallen,
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ben
(*) Rambachs l. c.
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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/246>, abgerufen am 21.11.2024.
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