hafft werden zu können, so sparet er weder Fleiß noch Mühe. Jm geistlichen aber scheuet man sich in die Sachen selbst hinein zu dringen, und läßt es gerne beym leeren Wissen bewenden. So tra- bet dann der Sohn dem Vater und die Tochter der Mutter nach, mit todten ja tödtenden Buchsta- ben, Wörter-Hülsen und Krafft-losen Bildern von Christo, seinen Ständen und Geheimnissen, ins Höllen-Reich, und siehet das Licht nimmer- merr: 1 Joh. 2, 11. Matth. 15, 14. Jes. 59, 10. Joh. 12, 35.
§. 8.
Uber der Historien Josephs und Davids wässert etwa denen Eltern das Maul, so, daß sie wünschen, daß es ihrem Sohn auch so glück- lich ergehen möchte. Oder wann eine Zeitung kä- me, daß ein Jüngling aus der Verwandt- und Bekanntschafft von einem mächtigen Monarchen in Europa ungemein begünstiget und mit der höch- sten Ehren-Stelle, wie vormals Daniel und Mardachai/ bekleidet, oder mit dem vornehm- sten Ritter-Orden vom Monarchen eigenhändig beschencket, auch vor denen Augen des gantzen Kö- niglichen Hofs umarmet und geküsset worden; so würde uns dieses, als etwas herrlich-in die Augen leuchtendes, ausnehmend-grosses und glückseliges vorkommen, und würde da nicht nur jedermann in der Nähe und in der Ferne dem Vater gratu- liren; sondern auch der Vater alles gerne hören und mit innigstem Vergnügen daran gedencken,
wie
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der Verfuͤhrung der Jugend.
hafft werden zu koͤnnen, ſo ſparet er weder Fleiß noch Muͤhe. Jm geiſtlichen aber ſcheuet man ſich in die Sachen ſelbſt hinein zu dringen, und laͤßt es gerne beym leeren Wiſſen bewenden. So tra- bet dann der Sohn dem Vater und die Tochter der Mutter nach, mit todten ja toͤdtenden Buchſta- ben, Woͤrter-Huͤlſen und Krafft-loſen Bildern von Chriſto, ſeinen Staͤnden und Geheimniſſen, ins Hoͤllen-Reich, und ſiehet das Licht nimmer- merr: 1 Joh. 2, 11. Matth. 15, 14. Jeſ. 59, 10. Joh. 12, 35.
§. 8.
Uber der Hiſtorien Joſephs und Davids waͤſſert etwa denen Eltern das Maul, ſo, daß ſie wuͤnſchen, daß es ihrem Sohn auch ſo gluͤck- lich ergehen moͤchte. Oder wann eine Zeitung kaͤ- me, daß ein Juͤngling aus der Verwandt- und Bekanntſchafft von einem maͤchtigen Monarchen in Europa ungemein beguͤnſtiget und mit der hoͤch- ſten Ehren-Stelle, wie vormals Daniel und Mardachai/ bekleidet, oder mit dem vornehm- ſten Ritter-Orden vom Monarchen eigenhaͤndig beſchencket, auch vor denen Augen des gantzen Koͤ- niglichen Hofs umarmet und gekuͤſſet worden; ſo wuͤrde uns dieſes, als etwas herrlich-in die Augen leuchtendes, ausnehmend-groſſes und gluͤckſeliges vorkommen, und wuͤrde da nicht nur jedermann in der Naͤhe und in der Ferne dem Vater gratu- liren; ſondern auch der Vater alles gerne hoͤren und mit innigſtem Vergnuͤgen daran gedencken,
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der Verfuͤhrung der Jugend.
hafft werden zu koͤnnen, ſo ſparet er weder Fleiß
noch Muͤhe. Jm geiſtlichen aber ſcheuet man ſich
in die Sachen ſelbſt hinein zu dringen, und laͤßt
es gerne beym leeren Wiſſen bewenden. So tra-
bet dann der Sohn dem Vater und die Tochter
der Mutter nach, mit todten ja toͤdtenden Buchſta-
ben, Woͤrter-Huͤlſen und Krafft-loſen Bildern
von Chriſto, ſeinen Staͤnden und Geheimniſſen,
ins Hoͤllen-Reich, und ſiehet das Licht nimmer-
merr: 1 Joh. 2, 11. Matth. 15, 14. Jeſ. 59,
10. Joh. 12, 35.
§. 8.
Uber der Hiſtorien Joſephs und Davids
waͤſſert etwa denen Eltern das Maul, ſo, daß
ſie wuͤnſchen, daß es ihrem Sohn auch ſo gluͤck-
lich ergehen moͤchte. Oder wann eine Zeitung kaͤ-
me, daß ein Juͤngling aus der Verwandt- und
Bekanntſchafft von einem maͤchtigen Monarchen
in Europa ungemein beguͤnſtiget und mit der hoͤch-
ſten Ehren-Stelle, wie vormals Daniel und
Mardachai/ bekleidet, oder mit dem vornehm-
ſten Ritter-Orden vom Monarchen eigenhaͤndig
beſchencket, auch vor denen Augen des gantzen Koͤ-
niglichen Hofs umarmet und gekuͤſſet worden; ſo
wuͤrde uns dieſes, als etwas herrlich-in die Augen
leuchtendes, ausnehmend-groſſes und gluͤckſeliges
vorkommen, und wuͤrde da nicht nur jedermann
in der Naͤhe und in der Ferne dem Vater gratu-
liren; ſondern auch der Vater alles gerne hoͤren
und mit innigſtem Vergnuͤgen daran gedencken,
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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/107>, abgerufen am 16.02.2025.
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