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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Betrachtungen
TES; O wie frolocket JESUS, Menschen zu haben, in
welchen Er den Vatter liebe, daß wo jemanden JESU sein
Hertz ergiebet, diese Liebes-Wunder darinn zu würcken, Er er-
sten Anblicks unbegreiffliche Wort gebraucht, sein Vergnügen aus-
zudrucken; So sehr lieb ist ihm GOTT und seine Herrlichkeit,
so theuer und köstlich sind unsere Seelen in seinen Augen a, so
sehnlich und begierig greifft Er darnach beym ersten aufrichtigen
Anbieten: O JESU! JESU! Wie hast du doch uns Men-
schen so lieb! Aus diesem sehen wir, wie dieses ein guter Schlüs-
sel sey, in der Glaubens-Hand, die heilige Schrifft zu verstehen,
und widerwärtig scheinende Sprüche zu vereinbahren, wann man
nemlich JESU und des Menschen Hertz ein wenig kennt.

Erläute-
rung
durch eine
Gleich-
nuß.

§. 4. Es gehet in diesem Geschäfft eben zu, wie wann ein König
jedem seinem Unterthanen ein Pfund Bley gebe, hernach durch
seine Herolden im gantzen Reich ausruffen liesse: Wer ihm sein
Pfund bringen und anvertrauen woll, dem wolle ers in pur Gold
verwandlen, und wer ihm also die Freud gönne, daß er seine
hohe Kunst und Weißheit an seinem Bley erzeigen könne, der sol-
le sein Freund seyn, und er wolle ihn zum grossen Herren machen,
welcher hingegen nicht so viel Liebe und Vertrauen zu ihm habe,
dem solle nicht nur sein Bley, Bley bleiben, sondern er werde als
ein ungehorsamer Verächter der Königlichen Gnad, und als ein
unglaubiger Schmäher seiner Majestät, den Peinigern übergeben
werden. Kurtz wer GOTT trauet, sich, sein Hertz und al-
le seine Sachen Jhm übergiebet, bekommt nicht nur ein Geistli-
che, Englische, Himmlische, Göttliche Art und Natur an sich,
sondern wird CHRJSTJ Freund und Mit-Regierer darzu,
wer aber nicht erfahren will, was JESUS könne, der bleibt
nicht nur ein irrdischer, fleischlicher Mensch, sondern fallt als ein
solcher den Teuflen anheim.

§. 5.
a Hohel. IV. 1-17.

Betrachtungen
TES; O wie frolocket JESUS, Menſchen zu haben, in
welchen Er den Vatter liebe, daß wo jemanden JESU ſein
Hertz ergiebet, dieſe Liebes-Wunder darinn zu wuͤrcken, Er er-
ſten Anblicks unbegreiffliche Wort gebraucht, ſein Vergnuͤgen aus-
zudrucken; So ſehr lieb iſt ihm GOTT und ſeine Herrlichkeit,
ſo theuer und koͤſtlich ſind unſere Seelen in ſeinen Augen a, ſo
ſehnlich und begierig greifft Er darnach beym erſten aufrichtigen
Anbieten: O JESU! JESU! Wie haſt du doch uns Men-
ſchen ſo lieb! Aus dieſem ſehen wir, wie dieſes ein guter Schluͤſ-
ſel ſey, in der Glaubens-Hand, die heilige Schrifft zu verſtehen,
und widerwaͤrtig ſcheinende Spruͤche zu vereinbahren, wann man
nemlich JESU und des Menſchen Hertz ein wenig kennt.

Erlaͤute-
rung
durch eine
Gleich-
nuß.

§. 4. Es gehet in dieſem Geſchaͤfft eben zu, wie wann ein Koͤnig
jedem ſeinem Unterthanen ein Pfund Bley gebe, hernach durch
ſeine Herolden im gantzen Reich ausruffen lieſſe: Wer ihm ſein
Pfund bringen und anvertrauen woll, dem wolle ers in pur Gold
verwandlen, und wer ihm alſo die Freud goͤnne, daß er ſeine
hohe Kunſt und Weißheit an ſeinem Bley erzeigen koͤnne, der ſol-
le ſein Freund ſeyn, und er wolle ihn zum groſſen Herren machen,
welcher hingegen nicht ſo viel Liebe und Vertrauen zu ihm habe,
dem ſolle nicht nur ſein Bley, Bley bleiben, ſondern er werde als
ein ungehorſamer Veraͤchter der Koͤniglichen Gnad, und als ein
unglaubiger Schmaͤher ſeiner Majeſtaͤt, den Peinigern uͤbergeben
werden. Kurtz wer GOTT trauet, ſich, ſein Hertz und al-
le ſeine Sachen Jhm uͤbergiebet, bekommt nicht nur ein Geiſtli-
che, Engliſche, Himmliſche, Goͤttliche Art und Natur an ſich,
ſondern wird CHRJSTJ Freund und Mit-Regierer darzu,
wer aber nicht erfahren will, was JESUS koͤnne, der bleibt
nicht nur ein irrdiſcher, fleiſchlicher Menſch, ſondern fallt als ein
ſolcher den Teuflen anheim.

§. 5.
a Hohel. IV. 1-17.
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[896/0992] Betrachtungen TES; O wie frolocket JESUS, Menſchen zu haben, in welchen Er den Vatter liebe, daß wo jemanden JESU ſein Hertz ergiebet, dieſe Liebes-Wunder darinn zu wuͤrcken, Er er- ſten Anblicks unbegreiffliche Wort gebraucht, ſein Vergnuͤgen aus- zudrucken; So ſehr lieb iſt ihm GOTT und ſeine Herrlichkeit, ſo theuer und koͤſtlich ſind unſere Seelen in ſeinen Augen a, ſo ſehnlich und begierig greifft Er darnach beym erſten aufrichtigen Anbieten: O JESU! JESU! Wie haſt du doch uns Men- ſchen ſo lieb! Aus dieſem ſehen wir, wie dieſes ein guter Schluͤſ- ſel ſey, in der Glaubens-Hand, die heilige Schrifft zu verſtehen, und widerwaͤrtig ſcheinende Spruͤche zu vereinbahren, wann man nemlich JESU und des Menſchen Hertz ein wenig kennt. §. 4. Es gehet in dieſem Geſchaͤfft eben zu, wie wann ein Koͤnig jedem ſeinem Unterthanen ein Pfund Bley gebe, hernach durch ſeine Herolden im gantzen Reich ausruffen lieſſe: Wer ihm ſein Pfund bringen und anvertrauen woll, dem wolle ers in pur Gold verwandlen, und wer ihm alſo die Freud goͤnne, daß er ſeine hohe Kunſt und Weißheit an ſeinem Bley erzeigen koͤnne, der ſol- le ſein Freund ſeyn, und er wolle ihn zum groſſen Herren machen, welcher hingegen nicht ſo viel Liebe und Vertrauen zu ihm habe, dem ſolle nicht nur ſein Bley, Bley bleiben, ſondern er werde als ein ungehorſamer Veraͤchter der Koͤniglichen Gnad, und als ein unglaubiger Schmaͤher ſeiner Majeſtaͤt, den Peinigern uͤbergeben werden. Kurtz wer GOTT trauet, ſich, ſein Hertz und al- le ſeine Sachen Jhm uͤbergiebet, bekommt nicht nur ein Geiſtli- che, Engliſche, Himmliſche, Goͤttliche Art und Natur an ſich, ſondern wird CHRJSTJ Freund und Mit-Regierer darzu, wer aber nicht erfahren will, was JESUS koͤnne, der bleibt nicht nur ein irrdiſcher, fleiſchlicher Menſch, ſondern fallt als ein ſolcher den Teuflen anheim. §. 5. a Hohel. IV. 1-17.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 896. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/992>, abgerufen am 23.11.2024.